sicher annehmen, daß Faust mit der tödtlichen Wirkung des Gifts nicht bekannt. Allein noch immer bleibt auch selbst dann seine Schuld noch eine schwere. In den darausfolgenden Scenen schreitet die Handlung rasch vorwärts; Gretchens fromme Mutter schenkt das ge heimnißvolle Schmuckkästchen der Kirche; sie hat nach einein „Pfaffen" geschickt, wie Mephisto erzählt, und „Der Hatto kaum den Spatz vernommen," so „Strich er draus ein Spangs, Kett' und Ring, Als wären'? eben Pfifferling, Dankt' nicht weniger und nicht mehr, Al? ob's ein Korb voll Niiffs wär', Versprach ihnen allen himmlischen Lohn — Nnd sie waren sehr erbaut davon." Und die salbungsvolle Feierlichkeit in dem Rache, welchen der Geistliche zum Abschied ertheilt, ist in der That köstlich; man weiß mit einem Male, daß Seine Hochwürden ein Doppelkinn und ein Bäuchlein von stattlichem Umfang hatte; doch ermangelte er nicht des Humors und man meint ihn in sich hinein lachen zu hören, sobald die Thür hinter ihm ins Schloß gefallen war: — „Der Hatto kaum den Spatz vernommen, Ließ sich den Anblick wohl behagen. Er sprach: So ist man recht gesinnt! Wer überwindet, der gewinnt. Die Kirche hat einen guten Magen, Hat ganze Länder ausgcsresseu, Und doch noch nie sich übergeffen." Als jedoch das zweite Schmuckkästchen in derselben un erklärlichen Weise erscheint, gibt Gretchen den Ueberredungs- kiinsten ihrer Nachbarin Marthe Schwerdtlein nach und be halt es. Hierauf folgt die rasche Entwickelung von Me- Phisto's kleiner List, um Faust und daS junge Mädchen zusammenzusühren, und endlich das Stelldichein in Frau Marthe's Garten. Mit sreimüthiger, kindlicher Geschwätzig keit schildert Gretchen dem verliebten Faust ihre kleinen täg-