6 Ein Kommentar zu Goethe'? Faust. ncs Buchs geschickt und gewissenhaft benutzt hat. lieber seine Faust-Erklärung insbesondere sagte er wörtlich: „Was meinen Kommentar zu „Faust" betrifft, so bin ich keiner Autorität gefolgt, sondern habe frei daS überreiche Material benutzt, welches Düntzer, Kreyßig, Hartung, Leut- becher, Vischer, Rosenkranz, Hinrichs und Bayard Taylor zusammengebracht haben. Da ich übrigens, im Einklang mit Taylor's Aeußerung, der Ansicht bin, daß Goethe selbst sein eigener bester Ausleger ist, so habe ich mich besonders bemüht, die dunklen und scheinbar sich widerstreitenden Stel len im „Faust" durch Hinweise und Beziehungen auf Goe« the's übrige Schriften und aus die veröffentlichten Bände seiner Gespräche und verschiedenen Briefwechsel zu beleuch ten. Den ersten Anhaltspunkt zu einer paffenden Er läuterung des „Faust" sand ich vor einigen Jahren in Spinoza's „Ethik", obwohl ich kaum das Verdienst be anspruchen darf, diese Entdeckung zuerst gemacht zu haben. Fr. Th. Vischer hat in seinem jüngsten Buche: „Goethe's Faust; neue Beiträge zur Kritik des Gedichts", das philo sophische Problem dieser Dichtung sehr geschickt entwickelt, nnd ich will die Thatsache, daß ich hierfür sein Schuldner bin, gar nicht zu läugnen versuchen. Ich habe zwar keines wegs in allen Fällen sein Urtheil angenommen, welches er in einer etwas scharfen und unnöthig absprechenden Weise abzugeben geneigt ist; allein sein kräftiger Styl hat meine eigene Neigung angespornt und mir neue Bahnen des Ge dankens und der Speculation eröffnet." Ich erlaube mir noch einige kurze biographische Notizen über den Verfasser. Hjalmar Hjorth Boyesen ist am 23. Sep- tember 1848 zu FrcdcrikSvern, einer kleinen Hafenstadt an der Südküste Norwegens, geboren als der Sohn eines dort in Garnison liegenden OsficierS, welcher drei Jahre später von dort hinweg versetzt wurde und 1854 ans zwei Jahre ins Ausland ging, während welcher seine Frau mit den Kin- dern bei ihrem Vater, dem Richter Hjorth in Systrand am