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80 die Britische Nano» sc» jener Zeil verwickelt worden ist. Jede nack'- fclgcndc Regierung vermehrte übrigens ihre Zahl und Wirksamkeit, und jeder krieg brachte einige wcscnttiche Verbesserungen in der Ari des Anzuges, der Bewaffnung und Bewegung der Truppen mit sich. So fügte Jakob II. seiner Infanterie zwei Regimenter, das 5le und 7tc, hinzu; beide wurden im Jahre 1687 errichtet, und beide, aber besonders das letztere, zeichneten sich in jedem Treffen aus, an dem sie das Glück hatten Theil zu nehmen. Das 7tc wurde von seinem Entstehen an das Königl. Füsclicr-Regiment genannt; die Walliser Füseliere, .oder das 2Me Regiment, wurden im Jahre 1688 errichtet. Der Kavallerie fügte derselbe Monarch am 6. Juni 1685 das Istc oder Königliche Garde-Dragoner- und das 2tc oder Königin - Garde-Dragoner-Regiment hinzu; beide Regimenter waren dazu bestimmt, sowohl zu Fuß als zu Pferde zu dienen, und waren zu dem Ende außer mit Sabeln und Pistolen auch mit Feucr- röhren und Bajonetten bewaffnet. 'Im Jahre 1684 belief sich das ganze Heer mit Einschluß der Garden aus 460k) Mann. Aber als Jakob zu fühlen begann, daß sein Thron nicht mehr durch die Liebe des Volkes unterstützt wurde, vermehrte er die Fahl der Truppen von Jahr zu Jahr, so daß im Jahre 1688 20,OÄ Mann regulaircr Truppen in England und nicht weniger als 8000 Mann in Irland standen. Alles dies konnte in- dcß seinen Fall nicht verhindern. Wilhelm kam, die Armee, theil- weise durch ihre Offiziere verführt, verließ ihren Fürsten, und das Haus der Sluart wurde aufs Neue, und für immer verstoßen. Ei fersüchtig auf die Gewalt, tpclche ein stehendes Heer in die Hande des neuen Monarchen zu legen schien, beeilte sich das Englische Par lament, zu erklären, daß das Beibehaltcn einer solchen Institution ohne seine Einwilligung während des Friedens den Gesetzen des Königreiches zuwider seh. Seit der Zeit wurde angenommen, daß das Heer nur immer von Jahr zu Jahr zusammenberusen würde, indem das Unterhaus nur für diese Zeiträume die Gelder zu dessen Unterhaltung bewilligte und vorher sestsetzte, wie viel Mann ausgehobcn und nach welchen Gesetzen und Bestimmungen dieselben befehligt werden sollten, Alle Zwangs- und gewaltthätige Maaßrc- geln zum Nckrutircn wurden überdem verboten. Landläuscr und Spitzbuben konnten zum Soldatcndienst vcrurthcilt werden; aber das Pressen war, wenigstens für den Landdicnst, untersagt, und das Recht des Königs, den persönlichen Dienst seiner Untcrthanen zu verlan gen, wurde aufgehoben. Dessenungeachtcl fand seit jener Zeil keine dauernde Verminderung in der Britischen Armee statt. Wilhelm wurde durch die Umstände gezwungen, während des größeren Theils seiner Regierung die Einrichtung seiner Vorgänger eher auszudeh- nen, als ciuzuschräntcn; und der Erbfolgekrieg, welcher den größten Theil der Negierung der Königin Anna hindurch dauerte, trug noch zur Vergrößerung des Heeres bei. Von jener Zeit an ist dasselbe, obgleich bei der Wiederkehr des Friedens immer wieder vermindert, doch beim Wiederbeginn der Feindseligkeiten auch stets von neuem vermehrt worden. "kn demselben Verhältnisse, in dem die Britische Armee an Zahl und Disziplin zunahm, wurden auch zahlreiche Veränderungen in Ler Art ter Kleidung, der Bewaffnung und der Ordnung der ver schiedenen Corps vorgcnommen. Die schwere und lästige Tracht der Kavallerie, welche wenig geeignet war, gegen die neue Art von Waffen zu beschützen, wurde »ach und nach abgeschaffl. Panzer und Büffelbäulc wurden zwar noch eine Zeit lang beibehaltcn, am Ende aber doch anch bei Seite gelegt. Ebe» so hörte der Unter schied zwischen Kavalleristen und Dragonern auf. Hie Letzteren ver tauschte» ihre laugen Feuerrohre mit Karabinern und scheine» seit Marlboroughs Feiten nur höchst selten und nur in Len dringend sten Fälle» zu Fuß gebraucht worden zu seh». Dagegen entstand ein neuer und besserer Unterschied in der Kavallerie; cs wurde die selbe in leichte und schwere gctheilt. Bei der Auslosung der Armee im "Jahre 1698 bestand die Kavallerie aus Garden, Gardc-Grcna- dieccn zu Pferde und Dragoner». Diese Unterscheidungen dauerten bis zum Jahre 1746, wo ei» Regimcm leichter Kavallerie in Nol- ttngham ausgehobcn wurde, welches der Herzog von Cumberland erhielt. Das damals gegebene Beispiel wurde in der Folge oft wie derholt, und km Jahre 1755 finden wir bei jedem Dragoner.Regi ment leichte Kavallerie. Diese wurde nach und nach abgesondert und zu eigenen Regimentern formirt, und da selbige sich bei verschiede nen Gelegenheiten als außerordentlich brauchbar erwiesen, so wurde die Zahl derselben allmälig vermehrt. Es gab in der That cinc Zeil, und sic ist nicht allzu entfernt, wo cs Mode war, alle andcrc Kavallerie gering zu schätzen; viele unserer schönen Truppen wurde» deshalb aus Pferde gesetzt, welche zum Wettrennen besser als zur Schlacht waren, und viele Rosse versagten ihnen in der Stunde, wo Knochen und Muskcln nöthiger waren, als ein glattes Fell, den Dienst. Aber cin besserer Zustand der Dinge ist wicdergctehrt. Die Schlacht von Waterloo gab den entscheidenden Beweis, daß, wie brauchbar Husaren und leichte Dragoner auch beim Rckognosziren und beim Vorpostcndicnst scvn mögen, doch die schöne alte Eng lische Kavallerie es ist, welche im Gclümmcl Alles vor sich Vertreibt; und seit der Zeit hat linscre schwere Kavallerie in der öffentlichen Achtung den Platz wieder cingenommcn, von dem sic, obgleich ohne eigene Schuld, vcrlriebcn worden war. Bibliographie. In «nc^elnvaestia »I ap;i>ottllEncvklopädic des Landbaues.) Theoretische und praktische Belehrungen über Landwirtbschast und Viehzucht, so wie deren Geschichte mit Einschluß der neue sten Entdcckungcn. Von I. E- Loudon. Mil beinahe 1100 Holzschnitten. Neue Ausgabe. Pr. 2^ Psd. .4» »Ui>:)"elttna<!stia vs Aarüoninx. (Encvklvpädic des Gartenbaus.) Theoretische und praktische Belehrungen über Pflanzung und Pflege von Gärten, Blumen, Bäumen und Landschaften. Mil 700 Holzschnitten. Von I. E. Loudon. Pr. 2 Psd. Hortus Hritanniou8. — Verzeichniß aller einheimischen in Groß- britanien angebauten oder cingesülmen Pflanze». Pr. 21 Sh. Kn <-nc)vh>z,a<-<Ii!i c>f (Enchklopädic der Pflanzen.) Be- schreibimg, spezifischer Charakter, Anbau und Geschichte der Pflanzen, so wie deren künstlerische Anwendung. In Einem Bande mit beinahe 10,000 Holzschnitten. Bon John Lindley. Zeichnungen von Sowerby. Pr. 4 Pfd. 14^ Sh. Pho )I^8z.in<- »f Iwtueul histoe)'. (Magazin der Naturgeschichte.) Joumal sür Zoologie, Botanik, Mineralogie, ' Geologie und Meteorologie. Bearbeitet von bekannten Gelehrten und her- ausgcgeben von I. C. London. Nr. XXIV. Pr. 3) Sh- Pix- Imrinmiico». (Das Harmonikon.) Eine musikalische Monal- schrisl. Kritiken und Millheilungen über Musik, so wie neue Compositioncil, enthaltend. Pr. jedes Heftes 3 Sh. Mannigfaltiges. — Kleidung bei feuchtem Wetter. Der Naturforscher Rennie stellt in seinen im „Londoner Witterungs-Teleskop für das neue Jahr" mitgethcilicn Bemerkungen folgende Hvpothesc aus: „Das beste Mittel, sich gegen die Einwirkungen des trübcn und dü steren Wetters zu verwahren, besteht dann, daß man die Haut durch eine zweckmäßige Bekleidung vor Kälte und Feuchtigkeit schützt und jeden freundlichen Sonncnblick, jede trockene Witterung zum Spa zierengehen benutzt. Der Einfluß der Elcktricität aus de» ganzen Körper ist allgemein bekannt; in der That, man wirh sich nie ganz wohl und behaglich befinden, wen» nicht cin gewisses Quantum da von in dem Nerven-Eystem vorhanden ist. Fehlt dieses Quantum, so fühlen wir uns matt, träge und niedergeschiagen, und mit Unrecht schieben wir die Schuld auf unser Blut, welches damit nichts zu tbun hat, während wir nicht ahnen, daß cs die scuchlc Atmosphäre ist, weiche uns die Elcktricität raubt. So ist cs aber. Bei trocke nem Wetter, cs mag nun warm, kalt oder frostig scy», fühlen wir uns leicht und heiter gestimmt, denn trockene Luft ist ein unmerküchcr Leiter der Elcktricität und läßt uns deren heilsame Wirkungen genießen. Bei seuchtem oder regnichtcm Wetter sühlcn wir uns gedrückt uiid schläsrig, wcil alle Feuchtigkeit unsere Elcktricität schnell verzehrt und unserem Körper dann jene erleichternde Erquickung fehlt. Um diesem Ucbcl- stand abznhclfe», kommt cs nur daraus an, eincn guten Nicht-Leiter der Elcktricität auszufindcii, so daß dicse nicht aus dem Körper ent schlüpfen kann, und dies ist die Seide, welche die Elcktricität so wc- »ig sorlicilet, daß der Blitz selbst durch das dünnste seidene Tuch, wenn es ganz trocken ist, nicht durchdringt. Für diejenigen also, welche'bei feuchtem Wetter leicht mißmutbig und verdrießlich werden, sind seidene- Unterkleider, Jacken und Strümpfe das wirksamste Er- gltickungs-Mittel." — Da wir bei solchem Wetter noch nicht den Versuch mit seidenen Kleidern gemacht haben, so wollen wir die Richtigkeit dieser Behauptung nicht bestreite»; doch habe» wir niemals gehört, daß Damen, welche dergleichen Kleider tragen, die angege bene Wirkung an sich verspürten. Sollte die Hvpothesc begrün det scyn. so würde sich Herr Rennic ein Denkmal von de» Seidcn- sabrikanlcn verdient haben. (Pc>nü. unü 0-, e. 01,8.) — Sucht nach Ungewöhnlichem. Ueber nichts hört man häufiger Klage führen, als über die Leerheit der Zeitung ein Wenn sic nicht etwas ganz Merkwürdiges enthalten, so sind sic sadc, lccr und ungenießbar. Strotzen aber die breiten Blätter von Mordgc- schichten, Feuersbrünstcn, Ausrubrscencn »der anderen Schrcckenser- cigniffcn, so schweigt augenblicklich aller Tadel; der politische Kan- iiciigicßcr vergräbt sich in seinen Lehnstuhl, setzt die Brillc auf, schiebt sich die Fußbank heran, stellt den interessanten ZeitungSboge» in einer senkrechten Ebene auf dem Fußboden und sechs Zoll von seiner Nase entfernt aus, rückt ihn aus dieser Stellung nur, wenn er ein Blatt umschlagen muß, und bleibt so Stunden lang sitzen. Dieser Abscheu gegen Zcitungslecrc und dieses Haschen nach Außer ordentlichem erstreckt sich auch auf die Charaktere; das Ungewöhnli che ist »ach der Berühmtheit der nächste Wunsch. Plutarch sagte zwar, er wolle lieber, daß die Nachwelt gar nichts von ihm höre, als daß sic ihn etwa als Plutarch dcn Kindcrsrcsser kenncn lerne; aber Plutarch lebte nicht in einem so erschültcrungssüchtigen Zeitalter, wie das unsrige. Das Gelüst des Publikums zeigt sich auch in der Begierde, Kriminaluntcrsuchunge» und Hinrichtungen beizuwohnen oder Ungeheuer und Wunder zu sehe», sic möge» sevn von welcher Art sie wolle», weilst sie nur bizarr genug sine, um die Phantasie auszureacn. Aus demselben Grunde wiegt ein Lowe in einer Gesell schaft cin ganzes Schock licbenswürbiger und angenehmer Leute auf. Jene schlaue Klaffe von Bücheranprciscrn in den Zeitungen versteht sich sehr wohl aus diesen Zeitgeist; wenn ein Buch nicht das Lob eines ganz ungemein trefflichen Erzeugnisses erhält, so thut eine frappante Abgeschmacktheit denselben Dienn; dahcr haben gewisse Personen, die in dieser Kunst bewandert lind, aiigcsangen, de» Ta del der Kritiker, statt ihres Lobes, zu ciiiren. (Jnw Mnckhi. IU-A ) Heraitsgcgcben von-dcr Redaction der Allg. Preuß. Staats-Zeitung. Gedruckt bei A. W- Hayn.