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Ottendorfer Zeitung : 22.05.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-193705227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19370522
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19370522
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-05
- Tag 1937-05-22
-
Monat
1937-05
-
Jahr
1937
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 22.05.1937
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apan che» Pal' iofortigcn er NGl'- icht nE n NeiLs- iyaM/ pan nichl Schi-ksal ständig^ politische' ipanische' uch gegen o bedeute atur an' lnderscits litil na» eine gl' i unmE artei Die i'" egriindete Verkehr-' ösung be- enwärtigl ung uni Gründung !g freige' Parteien rung des e Hinsicht' südwärts rte AdE chisch »ich i. Es ie' chastliche" sei. §>/ he aggrE kgnisse ung iin r, daß de' terreduH habe, dab' sten über had" diese tische der LE beriilksi'^ n dariide' l Oste" e n d un? Lage stt ingI menarE' und Pa''' tz, in E" eine ve'' habe. moderne mch den eufzt di' ifanzM i Worb bei >'"d neu. „ > nichts end non' - in da^ ,r Naän onie che 3^' Wied--' and E' N' Ltrasie"' leite E ;iel> "ch n letzte" noch E cn, ade' ,esch.n," n ei»u" lorsche'" , untE lit fr""' >r eine'" )"c liegende nke> H ste. si" ! er j-k' rnd!' mir ^m!en un^ Kstkoiiken »snii in Usnü. Energischer deutscher Protest in Washington. .Washington, 2ü. Mai. Die deutsche Botschaft "at wegen der törichte» und geschmacklosen Beleidigungen ss Führers und Reichskanzlers durch den Chikagoer Kar- °'»al Mundelein beim Staatsdepartement in Washington """gische Vorstellungen erhoben. * l »Aufrichtig erfreut" über Lügen und Hetzen. Jude«, und Marxisten beglückwünschen Mundelein. Berlin, 20. Akai. Der Kardinalerzbischos von Chikago, Mundelein, hat mit seiner Hetzrede gegen das neue ^ruMand einen „Erfolg" zu verzeichnen. 2hm gehen von Preisen, die von jeher gegen das Dritte Reich eingestellt nämlich von Juden und Marxisten, zustim- snende Telegramme zu. So telegraphierte der berüchtigte Mische Deutschenhetzer Samuel Unterm eyer, der Vor- "Mde der kommunistischen „Antinaziliga", dem Kardinal: Aufrichtig erfreut über Ihren Protest gegen die nazistische Mikatholische Propaganda und ihre Aktion. Bitte nehmen m namens der vielen Mitglieder und Helfer unserer Liga, ?E allen Konfessionen angehören, unsere Glückwünsche für M mutiges Eintreten gegen den Nazismus entgegen." -"'Ht minder beachtenswert ist aber auch, daß die gegen das Deutschland eingestellten amerikanischen Blätter sich ""n ihren römischen Korrespondenten berichten lassen, daß Vatikan die Hetzrede des amerikanische» Kirchenfürsten "' cht mißbillige. Man gewinnt den Eindruck, daß es sich "Ei der Hetzrede des Kardinals Mundelein nicht etwa um '«ne Einzelaktion des amerikanischen Kirchenfürsten gehan- M hat, sondern «ah hier wieder einmal d i e Kreise zusammenarbeiten, die sich feit langem in der Hetze gegen das nationalsozia listische Deutschland hervortun. Es ist eine mehr als merkwürdige Gesellschaft: Hohe katholische Kirchenfür- sten neben jüdischen Hetzern wie llntermeyer und La- Suardia, Sozialdemokraten und Kommunisten, obwohl sich diese sonst im allgemeinen nicht gerade für Kirchen fürsten zu begeistern pflegen. Dem Kardinal selbst ist dabei offenbar auch nicht ganz wohl, hat der Presse erklärt, er wolle selbst die Diskussion nicht ^'Hetzen. Ob das auf eine Weisung Roms hin geschah, ist ""ch nicht festzustellen. Wohl aber ist die Tatsache nicht aus "Er Welt zu bringen, daß die Rede des Kardinals genügt Mt, um alle jüdischen und kommunistischen Elemente in den bereinigten Staaten in ihrer Hetzarbeit gegen Deutschland l" bestärken und zu ermutigen. Ein abgekartetes Spiel. Neuyork, 21. Mai. Aus den hier vorliegenden Näch sten wird immer deutlicher, daß es sich bei der in den Vereinigten Staaten entfesselten Lügenaktion gegen Deutsch land um eine planmäßig vorbereitete und durchgesührte Entlastungsoffensive rö misch-katholischer Kreise handelt, die dazu dienen soll, den überaus ungünstigen Eindruck abzuschwä chen, den die Prozesse in Deutschland gegen die ungeheuer lichen Schmutzereien katholischer Geistlicher in der ganzen gesitteten Welt hervorgerufen haben. Daß es sich bei den Angriffen des Chikagoer Kardinal erzbischofs Mundelein um ein abgekartetes Spiel handelt, geht schon daraus hervor, daß nach einem Bericht der „New Pork Times" das sogenannte Jnsormations- material, auf das der Kardinal sich stützte, von dem Franzis kanerschwesterorden in Illinois stammt. Wie die „New York Times" zu berichten weiß, sind die Franziskaner schwestern fast sämtlich deutscher Geburt oder Abstammung. Ein Teil der Schwestern sei sogar mit den Ordensmitglie dern verwandt, welche in Deutschland wegen der bekannten Sittlichkeitsverbrechen hinter Schloß und Riegel sitzen. Die „New Bork Times" hebt weiter den engen Kontakt zwischen den Franziskanern in Illinois mit den gleich namigen Orden in Deutschland hervor. Auffällig ist auch, daß neben den Zustimmungstele grammen, die dem Kardinal angeblich von überall zuge gangen sein sollen, amerikanische Zeitungen „aus Kreisen des Vatikans" die Nachricht verbreiten, daß der Vatikan keinerlei Schritte gegen den Kardinal einzuleiten be- f absichtige. Damit soll offenbar zum Ausdruck gebracht werden, daß auch der Papst die hetzerischen Ausfälle des Kardi nals billige. Man darf gespannt sein, ob der Vatikan dieses Manöver stillschweigend dulden oder ob er hiergegen Stellung nehmen wird. Bemerkenswert ist übrigens, daß es nicht das erstemal ist, daß Kardinal Mundelein sich auf politischem Gebiet versuchte und entsprechend zurückgewiesen werden mußte. Von guten Kennern der Chikagoer Verhältnisse wird in diesem Zusammenhang auf eine Aeußerung des damaligen Bürgermeisters Thompson hingewiesen, der in einer seiner Reden im letzten Wahlkampf den Ausspruch tat: „King George möge seine Nase aus den Chikagoer Schulen heraushalten." Damals wurde dieser Ausspruch irrtüm licherweise auf den britischen König bezogen, obwohl man nicht recht verstand, was der König von England mit den Schulen in Chikago zu tun habe. In Wirklichkeit meinte Bürgermeister Thompson den Kardinal George Mundelein, der schon damals seine Stellung als Kardinal zu politischen Machenschaften auszunutzen und weitgehenden Einfluß auf die amerikanische Jugenderziehung auszuüben suchte. ^rönungsflottenschau in SpitheaÄ. st Schuß Königssalut. — Inständige Vorbeifahrt. — Die Armada im Licht. Portsmouth, 20. Mai. Kurz nach 1 Uhr wird dem für Ele Flottenschau verantwortlichen Navigationsoffizier der Nimatflotte die Bereitschaft der Flottenparade gemeldet. 'Mz nach 15 Uhr ist es soweit: Geleitet von dem Schiff Patricia" der ältesten englischen Gesellschaft zur Förde- '"ng der Seeschiffahrt, des zu Beginn des 17. Jahrhunderts ^gründeten „Trinity-Haufes", legt die königliche Jacht "b und nähert sich, begleitet von der Admiralsjacht „Enchan- ^Esi", den Linien der gewaltigen Flottenschau. In diesem Augenblick geht aus dem Flottenflaggschiff Heimatflotte „Nelson" ein Signal hoch, und fast in der- Ewen Sekunde brüllen die Salutbatterien aller Kriegs- ^'lfe ihren ehernen Gruß: Den Königssalut von 21 Schuß. Der königlichen Jacht folgen die Jacht der Admiralität ""d die Begleitschiffe mit den Gästen des königlichen Hofes, Regierung, der Admiralität, des Oberbefehlshabers des mottenstützpunktes Portsmouth, des Admiralitätsstabes. Vertreter der ausländischen Staatsoberhäupter bei den Krönungsfeierlichkeiten nehmen auf der „Strathmore" an der Vorbeifahrt teil, unter ihnen auch der Vertreter des Führers und Reichskanzlers, Reichskriegsminister General feldmarschall von Blomberg mit der deutschen Abordnung. Langsam fährt die „Viktoria und Albert" an der Spitze der vier ersten Linien entlang und biegt dann zwischen die vierte und fünfte Reihe ein. Die „Patricia" läßt hier die Königsjacht die Spitze übernehmen und schließt sich den Begleitschiffen an. Die Königsjacht hat die Hälfte der ersten Linie passiert, als erst das letzte der 14 Begleitschiffe in die Linien ein fährt. Dann schwenkt die „Viktoria und Albert" zwischen die sechste und siebente Reihe ein. Sie hat jetzt auf der Vackbordseite die letzten der 56 großen Zerstörer, während auf der Steuerbordseite die Kriegsschiffe der ausländischen Seemächte vor Anker liegen. Auf dem deutschen Panzerschiff „Admiral Graf Spee" sind die Offiziere in Galauniform, die Mannschaften in Blau angetreten. Auf dem Achterschiff präsentiert die Ehrenwache, während die Kapelle zunächst den Präsentiermarsch, dann die Lieder der deutschen Na tion und anschließend die englische Hymne spielt. Muster ¬ gültig ausgerichtet steht die gesamte Besatzung an der Re ling, die Offiziere bei ihren Divisionen, die nicht eingeteil ten Offiziere in einer gemeinsamen Gruppe. Den Schluß der ausländischen Schiffe bilden das argen tinische Schlachtschiff „M oren o", das französische Schlacht schiff „Dunkerque" und das amerikanische Schlachtschiff „New Por k". Volle anderthalb Stunde hat die Vorbei fahrt an den größten und schönsten Kriegsschiffen der Welt gedauert. Kurz vor 22 Uhr kündet ein Kanonenschuß den festlichen Ausgang des großen Tages an. Nun erscheint mit einem Schlage, wie von Geisterhand hervorgerufen, die stattliche „Armada" in ihren durch Lichterreihen markierten Um rissen. Zu gleicher Zeit schießen die Lichtergarben der rie sigen Scheinwerfer empor. Von den britischen Schiffen zischen vielfarbige Raketen auf, ein fast unwirkliches Bild, an dem sich die Massen nicht sattsehen können. Zur gleichen Zeit strahlt auch Portsmouth im Flutlicht. Mit dem ersten Elockenschlag der Mitternachtsstunde verschwindet der romantische Zauber, und die Reede liegt wieder in tiefem Dunkel. Während feines Aufenthaltes in Portsmouth stattete König Georg zusammen mit der Königin und der Prinzessin Elisabeth ganz überraschend dem alten Flaggschiff Nelsons, der „Victory", einen Besuch ab. Die königliche Familie be sichtigte das ganze Schiff, wobei der kleinen Prinzessin die Stelle gezeigt wurde, an der Nelson gefallen ist. Aus aller Welt. " Todessturz eines deutschen Sportfliegers. Aus Wien wird gedrahtet: Der bekannte deutsche Sportflieger Graf Arco-Zinneberg ist an: Donnerstag um 11.30 Uhr kurz nach seinem Start auf dem Alugfeld Aspern beim Fliegen einer steilen Kurve in der Nähe der Ortschaft Eßlingen abgestürzt. Er wurde tot aus den Trümmern seines Flug zeuges geborgen. * Feuerwehrführer getreu bis in den Tod. In Eis leben war in den letzten Taigen wiederholt unter Leitung des Kveisseuerwehrführers Schwab die Freiwillige Feuer wehr eingesetzt, um in den von wolkenbruchähnlichem Regen heimgesuchten Gebieten den Sicherheitsdienst zu versehen »md rechtzeitig einer Hochwasserkatastrophe, wie sie von der „Bösen Sieben" her befürchtet wurde, vorzübeugen. Als nach anstrengenden Bemühungen alle Gefahr vorüber war, wurde der Kreisfeuerwehrführer Schwab von einem Schlaganfall betroffen, der den Tod des 55jährigen ver dienten Mannes zur Folge hatte. " Der Rabbiner als Schwindler. Der in den Ver- einrgten Staaten eingewanderte aus Rumänien stammende Rabbiner Schmellner ist von den Neuyorker Behörden ver haftet worden. Er wird beschuldigt, im Lause der letzten Jahre Betrügereien im Umfange von 2 Millionen Dollar begangen zu haben. Gleichfalls in Haft genommen wurde seine jüdische Sekretärin, die ebenso wie der Rabbiner eine luxuriöse Wohnung im Neuyorker Millionärsviertel be wohnte. Bezeichnend ist, daß dem Rabbiner bei seiner Ein wanderung aus Rumänien im Jahre 1925 von den Neu yorker Städtbehörden als bekanntem Führer der Weltfrie densbewegung ein glänzender Empfang bereitet wurde. - Schwere Explosion in einer Wiener Eisengießerei. — Sechs Arbeiter mit glühendem Eisen verbrannt. In einer Eisen- und Metallgießerei in Wiener Neustadt ereignete sich ein schweres Explosionsunglück. Aus unbekannter Ursache flog der Deckel einer Gießgrube in die Luft, und die glü hende Metallmasse ergoß sich nach allen Seiten. Sechs Ar beiter wurden schwer verletzt. Einige von ihnen dürften kaum mit dem Leben davonkommen. " Belgisches Mitglied des Nichteinmischungsausschusses auf einer Dienstreise schwer verletzt. — Krastwagenunsall an der spanisch-französische» Grenze. Nach einer Meldung aus Tarbes wurde der belgische Hauptmann Betsal, Mitglied des internationalen Nichteinmischungsausschusses, in der ver gangenen Nacht bei einem Kraftwagenunfall schwer verletzt. Hauptmann Betsal befand sich auf der Rückfahrt von einer Dienstreise an der spanisch-französischen Grenze. Es wird ge sagt, daß der Kraftwagen, in dem der belgische Offizier saß, aus bisher noch nicht geklärter Ursache gegen einen Baum gefahren sei. «Nachdruck verboten.) Zlackmanns hatten sich etwas zurückgezogen und lächelnd der Begrüßung zu. Nu» traten die beiden auf das Ehepaar zu, und der »onsnl stellte vor. „Ah, der sehnlichst erwartete Arzt unseres Schang- düer Hospitals: nun Herr Doktor, Sie haben beinahe Wg«> gehabt. Es ist auch nötig Ich denke, Sie werden «rbei« bekommen in der nächsten Zeit, es brodelt bei uns ?? drinnen', begrüßte D. Hans Ritter den Arzt und M'sttelte ihm »ie Hand. Dann beug: sich die hohe Gestalt vor der jungen 'ftau, ein paar durchdringende Augen haften in dem Blick lbrigen und gleiten über die ganze, schlichte, vor- "sdun Erscheinung Ein gewinnendes Lächeln übersonnt f'E -'üblen Züge Hans Ritters, als er die feine Frauen- d»Nd tützl. . „Willkommen gnädige Frau, hier draußen auf deut- Mm Vorposten. Deutsche Frauen tun uns bitter not, ?" auf den deutschen Inseln im Völkergcwimmel. Damen ""len wir ja genug, aber die nützen uns nichts.' , . Hra» Inge schaut den Sprecher ernst in die Augen Erwidert leicht scherzend: „Da werde ich nrir die Mübe geben müssen, um Ihren Erwartungen zu Mliprechen." „ ä^er Konsul unterbrach das Gespräch: „Wollen wir b-> i setzen? Frau Inge, Sie können hier ganz be- Vk das Harbiner Slraßenleben studieren. Das ist ein im» " Bilderatlas, den wir als Kinder daheim uns »in I wieder von den Eltern zeigen ließen, und der in ^7, "eit unbezähmbaren Wandertrieb weckte, der mich ">ner wieder hinauslreibl." - ^obe Hallentreppe herab kommt schleichenden Ms der Tschekakommissar. Herr Popowitsch hat den mit einem eleganten Straßenanzug ver- "lu>i>i dem modisch geschnittenen Nock hängen die «erb», Hä"de wie riesige Schaufeln hervor. Lächelnd i„ er sich vor seinen Reisegefährten und setzt sich Ein .3^. Allmählich füllen sich die Tische in der Halle, dienst -"iiyer Kellner eilt hin und her und befriedigt die verschiedenen Wünsche. Auf einer Er- w hinter Palmen verborgen, spielt die Hotelkapelle schwermütige Melodien, dazwischen schwirrt die Unter haltung der oielen Menschen in allen Sprachen. Lächelnd wendet sich Inge Stackmann an ihren Gatten: „Ich dachte hier schon am Ende der Zivilisation zu sein, Werner; aber wäre nicht das fremdartige Stra ßenbild. wir könnten ebensogut in einem Berliner Cafä sitzen.' Mit einem zärtlichen Blick legte der Arzt seine Rechte über die im Schoß gefalteten Hände der jungen Frau. „Ja Inge, aber du darfst das fremde Land nicht nach den großen Hotels beurteilen; die sind überall gleich auf den Luxus des europäischen Westens zugeschnitten. Wir fah ren trotzdem dem Lande der Wunder und Schrecken ent gegen, und es mag uns vielleicht manch Seltsames be gegnen.' Der Konsul und Dr. Ritter waren in geschäftliche Dinge vertieft. Ritter, der technischer Leiter einer großen Schweizer Seidenfirma in Schanghai, war mit Rolfsen seit nahezu fünfzehn Jahren befreundet. Beide hatten sich einst als junge Ausländsdeutsche eng zusammen geschlossen und manches gefährliche Abenteuer zusammen ausgefochten. Der Konsul als Chef eines Hamburger Hauses mit Niederlassungen an allen bedeutenden chine sischen Plätzen, fragte nach seinem Kontor und Lager schuppen und seinem eigenen Hause. Da lachte Hans Ritter den Freund so recht spitz bübisch aus den Augenwinkeln an. „Aus den Gebäuden der Firma Rolfsen, Glonning u. Co. habe ich die Schwei zer Flagge aufgezogen und den chinesischen und alliierten Behörden einen netten Kaufvertrag vorgelegt, den Sie allerdings nicht selbst unterschrieben haben. Aber dieser fromme Betrug hat mich nicht sehr beschwert, und ich Hosse, Sie erteilen mir noch nachträgliche freundliche Ab solution, Rolfsen?' Mit einem erleichterten Aufatmen faßt Peter Hans Ritters Hand. „Sie sind ein Prachtkerl Dr. Ritter; das vergesse ich Ihnen niel Geb's Gott, daß ich Ihnen diesen Freundesdienst einmal vergelten kann.' Hans Ritter lacht: „Dazu werden Sie Wohl im schö nen China keine Gelegenheit mehr haben; so quasi bin ich nämlich auf der Heimreise. Fünfzehn Jahre Zöpfe sehen, das genügt eigentlich, und ich mag nicht mehr war ten, bis sie vollends alle abgeschnitten sind. Mit dem kommenden Frühling sitze ich in unserem Stammhaus Fützli u. Co. am Limmatquai in Zürich und hänge an Mutters Schürze im alten Haus am Zürichberg. Das soll mir alten Junggesellen einmal wohl tun!' Lächelnd mischt sich da Frau Dr. Stackmann in die Unterhaltung: „Nun, das ist ein ziemlich großes An hängsel an Mutters Schürzenband, und dem traurigen Junggesellenstand ein Ende zu machen, läge doch in Ihrer Hand." „Gewiß, gnädige Frau", gibt ihr Hans Ritter zur Antwort, und ein weltfremder, träumerischer Glanz tritt dabei in seine Augen. „Ich bin noch so ein altmodischer Mensch, der meint, die eigene Frau müßte ein wenig der Mutter gleichen. Unter allen Frauen hier draußen sind mir aber nur .Damen' begegnet und keine Mütter. Ich bin eben so ein unverbesserlicher Träumer, der noch etwas auf das wärmende Herdfeuer hält, der sich auch seine Frau lieber in der Wohnstube denkt als bei Rennen und Gols spielen. Und da Frau Dr. Stackmann", er ver neigte sich dabei ehrerbietig-launig vor Inge, „nur in dieser einen, schon vergebenen Auflage vorhanden ist, so werde ich auch weiterhin im Junggesellentum verharren.' Von der Orchesterbühne klingen jetzt die Töne eines Straußschen Walzers herüber. Der Konsul lacht: „Herrschaften, da hören Sie hin, der Johann Strauß in Harbin, was kann man »lehr verlan gen? Das ist der richtige Randstaatenkomfort! Aber passen Sie auf, Frau Inge," wendet er sich lachend an diese, „wenn Sre in die von der Kultur noch nicht beleckten Teile Chinas kommen. Da möchte ich Ihnen gewiß nicht raten, ein ,Hotel' aufzusuchen. Dort gibt es nämlich nur Sammel- Schlafstätten für Menschen und Ungeziefer, und nur einen Braten, nämlich Schafbraten, und " „Hören Sie auf!' ruft, sich schütteln?, Frau Stack mann. „Ich beabsichtige keine Entdeckungsreisen ins Innere Chinas zu machen, und bin froh, wenn wir mit Ihnen glücklich in Schanghai gelandet sind.' Der Russe am Rebentisch beobachtet angelegentlich das heitere Kleeblatt, das ihn vollkommen vergessen zu haben scheint. Er setzt sich so, daß er die junge Frau ungeniert betrachten kann, und seine begehrlichen Augen verschlingen fast die seine, ebenmäßige G-stalt in dem weichen, fließen den Gewand. Vergeblich mcht er auch die Unterhaltung aufzunehmen, aber er ist des Deutschen kaum mächtig. Im Laufe der Zeit füllt sich die Halle immer mehr. Fliegende Händler mit Früchten, Zigaretten und anderen Speziali täten schlingern sich zwischen den Tischen hindurch, Zei tungsverkäufer bieten mit eintönigen Rufen ihre Blätter aus. (Fortsetzung folgt.)
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