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Ottendorfer Zeitung Lokalanzeiger und AnzeigeblaLL für Ottendorf-Okrilla u. Umg, Sonnabend, den 30. Oktober 1937 36. Jahrgang Fernruf: 231 DA.: lX. 26, Die Sudetendeutschen verlangen Henugtuung Nummer 129 ^ckchrtmmgstag«: Dienstag. Donnerstag, Sonnabend. Bezugspreis monatlich 1.10 .AL idychlleßlich TrSgerlohn. Im Falle höherer Gewalt (Störungen des Betriebes der Leitung, d« Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen) hat der Bezieher keinen «ü HüWM »der Nachüeferuug da Zeitung oda Rückzahlung des Bezugs- Dlrfe Aekvmg veröffentlicht die amtliche« Bekanntmachungen der Gemeinde-Behörde zu Ottendorf-Okrilla und de» Finanzamtes zu bauptschrtstleitung: Georg Rühle, Ottendorf-Okrilla Vertreter: Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla Daantwortüch für Anzeigen u. Dtlda: Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla Postscheckkonto: Leipzig 29148. Druck und Verlag: Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Girokonto: Ottendorf-Okrilla 138. Anzeigenpreis: Die 6 gespaltene mm-Zelle oder deren Raum 8 HL Alles metUa übW Rachlatz usw. laut aufliegender Anzeigenpreisliste L Anzeigen-Armahme bis W mittags des Erscheinungstages. Bei fernmündlicher Anzeigenannahme wird kstn» für Richttgkett übernommen. Bei Konkurs und ZwangsvergWH MMt" anspruch. Neue Vhrseige für MorM Fremde Völlige Ablehnung des britischen Nichteinmischungs ¬ planes durch Sowjetbotschafter Maisky In der Freitagsitzung des Nichteinmischungsausschus ses gab der Sowjetbotschafter Maisky trotz aller englischen und französischen Bemühungen. Sowjetrußland zu einem Einlenken zu bewegen, eine Erklärung ab, die eine völlige Ablehnung des- gegenwärtigen Planes bedeutet. Der Sowjetbotschafter erklärte u. a., daß die Sowjet regierung nicht länger „irgendeine Verantwortung" für eine Nichteinmischungspolitik aus sich nehmen könnte, die sie für „ungerecht, zwecklos und angetan, die Angreifer zu unterstützen" erachte. Entsprechend dieser Haltung könne die Sowjetregierung weder den britischen Plan vom 14. Juli noch die französischen Vorschläge vom 16. Oktober, die aus diesen britischen Plan fußten, als Ganzes anneh men. Wie er, Maisky, im Unterausschuß am 19. Oktober erklärt habe, sei die Sowjetregierung bereit, eine Politik „wirklicher und absoluter Nichteinmischung" mit allen Mitteln zu unterstützen. Er sei daher bereit, fuhr Maisky mit großmütiger Geste fort, nur derartige Entschließungen zu unterstützen, die man als einen Beitrag zu einer echten Nichteinmischung ansehen könne. Botschafter von Nibbentropp stellte daraus fest, daß diese Haltung der Sowjetunion eine völlige Ableh nung des britischen Planes bedeute. BrWWaWng ohne Moslmi Im Unterausschuß des NichteinmischungsausschufseS wurde nach längerer Aussprache der Entschließungsent- wurf von sämtlichen Regierungen, mit Ausnahme Sow jetrußlands, in der Form angenommen, daß alle Mächte ihn annehmen unter der Voraussetzung, daß sämtliche Mächte ihm zustimmen. Der Beschluß bildete die Folge der erneuten Weigerung Sowjetrußlands, dem Cntschlie- ßungsentwurf in der Frage der Kriegführendenrechte zu zustimmen. Ferner wurde ein Entschließungsentwurf angenom men, der in Aussicht nimmt, daß dem Hauptausschuß nach Beratung durch den Unterausschuß ein Entschließungs entwurf vorgelegt werden soll, wonach: 1. der Vorsitzende des Nichteinmischungsausschusses ermächtigt werden soll, sich sofort mit den beiden spanischen Parteien in Verbin dung zu setzen und ihnen den genannten Entschließungs« entwurf zur Stellungnahme zuzuleiten: 2. der Ausschuß beschließen soll, inzwischen sämtliche technischen Vorarbei ten, die im Zusammenhang mit dem britischen Plan er forderlich. sind, d.urchzusübren. SreiwMae M die Luftwaffe im Bereich des Lustkreiskommandos M 1. Im Herbst 1938 werden bei der Fliegertruppe, Flak-Artillerie uud der Lustnachrichtentruppe Freiwillige eingestellt. 2. Folgende Berufsgruppen werden vordringlich be nötigt: a) bei der Fliegertruppe: Elektriker, Fein mechaniker, Maschinenschlosser, Motorenschlosser, Ban-- schlosser, Klempner, Vermessungstechniker. Optiker, Werk zeugmacher, Kupferschmiede, Büchsenmacher, Photogra phen, Drogisten, technische Zeichner, Kartographen, Kraft« sahrer. Es werden vorzugsweise Freiwillige berücksichtigt, die eine ununterbrochene dreieinhalbjährige Tätigkeit in der betreffenden Berufsgruppe nachweisen können oder im Besitz des Gesellenprüfungszeugnisses sind oder die Gesellenprüfung bis spätestens 1. Oktober 1938 ablegen, b) Bei der Flak-Artillerie: Schlosser, Elektriker, Büchsenmacher, Mechaniker, Kraftfahrer, c) Bei der Luft nachrichtentruppe: Elektriker, Mechaniker, Fein mechaniker, Kraftfahrer. Zu a) bis cf: Bei allen drei Waf fengattungen ist außerdem ein Bedarf an schreibgewandten Freiwilligen vorhanden. 3. Einstellungsgesuche sind zu richten: a) für die Fliegertruppe an die Flieger-Ersatzabteilungen Nohra bei Weimar und Oschatz (Sachsen): b) für die Flak-Artil lerie an die nächstliegenden Flak-Abteilungen. Auskunft hierüber erteilen die zuständigen Wehr-Ersatzdienststellen; c) für die Luftnachtrichientruppe an die"Luftnachrichten- Abteilung Klotzsche (Bez. Dresden) und Luftnachrichwn- Ersatzabteilung Nordhausen. Bewerbungen bei anderen militärischen oder staatlichen Dienststellen verzögern die Bearbeitung nur zum Nachteil des Bewerbers. 4. Auskunft über die Bedingungen für den Eintritt als Freiwilliger in die Luftwaffe und über den vorher abzuletstenden Arbeitsdienst erteilen die unter Ziffer 3 genannten Truppenteile, außerdem die Wehrbezirkskom mandos, Wehrmeldeämter, die polizeilichen Meldebehör den, Arbeitsämter und die Deutsche Arbeitsfront. Bet diesen Stellen ist auch das „Merkblatt" erhältlich, ans dem die Bedingungen für die Einstellung ersichtlich sind. Die deutschen Abgeordnete» verlassen das Prager Abge ordnetenhaus In der ersten Sitzung der Herbsttagung des Prager Abgeordnetenhauses teilte der Präsident des Hauses, Malypetr, mit, daß die Angelegenheit der Teplitz- SchönauerVorfälle dem Jmmunitätsausschuß zur Untersuchung überwiesen werde, nachdem die Abge ordneten der Sudetendeutschcn Partei eine Beschwerde an das Präsidium des Hauses eingebracht hatten. Dann gab sofort der Abgeordnete der Sudetendeut- schen Partei, Birke, folgende Erklärung ab: „Im Namen des Parlamentarischen Klubs der Abge ordneten und Senatoren der Sudetendeutschen Partei und der Karpathendeutschen Partei, Vorsitzender Konrad Henlein, habe ich zu den Vorfällen im Weltkurort Teplitz- Schönau am Sonntag, 17. Oktober, und zu deren Begleit erscheinung folgende Erklärung abzugeben: Am Sonntag, 17. Oktober 1937, haben sich in Tevlitz- Schönau Vorfälle ereignet, die wir in einer dringlichen Interpellation dargestellt haben. Es ist unleugbar und unwiderlegbar, daß an diesem Tag am Marktplatz in Leplitz-Schönau von Polizeiorga nen die Abgeordneten Karl Hermann Frank, Dr. Fritz Köllner, Ernst Kundt, Ingenieur Wolfgang Richter und NiHolf Sandner in gröblichster Weise unprovoziert miß handelt und ihre verfassungsrechtliche Stellung mißachtet wurde. Es ist unleugbar und unwiderlegbar, daß die vom Präsidium der gesetzgebenden Körperschaft ausge stellte Legitimation über die Mitgliedschaft in der tschecho slowakischen Nationalversammlung von Polizeiorganen bewußt mißachtet und verhöhnt wurde. Der Parlamentarische Klub der Abgeordneten und Senatoren der Sudetendeutschen Partei und der Karpa- thodeutschen Partei erhebt gegen die erfolgte Mißhand lung, Nichtachtung und Beleidigung von Mitgliedern der gesetzgebenden Körperschaft des Staates durch Polizei organe schärfsten Protest und fordert Genugtuung; er fordert Genugtuung nicht allein für seine betroffenen Mitglieder, sondern für das ganze Haus, dessen Stellung und Würde gröblichst verletzt worden ist. Er protestiert gegen die amtliche Verbreitung unwah rer Nachrichten und erhebt schärfsten Einspruch gegen eine Pressezensur, die jede Darstellung der Teplitz-Schönauer Vorfälle durch die beteiligten Parlamentarier unmöglich macht. Er fordert beschleunigte Fortsetzung der U n - tersuchung der Teplitz-Schönauer Vorfälle, die Ein vernahme aller beteiligten Mitglieder der Nationalver sammlung und die Bestrasuna der Schuldigen. Er besteht auf der Forderung um so mehr, als an dem Verhalten der Teplitz-Schönauer Staatspolizei die Aus wirkung eines Systems sichtbar wurde, das unerträg lich ist für die deutsche Bevölkerung, für das Zusammenleben der Nationen im Staat und für die durch die Verfassung festgelegte demokratische Ordnung des Staates. Der Parlamentarische Klub der Abgeordneten und Senatoren der Sudetendeutschcn Partei und der Karpn- thcndeytschen Partei fordert daher die sofortige Aufhebung der ergangenen Zensuranweisunge» und des allgemeinen V e r s a m m l u n g s v e r b v t e s , da es den Grundsätzen der Verfassung widerspricht, politi schen Parteien auf unbestimmte Zeit ein Rede- und Schreibverbot aufzuerlegen. Er fordert die sofortige Ausschreibung der allgemeinen G e m e i n d e w a h l e n, da er die Verschie bung der bereits ausgeschriebenen Wahlen als eine Ge setzesverletzung ansieht und in der Begründung ihrer er folgten Sistierung mit den Teplitz-Schönauer Vorfällen nnr einen Vorwand erblicken kann. Er erklärt schließlich nachdrücklichst, daß weder ent stellte amtliche Nachrichten oder lancierte Pressemeldungen, noch irgendwelche Erwägungen persönlicher Natur den einmal begonnene» Nechtskamps Und die Haltung der Partei zu beeinflussen imstande sind. Die Abgeordneten der Sudclendeutschen Partei ver laßen zum Zeichen des Protestes für die Dauer der heu tigen Sitzung das Haus." Hierauf nahm der Minister des Innern, Cerny, seine Leplitzer „Polizei"-Organe in Schutz und bedauerte, daß die Abgeordneten nicht „die Untersuchung der Vor fälle abgewartet" hatten. Die Sitzung wurde geschlossen, nachdem ein» Kommunist wütend zur Gründung einer „Volkssront" aufgerufen hatte. Mit Ausnahme einiger kommunistischer Störungsversuche war die Erklärung der Sudetendeutschen Partei ruhig angehört worden. Die Abgeordneten der Sudetendeutschen Partei verließen ge schlossen die Sitzung. IN der Eröffnungssitzung des Senats verlas der sudetendeutschen Senator Frank die gleiche Erklärung, die vom Abgeordneten Birke im Abgeordneienhaiis abge geben worden war. Hierauf verließen die Senatoren der Sudetendeulschen Partei den Sitzungssaal, Ba« der Staubecken; bei Pirna Erste Aufgabe zur Förderung der Elbeschiffahrt ' In der Mitgliederversammlung der Gruppe Dresden »es Vereins zur Wahrung der Elbeschifsahrtsinteressen «and der geplante Bau des Pirnaer Staubeckens im Mit telpunkt. Der Leiter der Dresdener Gruppe, Oberregie- wngsbaurat Lehnert, erläuterte die Bauwürdigkeit ?es Pirnaer Elbebeckens. Die Bedeutung und Ueber« 'egen heil dieses Beckens gegenüber gewöhnlichen Speicherbecken oder Talsperren im Oberlauf oder an den /tebenflüssen bestehe in der großen Betriebssicherheit und steter Äetriebsbereitschaft des Beckens als Folge der leichten Auffüllungsmöglich leit '-US dem ungeheuren Wasservorrat der Elbe, in der unmit« tflbaren und verlustlosen Zuführung Les Zu- fthußwassers aus dem unmittelbar am Strom liegenden «ecken, in der Möglichkeit, die Elbcwasserstände auszu« bleichen und der Schiffahrt auf längere Zeit gleichblei- beude Wasser st ände gewährleisten zu können, und schließlich in der Versorgung der ganzen deut sche« Elbe mit Zuschußwasser, während das Saale« Zuschutzwasser nur der halben Elbe zugutekomme. Auch der Geschäftsführer des Vereins, Dr. Man - Ter, Hamburg» betonte die große Bedeutung des dirnaer Beckens, besonders im Hinblick auf die säch sisch« Au sfuhrw irisch ast. Die Ausfuhrmöglich- keiten Sachsens könnten durch leistungsfähige Schissahrts- siraßen verbessert werden. 1939 oder noch früher solle mit dem Bau des G Speicherbeckens bei Pirna begonnen werden. Der Redner vertrat die Meinung, daß der Bau des «eckens mit der Fertigstellung des Südflügels des Mit- sellandkanals beendet worden sein müsse, weil sonst Ver- sihrSvcrlagerungen zuungunsten der sächsischen Häfen ein- «reten würden. Staatssekretär Dr. Koenigs habe auf dem letzten Elbe« schissahrtstag die Entwicklung auch der Elbeschiffahrt sehr günstig beurteilt. Die sächsischen Elbehäfen allerdings Wurden nach Fertigstellung des Südslügels des Mittel- lou'orguals einen Teil ihres Umschlagsverkehrs an Leipzig yhgeben müssen. Andererseits werde aber auch dem säch- sstchen Elbeverkehr aus dem Westen ein Zustrom an Um- Wagsgütern erwachsen. Der Verkehr in den sächsischen Hafen sei in den vergangenen neun Atonalen des Jahres ^37 um 6 v. H. gegen die gleiche Zeit des sehr guten ^asserjahres 1936 und um 33 v. H. gegen das schlechte Wasserjahr 1935 gestiegen. Eine bessere Ausnutzung des Elbeweges würde sich Ergeben, wenn die Reichsbahn die von der Schiffahrt forderten Zu- und Ablaustarife gewähren würde; auch die künftigen Mittellandkanalabgaben dürften nicht zu hoch festgesetzt werden. Dr. Mangers setzte sich dafür ein, ?aß für die sächsischen Elbehäsen mit Rücksicht auf ihre besondere Lage Larisvergünstigungen zugestan den werden müßten. Die Elbe sei insofern bereits benach« Migt worden, als der Kanal von Westen nach Osten Zebaut worden sei und die westdeutsche Schiffahrt diesem Vordringen hätte folgen können, während für die Elbe« Mfahrt ein Anschluß erst mit der Heranführung des Mittellandkanals an die Elbe geschaffen werde, also noch Nne Erfahrungen hätten gesammelt werden können. Dr. Hangers betonte mit Nachdruck die Notwendigkeit, die ^ade- und Löschfrtsten in der Binnenschiffahrt rabzudrücken und damit einen beschleunigten Mlauf der Kähne herbeizuführen; die Binnenschiffahrt Mne dann allen Ansprüchen genügen. . Oberregierungsbaurat Kretzschmar, Dresden, sichtete über den Stand der Arbeiten der Ntedrig- wgsserregelung der Elbe in Sachsen, deren Ziel b>e Erreichung einer Fahrwassertiefe von 1,10 Meter bei M niedrigsten Wasserführung der Elbe und bei einer Mhrwasserbreite von mindestens vierzig Meter und einer ?"edrigstwasserbreite von mindestens neunzig Meter bil- Dies soll erreicht werden'durch ZusammendrängUng »ss Wassers mit Hilfe des Baues von Deckwerken und swundschwellen sowie durch Baggerungen und Felsbe« Pigung unter gleichzeitigen Krümmungsverbesseruttgen M Gefällsausgleich. Nach diesen Gesichtspunkten seien 193g in Sachsen fünfzehn Kilometer und seit Beginn M Niedrigwasserregelung der Elbe von der 121 Kilometer bngen sächsischen Elbestrecke bis Ende 1936 47,3 Kilo« i^icr geregelt worden; diese Ziffer werde sich bis Ende auf 60 Kilometer erhöhen. Besonders lehrreich hät« U lieh die großen Fclssprengungsarbeiten in der Elbe- Me »ui Nirstcin gestaltet, die von einem besonderen ^^chisf durchgesührt wurden, wobei 2700 Sprengschüsse ost werden mußten. 1938 sollen Stromregulierungs- jMten bet Niedervogelgcsang, zwischen Pratzschwitz- L "Witz, Ntedcrwariya-Wftdbcrg und zwischen Gröba- ^flehlg erfolgen.