Ezechiel 47 lesen wir von der Quelle, die vom Tempel in Jerusalem ausgeht und zuin großen Strome wird, der nach dem toten Meere zu abfließt. Von diesem Strome heißt es: „Alles, zu dem der Fluß kommt, wird leben". Zu beiden Seiten dieses Stromes stehen allerlei Bäume mit eßbaren Früchten. „Deren Laub soll nicht welken und deren Früchte sollen kein Ende nehmen. Alle Monate sollen sie frische Früchte tragen. Und ihre Früchte werden als Speise dienen und ihr Laub als Heilmittel." Schon aus dem ganzen Zusammenhang, in dem diese merkwürdige Schilderung bei Ezechiel auftritt, läßt sich verinuten, daß hier nicht von einem wirklichen Fluße die Rede ist, der vom irdischen Jerusalem ausgeht, vielmehr von einem himmlischen Strom von Lebenswasser, der vom himm lischen Jerusalein seinen Ausgang nimmt. — Was hier bei Ezechiel vielleicht noch zweifelhaft fein könnte, das lesen wir Apok. Joh. 22 mit klaren Worten: ——. Und er zeigte mir einen Strom von Lebenswasser, glänzend wie Krhshrll, hervorkommend aus dem Throne Gottes und des Lammes mitten in seiner snämlich des vorher genannten himnhischen Jerusalems) Gasse; hüben und drüben am Strom den Baum des Lebens, zwölfmal Frucht bringend, jeden Monat seine Frucht gebend; und die Blätter des Baumes sind zur Heilung der Nationen. Wir haben hier Schilderungen des Paradieses vor uns, ganz entsprechend der sonstigen Anschauung im späteren Judentum und darnach auch im Neuen Testamente, wonach das Paradies sich im Himmel befindet. In diesem himmlischen Paradiese steht der Lebens baum und fließt das Lebenswasser. — Namentlich die eine Tatsache ist hierbei noch besonders beachtenswert, daß diese späteren Vor stellungen vom Paradiese außer dem Bauin des Lebens auch noch ausdrücklich von einem Strom mit Lebenswasser wissen. Hier hat die spätere Anschauung gewiß das Ursprünglichere. Denn in der Paradiesesschilderung Gen. 2 ist nur im allgemeinen von einem Strom die Rede, der dazu dient, den Garten zu bewässern. Das ist aber, wie wir schon aus dem Zusammenhänge an und sür sich schließen können, sicher ursprünglich der Strom mit Lebenswasser, der zu dem Lebensbaum als notwendiges Parallelglied gehört. Und auch in dem Punkte wird der späteren Vorstellung die größere Ursprünglichkeit zugeschrieben werden müssen, daß der eigentliche Ort des Paradieses, die Wohnung der Gottheit mit der Lebensspeise und dem Lebenswasser in ihrem Bereiche, im Himmel zu suchen ist. Aus dem Babylonischen ist uns nun im Laufe der letzten Jahre ein interessanter, auch schon in Heft 3 des ersten Jahrgangs dieser