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Arten von Vorhersagen der Zukunft zu befassen hatten, mit der Be schau der Eingeweide der Opfertiere, um hieraus die Zukunft zu prophezeien, mit Traumdeutung, Vogelschau, vor allem auch mit Astrologie, Beobachtung von Vorgängen am Himmel, von jeweiligen Konstellationen der Gestirne, um daraus die Zukunft herauszulesen. Genau so gilt aber auch Henoch, wie wir sahen, in der späteren jüdischen Anschauung als der Begründer und Stammvater der Astrologie, wie überhaupt alles Wissens im Himmel und aus Erden. Auch die 365 Lebensjahre Henochs erklären sich jetzt sehr einfach. Wie Enmeduranki im Dienste des Sonnengottes steht, so erhält auch Henoch die Zahl der Tage des Sonnenjahres, 365, als Zahl seiner Lebensjahre. Endlich besteht noch in einein Punkte eine wichtige Überein stimmung zwischen den zehn babylonischen Urkönigen und den zehn biblischen Urvätern. Beiden werden unnatürlich lange Lebensdauern zugeschrieben, im Babylonischen noch in viel höherem Maße, wie in der Bibel. Dort beträgt die gesamte Regierungszeit dieser zehn Könige von der Schöpfung bis zur Sintflut nach Berosus sogar 432 000 Jahre, so daß auf jeden der zehn Könige im Durchschnitt 43 200 Regierungsjahre entfallen. Im Hinblick auf diese vielen Übereinstimmungspunkte müssen ivir wiederum sagen, daß jedenfalls ein inniger Zusammenhang zwischen den biblischen zehn Urvätern und den zehn Nrkönigen der Babylonier besteht. Und auch hier kann es keinen Augenblick zweifelhaft sein, auf welcher Seite die Priorität zu suchen ist, nämlich auf Seiten der Babylonier. Das lehrt schon eine Gestalt wie die des Enmeduranki-Henoch, die in der Bibel recht fremdartig dasteht, im Babylonischen ganz einheimisch ist. Anderseits muß diese Tra dition auch schon wieder lange im israelitischen Volke gelebt haben, da sie hier sogar in zwei verschiedenen, stark von einander abweichenden Varianten, der von den zehn und der von den sieben Urvätern, ihre Ausprägung erhalten hat. Es bleibt noch eine wichtige Frage im Anschluß an die Ur väter zu erörtern. Woher die langen Lebensdauern?! Auch hier hat man ja früher aus apologetischen Motiven gar viel heißes Be mühen aufgewendet, um den Nachweis zu führen, daß für diese frühen Zeiten, in denen die Menschen unter noch viel einfacheren Lebensbedingungen gelebt hätten, so hohe Lebensalter, wie sie die Bibel angibt, recht wohl denkbar wären. Davon kann aber natürlich im Ernste nicht die Rede sein; und wir brauchen uns gar