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^ÄMg Lokalanzeiger und AnZeigeblaLL für Ottendorf-Okrilla u. Amg. Erschetnungstage: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Bezugspreis monatlich 1.10 G^s Anzeigenpreis: Die 6 gespaltme mm-Zelle oder deren Naum 5 H/. Alles weitere üb« ^schließlich Trögerlohn. Im Falle höherer Gewalt (Störungen des Betriebes der Nachlaß usw. laut aufliegcnder Anzcigenpreisliste L Anzeigen-Annahme bis 10 Uhr vor» Leitung, der Lieferanten oder der Desörderungseinrichtungen) hat der Bezieher keinen mittags des Erscheinungstages. Bei fernmündlicher Anzeigenannahme wird keine Gewillt Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung >oder Rückzahlung des Bezugs- für Nichttgkett übemommen. Bet Koickurs und Zwangsverglcich erlischt jeder Nachlaß» , preise». anspruch. Diese Zeitung verSffentlicht die amtUchenßDekanntmachungen der Gemeinde-Behörde zu Ottendorf-Okrilla und de» Finanzamtes zu Radeberg, kaupischriftlettung: Georg Rühle, Ottendorf-Okrilla Vertreter: Hermann Rühle, Otteirdors-Okrilla Verantwortlich für Anzeigen u. DULcr: Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla Postscheckkonto: Leipzig 20118. Druck und Verlag: Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Girokonto: Ottendorf-Okrilla 136. Nummer 68 Fernruf: 231 Donnerstag, den 10. Juni 1937 DA.v.:2«r 36. Jahrgang Amtlicher Teil. Pilz- und Beerenscheine. Die Ausstellung der Pilz- und Beerenscheine erfolgt Montags bis Freitags in der Zeit von 16 bis 18 Uhr in der Polizeiwache des Rathauses gegen Er legung der Gebühr von 0.50 RM. Hilfsbedürftige Volksgenossen haben sich an die Orts- Truppenamtsleitung der NSV. (Parteiheim) wegen der Er- longnng eines kostenlosen Erlaubnisscheines zu wenden, der dei der Antragstellung in der Polizeiwache vorzulegen ist. Httrndors-Hkrilla, am 8. Juni 1937 Der Bürgermeister. EL« im Vogtland Errichtung einer Schulungsburg für Eisen und Metall im Erzgebirge Wie kurz berichtet, traf der Leiter der Deutschen Ar beitsfront, Dr. Ley, am Dienstag in Chemnitz ein und lohnte später in Hohenstein-Ernstthal sowie in Schwar- ienberg der Auszeichnung zweier Betriebe bei. . Reichsorganisationsleiter Dr. Ley besuchte in Chem- ditz unter anderem auch die Ausstellung „Aufbau", über die er sich sehr lobend aussprach. Von Chemnitz aus be- Kab sich Dr. Ley nach Falkenstein zur Besichtigung des SA.-Hilfswerklagers der Gruppe Sachsen. Obergrup- denführer Schepmann erläuterte Sinn und Zweck des Lagers; hier werden erwerbslose SA.-Männer aus «cm Erzgebirge zu Facharbeitern der Metallindustrie um- Keschult und in die Betriebe geschickt. Von Falkenstein fuhr der Neichsleiter nach Auer bach, wo auf dem Platz am Elektrizitätswerk mehr als E>000 Volksgenossen aus den Betrieben von Rodewisch, Mkenstein und Auerbach aufmarschiert waren. Während ber Veranstaltung ging ein wolkenbruchartiger Regen nie- der. Dr. Ley sprach daher nur kurz zu den Arbeitern und federte sie auf, den Glauben an den Führer nicht zu ver- >'sren. Für den Betriebsführer sei es das schönste, für leine Gefolgschaft sorgen zu können. . Den Krauß-Werken in Schwarzenberg, denen diesem Jahr am Nationalen Feiertag vom Führer die Auszeichnung eines nationalsozialistischen Musterbetrie bs verliehen wurde, wurde am Dienstagabend die Ver- feihungsurkunde überreicht im Beisein des Reichsstatt- Mers Mutschmann, Reichsleiters Dr. Leh, Mi- Mer Lenk und Gauobmann Peitsch. Betriebsfüh- A Krauß erklärte, wie glücklich er und seine Gcfolg- Mst seien, daß der Reichsstatthaller und Dr. Ley hier- gekommen wären. Gauleiter Mutschmann erinnerte ,U die 50-Jahr-Feier des Betriebes und führte dann "ster anderem aus: Euch ist als einem der ersten Be- uiebe in Deutschland das Leistungsabzeichen verliehen Wurden, aber Ihr seid auch zum Musterbetrieb ernannt Horden. Mit dieser Auszeichnung sind selbst- ^ständlich auch Verpflichtungen verbun- °^u, und zwar müßt Ihr als Vorbild dienen. Ihr Wßt die vom Führer verkündete nationalsozialistische ^Uschauung weiterverbreiten. Vor allem muß gegen den Mschewismus ein Damm errichtet werden, daß die bol- ^wistische Welle nicht Vordringen kann. Der Welt mutz »^ Beweis erbracht werden, daß bet uns die Kamerad en bis in die kleinste Zelle vorhanden ist. Ein harter Mmpf jst bestehen; aber wir werden ihn bestehen in e Unerschütterlichen Glauben an unseren Führer. — Reichsstatthalter überreichte im Namen des Führers Betriebssichrer die Verleihungsurkunde. Mit Ver dung der Urkunde erhält der Betrieb das Recht, die ^Men der Deutschen Arbeitsfront mit Goldenem Rad Goldenen Fransen zu führen; außerdem wurde dem ^'Nebsführer Krauß und dem Betriebsobmann tz°lbflog das Goldene Parteiabzeichen "liehen. Dr. Ley schilderte den früheren Klassenkampf und Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitern. E? bestehe kein grundsätzlicher Unterschied zwischen d°7,^sführer und Gefolgschaft, dce gleiche Anteile an ^solg haben, Der Betriebsführer lernte begreifen, H.s Mne Gefolgschaft ein Erfolg unmöglich ist; und die »ek^schaft lernte begreifen, daß Arbeiter und Unter- für alle Zeiten auf Gedeih und Verderb vcrbuu- lkrzr. müssen, also eine Gemeinschaft bilden. Feindliche sind bemüht, die Betriebsgemeinschaft zu stören; Tok^den ihnen den härtesten Kampf entgegenstellen. le, l» jemand mit anderen zusammen ürbei- / er kein Privatmann mehr, sondern ein Sol- Vn Adolf Hitlers. Nächstes Jahr werden neue Mi, "riebe ernannt werden; der Führer mißt dieser kroße Bedeutung bei. Wir entfachen einen idealen Vr, M unter den Menschen, damit wir jene lebendige l'c» und Volksgemeinschaft bekommen, die wir ha- düL - Dr. Ley beglückwünschte Betriebsfübrer Gefolgschaft zu. .der. höchsten Auszeichnung,, Engere WirtMlsbcjich Mr Reichs- und preußische Wirtschaftsminister, RekchS- bankpräsident Dr. Schacht, gab am Mittwoch zu Ehren des chinesischen Finanzministers Dr Kung und des chi nesischen Marineministers Chen einen Abendempfang, an dem der Reichsfinanzminister Graf Schwerin von Kro sigk sowie zahlreiche führende Männer der deutschen Wirtschaft teilnahmen. Dr. Schacht hob die großen Möglichkeiten einer ge genseitigen wirtschaftlichen Ergänzung hervor, die zwi schen Deutschland und China bestehen. Deutschland als eines der führenden Industrieländer könne China bei der Verwirklichung seiner großen Reform- und Aufbaupläne mit Rat und Tat zur Seite stehen. Alich die kulturellen und wissenschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und China seien alte und gute und würden neben den wirtschaftlichen sicher dazu beitragen, das Verhältnis zwischen Deutschland lind China weiterhin freundschaft lich zu gestalten. Dem Reichsbankprästdenten erwiderte Dr Kung: „Als mir kurz nach meiner Ankunft in Berlin der Ehren- doktortitel der Technischen Hochschule zu Charlottenburg verliehen wurde, kam dadurch auch die große Achtung zum Ausdruck ,die in Deutschland der chinesischen Nation gezollt wird. China betrachtet Deutschland als seinen nächsten Freund, nicht nur wegen der kulturellen und sonstigen Beziehungen, die cs mit Deutschland verbinden, sondern auch wegen der engen wirtschaftlichen Bande. Ich hoffe und wünsche, daß sich Deutschland an der Weiterentwick lung Chinas, an der Erschließung seiner RaNoffquel- len und an dem Ausbau der Industrien und Verkehrs mittel unterstützend beteiligen wird." Arierparagraph in Polen Antwort auf die jüdische Hetze Die durch zahlreiche jüdische Provokationen und Ver brechen ständig stärker gereizte Volks st immung gegen das Judentum findet in Polen immer häufiger ihren Niederschlag in der Zuflucht von Insti tuten, Verbänden usw. zum Arierparagraphen. So be schloß der Verband der Christlichen Musiker in Polen auf seiner Generalversammlung in Warschau, durch eine Aenderung seiner Satzungen Juden und Personen jüdi scher Abkunft auszuschlietzen und nicht aufzunehmen. Zu gleichen Maßnahmen entschloß sich die Warschauer Orts gruppe ^es Berufsverbaudes der Angestellten der sozia len Versicherungsgesellschaften. Auf der nächsten Gene ralversammlung des Gesamtverbandcs wird di, Warsch auer Ortsgruppe den Ausschluß der Juden aus dem Ver band beantragen. MmpWe Winlerlpiele in Samn Am Mittwoch beschloß das Internationale Olympia- Komitee einstimmig, die V. Olympischen Winterspiele iu Zaporro in Japan durchzuführen. Notmord gegen Aotmord lieber 300 Auarchistcnhäuptlinge in Madrid erschossen? Wie sich die Pariser „Liberte" aus Valencia Melder» läßt, sei in Madrid eine große Anzahl von Anarchisten- häuptlingcn verhaftet und über 300 von ihnen von der „Internationalen Brigade" erschossen worden. Wie cs heiße, fürchte man in Valencia, daß die Anarchisten in Madrid und Valencia ähnliche NnOm Aufstände Planen, wie sie kürzlich in Katalonien gemacht worden seien. Streitwahnsinn! Fast eine halbe Million Menschen ohne elektrischen Strom Infolge der Hetze der Lewis-Gewerkschaft werden die Elektrizitätswerke in Flint (Michigan) trotz einer von ihnen gewährten Lohnerhöhung bestreikt. Die Strom zufuhr nach allen Gebäuden dieser 165 000 Einwohner zählenden Stadt, ausgenommen Krankenhäuser und Mol kereien, sowie noch etwa 164 Ortschaften des Saginaw- tales mit über 300 000 Einwohnern ist abgeschnitten. Die Unterbringung der Stromzufuhr zwang zahlreiche Betriebe, darunter sechs Kraftfahrzeugwerke mit über 60 000 Arbeitern, zur Schließung. Doppelmord und Selbstmord Eine grauenhafte Tragödie spielte sich in Schönborn bei Warnsdorf i« Böhmen ab. Dort erschoß der 36- jährigc Seuftlcber vor den Augen einer Hausbewohnerin Und deren zwei Kinder seine von ihm geschiedene Frau Anna Klinger und deren 15 Jahre alte Tochter. Senft- leber beging Selbstmord. Als Grund zur Tat wird Eifersucht angegeben, DeutsihlM - China. Nochmals Montabaur Die Schuld der Oberen Die am Mittwoch gegen zwei ehemalige Barmher zige Brüder von Montabaur in Koblenz durchgeführtcn Verhandlungen bestätigen wieder den Eindruck der in diesem Orden herrschenden besonderen sittlichen Verkom menheit. In beiden Fällen handelte es sich um junge Männer, die, wie so viele andere, unverdorben und ahnungslos in den Orden eintraten, hier aber bald zu den gemeinsten Verbrechen verführt wurden. Der Barmherzige Bruder Wigbert, im bürgerlichen Leben Bernhard Klein, war 1928 im Alter von 21 Jah ren in Montabaur eingetreten, wo er von dem wenig rühmlich bekannten Bruder Ephrem, der auch zeitweise den Novizenmeister vertrat, in die widernatürliche Un- zücht eingeführt wurde. In Oberhausen, wohin der An geklagte 1931 versetzt worden war, betätigte er sich als Verführer, wobei er sich mit Vorliebe an noch unerfah rene, unverdorbene Jugendliche heranmachte. Als ein Jugendlicher ihn zurückwies und dem Vorsteher diesen Vorfall meldete, mnrde Bruder Wigbert „versetzt". Der Angeklagte sah schließlich ein. daß er im Kloster uu- retibar verkommen würde; er trat aus dem Orden aus, heiratete uud bemühte sich, ein ordentliches und anstän diges Leben zu führen. — Das Urteil lautete auf zwei Jahre Gefängnis unter Anrechnung von einem Jahr Untersuchungshaft. Der 35 Jahre alte Wilhelm Ewers, genannt Bru der Engelbert, war 1922 mit 19 Jahren in Montabaur eingetreten. Er wurde gleich nach seinem Antritt von dem Bruder Meinrad verführt. Wenn er sich nicht gleich den schmutzigen Wünschen fügen wollte, sagten ihm diese „ehrwürdigen" Brüder, er solle nur ja nicht hingchen und sich beklagen, man würde ihm doch nicht glauben: später beging er mit den ihm anvertrauten Pfleglingen die gleichen Schmutzereien. Aus einem Brief des Generaloberen der Barmherzi gen Brüder an den Bischof von Limburg, den der Vorsitzende aus den Akten verlas, ging hervor, daß den Oberen die unglaublichen Verfehlungen wohl be kannt waren, daß sie aber keine abschreckende Strafe für diese Ungeheuerlichkeiten verhängten, sondern einsach wieder eine „Versetzung" vornahmen. Aus solche Weise kam auch Bruder Engelbert nach Oberhausen und nach Dorsten; immer trafen sich die alten Kumpane wieder, stets begann wieder das alte Treiben. Es wurden Bru- der Konstantin, Bruder Suso, Bruder Gabriel, Bruder Elias genannt, so daß der Vorsitzende entsetzt fragte, ob es Überhaupt einen Bruder gegeben habe, der nicht an diesen Ungeheuerlichkeiten beteiligt gewesen war. Zur Abwechslung machte man sich an die Pfleglinge heran, die in den Zimmern, im Keller, im Badezimmer, kurz über all, wo man zusammentraf, in nicht wiederzugebender Weise mißbraucht wurden. Einer dieser Unglücklichen be ging in Verzweiflung über dieses Treiben Selbstmord. Unter solchen Umständen ist es fast zu verwundern, daß auch dieser Angeklagte die Kraft fand, aus diesem Sumps zu entfliehen und wieder ein anständiger Mensch zu wer den. Das Gericht verurteilte den Angeklagten unter Zu billigung mildernder Umstände zu zweieinhalb Jahren Gefängnis und rechnete ihm eineinhalb Jahre der Unter suchungshaft an. Strafmildernd wurde gewürdigt, daß der Angeklagte vor seinem Eintritt in das Kloster unbe scholten gewesen und sich auch nach seinem Austritt an ständig geführt hatte. Priester schändete minderjährige Mädchen Ein ebenso klägliches wie erbärmliches Bild entrollte sich vor dem Landgericht München. Angeklagt war der 57 Jahre alte römisch-katholische Pfarrer Hugo Kol ler aus Finsing bei München. Koller hatte sich am 23. September 1936 nachmittags auf der Oktoberfestwiese in dem Gedränge vor den Schaubuden an elf- und zwölf jährige Mädchen herangemacht und sie in aller Oeffent- lichkeit unsittlich berührt. Koller amtierte seit 1928 als Pfarrer in Finsing, ohne sich dort einzuleben. Wenn die Einwohner sich von Anfang an dem Pfarrer gegenüber zurückhaltend verhiel ten, so deshalb, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht hatten, denn der Amtsvorgänger hatte, wie der Ange klagte erzählt, in der Gemeinde in sittlicher Hinsicht Schäden angerichtet, die nicht gutzumachen waren. — Der Pfarrer wurde zu einer Gesamtstrafe von zehn Mo naten Gefängnis verurteilt. Als erschwerend wurde her vorgehoben, daß er nicht nur als Priester sondern auch im Priesterkleid diese Handlungen begangen habe.