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Sächsische MMmg 188». Schandau, Sonnabend, den 14. December M. 1V0. Dl^ächs. «lbz.ttung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch di- Expedition dl-s-S Blatt-S für LMark unter fiinf Zeilen werden bis Dienstag früh V Uhr, für daS ZommdendMa» sp-itestenS bis Freitag früh 0 Uhr erbe en. - Mrnermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig di- Annoncen, werden mit 60 Pf. berechnet, stabellarische oder complicirte nach Uebercinkunft.) — Inserate für die Slbzcitung nehmen an in Hohnstein H a I BUrcauS von Haasenstein L Vogler, Jnvalidendank und Nud. Mo,,-. AmtsbluU L das MigWe AaüsgcriHt imd dm Ztadtralh zu Haitdiiii, sowie für den KlMMMimch !» Hohnstein. Dreiunddreißigster Jahrgang. ------- - Amtliche Zwangsversteigerung. Die im Grundbuch- für Porschdorf auf den Namen Heinrich Liebegott Mitzscherling eingetragenen Grundstücke, als: 1. Holzschlcifcrei mit Wiese und Wald, Folinm 47 deS Grundbuchs, Brandkasse: 6630 M., 2. Wohn-, Mühlen- und Slallgcbüude, Folinm 118 des Grundbuchs, Brandkasse: 22430 M., 3. Wiese, Folinm 140 des Grundbuchs, 4. Wiese und Wald, Folium 144 des Grundbuchs, iusgesammt 6 Hektar 54„ Ar Fläche mit 358,„ Steuereinheiten, mit Einschluß der Wasserkräfte nud Maschincu.Einrichtungcn geschäht auf zu 1: 68000 M., zu 2 : 64100 M., zu 3 : 300 M., zu 4: 600 M., sollen im hiesigen Amtsgerichte zwangs- weise versteigert werden und ist «I v r 6. V v I- r n n r I 8 vO Vormittags 11 Uhr als Anmcldctcrmin, ferner ilvr 24. Vvbrnnr 18VO Vormittags 11 Uhr als Bersteigerungötermin, sowie «Iv r 1 «. M » r -- 1 8 VV Borinillags 11 Uhr als Termin zu Verkündung des VerthcilungöplanS auberaumt worden. Die Nealbercchtiglcn werden aufgcfordcrt, die auf den Grundstücken lastenden Rückstände an wiederkchrenden Leistungen, sowie Kostcuforderungcn, spätestens im Anmeldc. lcrmine anzumclden. Eine Uebcrsicht der auf den Grundstücken lastenden Ansprüche und ihres Nang- k b o i l. , Verhältnisses kann nach dem Anmcldetcrmine in der GerichtSschrcibcrei des unterzcichnclcn Amtsgerichts Ungesehen werden. Schandau, am 7. December 188!). Königliches Amtsgericht. Ihle. - Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über das Vermögen des ProdnktenhändlerS Ernst Mo ritz Hegenbarth in Schandau wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. . Schandau, am 9. December 1889. , Königliches Amtsgericht. Ihle, Amtsrichter. Vom diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblatt für daö Königreich Sachsen ist das 11. Stück erschienen, enthaltend: Nr. 45. Bekanntmachung, eine Anleihe der Leisniger Mühleu-Actien-Gesellschaft (A. Uhlmann) betreffend, vom 29. Octobcr d. I.; Nr. 46. Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum für Erweiterung der Leipzig-Dresdner Bahnlinie in der Flur Priestewitz zur Herstellung von Schnccschutznnlagcn betreffend, vom 8. November d. I.: Nr. 47. Verordnung, die Vollstreckung der Freiheitsstrafen betreffend, vom 19. November d. I.; Nr. 48. Bekanntmachung, die Eröffnung des Betriebes auf der normalspurigcu Sccundärbahn Annaberg.Schwarzenberg und auf der normalspurigcn Zwcigliuic Schlellau-Crottendorf betreffend, vom 23. November d. I.; Nr. 49. Verord- nung, die Enteignung vou Grundeigenthum zu Erbauung einer schmalspurigen Sccundär- eisenbahn von Mügeln durch daö Müglitzthal nach Geising betreffend, vom 25. Nov. d. I. Dasselbe liegt zu Jedermanns Einsicht in hiesiger Nathökanzlci aus. Schandau, am 13. Dccccmbcr 1889. Der Stadtrath. Bürgermeister Wieck. Die kommenden Neichstagswahlen. Obwohl über den Zeitpunkt für die allgemeinen Neu wahlen zum Reichstage noch immer nichts Zuverlässiges verlautet, so befinde» wir uns doch schon in der Wahlbc- wegung, wofür die sich immer rascher folgenden Parteitage und Parleiversammluugen, ferner die fortschreitende Ans- stcllung officicller Candidaturcn seitens der einzelnen Par- teicn und andere Erscheinungen in der politischen Tagcs- gcschichte zeugen. Das bedeutsamste Ereignis; im bisherigen Verlaufe der Wahlbewegung bildet aber unstreitig die Er. Neuerung des Cartells zwischen den Eouscrvalive», der Rcichö- oder frciconscrvalivcn Partei und den Natiouallibcralcn, nud dies bekundet, daß auch bei deu hcrannahendeu Reichstags- wählen sich die Parteien im Großen und Ganzen in der selben Weise gcgcnübcrstchen werden, wie dies bereits im Jahre 1887 eben in Folge des Abschlusses des Cartells der Fall war. Es ist nur natürlich, daß der erucntc enge An- ciuandcrschluß der drei Cartcllpartcien auch bei ihren Geg nern deu Wunsch hervorruft, sich im Wahlkampf nach Kräf ten zu unterstützen und dies wird, auch ohne daß hierzu bindende Verpflichtungen bestünden, namentlich bei den Stich wahlen sicherlich wiederum geschehen und schon jetzt ist ja von Abmachungen zwischen den Socialdcmocralen und Frei sinnigen die Rede. Es hieße die inncrpolilische Situation entschieden ver kennen, wollte man behaupten, daß die Chancen für die bis- hcrigen Mehrheitsparteien des Reichstages in dem heran - uahendcn Wahlkampfe ebenso günstig stände», als 1887. Damals kam ihnen die patriotische Erregung, welche i» de» Gemüthern durch die Militärfragc hcrvorgcrnfen worden war, ungemein zu statten und gewiß gab dieselbe in so man chem zweifelhaften Falle schließlich den Ausschlag zu Gunsten des Cartcllcandidatcn. Dieses günstige Moment fällt jetzt für sie weg, und mau kau» sogar sage», daß die Lage für die regierungsfreundliche» Parteien hie imd da eine ziemlich schwierige ist. Besonders eifrig hat man sich ans Seiten der Opposition bemüht, die gegenwärtige Thcuenmg der nothwendigsten Lebensbedürfnisse zu politischen Zwecken aus- zubeliten und jene der Cartellmehrhcit in die Schuhe zu schieben, obwohl nachgerade bis zum Ucberdrussc nachgcwiescn worden ist, daß die Lcbenömitlclvcrthcucruug auf witthschaft- liche Vorgänge znrückgeführt werden mnß, welche mit der von den Cartcllpartcien vcrtretcncu Politik entweder in gar keinem oder doch nnr sehr losem Zusammenhänge stehen. Ebenso ist man auf oppositioneller Seite schon immer be strebt gewesen, die vom jetzigen Reichstage beschlossene Vcr. täugcrung der Legislaturperioden gehörig gegen die Cartcll- Parteien zu vcrwerthcn, sie als Verkümmcrer der Volks, rechte hinznstellcn, und anch »och andere Gelegenheiten sind benützt worden, die jetzige NeichSlagömchrheit in den Augen weiter Volksschichten möglichst herabznsetzcn und zn discrcditireu. Nichtamtlicher Theil. Da scheint denn der cngc Zusammenschluß der drei Carlcllpartcicn auch für die hcraunnhcudcn Neichstagswahlen als ein durch die Entwickcluug der Dinge von selbst gebo tener Act der Verthcidigung und daß sic alle verfügbaren Kräfte cinsctzeu werde», sich durch gegenseitige Unterstützung ihren parlamentarische» Besitzstand unvermiiidcrt zu erhalten, kann als selbstverständlich gelten. Jedenfalls wird aber der diesmalige Wahlkampf auf seinem Höhepunkte mit ganz bc- sondcrer Heftigkeit geführt werden, darauf deuten alle An zeichen hin nnd derselbe läßt sich in seinen Anfängen sogar schon in den jetzigen NeichötagSverhandlungen erkennen, den» in de» bewegten Debatten über die Colonialpolilik, das Vieh- eiufnhrvcrbot nnd weiter über die gcsammte Zoll-, Steuer- nnd Wirthschaftspolitik, wie solche erst wieder in den drei letzten Tagen staltfandcn, wurde von den Rednern der ver schiedenen Parteien offenbar mit znm Fenster des Reichs tages hinaus, zu deu Wählcrmasscn gesprochen. Allerdings fehlt es zunächst noch an einer eigentlichen Parole für den neuen Wahlfeldzug, aber cö ist nicht unwahrscheinlich, daß im allmäligcn Auschwelle» der Wahlbewcgnug die Frage des Socialistengesctzcs zu einer beherrschenden werden wird. Be kanntlich hat die Commission das ncnc Gesetz zwar als dauernd, jedoch unter Ablehnung der AnSweisnngöbcfngniß, genehmigt, hiermit ist indessen für daö Plenum noch immer nichts entschieden und was die Negierung anbclangt, so scheint sie nach wie vor an der Auowcisungsbefugniß fcstzuhaltcn. Trotzdem kann die Hoffnung noch nicht anfgegcbcii werden, daß cö im Reichstage »och zu einer Verständigung über das Socialistengesetz kommen wird, nur dürfte sie erst in letzter Stunde erfolgen nnd die zu erwartende Entscheidung hier- über wird dann in der Wahlagitation jedenfalls eine Haupt rolle spielen. . . Tagesgeschichte. Sachsen. Schandau. Am letzten Dienstag hielt die hiesige Badecapcllc das erste Abonncmcntcouccrt ab. Das Programm enthielt eine Anzahl vou Vortragöstückcu, die hier wohl noch nicht zu Gehör gebracht wurde». Die Ausführung war mit wenig Auöimhmen musterhaft, sie legte Zcugniß ab von der Tüchtigkeit dcö Dirigenten. Weniger durch Mannichfaltigkeit der Jnstrnmentc oder Fülle, die nur von mehrfacher Vertretung der Hauptinstrnmcnlc erwartet werden kann, als durch cxacte Schulung und Disciplin wurde dasjenige geleistet, was in manch größerer Provinzialstndt thatsüchlich nicht geboten wird. Die Glanzpunkte des Pro. grammö bildeten natürlich die Violin.Vorträgc des Kammer musikers Herrn Brückner aus Dresden, durch welche man Gelegenheit fand, cincrscsts die nngcheurcn Leistungen in der Technik zu bewundern, andererseits die edle Sprache der Töne zn empfinden. Es ist daher die Rührigkeit dcö Herrn Director Schildbach wohl anzucrkcnneu, durch welche die Eintönigkeit des Winters mit der Veranstaltung der Abomie- mentsconccrte höchst angenehm unterbrochen wird. — Die Ortsgruppe Schandau des Allgemeinen Deut schen Schnlvercius hielt ihre Versammlung am Mittwoch ab. Herr Ncalschnldircktor vr. Vollhcriug aus Bautzen hielt einen Vortrag über „Daö Dcntschlhnm in den Colo nien". Er ging ans von der überseeischen Bedeutung eines Staatcö, wenn er eine Flotte unterhält. Deutschland hat nach außen erst mit der Entstehung seiner Flotte sich An- sehen verschafft. Vorher siel der Hauptgewinn aus den Er zeugnissen überseeischer Länder in die Hände der Zwischen händler, das Verdienst aus der deutschen Kunst eignete» sich andere Mächte zu. Ein wirklich ergiebiger Handel ent steht, wen» eigene Niederlassungen errichtet werden. Das Mutterland muß zur Erhaltung der überseeischen Ansiedel ungen Opfer bringen. Deutschland hat es einem Manne zu verdanke», Beziehungen mit fremden Mächten zu haben. Die ciiizclne» Auswanderer verloren häufig ihr Geld und ihr Vaterland. Heute ist cö anders. Deutschland ist Co. lonialmacht. Die afrikanischen Schutzgebiete sind sechsmal größer als Deutschland. Die laudwirthschaftliche Ertragö- fähigkcit hat es unter deutschen Händen z» bedeutenden Er folgen gebracht, besonders in Anpflanzungen und Viehzucht. Der Vortragende beschrieb ausführlich die Einrichtung der Faktoreien, die ländlichen Verhältnisse und colonialen Ein richtungen in Kamerun. Der Cougostaat, von 10 Mill. micm, eignet sich nach den uenereii Forschungen sehr wohl zu An siedelungen mit Ausnahme dcö mittleren Theiles dcö Congo- gebictcs. Das Lüdcritzland, 80000 s^Meilen groß, bitte Aussicht auf günstigen Bergbau. Das ostafrikanische Küsten gebiet unterhalb Zanzibar habe der Sultan von Zanzibar der deutsch-holländischen Gesellschaft zur Zollerhebung über lassen. Die Araber sehen die Dcntschen als Feinde wegen Unterdrückung ihres HaupthaudclS mit den Sklaven an. Der Zweck würde verfehlt sein, diesem Handel plötzlich Einhalt zu thun, weil die befreite» Sklave« mir als Handwerker mitcrgcbracht werde» könnten, wofür mir geringe Verwend» iing möglich sei, dagegen für die stcttcnloscu Sklaven grö ßere Nachthcilc erwachse. Der Deutsche werde sich in den afrikauischcu Colonien Wohlbefinden, wenn er sich dcö Alko hols enthalte, er vermeide nur Märsche, die Küstenstreckm und Niederungen. Die Flüsse der dcnlschcii Colonien sind meist schiffbar mit Dampfern von der Größe unserer Elb» dampfcr. Der Handel gehört fast ausschließlich den Deut schen. Das Dcutschihnm in Amerika Hal sich nach mühe voller Arbeit seiner ersten Ansiedler mehr als ein Jahr hundert bei deutscher Charakterstärke, Ausdauer und Zähig- keit zu den höchste» Leistungen aufgcschwnngen, die ihnen hohes Ansehen, volle Anerkennung ja Verehrung cingcbracht haben. Daö Deutschthum hat sich in vielen Gegenden Amerikas in maßgebenden Kreisen der Bevölkerung festgesetzt