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halt nach nicht ursprünglich israelitisch, sondern babylonischer Her kunft ist. Eine weitere starke Stütze erhält dieser Nachweis dadurch, daß Gen. 1 in diesem Falle nicht etwa als einzige Entlehnung aus Babylonien vereinzelt dastände, was ja zwar möglich, aber immerhin etwas merkwürdig wäre. Vielmehr haben wir innerhalb der söge nannten biblischen Urgeschichte noch andere Stücke, deren Stosse ebenfalls durch Entlehnung aus Babylonien zu den Israeliten gekommen sein müssen. Dahin gehört vor allem der Sintflutbericht, desfen Herkunft aus Babylonien noch viel offener zu Tage liegt, als diejenige von Gen. 1. Aber auch in dem, was wir über das Paradies, über die Urväter hören, liegen, wie wir im einzelnen noch genauer sehen werden, mehrfach Entlehnungen aus der babylonischen Mythologie vor. So haben wir also in Gen. 1 nur ein Glied einer größeren Reihe von übernommenen Stoffen, und es erhebt sich nun noch die Frage, wann eine solche Entlehnung Wohl stattgesunden hat, wie wir uns überhaupt den Vorgang einer derartigen Mythenübertragung von den Babyloniern zu den Israeliten historisch vorzustellen haben. Diese Frage läßt sich, wie nach dem Gesagten leicht begreiflich ist, kaum einseitig für ein Stück wie Gen. 1 allein entscheiden, es muß dies vielmehr im Zusammenhang mit den übrigen urgeschichtlichen Stoffen, wie vor allem der Sintflut, geschehen. Nur soviel sei schon hier speziell im Hinblick auf Gen. 1 ausgesprochen, daß es ganz unmöglich ist, anzunehmen, die Israeliten hätten etwa erst in der Zeit des babylonischen Exils diesen Chaos- und Schöpfungs mythus von den Babyloniern ausgenommen. Ausschließlich vom literargeschichtlichen Gesichtspunkt aus betrachtet wäre dies ja inso- sern möglich, als sowohl Gen. l, als auch die Stellen des Alten Testaments, an denen vom Jahve-Tehom-Mythus die Rede ist, alle erst aus dieser späten Zeit des Exils stammen. Dagegen ist es von religionsgeschichtlichen Erwägungen aus ganz undenkbar, daß die Juden des Exils mit ihrer stark ausgeprägten Jahve-Religion von ihren heidnischen Unterdrückern einen derartigen Mythus über die Weltfchöpfung frischweg übernommen und an den Anfang ihrer heiligen Schriften gestellt haben sollten. Aber auch selbst die spätere Königszeit, wie etwa die Zeit des assyrersreundlichen und mit aus- lcj.ndischem Wesen liebäugelnden Königs Aha«, ist bereits viel zu spät, um annehmen zu Tonnen, daß damals die Israeliten einen Stofs, wie den babylonischen Schöpfungsbericht,"sich angeeignet hätten. Dazu ist eben doch Gen. 1, wie der Jahve-Tehom-Mythus,