Ein Kommentar zu Goethe s Faust. 13 Naturerscheinungen, von der fundamentalen Identität alles Seins weist ja deutlich den Weg zu der modernen Lehre von der Entwickelung, von welcher sie etwas inehr als ein unklares Vorgefühl ist. Durch sein starres Festhalten an diesem selben Gedanken und durch die Anwendung desselben auf alle Reiche der Natur entdeckte er (durch einen reinen u priori-Schluß) den Jntermaxilla» (Zwischenkiefer-) Knochen / und stellte seine Theorie von der Metamorphose der Pflan zen auf, welche ihm zu bestreiten sich heute kein Mann der Wissenschaft mehr beifallen kaffen würde; und noch vieles Andere, was der scharf- und hellsehende Dichter, welcher die Natur in all ihrer großartigen Gesammtheit ins Auge faßte, einst voraussah oder dunkel ahnte, das strebt heut zutage die Wissenschaft aus ihre eigene unparteiische Weise zu beweisen und schreitet dabei langsam aber sicher auf dem Pfade fort, welchen er nachwies. Denn Goethe war, gleich Faust, .selbst in seinem dunkeln Drange sich stets des rechten // . Wegs bewußt.' Betrachten wir ferner, um nur einen annähernden Begriff von dem Allumfassenden seines Genies zu bekommen, sein tiefes Verstandniß der Kunst, seine umfassenden Studien über die Literatur der Vergangenheit und Gegenwart, seine praktische Geschicklichkeit und Thatkraft in der Erfüllung der Pflichten, welche seine amtliche Stellung ihm anfcrlegte. Und die intellectuellen Ergebnisse dieser vielseitigen Thätig- keit legte er während nahezu sechzig Jahren in Büchern nieder, welche sämmtlich gewissermaßen autobiographische Schilderungen eines großartig angelegte» und ausgestatteten Geistes von herrlichen Proportionen sind und ein königliches Vermächtniß an die Menschheit bilden, welches niemals seinen Werth cinbüßen kann. Niemand vermag jene Bücher zn lesen und in ihren Sinn und ihre Bedeutung einzudringen, ohne an sich ein geistiges Wachsthum, eine Beseitigung gei stiger Spinnweben, eine entzückende Erweiterung des Ho rizont« zu erfahren; er mag gegen manche Dinge Einwand