Volltext Seite (XML)
Wöchentlich erscheinen drei Nummern. PränunttrotionS- Preis W, Sgr. vierteljähr lich in allen Theilen der Preusiischen Monarchie. Für die Monate gebr. u. März ist d. Preis auf 15Sgr. sestgrsch«. Magazin für die Ma« pränumerirt In Ber lin in der Expedition der Allstem. Preuße St«a»S--Zcit. lMohrenstraßc Nr. Z4>; in der Provinz so wie im AuS- laudc bei den Wohllöblichen Post-Aemtern. Literatur des Auslandes. 3. Berlin, Montag den 6. Februar 1832. WM« England. Lord Grey. Da« New-Montblv-Magazine hat eine Reibrsvlge von Charakter-Schilderungen Britischer und anderer Staatsmänner mit- gethrilt, von der wir eia« Auswahl in dirsen Blättern wiederzuge ben gedenken. Wir beginnen zunächst mit dem, was das genannte, von dem in England sehr geschätzten Schriftsteller L. Bulwer redigirle, Bian über den gegenwärtigen Britischen Premier-Minister sagt: „Große politisch« Veränderungen bedürfen, um unparteiisch ge würdigt zu werten, der Erläuterungen der Zeit, der Erfahrung und der Nachwelt. Man kann jedoch schon im voraus verkünden, daß die Aera der Reform eines Tages als einer der wichtigsten Abschnitte in drr Geschichte der Englischen Constitution angeführt werden wird. Die Reformisten wpllen die« nur ungern eiuräumcn, aber es ist eine Tbatsache, daß di« Reform eine größere Revolution sevn wird, als die von 1688. Die Frage von 1688 war mehr religiöser als politi scher Nann. Die damals erbalttncn Garantieen waren aus die Her stellung des Privilegiums und aus Ausschließungen begründet. Heute ist die Frage rein politischer Art, und die Garantieen haben die Vernichtung des Monopols zur Grundlage. Die Elemente der mit der Reform eintretenden Veränderung fink nachhaltiger, als die der von 1688. Religiöse Feindseligkeiten, Verfolgungen und Strei tigkeiten find vorübergehend, wie so manche andere Plage der phy sischen oder moralischen Well; aber die Elemente des gegenwärtigen Kampfes in England find allgemeiner Natur und eben so dauernd, al« die politische Gesellschaft selbst. Derselbe Kampf, der die Re publiken Athen und Lacedamvn, Karthago und Rom erschütterte, wicvrrbott sich in drr Englischen Monarchie; man kann wohl be haupten, daß das Jahr 1831 die merkwürdigste Epoche in der Ge schichte Englands sevn wird. Man wird daher jn diesem Augen blick nicht ohne Interesse eine mit Unabhängigkeit und Freiheit ge schriebene politisch-moralische Skizze über den Minister lesen, welcher sich mit dieser denkwürdigen Revolution identificirt hat. Lord Grev bat sich folgerechter in seinem Charakter, als in feinen politischen Meinungen gezeigt. Persönlich in seinem Ehr geiz, aber mit »och größerem Stolze begabt, bat er wohl seine An sichten geändert, aber niemals nachgegebeu. Er war Vcrtbcidigcr der Reform, gab diese Sach« auf unk ist jetzt von neuem Reformist. Aber indem er seine Meinungen änderte, setzte er seine Grund sätze nirmal» aufs Spiel. Er verlor die Gunst de» Volke«, ohne daß man ihn auch nur auf da« Entfernteste im Verdacht batte, sie der de« Monarchen au^,opfert zn haben; er war während der Re gentschaft und der Regierung des »erstorbenen Königs vom Hofe verbannt, ohne daß er daran dachte, seine» Ehrgeiz al« Partei-Ehes zu entschädigen, obne daß die Hosleute ihn für einen Rebellen aus- aebru konnten. . Mit den allerpopulairsten Gesinnungen konnte Lord Grey kein Demokrat seyn; mit seinen Manieren, mit einer eifer süchtigen Achtung für dir conventiönnellen Vorzüge der Geburt, des Ranges und der Titel konnte er kein Aristokrat fcyn; und mit Pa triotismus, GeschästSkrnnlniß und mit dem Genie eines Staatsman nes bat er nicht die dem Minister eines freien Volkes nölhigen Ei genschaften. Um kiesen Charakter zu verstehen, muß man einen Blick rückwärts auf seine politische Laufbahn werfen. Herr Grey, Sobn des Sir Charles, nachmaligen Grasen Grey, stammte von dem Grey ab, weicher einen so tbätigen Antheil an her Rebellion des Monmouth unter Iakob II. nabm. Er trat nach Erreichung de« gesetzmäßigen Alters, unter den Auspizien des Herrn For, in« Parlament ein. Sein glänzendes Debüt und eine schmei chelhafte Vorhcrsagung des Herrn Pitt bezeichneten ihn al« eine aufgebende Hoffnung sür die Whigs- Der Glanz seiner sei» aus- aedildeten Jugend, seines Ranges unk seiner persönlichen Annebm- »chkeiien machte aus Herrn Grev einen Freund und politischen An hänger des Ptinzen von Wales (Georg tV.); aber es war Etwas in ihm, was ihn wenig geeignet machte, der Hofmann eines mutb- maaAichcn Thronerben zu seyn, so populair derselbe auch war, und trotz des Schutzes, den dieser der Whig-Dpposttlon angcdeiben ließ. Seine Bczich,,»gen zu dem Prinze» von Wales arteten in politisch« Diskussionen aus und endeten damit, einen übelversteckten Haß in Carlton-House (dem Palaste des Prinz-Regenten) gegen ihn zu er rege». Einige Leute haben diese erste» Entfremdungen einem belei- bigenden,Vorzug« zugeschriebe», den eine durch ihren Geist und ihre Schönheit berühmte Dame dem Lord Grev vor dem Prinze» ein räumte; Andert folgendem Vorfälle, der den cigenthümlichc» Charakter des jungen Lords verrieth: Im Jahre 1787 mußte sich der Prinz von Wales zur Bezahlung seiner Schulden an das Parlament wenden. Eine seltsame Schwierigkeit widersetzte sich dem Ersolge seiner Forderung; man glaubte nämlich allgemein, er habe sich mit Madame Fitzherbcrt von einem katholischen Priester trauen lassen. Die Parlaments-Vertreter der Grafschaften zogen aus diesem hete rodoxen Bunde des muthmaaßlichen Thronerben mit einer Dame, die zwar wenig Neigung für Politik und Theologie batte, die aber doch an das Fegefeuer und an die Bernuktclung der Heiligen glaubte, Besorgnisse für Staal und Kirche. Es gab zwei Mittels ihre Furcht zu zerstreuen, ihre Gewissen zu beruhigen und ihre Börsen zu öff nen, nämlich: entweder die Jrrgläubigkcit der Dame oder die ehe liche Verbindung zu bestreiten. Der Prinz wählte dcu letzteren Aus weg und beauftragte Herrn Fox, im Unterhaus« zu erklären, er sey zu der Versicherung ermächtigt, daß jene Heirath niemals vollzogen worden. Er hatte aber nur an die Parlaments-Mit glieder und an die Geldbewilligungen, deren er bedurfte, und nicht auch an die Dame gedacht. Nachdem Madame Fitzherbert am folgenden Morgen aus den Zeitungen den Vorfall im Unterbaust er fahren batte, erklärteste mit Unwillen , daß ihr vertrautes Vcrhaltniß mit dem Prinzen ausimmer abgebrochen sey. Sie ließ sich nur durch die Ver sicherung beruhigen, daß Herr Fox seine Vollmachten überschritten habe, und daß der Widerruf eben so feierlich seyn solle, als cs die Erklärung gewesen wäre. Es war selbst sür einen Prinzen nicht« Leichtes, ein so kühnes Versprechen zu erfülle». Herr For weigerte sich nicht allein, das zu widerrufen, was er zu sagen ermächtigt ge wesen, sondern er zeigt» auch deutlich seinen Verdruß darüber, daß man aus eine so l«ichtstnnige Weise sein Zutrauen mißbrauchte. Drr Prinz nahm zu Herrn i-rrv fein« Juflucht, welchen er seiner Jugend und ihrer Kameradschaft halber gefälliger zu finden boffte. Er wollte, daß Herr Grev, ohne Herrn For geradezu zu widerspre chen, sich künstlich gestellter zweideutiger Phrasen bedienen sollte, um die Glaubwürdigkeit seiner Ermächtigung in Zweifel zu stellen, und von Neuen, eine» gcheimnißvollen Schleier über das Verbält- niß des Prinzen zu Madame Fitzherbcrt zu werfen. Herr Grev weigerte sich, einen so zweideutigen Auftrag zu übernehmen, und zeigte sogar, wie unwürdig ihm ein solcher Vorschlag erscheine. Seit jener Zeit hielt ihn der verstorbene König sür zu schwerfällig und für zu ungelehrig, nm ibn als Prinz zu seinem Bcrtbeidiger oder als Monarch za seinem Minister machen zu können. Herr Grey nabm zwar au den Beralbschlagunge» in Carlton-House während der Fra ge über' die Regentschaft im Jahr« 1788 Theil unk würde auch 'Minister geworden sevn, wenn die Regentschaft angenommen worden wäre; aber diese Angelegenheit war eine große constitutionnelle und eine Partei-Frage; der Widerwille des Prinzen batte sich noch nickt bestimmt ausgesprochen, und er bedurfte Lamal« mehr der Whig«, als die Whigs seiner bedurften. Erst im Jahre 179.7 zeigte der Prinz dem Lord Grev denselben. politischen oder ministoriellcu Widerwillen, den Georg III. Hcrrn For halt« empfinden lassen. Dir pecuniairen Verlegenheiten gaben von Neuem den Anlaß dazu. Er batte im Jahre 1792 die Whigs förmlich ausgegeben, und die Whigs bewilligten dagegen der For derung, die er bei Gelegenheit seiner Vermahlung im Jahre 1795 ans'S Neue zur Bezahlung seiner Schulden an das Unterbaus rich-, tele, nur eine kalte und bedingungsweise Zustimmung. Herr Grev ging noch weiter, al« seine Partei. Er schlug eine Verminderung der bewilligten Fonds vor, und zwar iu Ausdrücken, die, wie es scheint, von dem verstorbenen König niemals vergessen worden sind." (Fortsetzung folgt.) Biblio grap bie. Uictinnar) ok Ibe militar)- sciruce. (Wörterbuch der Kriegs- Wissenschaft.) Vom Lieutenant Campbell. Hi« Pole» nl' 8balce.-ciio.iro. (Shakcspcar-Novellen. Fünfte Auflage.) Von Cb. Lamb. Hie xiäventllre» »1 » Oramatist. (Abenteuer eines dramatischen Dichter«.) Von Benj. Enerf. Population keturo». (Neueste Bcvölkerungslisten von Großbri- lanien.) Nach offizielle» Aktenstücken bcräusgegebcn von Rick- ma». Nebst einem Bericht über die spasmodisck« Cbolera, welche im Uten Jahrhundert iu England geherrscht bat. kongb 8ßetcbv8 oi a solcher» lile. (Skizzen au« dem Leben eines Soldaten.) Vom Lbersi-Liemenant Leach.