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Vorwort Veränderte Rahmenbedingungen Die Dresdner Verkehrsbetriebe AG (DVB) legt ihren ersten Geschäftsbericht für das Jahr 1993 seit der Neugründung vor. Vieles hat sich seit 1989 im wiedervereinigten Deutsch land geändert; auch die Umwandlung des VEB Verkehrsbetriebe der Stadt Dresden zur Dresdner Verkehrsbetriebe AG stellt aufgrund der geänderten Anforderungen und Rah menbedingungen einen erheblichen Einschnitt in die Unternehmensgeschichte dar. Es soll in diesem Geschäftsbericht des Gründungsjahres 1993 versucht werden, über den Inhalt eines normalen periodischen Firmenberichtes hinaus, das geänderte Selbstver ständnis der DVB sowie die daraus resultierenden Entwicklungen darzustellen. Der Vor stand der DVB vertritt daher die Auffassung, daß es sinnvoll ist, die Veränderungen seit 1989 in diesem Bericht aufzuzeigen. Den neuen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen mußte sich auch die Unternehmens philosophie der Dresdner Verkehrsbetriebe anpassen. Wegen der Versorgungsschwie rigkeiten zu DDR-Zeiten war es notwendig, die benötigten Materialien und Leistungen nahezu ausschließlich im Unternehmen herzustellen und vorzuhalten. Trotz des enormen Einsatzes der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der hohen Ingenieurkunst der Techni ker gelang es nicht, eine hohe Verfügbarkeit der Fahrzeuge und einen für einen modernen Nahverkehrsbetrieb ausreichenden Standard der gesamten Infrastruktur zu erreichen. Die unbedeutenden Fahrgeldeinnahmen, das System der absoluten finanziellen Stützung des Unternehmens sowie die nahezu fehlende Konkurrenz des Individualverkehrs mußten zu einer Unternehmensphilosophie führen, bei der der Kunde weniger und die Erstellung- der Leistung mehr im Mittelpunkt stand. Betriebskostenprobleme waren zumindest zweitrangig. Dies hat sich seit der Wende grundlegend geändert. Die DVB muß sich dem Wettbewerb mit dem Individualverkehr stellen, der sie darüberhinaus in hohem Maße auf vielen Streckenabschnitten und nahezu über den gesamten Tag behindert. Zwar steht nunmehr ausreichend Material in guter Qualität käuflich zur Verfügung, die notwendigen Mittel hier für sowie für die Material- und Betriebskosten insgesamt können jedoch nur zu einem Bruchteil durch Fahrgeldeinnahmen gedeckt werden. Da Löhne und Gehälter gezahlt werden müssen und Investitionen im Fahrzeugpark und in der gesamten Infrastruktur zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit und zur langfristigen Sicherung der Wirtschaftlichkeit dringend notwendig sind, ist der Zuschußbedarf entsprechend hoch. Sowohl die Stadt Dresden wie auch der Freistaat Sachsen decken jedoch im Gegensatz zu DDR-Zeiten den Verlust gegenwärtig nicht vollständig ab, d.h. das Unternehmen finanziert einen Teil dieser Verluste aus den Rücklagen bzw. durch Kreditaufnahme. Dies ist jedoch nur eine begrenzte Zeit möglich, danach droht die Zahlungsunfähigkeit bzw. die Überschuldung. Der DVB-Vorstand sieht dies als Herausforderung und Chance, die Aufgaben des Unter nehmens auf das Kerngeschäft - Erstellung der Verkehrsleistung - entsprechend der erfreulich steigenden Nachfrage zu begrenzen und alle Hilfs- und Serviceleistungen soweit wie möglich zu reduzieren bzw. an günstiger produzierende externe Auftrag nehmer zu vergeben.