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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumeration-. Prci« 22j Sgr. (j Thtr.t vierteljährlich, 3 Thaler für da- ganze Jahr, ohne Er, Höhung, in allen Theile» der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man »rinumerirt auf diese» Beiblatt der Allg.Pr. Staat«. Zeitung in Berlin in der Expedition (Mohren-Ctrake Nr. AI); in der Provinz so wie in; Auslande bei den Wobllöbl. Post - Anntern Literatur des Auslandes. »HF' 21. Berlin, Montag den 18. Februar 1833. Deutsche Literatur im Auslände. Sir John Sinclair und sein Deutscher Kritiker. — Briefe eines Lebenden. — Ritter s Erdkunde in Französischer Bearbeitung. Die Lescr der 'Preußischen Staats-Zeitung werden sich noch einer vor etwa anderthalb Jahren darin ausführlich erwähnten, in den „Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik" enthaltenen, eben s» pikanten als zur Lesung des Werles selbst anlockenden Bcurthrilung der damals unlängst cischiencncn reichhaltigen Korrespondenz des bc- r,ühmtcn Schottischen Agronomen Sir John Sinclair erinnern. Der Kritiker war Herr Larnhagen von Ense, der, selbst unser bester Biograph, auch der kompetenteste Beunheiicr der seit mehreren Jahren in Frankreich und England in der Form von Memoiren und Korrespondenzen erschienenen Lebensschildernngen ist. Seine Kritik Sinclair s Hal den alte» rüstigen nnd immer noch lhäligen Schollen als ein angenehmes Geschenk "aus Deutschland überrascht, und Nie mand wird es wohl Lem 80jährigen Issreisc als bloße Eitelkeit dealen wollen, daß er jenen sreundllchcn Deutschen Grnß sich in e Englische übersetzt, einen eben so freundlichen Gcgcngruß hinzngefiigt, und beides, jedoch nur als Manuskript für Freunde, hat abdruckcn lassen. Es kann dem Deutschen Leser nur Freude machen, wenn er den ehrwürdigen Allen, der bei seinen 80 Jahren doch noch zwei große Werke über drn Staatshaushalt und die Religion (die als Eomplc- mcnt zu seinen beiden berühmten Werken über de» Ackerbau nnd die Gesundheit dienen sollen) vollenden will,, mit solcher Liebe von un serem Goethe reden Hörl, mit dem er uichl hloß das Lebensalter, sondern auch die Berührung mit den edelsten Geistern unter den Zeitgenossen gemeinsam hatte. Es ist uns ein Abdruck jener von Six John Sinclair veranstal teten Urbersctzung der Varnhagcn'schen Km>k zugekommen, und wir glauben nichts Uninicrrffanles milzuiheilen, wenn wir ans den bci- gesügten Englischen Bemerkungen Einiges hier wiedergebcu. Zunächst sagt Sir John über die Veranlassung der Herausgabe seiner reich haltigen Korrespondenz: '„Lor einigen Jahren erhielt ich einen Bries von einem eifrigen Handschriften-Sammler, der mir den Wunsch zu erkennen gab, die jenigen Briefe oder Unterschriften meiner ausgezeichneten Freunde zu kaufen, von denen ich mich trennen wollte, indem er hinznsügle, daß er einen hübschen Preis bezahlen werde. Ich wurde dadurch veranlaßt — früher halte ich nie daran gedacht —f die große Samm lung von Briesen, welche ich angchäust hatte, genauer durchzuscben und dieselben rinigermaßcn zu ordnen. Das Resultat war, daß ich jenem Liebhaber ein Lerzeichniß von mehr als 000 Korrespondenten rinsandte, von denen ich Briese besaß; ich überzeugte mich aber bald, daß wir uns nicht über den Werth der Handschriften verständigen würden, nnd so gab ich den Gedanken an Berkaus bald aus. — Kurze Feit darauf kündigten die Herren Cotburn und Eomp. in Lon don die Herausgabe der Briese de« Präsidenten Jefferson an, und ich ward dadurch veranlaßt, ihnen ein sehr interessantes Schreiben anzubielcn, welches ich von jenem ausgezeichneten Staalsmanne cr- hallen hatte. Die Korrespondenz, welch« ich dadurch mit Herr» Colburn anknüpfte, brachte mich später auf den Gedanken, meine eigenen Briese dem Druck zu übergeben. Ich tbrilic dem berühmten Buchhändler meinen Pla» mit, cr nahm ihn sogleich an, über die Bedingungen wurden wir bald einig und der Druck begann. — Ich erwartete nicht, daß das Werk in srcmdcn Ländern Aufmerksamkeit erregen würde; um so angenehmer überraschte mich das nachfolgende Schreibe» eines Senators dcr Stadt Hamburg. Es machte mir große Freude, ans dem Schreibe» zu ersehen, daß nicht allein ein so ausgezeichneter Deutscher Schriftsteller, wie Barnhagen, seine Landsleute aus mein W-rk ausmcrksam machte, sondern daß auch der berühmte Goethe es mit seinem Beifall beehrt und sich sür den Erfolg desselben lebhaft inlcressirt halte." Hier folgt nun das Schreiben des Senators Lapxenberg in Hamburg an Sir John Sinclair, worin er ihm die Varnhageu'schc Beurtbeilung übcrschickt und der Theilnahme Goethes an dem Werke Erwäbmmg lhut, und die Lhuworl des Sir Joh», welche im Wesentlichen folgendermaßen lautet: „Es macht mir großes Vergnügen, daß das Werk, welches ich »or einigen Monaten hcransgrgebc» habe, in Deutschland so günstig ausgenommen worden ist, und besonders, daß der ehrwürdige Goczhe ein so lebhaftes Interesse an dem Erfolge deffclbeti genommen hat. Mit Schmerz habe ich drn Tod des ausgezeichneten Mannes ver nommen. Können Sie nur vielleicht irgend etwas mittheilen, was cr über mein Werk geschrieben oder gesagt hat. Lariihagcu von Ense ist hier zu Lande sehr wohl bekannt, und seine literarischen Ar beiten sind sehr geschätzt. Ich freue mich sehr, daß mcme Kor respondenz seine Aufmerksamkeit erregt Hal, und daß er sich bewogen fand, cmc» so günstigen Bericht über dieselbe zu erstatte». Ich habe mir vorgcuommcn, seine Kritik in s Engstche übersetzen und gedruckt bei meine» nahen Freunden j>rtulircn zn lassen, als Beweis Deulscher Gesinnung und Deutschen Talentes. — Der Ziistand unserer Literatur ist l» dcr letzten Zeit höchst bcHagenswcrth gewesen. Die öffentliche Aufmerksamkeit war ausschließlich der Re form-Bill zugewandt, nild es wurde an nichts als an Politik gedacht. Dcr Geld-Umlauf Hal sich bedeutend vermindert und die Vermögen den sind eher geneigt, ihr Geld zusammenzuhaltcn, als es auszugc- ben. Diejenige», deren Lebcnsunlrrhalt mehr von den überflüssigen Ausgabe» Anderer abhängt, wie Schriftsteller, Buchhändler, Ktinst- lcr n. s. w., fühle» deshalb sebr schmerzlich den Druck dcr Zeiten. — Sage» Sic mcincm Freunde Bogbt, daß ich jetzt beschäftigt bi», die fünfte Auslage meines Lehrbuches über den Ackerbau zu vervvllstän- dtgcn und »ut meinen schließlichen Verbesserungen zu versehen: diese Ausgabe wird durch meine in den letzten Jahrcn grsammelteii Er fahrungen vermehrt werden; ich wünschic wohl, daß sic unter scincn Auspizien in s Lentschc übcrsetzt nnd in Hamburg gcdrnckt würdc.— Obgleich ich mich dem achtzigsten Jahre meines Alters nähere, so habe ich doch noch andere große literarische Unicrnrbmungcn vor. Mein nächstes Werr wird eine neue Ausgabe meines Lehrbuches über die .Gesundheit (Goch c>s U<-Mi) sevu, welche mit wichtigen Vermehrungen und Verbesserungen versehen werden soll. Ihr be rühmter Dcuischer Arzt, l^c. Sprengel, har den einleitenden Tbcil der ersten Auflage in s Deutsche iibcrsctzt; jener Thcil ist aber jetzt bcdetllcnd vermehrt und verbessert, und enthält eine unendliche Masse nützlicher Anleitungen, die in gedrängter Ordnung züsammcngcsaßt sind. Ich wünschte sehr, daß irgend ein einsichtsvoller Deutscher Arzt sich dcr Uebersetzung untcrzichcn möchtc; ich hoffe, cs im Lause des nächstrn Jahres ganz beenden. De» in jenem Werke empfoh lenen Vorschriften nnd Raihschlagen verdanke ich die Erhaltung mei ner Gesundheit inmitten aller Sorgen einer zahlreiche» Familic, — die sich zu einer Zeit aus sechzehn Kinder bestes — bei aller Ar beit und Ansmcrlsamkcit, dic die Verwaltung und Verbesserung einer großen Besitzung erforderte, bei den maunigfachcn wichtigcii Anforde rungen, dic als Mitglied tcs Unterhauses, als Eommandcur zwcicr Infanterie Regimenter n. s. w. an mich gemacht wurden,-bei den vic- len im In- und Auslände unternommene» Reisen und bei der An- strcugnnq, die einc Anzahl höchst wichtiger literarischer Unternehmun gen mit sich brachten. I» wenigen Wochen hoffe ich, mein ncmulnd- siebzigstcS Jahr zu erreichen; da ich mich aber mcincr körperliche» nnd geistigen Kräfte nngeschwächt erfreue, so bin ich nicht ohne Hoff nung, daß meine Pläne zur Ausarbeitung zweier große» Werke über den StaatS-Haushalt und dic Religion »och ansgcsübrt werde» dürfte». Edinburg, April 1832. Joh» Sinclair." Es folgt nun in einem Anhang die nähere Bezeichnung der eben erwähnten beide» Werke, gnil deren Ausarbeitung der lmermüd- liche Greis sich jctzt beschäftigt. — Zum Schluffe bemerkt dcr Ver- fasscr noch, daß der Herr Senator Lappenbcrg de» in oben mitge- tbeiltem Briese ausgesprochcile» Wunsch erfüllt und ihm ciuc» Aus zug aus rmcm Schreiben Goethes an Barnhagen von Ense mitgc- theilt habe, worin er dcr „Korrcspondcnz" Erwähnung thuc. Diese Stelle aus dem Goethe scheu Briese lautet folgendermaßen: „Weimar, s. Slug. 1A1. „Sie haben mir durch Ihre freundliche Sendung ein sehr an genehmes Geschenk gemacht. Ich hatte vor einiger Zeit den wackeren Sinclair durch seine zwei Bände treulich begleitet; um einen desto vollständigere» Eindruck mußte Ihre Darstellung auf mich machen. Gern will ich gestehen, daß ich in dieser den Meister biographischer Kunst gewahr' werde, mit dessen Ansichten ich vollkommen überein» stimmend fühle und denke, ohne daß ich mir anmaßcn dürfte, ei» sol ches Wert ans eine so glückliche We se zu cpitomisiren. Noch einen besonderen Dienst habe» Sic mir dadurch geleistet, daß Sie mich in de» Stand setzten, meiner guten Schwiegertochter-das Ganze bekannt zu machen, da ich sie mit einzelnen, ausfallenderen, allgemein interessanten Stellen zu unterhalten gesucht hatte. Mehr will ich nicht sage», da ich, zwar nicht in bedrängte», aber doch in gcdräug-