Erziehung kann und soll sich nach Möglichkeit in Kul turvölkern auf die Allgemeinheit erstrecken, während der musikalische l nterricht die handwerklich-fachliche Ausbildung zu betreiben hat. Die musikalische Erzie hungwill Menschen zur Musik überhaupt bringen, will ihnen zur Teilnahme am Genuß und an der Erbauung am Kulturgut der Musik verhelfen. Aufgabe des musi kalischen Unterrichtes dagegen ist es, handwerklich- technische Dinge zu übermitteln, welche nach der Erlernung die Selbstausübung der Musik ermöglichen. Die Musikerziehung erfaßt alle Anlagen des Menschen, welche wir gewöhnlich mit dem Ausdrucke „musika lisch“ bezeichnen. Der Begriff „Musikalität“ läßt sich ähnlich wie die Begriffe „Leben“ oder „Philosophie“ nicht mehr unter einen noch höheren Begriff, ein sogenanntes genus proxi- mum, unterordnen. Darin erblicke ich den Grund, wes halb Musikalität in verschiedenen Epochen immer w ie der anders definiert werden wird. Den Bedürfnissen unserer l äge entspricht für den Begriff der Musikalität folgende schematische Darstellung: Musikalität Akustizität (musikalische Anschauung oder Tonvorstellung). Bewegungsfähigkeit der in Betracht kommenden Organe für den aus übenden Musiker. Bewußte Vorstellung und Wahrnehmung der Rhythmik. Wenn es sich um Musikerziehung handelt, so kom men die Ausbildung der Ton Vorstellung sowie die der Rhythmik vor allem anderen in Frage. In praktischer Form geschieht die W eckung dieser Momente gewöhn lich durch Teilnahme am Chorgesang. Es bedeutete daher die Aufhebung der Schul- und Kirchenchöre durch Regierungsverbot der Puritaner im Jahre 16/48 den Todesstoß für die englische Musikerziehung. Im 18. Jahrhundert waren die musikalischen Anlagen des musikbegabten englischen \olkes verkümmert; denn Organe, deren Ausbildung vernachlässigt w ird, gehen naturgemäß zurück in ihren Leistungen. Richtunggebend für zeitgemäße Ausbildung des Klangbewußtseins kann ein Hinweis auf die Musikge schichtewerden. Ich halte es nicht für Zufall, daß die bedeutendsten Musikerzieher des 18. Jahrhunderts zu gleich Begründer von hervorragenden Chorinstituten waren, und ich nenne nur Johann Nepomuk Scheible (Cäcilienverein in Frankfurt am Main), Fasch (Berliner Singakademie), Johann Adam Hiller (Gewandhauschor in Leipzig). Das Resultat dieses Hinweises besteht dar in, daß die hervorragendsten Musikpädagogen die mu sikalische Erziehung mit Hilfe der menschlichen Stim me in Angriff nahmen. Was diese großen Musiker aus der Intuition heraus fanden, bestätigt uns heute die Psy chologie, welche eindeutig nachweist, daß Musikerzie hung wie Musikunterricht nur unter Zuhilfenahme der ideomotorischen Tendenz aktiv im Menschen werden kann. Das „im Geiste vorhandene Streben nach Be- HUPFELD - GEBR, ZIMMERMANN FLÜGEL und PIANOS Weltbekannte bewährte Marken Leipziger Pianoforte- und Phonolafabriken Hupfeld - Gebr. Zimmermann Aktiengesellschaft Leipzig, Petersstraße 4 Berlin — Dresden — Hamburg — Köln — Düsseldorf — Amsterdam — Haag