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Ottendorfer Zeitung : 09.11.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-193711091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19371109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19371109
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-11
- Tag 1937-11-09
-
Monat
1937-11
-
Jahr
1937
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 09.11.1937
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kau, löht. Mäh- md am : Trup- >er fast en mit ross, rderster : ferner Man ¬ er An- Partei en aus- e Rote -griffen en" er ¬ rungen 'tration vorden, neuen -Parade er man istischen en fest en den iir eine ch- Opern- :de des w das voll- -kungen )er spa- :s nahe -sichtlich cungen. ng für unent- etregie- gslosen Bucha- mieren. :m Zu- waren ar kein rächsten Lenins, echer- -Tages ag eine >en des ng M u. ", es st« aß die Achulen n sehr Zenesch, fes der ^ramm- zes del oflowa- en Er- erband ag." wege en hat iin mntag- sevilla ge mit Diese sofern sat der :a und s glau- führen. - starke ruf der links- n sind, m der zurück- m ihm ng von vas zu en Es te UNd n, daß if alle he Be- Linzel- schließ' Lber- men- c fran- ich M nkuust in Be- Tchlutzkundgebung der Woche des deutschen Buches in Essen. Essen, 7. November. 2m städtischen Saalbau fand heute läßlich des Abschlusses der deutschen Buchwoche 1937 eine We Kundgebung statt. Man sah Vertreter von Partei, Behörden, Wehrmacht und des kulturellen Lebens. W einem Musikvortrag sprach der Landesstellenleiter der "kichskammer der bildenden Künste, Kultursenator Kel - ^r, über die Ideenverbindung von Weimar und Essen Wßlich der Woche des deutschen Buches und über die Sinngebung der Veranstaltung mitten im Industriegebiet. Anschließend ergriff der Leiter der Abteilung Schrift- '»M des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Pro- ^ganda und stellvertretende Vorsitzende der parteiamt- chen Prüfungskommission zum Schutze des NS.-Schrift- Hauptamtsleiter Hederich, das Wort. Seine ^oße kulturpolitische Rede stand unter dem Leitgedanken m Idee und Sendung des deutschen Buches. . Der Redner wies darauf hin, daß Hunderttausende Mischer Volksgenossen in diesen Tagen im Dienste des Mches diesseits und jenseits der deutschen Grenzen tätig Evesen seien. Zwei große Aufgaben erfülle die Woche des deutschen ^ches: Einmal Zeuge und Künder zu sein der endlich er ogenen Einheit des Lebensgefühls urtd des Willens Eer Deutschen, die sich in Partei und Staat dokumentierten, Äb zum anderen ein Mahnmal zu sein, das uns immer vor m Seele die Verpflichtung wachrufe, nie die Gemeinschaft Aenderung der Bürgersteuer. Das Bllrgersteuergesetz vom 16. Oktober 1934 ist durch Dritte Gesetz zur Aenderung des Bürgersteuergesetzes 3. November 1937 geändert worden. Die Äenderungen Zwecken in der Hauptsache eine Ermäßigung der Mrg e r st e u e r für ältere Steuerpflichtige mit geringem Einkommen und die Gewährung von Kinderermäßigungen einen größeren Kreis von Steuerpflichtigen als bisher. Der Bürgersteuer eines Kalenderjahres liegt im all- iAeinen das zwei Jahre vorher bezogene Einkommen zu- ^unde (z. B. der Bürgersteuer 1938 das Einkommen des ^lenderjahres 1936). Bisher wurden alle Steuer- »slichtigen, die im maßgeblichen Kalenderjahr ein- Mmensteuerfrei waren, einheitlich nach einem Steuer- ZAndbetrag (künftig Steuermetzbetrag) von 3 RM. zur Rrgersteuer herangezogen, so daß bei einem Hebesatz von s B. 700 vom Hundert die Bürgersteuer für ein Kalender- jthr 21 RM. betrug. Das Aenderungsgesetz vom 3. Novem- ?tt 1937 bestimmt, daß der Steuermeßbetrag von 3 RM. Ilir Steuerpflichtige, die am Bürgersteuerstichtag (d. i. in Iler Regel der 10. Oktober des dem Erhebungsjahr voran- ^gangenen Kalenderjahrs) das 50. Lebensjahr vollendet Men, um e i n D r i t t el, d. h. auf 2 RM. zu ermä ßigen ist. Ebenso wird der Steuermeßbetrag von 6 RM. l>>n ein Drittel, d. h. auf 4 RM. ermäßigt, wenn der Steuer- Uchtige am Vürgersteuerstichtag das 50. Lebensjahr vollendet und sein Einkommen im maßgebenden Mlenderjahr nicht mehr als 2100 RM. betragen hat. Kinderermäßigungen werden bei der nach dein Einkommen bemessenen Bürgersteuer gewährt, wenn sA Stichtag mindestens zwei minderjährige Kinder zum ^tishalt des Steuerpflichtigen gehörten. Bei Einkommen ss zu 2400 RM. ermäßigt sich der Steuermeßbetrag um je (AM. für das zweite und jedes folgende minderjährige Äd. Bei Einkommen über 2400 NM. ermäßigte sich bis- dsr der Steuermeßbetrag für das zweite und dritte minder- lohrige Kind um je 1 RM. und um je 2 NM.für das vierte Äd jedes folgende minderjährige Kind, jedoch nur, wenn »s Einkommen 12 000 RM. nicht überstieg. Durch das Änderungsgesetz vom 3. November 1937 ist die bisherige ^nkommensgrenze von 12 000 RM. auf 25 000 RM. erhöht Morden. Das Bürgersteuergesetz vom 16. Oktober 1934 wird Mnächst in einer neuen Fassung bekanntgemacht werden, >e die Vorschriften des geltenden Bürgersteuergesetzes und M bisherigen Bürgersteuerdurchführungsverordnung in sltem Gesetz zusammenfaßt. Dabei werden die bisherigen Änderungen berücksichtigt und weitere Äenderungen in- AiHouMb ssWA/iÄ Ikoman von Nans Neuer «Nachdruck verboten.) nis vem Zimmer der Brüder Löckner, vas weit hinten , Gang abzweigie, drang deutlich das Spiel der Geige, nue weiche Klänge, die nur gedämpft zu hören waren, -er doch klar genug, um Lieser! von Zeit zu Zeit auf- Mchen zu lassen. „Spielt er net schön, Tant'?" konnte sie sich schließlich Ächt mehr enthalten zu fragen. Frau Mutzenbauer hatte — sie müßte nicht in Wien geboren sein — ebenfalls eine Schwäche für Musik. Aber »eben dieser Schwäche standen die Pflichten der Inhaberin fines Fremdenheims, die maßgebender waren. So sagte Ä nur: „Paß lieber auf, Liefert, damit alles stimmt! Möcht »Ur wissen, woher der Löckner wieder weiß, daß Herr Everking ausgegangen ist! Hast du ihm am End' das wieder g'sagt?" Lieserl beschäftigte sich angestrengt mit dem Zählen Är zugeteilten Wäsche, um vor Frau Mutzenbauer die As Gesicht steigende Röte zu verbergen. „I?" sagte sie im Tone gekränkter Unschuld. „Aber Eant', dös wissen S' doch, daß i so was net mach!" „Na, na!" meinte Frau Mutzenbauer mißtrauisch. !Zch weiß schon lange, daß du für den Hans Löckner eine schwäche hast!" „Aber, Tant', wie können S' so etwas sag'n!" ver- Ädigle sich Lieserl. „Er macht halt so schön Musik ... 'Ad wann i dös so hör, da krieg i immer a furchtbare ^ohnsuchi nach Wean ... aber desweg'n ..." „ „Ist schon gut!" wehrte Frau Mutzenbauer weitere Ergüsse ab. Vielleicht hätte sie dem Lieserl bei dieser Menden Gelegenheit einen Vortrag über die Zweck- Mgkeii aller Sehnsüchte gehalten, wenn nicht in diesem Augenblick ein Schlüssel im Schloß der Korridortür ge- Aselt hätte. Sie richtete sich ans, um zu sehen, wer von Aren Mietern da kam. Ein Schreck durchfuhr sie, als der Merikaner, der vor zehn Minuten gegangen war, eintrai. . Mister John P. Everking hatte beim Mieten des Zim- »"s mu Nachdruck darauf hingewiesen, daß er nur i-n Aem Heim mit äußerster Ruhe wohnen könne. Frau aller Deutschen zu vergessen, die der sicherste Bürge sei für die Einheit von Buch und Schwert. Der Führer habe, erklärte Hauptamtsleiter Hederich, für uns Nationalsozialisten in seinen großen Kulturreden ein für alle Mal die Richtlinien gegeben. So wie es die verschiedensten Zeitalter gegeben hat, die ihre Kulturwerte hervorbrachten, so lebten wir heute in Deutschland im Zeit alter des Nationalsozialismus und seien Arbeiter am Bau zur Errichtung einer nationalsozialistischen Kultur. „Wir lassen uns den Staat, dem wir dienen und dem wir unser Bestes geben, nicht verunreinigen, auch nicht be flecken", rief Hauptamtsleiter Hederich unter dem Beifall der Versammlung aus. „Mögen sie es als eine Einengung der Freiheit bezeichnen, wenn wir in Zukunft unnachsichtig und rücksichtslos allen Bestrebungen entgegentreten, die Ideen des Führers aus egoistischen Gründen zu verfälschen. Wenn wir das tun, bekennen wir uns zur Reinheit und zur moralischen und geistigen Sauberkeit im deutschen Schrift tum." Der Redner schloß mit einem starken und eindrucks vollen Appell an die deutschen Dichter und Schriftsteller, Verleger und Buchhändler zur weiteren Steigerung der Kräfte. Dann führte Staatsrat Hanns Johst, der Präsident der Reichsschrrfttumskammer, in einer kurzen Schlußansprache unter anderem aus, Essen sei als Abschlußort gewählt wor den, weil wir vor ganz Deutschland und aller Welt die Verbundenheit zwischen der Arbeit der Faust und der Stirn dartun und die geistige Harmonie von Hammer und Buch aufzeigen wollen soweit vorgenommen werden, als dies zur Vereinfachung Klarstellung und Anpassung an die veränderten Verhält nisse erforderlich ist. Langemarckfeier der Frontkämpfer und der Jugend im Berliner Sportpalast. Berlin, 7. November. Dem Gedächtnis der Helden von Langemarck war eine weihevolle Gedenkfeier im Sport palast gewidmet. Mit den Frontsoldaten vereinigte sich auch die Hitler-Jugend im Gedenken an die Gefallenen Der Feier wohnten neben hohen Vertretern der alten und der neuen Wehrmacht führende Persönlichkeiten der Partei und des Staates, der NSKOV., des Reichskriegerbundes, des Soldatenbundes und der Kameradschaften der Flan dern-Regimenter bei. Der Reichsjugendführer Baldur v. Schirach sprach über den tieferen Sinn dieses Tages. Unsere Jugend sei Willens, das Vermächtnis der Gefal lenen, deren Opfertod eine zeitlose, erzieherische Botschaft gerade an sie bedeute, allezeit in Ehren zu halten und sich an ihrem erhabenen Vorbild zu läutern und zu stärken. Die Langemarckkantate von Eberhard Wolfgang Möller (Musik von Georg Blumensaat) leitete zu der Festrede des Generalleutnants a. D. von Metzsch über. In jenen Novembertagen des Jahres 1914, so erklärte er, sei auf der flandrischen Ebene bei Langemarck mit dem Blut der jungen Freiwilligen eine Saat gesät worden, der erst das Reich Adolf Hitlers zur Reise verholsen habe. Gauleiter Forster in Düsseldorf. Düsseldorf, 7. November. Die Ortsgruppe Pempelfort der NSDAP, veranstaltete am Sonnabend eine Großkund gebung für den deutschen Osten, in deren Mittelpunkt eine Rede des Vorkämpfers für ein nationalsozialistisches Dan zig, Gauleiter Forster, stand. „Obwohl uns in Danzig", so rief Gauleiter Forster unter dem Beifall der Massen aus, „von euch eine Schranke trennt, so ist für unsere Herzen Danzig aber nicht von euch getrennt. 2n unseren Herzen gehört es zu Deutschland. 2mHerzen ist Adolf Hitler genau so unser Führerwie euer Führer! Das Tempo der inneren Anteilnahme an Deutschland wird immer größer und schneller. Wie könnte das auch anders sein, wo Deutschland so viel Kraft ausströmt, so viel Kraft vermittelt denen, die außerhalb der Grenzen sind. So ist es auch selbstverständ lich, daß im Abschnitt Osten die Deutschen ihre Stellung hallen werden. Wir marschieren an der Grenze hoffnungs voll in die Zukunft hinein." Aus aller Welt. * Neichswcrke „Hermann Göring" in Bleckenstedt. Ministerpräsident Generaloberst Göring besichtigte am Sonntagnachmittag eingehend die gesamten Vorhaben der Reichswerke AG. für Erzbergbau und Eisenhütten „Her mann Göring" im Salzgittergebiet. .Insbesondere wurden von dem Beauftragten für den Vierjahresplan die Stand ortsbedingungen für den Bau der Hüttenwerke unter sucht und der Platz Bleckenstedt als Bauplatz für die zu errichtenden Werke bestimmt. * Der Tenor Kubla verläßt die Tschechoslowakei. Das demokratische „Prager Tagblatt" vom Sonnabend bringt die Meldung, daß der Tenor des tschechischen Nationaltheaters, Richard Kubla, seinen Wohnort im Aus land nehmen wird. Kubla war am Donnerstag in einem Johann-Strauß-Konzert in Prag bei der Wiedergabe eines Donauliedes, von dem eine tschechische Uebersetzung nicht existiert, durch Krawalle aus dem Publikum gestört worden. Einem Wiener Journalisten hat der Tenor jetzt erklärt,, daß er ins Ausland gehen wolle, wo ihm etwas Derartiges sicherlich nicht widerfahren würde. „Ich bin ein trener Tscheche, doch ist die Kunst international und ich kann dieses Vorgehen chauvinistischer Elemente nicht begreifen. Am liebsten hätte ich den Kundgebern zugerufen: „Sie irren, erst morgen wird hier im Luzerner Saal ein Box kampf ausgetragen"." Auch Johann Strauß, der das Kon zert dirigierte, ist durch die Zwischenfälle sehr verletzt und tief gekränkt. Richard Kubla wird in Kürze eine Gastspiel reise nach Amerika antveien. * Verheerendes Schadenfeuer im Taunus. Die Eisen gießerei Michelsbacher Hütte im Aartal wurde Sonnabend früh durch ein verheerendes Feuer größtenteils in Asche gelegt. An der Bekämpfung des Brandes beteiligten sich neben der Wiesbadener BernfsfeuerlöschPolizei noch etwa zwanzig andere Wehren der Umgebung. Mehrere Feuer wehrleute wurden bei den Löfcharbeiten teils schwer, teils leicht verletzt. Der Schaden beläuft sich nach den vorläu figen Schätzungen aus etwa eine Million Reichsmark. Die Entstehungsursache ist noch nicht bekannt. * König Georg von Griechenland in England cin- getroffen. König Georg von Griechenland traf am Sonn abendabend zu einem mehrtägigen Besuch in England ein. Er wurde beim Betreten englischen Bodens von Vertretern des Hofes und des englischen Außenamtes empfangen. * Eisenbahnunglück in Frankreich. Auf dem Güter bahnhof der nordfrängöfischen Stadt Ereil Luhr am Sonn tagmorgen infolge dichten Nebels ein Güterzug auf einen auf dem gleichen Gleise haltenden Güterzug. Die Loko motive entgleiste und legte sich quer über die anderen Schienen. Noch ehe der Weichensteller verständigt werden konnte, nahte auf dem anderen Geleise bereits ein dritter Güterzug, dessen Lokomotivführer bei dem Nebel die um geworfene Maschine nicht rechtzeitig erkennen und daher auch nicht bremsen konnte. Der dritte Zug entgleiste bis ans den letzten Wagen. Sein Zugführer kam ums Leben. Sechs weitere Bahnbeamte mußten mit teilweise lebens gefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert Wörden. Der Sachschaden ist sehr groß. * Zwanzigmal den Nordatlantik überwundsn. — „Nordwind" auf den Azoren gelandet. Am Sonnabend, 20 Uhr, landeten die Flugkapitäne von Engel und Henke sowie Flugzeugfunker Seein und Flugmaschinist Rösel mit dem Blohm-und-Voß-Flugzeug „Nordwind" der Deutschen Lufthansa im Hasen von Horta (Azoren). Die Besatzung wurde um 4 Uhr vou Bord des Flugsicheruugsschiffes „Friefenland" von Neuhork abgeschleudert. Sie hatten also die 3850 Kilometer lange Strecke in genau 16 Stun den zurückgelegt. Mit diesem Flug hat die Lufthansa zwanzigmal den Nordatlantik auf der großen Ueberfee- strecke zwischen den Azoren und Neuhork überwunden, denn im Jahre 1936 wurden acht und in diesem Jahre zwölf Nordatlantiküberquerungen von ihr ausgeführr. * Lebendig verbrannt. Ein entsetzliches Unglück führte in der chemischen Fabrik in Aussig (Böhmen) den Tod eines etwa 30jährigen Arbeiters herbei, Er war mit einer Schürze bekleidet, die mit einem Explosivstoff be schmutzt War. Durch einen unglücklichen Zufall fiel aus der osseueu Schmiedecsse ein Funken ans die Schürze,, die sofort über und über in Flammen stand. Der Unglückliche trug so schwere Brandwunden davon, daß er kurz darauf seinen Verletzungen erlag. Mutzenbauer hatte ihm mit allen verfügbaren Eiden ge schworen, daß sie die Besitzerin des ruhigsten Fremden heims von ganz Berlin und Umgebung sei. Und nun platzte Mister John P. Everking herein, während Hans Löckner seine schmachtenden Töne durch das Haus wimmern ließ! „Oh, Mister Everking!" begrüßte sie ihn eifrig, im Begriff, dem ruhebedürftigen Gast eine einigermaßen glaubhafte Erklärung für das Geigenspiel zu geben. Mister John P. Everking nickte ihr zu und sagte: „Danke ... ich habe etwas vergessen, bemühen Sie sich nicht, Frau Mutzenbauer!" schritt durch den Korridor, den Klängen entgegen, die — o Tücke des Schicksals! — ge rade jetzt zu unheimlicher Stärke anschwollen. Frau Mutzenbauer verwünschte im geheimen alle Geigenspieler der Welt im allgemeinen, den Unglückswurm Hans Löck ner im besonderen. Wenn es in ihrer Macht gelegen hätte, wäre in dieser Minute ein Befehl von ihr durch die Lande gegangen, der allen Geigenbauern das Handwerk legte. Mister John P. Everking hatte die Tür seines Zim mers erreicht. Jetzt blieb er stehen. Offensichtlich lau schend. Frau Alwine Mutzenbauer stand mit angehaltenem Atem, bereit, sich in der nächsten Sekunde todesmutig der Gefahr einer drohenden Kündigung wegen ruhestörenden Lärms entgegenzuwerfen oder — falls Mister P. Ever king es verlangte — in das Löcknersche Zimmer zu stürmen und Herrn Hans Löckner klarzumachen, daß es kein größe res Verbrechen gäbe als sein Geigenspiel. Mister John P. Everking rührte sich nicht. Ja ... um Gottes willen! Frau Mutzenbauers Herz setzte aus ... jetzt ... jetzt schritt er weiter, bis fast zu der Tür, hinter der Hans Löckner seine Geige jammern und wimmern ließ. Frau Mutzenbauer umklammerte halt suchend die Schranktür. Und nun geschah das Schreckliche: Mister John P. Everking drehte sich um und kam zurück. „Was ist das?" fragte er. Frau Mutzenbauer raffte sich auf. „Ich bitte vielmals um Entschuldigung, Mister Ever king! Da habe ich dem jungen Mann ausdrücklich ver boten, auch nur einen Ton zu spielen, und er ..." Eine energische Wendung Frau Mutzenbauers zu Lieserl hin: „Lieserl, sofort gehst du zu diesem Herrn Löckner und sagst ihm ..." „Nein, nein, Frau Mutzenbauer!" unterbrach John P. Everking sie. „Wer ist dieser Mister Glückner?" „Löckner, Mister Everking, Löckner! Ein junger Mann, der mit seinem Bruder schon seit zwei Jahren bei mir wohnt und sich bis heute immer sehr anständig auf- geführi hat! Und jetzt macht er so etwas." „Geigenkünstler?" Frau Mutzenbauer lächelte verlegen. „Künstler ist vielleicht zuviel gesagt, Mister Everking! Der junge Mann verdient sich recht und schlecht sein Brot damit ... er spielt in der Kapelle der Städtischen Oper." Lieserl, die sich — da sie Hans Löckner von dem Aus gang des Amerikaners unterrichtet hatte — verantwort lich fühlte für die Katastrophe, die sich da um sein Haupt zusammenbraute, spürte das bekannte goldene Wiener Herz in sich klopfen und hämmern und glaubte eingreifen zu müssen: „Schaun S', liaber Herr Everking, der Herr Löckner is doch a Künstler! I hab noch nie net an Menschen so an schöne Geig n spielen g'hört .. Frau Alwine Mutzenbauer warf ihr einen Bück zn, der genügt hätte, auch das goldenste Wiener Herz zum Schweigen zu bringen. Sie wollte gerade — froh, eine Ablenkung zu haben — in geharnischten Worten loslegen, daß so ein blödes Mädel überhaupt keine Meinung zu äußern habe, wenn sich Frau Mutzenbauer mit einem Gast unterhalte, wurde aber durch John P. Everking daran gehindert: „Pst!" machte er. „Wissen Sie, was das ist?" „Nein!" zitterte Frau Mutzenbauer. „Das Adagio aus dem Violinkonzert in §-moll von Bruch!" sagte Mister P. Everking leise. Lauschte eine Weile noch nnd machte dann eine fast energische Wendung zu Frau Mutzenbauer. „Melden Sie mich diesem Mister Glöckner!" „Löckner, Mister Everking, Löckner!" „Löckner meinetwegen! Melden Sie mich und ... oder lassen Sie!" Und schon schritt John P. Everking auf die Tür zu, hinter der Hans Löckner ahnungslos spielte. Frau Mutzenbauer starrte ihm nach, starrte dann das Lieserl an, als müsse das ihr sagen können, was das eigen tümliche Benehmen des Amerikaners zu bedeuten habe. Jetzt klopfte John P. Everking. Das Geigenspiel verstummte. John P. Everking öffnete die Tür und verschwand in dem Zimmer Ser Brüder Löckner. «Fortsetzung folgt.)
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