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79 Anarchie, zu Rom mit Bürgerkrieg und zu Venedig mit-Aristokratie gleichbedeutend war, batte stch eine jede Stadt einen Herrn gege ben, und zwar den Edelsten an Geschlecht, den man auffnidc» konnte; jeder dieser Herren spielte in seinem Reiche den Tyrannen im Kleinen; sie vergifteten stch, sichrtcn Krieg mit einander und hatten Maitrcssen und Günstlinge vollauf. Das Königreich Neapel, wo die Lehnsberrschaft eben so blühte wie in Schottland, sah schon sriiber, als letzteres, eine Maria Stuart ihren Geliebten über dem Leichnam ihres Gemahls zum Thron erheben; und mitten unter all diesem Blut, diesen Parteien und diesen Feindseligkeiten ging man aus Liebesabenteuer aus, machte Ssnnetle und krönte diejenigen auf dem Kapitol, welche den Muth hatten, sich darin auszuzcichnen. Jeder der kleinen Zaunkönige, die den großen Namen Italiens her- unterbrachtcn, wollte seine Dichter und Redner haben; Dante hatte man verstoßeir, weil er feisten edlen Gönnern nur einen "-Platz im Himmel oder in der Hölle anwciscn wollte; Pelrarka nahm man aus, weil seine Verse mehr von dieser Welt waren und weder so stoch noch so tief reichten. Man bezahlte ei» Sonne» mit einem Kanonikat, und der Dichter- seinerseits bezahlte das Kanonikat wie der mit einer Gesandtschaft; er reprasentirtc mit großen, Gefolge Sc. Majestät Azvr von Correggio, Herrn von Parma, oder Iakob von Carrara, Obcrhcrrn von Padua, oder Galeazzo Visconti von Mailand bei dem Kaiser oder dem Dogen von Venedig; er hielt glänzende Anreden an fremde Hcrscher, wobei er eine Menge Latei nischer Citate und viel ungcschmückle Wahrheiten anbrachte,'wie man sie kaum von einem Hofmann hätte erwarten sollen; und dic Kaiscr übcrschicktcn ihm Pfalzgrafen-Diplome in goldenen Kapseln; die Kapsel schickte er wieder zurück und behielt das Diplom, ebne davon Gebrauch zu machen. Er ward der Vermittler bei Zwistigkeiten von Städten oder Herren und predigte bis zum Hciserwcrdcn den Frie den vielleicht in schöneren Versen, als jemals ein Krieg in der Welt sic veranlaßt hat, obgleich er dcsbalb kein geneigteres Gehör fand; dem Verbannten zu Avignon, der viel lieber Rom seinen Verbannungsorl genannt hätte, rieth er zur Rückkestr nach Rom und den avignoni- st»en Kardinalen und Bischöfen, die von Italien nichts als die von dort bezogenen Zehnten und höchstens den Namen ihres Bisthums kannten, zur Uebernahmc ihrer Aemtcr. - (Schluß folgt.) Bibliographie. ' O«-Ila caHolilio. (Von der Liebe und vom Studium des Schö nen.) Von G. Vcnanzio. Padua. Pr. 3x Lir. ch-ilo wemocio «eii-ntiliobc- Go. (Auszüge aus den wis senschaftlichen Denkschriften, die in der mcoizimsch-chieurgischc» Akademie zu Ferrara während der Jahre 1827 —28 und 29 vor- gelcsen wurden.) Ferrara. Ojmsouii koofti «tnontilici. (Attscrlcscnc wissenschaftliche Abhand lungen.) Enth. Denkschriften über die Wasserscheu, über die vhvsi- sche Topographie des Bodens von Tivoli u. s. w. Von Agost. Cappello. Rom. ^okto,-« »oiontilicsto «tc. (Wissenschaftliche Briese aus der Kor respondenz dcs vc. 8. Linuffo di Tolmczzo mit mehreren Jta- liänischen und .auswärtigen Gelehrten.) Euch. Briefe von Sauffure, Scnebicr, Scgrpa, Alcr. von Humboldt, Lacepede, Berzclius, Capo d'Jstrias u. s. w. über verschiedene Gegen stände der Naturgeschichte und Phvsik. Venedig. ^»>u> bUzro. — Trauerspiel von Gins. Vedeche. Florenz, keift-, Immzxmnam. — Trauerspiel von C. Angiolini. Mailand. Lratieho. (Liebesgedichte.) Nebst einen. Versuch über das Ro ¬ mantische und Klassische. Von Girot. Fattorini. Chjoggia. Vit-, üi (ftov. Loilino. (Das Leben des Venezianischen Malers G. Bellinoi) Von C. Ridolfi, mit Zusätzen von G. Moschini. Venedig. I civali. (Die Nebenbuhler.) Eine Erzählung in Verse». Von G. Gazzino. Genua. Voo.-ckoi-n-io niemoutoxo ituliuno. (Pirmontcsisch-Jtaliänisches Wörterbuch.) Von Ponza de Cavour. Turin. . England. Das Entstehen und die Ausbildung des Britischen Heeres. (Aus Glcigs „Leben berühmter Britischer Generale.") Seit der Zeit Wilhelms des Eroberers gab cs kcine Periodc, wo nicht dic Könige von England eine größerc oder kleinere Anzahl besoldeter truppen in ihrem Dienste gehabt hätten. Es waren ihrer indcß immcr zu wringe, um den Namen eines stehenden Heeres zu verdien,n; und da stc in Festungs-Garnisonen vertheilt und jeden Augenblick feindlichen Angriffe» ausgesetzt waren, so kann man von ihnen sagen, daß sie sich säst beständig'»,, -aktiven Dienst befanden. So sah man längs den Küsten von England und Wales und späterhin in Irland, als diese Insel durch das Recht der Eroberung der Eng lischen Krone untcrworsen wurde, Haufen von Bogenschützen und mit anderen Waffen versehene Männer beständig ausgestellt. Vollkom men gewiß ist es,,daß England Cromwell und dem langen Parla mente die erste regelmäßig bewaffnete Macht verdankt, ohne welche cs, wic man jctzt allgemein zugicbt, seinen Rang unter den übrigen Nationen nicht behaupten könnte. Es ist indcß wahr, daß Hein- rich VII. und Heinrich VIII. billiges zu der Hecrcs-Bildung bei trügen, von welcher wir jctzt sprechen. Der Erstere errichtete eine Leibwache von 50 Icomen, deren Anzahl der Letztere vermehrte. Eduard VI. musterte täglich 100 Bogenschützen und eben so viel Hellebardiere, bereu Beibehaltung Elisabeth sür „othwcndig hielt. Gleichwohl kann man eine Leibwache von Ä90 Mann — höher be stes stch diese Macht nickt — für »in stehendes Heer nickt anscben. Es ist kaum nöthig, zu bemerken, daß jenes Corps noch jetzt in sei ner ursprünglichen Tracht, und fast auch noch mit denselben alten Waffen ausgerüstet, cristirt; doch ist cs wohl den Besuchern der Königlichen Menagerie und des Waffensaales im Tower mehr unter den, Namen der „Fleischfresser" bekannt, Jakob I. brachte, als er aus Schottland kam, weder Infan terie noch Kavallerie mit nach England. Seine Garden, späterhin als das Istc oder Königliche Regiment der Scholten in Bri tischen Dienst ausgenommen, gingen nach Frankreich, wo sie bis zum Jabre 1661 sich fortwährend des trefflichsten Ruscs wegen ihrer Tapferkeit im Felde und wegen ihres guten Be tragens in den Standquartieren erfreuten. Selbst Karl I. batte bis zum Ausbruche der großen Rebellion keinr andere Streit kräfte, als die, die der aufgeregte Zustand Irlands nothwendig machte; und später umgab er sich nur mit solchen Soldaten, von deren Treue und Anhänglichkeit an die alten Einrichtungen er über zeugt ,oar. In gleicher Weise stützte sich das damalige Parlament „sic auf die Londoner Stadt-Soldaten und aus diejenigen Truppen, wclchc durch Geld oder durch libclvcrstandcncn Patriotismus veran laßt wurden, sich um dasselbe zu sammeln. Auf keiner von beiden Seiten befanden sich eigentlich regulaire Truppen. Ein langer und heftiger Kampf verwandelte zwar dic ursprünglich rohe Miliz in Veteranen und verschaffte den Offizieren Gelegenheit, bedeutende misttairische Talente zu entwickeln; aber nur erst' als der König un terlegen war, als die Rebellion gesiegt hatte, um sich ihrerseits wie der imtcr das Joch eines Usurpators zu beuge», bekam dieses König reich ein wirklich stehendes Heer. Cromwell kannte den Werth seiner disziplinirtcn Kameraden zu gut, nm sic, dem Wunsche des Volkes gemäß, ihrer Waffen zu berauben. Er hielt während der ganze» Dauer seines Protektorats eine für die damaligen Feiten zahlreiche Armee; und die Folge davon war, daß er mit einer unumschränkteren Macht regierte, als irgend ein Monarch seit den Tagen der Eroberung. Die erste Maaßregel Karl'S II nach feiner Restauration wär die Auflösung fast aller der Truppen, welche Cromwell unterhalten batte. Nur ungefähr 5000 Mann, wclchc zum Garnisondicnsie gc- brauchl wurden, behielt er bei. Zn den Corps, welche indessen we der damals, noch zu irgend einer spätere» Zeit aufgelöst wurden, gehört das Garderegimcnt Coldstream. Es war ungefähr 10 Jahre zuvor in Coldstream, an der Gränze Schottlands, äusgeboben, wo her es seine» Namen führte; und da der General Monk cs kom- mandirte, so wurde cs aus Dankbarkeit für seinen Commandcur bci- bebalten. Das Gardc-Jnsanlrricrcgimcnt Coldstream, das in diesem Augenblick noch erisn», wurde im Jahre 1600 gebildet. Diesem wurden demnächst zwei Regimenter binzugcsügt, von denen das eine, das erste Regiment genannt, der Lord Joh» Wentworth erhielt, während das andere, oder das dritte Regiment, als seinen urspriingl lichen Commandcur dcn Grascn von Linlithgow ncnnl. Außcr diesen Haustruppcn. bestand die Infanterie Karl'S II aus dem Königlich Schottische» Rcgimentc, welches, obgleich es schon im Jahre 1663 gn Englische Dienste ausgenommen worden war, doch erst nach der Restauration von Frankreich berüberkam; aus dem 2tcn oder dem Regime»» Königin, welches am Jahre 1661 errichtet worden war und von dem berühmten Lord Peterborough kommandirt wurde; aus dem 3len oder dem alten Büffclleder-Regiment, seinem Anzüge nach, der aus Büffelleder gemacht war, so genannt, und aus dem iten oder Königs-LeibreAimcnt, welchcs imJahre 1661 errichtet worden war. Diese Regimenter sind von ihrem Entstchcsi an bis zu der Schlackt von Waterloo in mehr oder weniger thätigem Kriegsdienst beschäftigt, gewesen. Mit Ausnahme des 3tcn haben alle übrige Regimenter immer blaue Aufschläge gehabt: doch jenes Regiment, als ob man cs sür diesen Mangel hätte entschädigen wolle», besitzt ausschließlich das Vorrecht, mit Trommelschlag durch die City von Londo» marschircn zu diirsen. Ma» weiß nicht genau, woher diese Auszeichnung ihren Ursprung hat; aber dic vorherrschende Mcinung ist, daß das Regiment aus dieselbe Anspruch macht, weil cs ur sprünglich unter den Stadt-Soldaten rekrutirt worden ist. Bei der Britischen Kavallerie sind die beiden Regimenter der Leibgarde und die sogenannten Blauen dic ältesten. Die Leibgarde-Regimenter wurden von Karl II. errichtet, das eine im Jahre 1661, das andere etwas später, und ihre Reihen waren lange Zeit mit Edclleuten und Kavalieren von Familie angesüllt, dic selbst oder deren Väter im Bürgerkriege gefochten batten. Beide Regimenter genossen unter solchen Umstän den zahlreiche Vorrechte, als z. B. höheres Gehalt, bessere Kleidung, Pferde und Ocnärticre. Sie wurden übrigens in jeder Hinsicht wie dic Gardc-du-Corps am Französischen Hose behandelt: und sic be- biclten, wic cs gcwöbnlick zu gehen pflegt, jene Privilegien noch lange nachher, als sie schon nicht mehr aus solchen Leuten bestan den, zu deren Gunstc» dieselben bewilligt worden waren. Erst im Jabre 1788 wurde ein neues Svstem cingcführt: und selbst damals blieben ihnen einige Vorzüge, deren sic sich durch ordentliches und gutes Betragen nicht unwcrtb gezeigt hatten. Ihr Sold blieb höher, äl« der der anderen Regimenter, und ihre Lffizicrc dürfen nur vor Kriegsgerichte gestellt werden, deren Mitglieder sämmtlich den Haus truppen angchörc». Dic Blauen, auch ost nach ihrem ersten Com- mandcur, dem Grascn von Orford, die Oxford-Blauen genannt, wurden im Jabre 1661 errichtet. Sic waren damals und sind noch bis jetzt, sowohl wegen ihrer Tapferkeit im Felde, als wegen ibrcr Mäßigkcit in de» Garniso»rn, rühmlichst bekannt und haben sich in jedem Kriege, von Marlborough an bis zu den neuesten Kämpfen unter Wellington, immcr ausgezeichnet. Von der Restauration an wird die Geschichte der Briliscyen Armee den Tbaisachen nach die Geschichte aller Kriegt, in welche