Volltext Seite (XML)
Wöchentlich erscheinen drei Nummern. PränumerationS- Preis 22i Sgr. (Z Thlr.) vierteljährlich, 3 Thaler für das ganze Jahr, och ne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. a g a für die Man pränumerir: auf dieses Beiblatt,dcr Mg.Pr. StaarS- Zeitüng in Berlin in der Erpedinon (Mohren - Straße Nr. 34>; in der Provinz so u>je im Auslande bei den Wohllöhl Poft - Aemtern. Literatur des Auslandes. 43. Spanien. Journal- Literatur. Mit einer einzigen Zeile wäre dieser Gegenstand zu erschöpfen; denn es gicbl in ganz Spanien außer der t-acot» stn Äuetrist gar kein politisches und nur ein halbes literarisches Blatt; von der Ga- ceta aber laßt sich schwerlich mehr sagen, als daß sie cristirt. Es erscheint zwar, eben so wie in Madrid, auch in den meisten Provin zial-Hauptstädten ein sogenanntes Diurin lln avisos; dieses enthält jedoch, wie unsere Deutschen Intelligenz-Blätter, nur wenig Intelli gentes, nicht einmal Bucher-Anzeigen — cs müßten denn Gcbctbü- cvcr sepn — dagegen wird hier den richterliche» Eitationen, den Anzeigen von Familien Ereignissen, von verloren gegangenen Sachen und Kuibcr» — Letztere scheinen sich in Spanien viel häufiger zu verlausen als in anderen Ländern — u. dgl. in. eine bei weitem ernstere Aufmerksamkeit als im übrigen zeitung- und journallescnden Europa gewidmet; und zwar in der Provinz noch mehr als in der Hauptstadt, weil dort sogar die einzige Gaccla, die mithin die Mauern Madrids nur insofern überschreiten darf, als sic nach dcm Auslände gehl, gar nicht biukommt. Kaum de» Namen eincs literarischen Blancs vcrdicnt der „Onrrro in.-vouiitil litrrari»', »er außer den Wechsel- und Fonbs- Eourscn, den Handctsbcrichten aus einigen Spanische» Provi»zcn und Häfen bin und wieder auch Auszüge aus fremden. Iournalcn und magcrc Anzeigen von den noch magereren Erzeugnissen der heutigen Spanischen Literatur enthält. Die Spanische Literatur unserer Tage »ährt sich fast ausschließlich von allen Erinnerungen und von Bro samen aus der Fremde, namentlich aus Frankreich und England, wo sie sich Romane und andere unschuldige Ergötzlichkcilcn holt. Zwar erscheinen auch zuweilen sogenannte Tragödien und Komöbic», deren Verfasser sich das Ansehen geben, als könnten sie cs mit Cal- deron und Lopc dc Vega ausnchmen; nahcr betrachtet, gleichen sie jedoch ihrem berühmten Ahnherren, dem catzullrro üo In teisto tignra, der cs, Katt der Hcldcn, nur mit Windmühlen zu tkun hatte. NtchiS- Lcstowcmgcr bä» aber ter Spanier, der gewohnt ist, alle andere Nationen aus einer Slusc unter der seinigcn sich zu denken, sehr viel auf seine Origiual-Schriftstcllcr; und' inil einen, gewissen Stolzc sucht er jedem neueren Dichter des Auslaiidcs einen einbcimischen Riva len, und hätte dieser auch nichts weiler al» eine schlechte Novelle geschrieben, gcgcnüberzustelleu. Gelehrte Zeitungen von Fach, Literaturzeilungen und Reviews, wie sic in den vier Central-Länder» dcs civilisirten Europa gcsun- tcn werden, kann es schon deshalb in Spanien nicht geben, weil es hier überhaupt wenig eigentliche Gelebrtc gicbt und die Wenigen so vereinzelt dastchcn, daß ein Zusammenwirken zu einem wissen schaftlichen Zwecke schwierig, ein thätigcs Eingreifen in das Lebe» abcr, bei dem Mangel an einem im Lande allgemeiner verbreiteten Sin» für höhere geistige Bildung, etwas Unmögliches ist. Manner, wie Quintana in Madrid, Iozß Musso v Valiente in Valencia und noch einige Andere, genießen zwar hier, und mit Siecht, eine»' be deutenden Ruf, sind jedoch nicht im Stande, allein eine Literatur zu schaffen. Ihne» zur Seite stehen, ats sogenannte Gelehrte, die zahlreichen Mönche, die zum Theil die Lehrstühle auf den Uuiversi- tätin inne baden und zum Theil das Ccnsoren-Amt verwalten. Einer dieser Mönche ist al» Professor der Griechifchc» Sprache und Literatur im Escorial angcstellt; da er jedoch kein Wort Griechisch versteht, so wird cs natürlich nicht gclcl'rt. Dies ist jedoch nur eine negative schädliche Wirkung ihrer Unwissenheit; positiver zeigt sic sich, wo die Mönche als Ecnsoron austreten, denn als solche verwei gern sie oft ciucm aus dem Französischen oder Englischen übersetzten Wcrk über medizinische, phvsikalische oder architektonische Gegenstände den Druck, bloß weil sie selbst mehrere Ausdrücke darin oder auch den ganzen Inhalt nicht verstehen! Nicht selten erscheint daher auch außerhalb Spaniens, das Ge diegenere, das jetzt noch in Eastüianifcher Sprache geschrieben wird, und in Bavonne ist schon manches gute Spanische Original-Wcrk gedruckt worden. Der Verlag der Madrider Buchhändler besteht da gegen meistens ans dcn Ucbersctzlmge» einiger Werke Chateaubriand'», Segur s, Walter Scott s, Coopers n. ZU, doch ist es auch damit so kläglich bestellt, daß jedes nur irgend kostsvicligerc Buch nicht ander» als auf dcm miihsrligc» Wege dcr Subskription und in einzclnc» langwicrige» Terminen erscheint. 1832. Bibliographie- Dumzwnllio äv instnria nniikrsal oto. (Handbuch der Univcrsal- Gezchichte, oder kurzgcfaötc Erzählung der Hauplbcgcbinhcitcn von der Erschaffung dcr Welt bis' auf den Tod Napoleon Bona parte'«.) Aus dem Englischen übersetzt von Fabtega». l'Haluxiu ä« Nag, nstio. (Physiologie von Magcndie.) 3 Bände. Aus dem Französischen. ?iue>v, klarest» >-«z»»Kol->. cNcue Spanische Blumenlesc.) Ilistnri» sazraäa cuntscla !i Ik>8 winos. (Hciligc Geschichte für Kinder.) Aus dem Französischen, von Don Gonzalez Vara. Viario gonerul st« ninncias mrclicus. (Allgemeine medizinische Zeitung.) ZZstc» Heft. Liblloteea sie cnunoiuuontos I-ninanns. (Bibliothek menschlicher Kenntnisse.) 17tcr Band. küolicccioii Acnorui cio roinillias osoigillas Vic. (Sammlung aus erlesener Lustspiele der alten Spanischen Dichter.) 38stc Lsg Ilistnri« äe l»« oruraäas. (Geschichte der Kreuzzüge.) Aus dem Franz, dcs Michaud. 7ter Band. F r a n k r ei ch. Die Pest in Marseille und in der Provence, in den Zäh ren 1726 und 172). Aus Lem ersten Bande der vor Kurzem in Paris erschienenen Geschichte Ler Regenhchafk, von yemontep. Marseille war rbcn dcr Schauplatz von Festlichkeiten gewesen, zu denen die Durchreise dcr dem Fürsten von Modcna vermählte» Mademoiselle von Valois (Tochter des Regenten) Anlaß gegeben halte. Der Siiltcr von Orleans, ein natürlicher Seb» dcs Regenten nnd Groß-Prior von Malta, kehrte von Genüa zurück, wohjn er seine Schwcsicr begleitet haue. Neben seinen noch mit Blumengewinde» geschmückten Ealccrcn, auf denen sich Musiker befanden, lagen einige Schiffe, die das entsetzlichste Unheil aus dcn Häfen Syriens brach tcn. Man glaubt allgcmcin, die Pest sey auf einem dieser Schiffe gewesen, das vom Capitain Charand kommandirt wurde, von Sevde am 31. Januar 1720 nut reincm Gcsundhcits-Patent abgcgangcu und am 25. Mai bei dcm Schlosse If angekomnicn war, nachdem es Tripolis, Cvpcrn und Livorno berührt und auf seiner vicrmonatlichcn Ueberfahrt sechs Mann verloren haue, Bei der Desinsicirung dcr von diesem Schiffe mitgebrachtcn Waarcn starben in dem Quaran- taine-Lazareth einige Beamten, an denen die Acrzte aber dutchau» kein Zeichen dcr Pest erkanntcn. Indessen ordneten die Gesund heits-Intendanten für das Schiff und dessen Ladung eine strcnge Quarantaine an") und gestattclcn den Passagiere» crst nach zwanzig Tagen und starker Durchräucheruyg dcn Zutritt in die Stadt. Son derbar genug ist das Schicksal dieser Passagiere gänzlich unbekannt geblieben, und man schreibt ihnen die Ansteckung dcr Provence zu, weniger mit Gewißheit als aus dcr den Mensche» ciqencn Sucht, Alles zu erklären. Dies geschah übrigens im Jimi und unter dem Schleier des tiefen Geheimnisses, welches bei den Arbeiten dcs Qua- rantainc-Lazarcibs beobachtet wird. Im Juli traten andere Zufälle ein. Die Schöffen wurden be nachrichtigt, daß iu einem stark bevölkerte»-Stadtviertel sich Svmx- tome verdächtiger Krankheiten gezeigt hätten; sofort ließen sic die Tobten und Kranken und diejenigen, die ihnen nahe gekommen wa ren, in die Lazaretbc bringcn und die Tbürcn der von ihnen be wohnt gewesenen Häuser vermauern. Unter den zu Rache gezoge- pcn Aerzten längncten die dcs Lazarclhs hartnäckig fedes Zeichen von Pest, und die Stadt-Acrzte sahen in der Krankheit nur durch Elend und schlechte Nahrung hcrbcigcsübrlc bösartige Fieber- Die Schöffen fuhren nichts desto weniger fort, die verdächtigen Personen ') Beide wurden bald nach Lee öden Insel Jarre gebracht und aus Be seht dcs Loses verbrannt In Bezug aus Lie Ankunft dieses Sanftes bcftw bet sich in dcr Chronik der Stadt Cagliari eine seltsame Neschi»tc Es wird nämlich erzählt, daß zu jener Ar» der Bice-König von Sardinien. Hr. v. Saint-Acmis, einen ängstlichen Trsum hatte, in welchem cs ihn, nisten, als ob Lie Pest seine Statthalterschaft verwüste Bei seinem -Erwachen wurde ihm L e Ankunst eines HandelS-Schiff « gemeldet, das in den Hasen kinzulaufe» wünsche, was er aber.sofort verweigerte Noch ganz ausgeregt Von Len Beängstigungen der Nacht, widersetzte er stch sogar der Ausnahme der Schiftet in daSO.uarantaiue-Lazareih uud drohte, auf dasselbe schienen zu lassen, wenn es sich nicht augenblicklich entferne. Ganz Cäqliari hielt dies Verfahren für eigcnstnniq und thöricht, wie groß war aber Lat Erstaune, als man erfuhr, Las zurückgewiesene Schstt sey Lasselbe gewesen, welches Lie Pest nach Marseille gebracht Berlin, Montag den 7. Mai