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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. PränumcratlonS- Prei« 22j Sgr. (f Thlr.j vierteljährlich, 3 Thaler für »a« ganze Jahr, ohne Er Höhung, in allen Thcllev der Preußischen Monarchie. Man PränUmerirt aus diese« Beiblatt der Allg.Pr. Staat« Zeitung in Berlin in der Expedition (Mohren - Straße Nr. 31); in der Provinz so Ivie lm Auslande bei den Wohllöbl. Post-Aemtern. Literatur des Auslandes. 4. Berlin, Mittwoch den 9. Januar 1833. Schweden. Wäringerna. (Die Wäringer").) Eine historische Unter suchung von A. Cronholm. Lund, 1832- Schon unter Gustav'« III. Negierung, weiche in den Jahr büchern der schönen Wissenschaften eine glänzende, aber doch' nur oberflächliche Periode bilde), nahm der patriotische Eifer, mit wel chem Schweden« Gelehrte früher, in der sogenannten Freihcil«zcit (1719 bi« 1772), durch Negierung und Stände ermuntert, auf die Bildung einer historischen Literatur des Vaterlandes gearbeitet hat ten, merklich ab. Der spätere, alle selbstständige Forschung er stickende,. kleinliche Geist, welcher die Negierung de« letzten König« auszeichnete, üble vollend« auf diesen, wie auf alle andere Zweige der Literatur, einen sehr schädlichen Einfluß. Die RegienmgS-Veränderung de« Jahres 1809, welche Schwe de» seine politische Freiheit wiedergab, beförderte ans« neue eine freiere Entwickelung de« literarischen Leben«. Um bei dem auswachsende» Geschlecht Interesse für da« histo rische Studium zu wecken, wurde diese« Feld der Literatur wiederum mit Eifer und Erfolg bearbeitet; die Werke älterer Autoren wurden näher geprüft, verbesserte. Uebersetzungen aus den Quellen der ältesten Nordischen Geschichte herausgegeben und Lehrbücher nach einem der Zeil angem^fenen Plan ausgcarbeilct. Als die ausgezeichnet sten Geschichtschreiber trete» Strinkholm und Geiser seit dieser Zeit auf. Der Geschmack des lesenden Publikum« nahm von nun an eine günstigere Richtung für da« historische Fach. Die Vorliebe für die Lasonlaiuesche Roman-Literatur, welche un ter der nächstvorhergehenden Periode die allein herrschende und ver breitete gewesen war, verlor sich sichtbar, und dem Romane, sollte er noch einem größeren Publikum gefallen, mußte etwa« Historische« zum Grunde liegen. Die Menge geschichtlicher Werke, welche seil 1809 in Schweden erschienen, sowohl Originale al« Uebersetzungen, beweiset! den guten Absatz dieser Art literarischer Produkte. Da mehrere der unterrich- letsten und geschicktesten Schriftsteller wahrhaft unermüdlich find, die Schwedische Literatur durch gründliche Abhandlungen zu berei chern, so ist e« unzweifelhaft, daß der Sinn ftir da« Gediegenere und Ernstere sich allmälig unter einem größeren Publikum verbrei ten und wahre Gründlichkeit nach Verdienst geschätzt werden wird. Wir betrachten es daher al« eine Pflicht, da« Publikum auf solche geschichtliche Arbeiten aufmerksam zu machen, welche von scharfsinniger Forschung, Belesenheit und Wahrheitsliebe zeugen. Diese für einen Geschichtsforscher unentbehrlichen Eigenschaften glau ben wir besonders bei dem Verfasser obiger Schrift gesunden zu ha ben und empfehlen dieselbe daher allen Freunden der Nordischen Geschichte. Aeftere Schriftsteller, wie Ihre, Seblözer, O- Cclcins und Hollen berg, haben zwar Beiträge zu einer geschichtlichen Untersuchung der Wäringer gegeben, da aber keiner von ihnen eine vollständig aus- gearbeitete Abhandlung über dieselben geliefert, so scheint uns diese auf eigene Forschung gegründete Monographie, die eine Lücke in der. älteren Schwedischen Geschichte aussüllt, sehr zweckmäßig. Der Ge genstand bietet an und für sich selbst viel Interesse dar, gewinnt aber noch niebr durch die Folgen, welche man den Reisen jener Normänner »ach Griechenland zuschrcibt, und wovon Professor We del Simonsson die Bildung de« Nordens im Mittelalter verleitet. In der Einleitung äußert sich der Verfasser folgendermaßen: .-Jemand könnte vielleicht nach Durchlesung meiner Arbeit die Frage auswerftn, ob ein Geschichtsstoff wie dieser, welcher als weniger fol genreich zu betrachten ist, eine genauere Untersuchung verdiene, und ob man denselben ftir unsere ältere Geschichte al« besonders wichtig ansehen könne. Allein diese Einwendung gegen die zweck- oder unzweck mäßige Wahl de« Gegenstandes kann wohl nur von denen vorgc- bracht werden, welche i» allen historischen Begebenheiten sogleich unmittelbare Folgen sehen wollen und nicht bemerken, wie langsam die Schöpfungen der Zeit beranwacbse», so daß es ost der Jahrhundcrte bedarf, ehe der Keim eines neuen Zeitgeistes sich vollkommen aus- zubllden vermag." „Wenn mau auch nicht die ganze Bildung de« Norden« im Mittelalter jener mit dem Ost-Römischen Reiche unterhaltenen Ver bindung bcimefftn kann, so ist diesen Fahrten doch eine gewisse Wir- «) Bekanntlich der Name für die Normannische Lcidwache der Byzanti nischen Kaiser. . ' . ' kitiig auf die Entwickelung der zu neue» Schöpfungen bereiten Zeit des Hcidenlhums nicht abzusprcchcn. Die Bildung der Byzantiner, einzig und allein auf den Ucbcrlicftrungen einer verschwundenen klassischen Zeit beruhend und ihrer Natur »ach de» Wäringer» we nig zugänglich, konnte nur unbedeutenden Einfluß auf dir Ausbil dung eines neuen Zeitgeistes ausiibcn. Dem Charakter dieser stolzen Barbaren sagte es natürlich nicht zu, sich unter die Formen des Nitterlebens zu beuge»; das lhcucr bewahrte Andenken ihrer durch Heldenthateu berühmten Vorfahre» widerstrebte vielmehr dieser Bll düng, welche, nach ihren Begriffen, ihre Lebensart verweichlicht, sie den Lehren der heiligen Kirche unterworfen und dadurch die Kraft des Armes zu den gewohnten blutigen Kampsspielcn erlahmt hätte." „Der in den Wikinger Zügen sich aussprcchende Sinn für Abenteuer trat auch in den Fahrten nach Griechenland hervor, die eine. Art von Fortsetzung jener Züge waren, und aus der Reaktion, welche die mit Byzanz unterhaltene Verbindung hervorbrachle, läßt sich, wenn auch nicht al« alleinige Ursache, doch eine Annäherung des Nordens zum Feudal-Syflcm verleite»." „Für denjenigen, welcher die in ungleichen Gestalten erscheinen den Zeitbilder zu vergleichen wünscht, ist c« nicht ohne Interesse, den Kontrast zu beobachte», i» welchem dicLöäriirgcr zur Byzantinischen Bildung und dem im Mittelalter in schönen Formen hervortrelen den Ritlcrwcscn standen." „Die Entscrnung von Bvzanz (Miklagärd) selbst hatte etwas Reizendes für die Phantasie, da die Ferne ja immer noch das Wunderbare vergrößert. Doch unter der laugen Fahrt dorthin Hal leider die historische Sage mehrere ihrer Attribute gegen das roman tische Gewand der Fabel vertauscht und tbcilweise die Wahrheit und effcktlosc Treue des Nordischen Charakters verloren. Bei Unters« chung der Urkunden, woraus Harald Härdaräde« Sage sich stützt, ist dies näher entwickelt worden." „Es ist überhaupt zu bedauern, daß die Nordischen Sagas «ns nicht mehrere Ucberlieserungen yon diese» Gricchenlandssahrern aus- bcwahrl haben; wir wären dann im Stande gewesen, eine nicht nur fragmentarische, sonder» eine vollständigere Arbeit zu liefern. Wir übergeben indessen dem Leser dasjenige, was die Zeil nn« über liefert Hal." — Die ganze Abhandlung ist in sieben Kapitel cingctbcilt, von welchen das erste die Ursachen der zwischen dem Norden und Grie chenland untcrhallcncn Verbindung darstcllt. Das Aufhörcn der Wikinger-Zuge hält der Verfasser für dir erste dieser Ursachen. Ec findet, daß diese Griechischen Reisen und jene Züge eine» mit Ler große» Völker-Wanderung verwandten Geist verratben, welcher sich im Iugtndallcr der Völker durch ein abenlenerliches Leben und kübnc Unlcrnebmungen auSzcichnctc. Die tief eingepflanzle Streitlust, die sich in Deutschland durch die vielfachen Kämpfe der Stamme gegen einander äußerte, gicbt sich ihm in Skandinavicli in den Heersahr len zur See zu erkennen; dock, war freilich die Aussicht aus Gewinn ein nicht minder wirksamer Beweggrund dieser Unternehmungen. Ursprünglich scheinen aber, nach de« Verfasser« Ansicht, jene Züge au« dem inneren Bedürfniß eine« nach rastloser Thäligkeil strebenden Leben«, wodurch der Charakter der damaligen Nordischen Völker sich auszeichnct, hcrvorgegaugen zu scvn, und unläugbar war die« eine der Haupl-Ursacheii, welche die kräftigen Wikinger nach dem Westen trieb. Nachdem diese Seezüge allmalig aufhörtcn, begann der Aben teuer liebende Nordländer, da die Schätze de« westlichen Europa » geplündert waren, seinen Weg nach dem Oste» und Süden zu rich ten, wo er durch Kriegs-Dienste aufs neue da« gewann, was er sonst aus seinen überseeische» Züge» sich erworben hatte, nämlich Ruhm und Rcichthum. Al« Ursache, welche die Griechischen Kaiser bewog, sich mit einer au« Streitern vom äußerste» Norden bestehenden Leibwache zu ilmgcben, giebl der Verfasser an, daß es wegen des schlechten Geiste« der Eingeborenen ibeils seit den ältesten Zeiten de« Kaiserchnms ge brauchlich gewesen, Barbaren unter die Legionen anfzuncbmc», ibeils auch au« der Ucbcrzengmig geschoben scy, daß e« ftir diese kühnen Normännce, welche durch Vaterland, Sprache und Sitten so ver schiede» von den übrigen Umcnbancn, niemals voribeilbast scvn konmc, sich an eitle sic haffcndc Nation anzuschttcße» und ihre Was- scii gegen die Kaiser zu richten, welche sie mit Gunstbczeigungen überhäufte» »»d durch glänzcndc Freigebigkeit ihre treue Ergebenbctt zu gewinnen und zu erhalte» suchten. In äbnlichcr Weite haben sich die Französischen Könige immer von Schweizern umgeben. Ucber-