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Ottendorfer Zeitung : 30.09.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-193409300
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19340930
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19340930
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1934
-
Monat
1934-09
- Tag 1934-09-30
-
Monat
1934-09
-
Jahr
1934
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 30.09.1934
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Das Lustschutzproblem M nDres> über den mit der außen iptmann» ns. Die tmann in t zutage, rmittlun« herheiten un gen in en könn> chung in ügez Jnkraft- jgesetzcs, der all- i. Wäk>- beinahe amtliche ! wurde, ich, aus« uführen. e inlän- lnsfuho len, den ist weit« ssen cr- gekehrte e Land ils auch ning ge- >e!s i« mndels- ^infudk' Selbst' icherch- "wesen ki nicht m Aus« hrungs» erzielen ad der lte. war Politil itschend eit. Al lert um rfolgen. ina des n hätte, id trotz Ns -en er nicht Steige« meisten i seiner mu das csselbau en. Die so le- ftwliW « 1 Holz- lbänkstt Preis« u richten. n ise M ot! Me. pur cteiheim. atze des nahl. Soldatengrab bei Reims. Wo Hermann Löns begraben liegt. Von Adolf Peter Paul. -. Als wir einmal, mitten im Kriege, auf dem Fort v ^.ont bei Reims waren, auf einer Beobachtungskanzel j? Gehölz westlich der Festung standen, sagte uns der Mche Fortkommandeur: „Sehen Sie, da unten bei Loivre ^.Aisne-Marne-Kanal, vor dem jetzt unsere vordere Linie M> liegt unser Hermann Löns begraben." Zerschossenes Mges Gelände, Trümmer von Häusern, zerschroteter Indamin: keine grüne Heide, kein dunkler Fuhrenkamp, A Brambusch leuchtend wie Gold, kein schwarzes, weiß- Mges Moor, kein leise läutendes Lied vom Heidehügel Mb — auch keine roten Husaren, die niemals, niemals Mit reiten, sondern graue Soldaten in Stahlhelmen, ^nzen, Maschinengewehrnester, Stollen und Hand- Maten. Und nun hat man den Füsilier vom 73. Regi- mit der Erkennungsmarke Nr. 309 im zerfetzten Felde Landen und auf dem deutschen Militärfriedhof in Mvre in das Grab Nr. 2128 gesenkt, nun hoffentlich Illgen unter grünes Gras und einen grünen Baum: sollte ihm eine zierliche Birke Hinpflanzen aus seiner "Ren Heide... .Es ist eine heroische Landschaft, in die er gebettet liegt, Marschstunden von Reims entfernt, der Stadt mit dem Elchen Dom, in dem einst die Lothringerin Johanna ihren Mg gekrönt hat; Zwei Marschstunden in nördlicher Rich- liegt Berry au Vac, der fast vier Jahre lang h umkämpfte Uebergang über die Aisne und den Mas, mit der minenzerstampften Todesburg der Höhe 108 I^nüber: hier hatte Blücher den Uebergang gegen Napo- M erzwungen, März 1814: hier hatte zwei Jahrtausende her der Prokonsul Julius Cäsar seine — vielleicht ger- ^hchen — Reiter Uber den Fluß geschickt, den Nerviern kjMn Rücken und dadurch gesiegt: sein Lager bei Pilone, M halbe Stunde davon entfernt, hat Napoleon III. aus- Maben. Ueber die pulus non ma^na, den Sumpf der hMte, den Cäsar in seinen Denkwürdigkeiten beschreibt, wir im Herbst 14 Pfahlbrücken für die Artillerie ge- V- von hier aus, dem Schlachtfeld des Jahres 57 vor ^>ti, Uber die alte Axona schoß. lj. -weiter: an der großen Nationalstraße nach Norden V .wemge Kilometer entfernt, Corbeny, dessen -js Mche Kirche wir 1914 ehrfurchtsvoll betraten, das W18, vom Erdboden vertilgt, verließen: hier soll Karl, erst? Kaiser, zum König der Franken gekrönt worden i« . Dicht westlich davon erhebt sich der „Winterberg", HMMnnt von sächsischen Truppen nach dem heimischen E w der Sächsischen Schweiz, Ostausläufer des Höhen- des Chemin des Dames, den Ludwig XIV. Ir gendwelche obskure Tanten da oben hatte anlegen als sie von Paris in die Sommerfrische reisen woll- iist VN Jahre 1814 erobert von Blücher mit seinen tap- E Preußen und Russen, die Napoleon in den bösen «^"e-Erund warfen, in dasselbe Sumpfgelünde, von dem eine unbegreiflich tapfere Tat, den 1916 verlorenen hinweg 1918 wieder eroberten. Hier klingen ewige Unlieber deutscher Kriegstaten! iü .Mseits dieses Grundes, nach dem vieltürmigen Laon bei vieux Laon das Camp des Romains, r Julius Cäsars — unten im Tal Berrieux wird das Bibrax der Belger sein —; hier fanden wir römische ^'^Mpen, Münzen und Eisendolche beim Ausschachten "k Beobachtungsstelle, derselben, von der man in die , Man darf nicht müde werden, es immer wieder zu Mn: Kein Land Europas, ja kein Land dieser Erde ist so M der Gefahr von Angriffen.aus der Luft ausgesetzt wie MWand. Unsere zentrale Lage im Herzen Europas gibt Möglichkeit, jede deutsche Landschaft, jede deutsche Stadt in wenigen Stunden mit dem Flugzeug zu erreichen. Serail in der Welt verfügen die Staaten über starke, sich M'ch zahlenmäßig und materiell noch verstärkende Luft- !Mn. Hunderte und Tausende von Kriegsflugzeugen jenseits der deutschen Grenzen bereit, um für den Fall Mlicher Luftangriffe den Gegner schon längst vor Errei- der gesteckten Angriffsziele zu fassen, zu bekämpfen "d zurückzuwerfen. Nur Deutschland ist schutzlos! .. Die Gefahr, die unserem Vaterlande darauf erwächst, Ungeheuerlich groß. Wir alle, ob arm oder reich, ob Ge- Atter oder Aroeiter, sind gleichmäßig von Ihr bedroht. Das "sze deutsche Volk bildet gegenüber' den Gefahren aus der M das, was man in anderen Bezirken des menschlichen Mns eine Eefahrengemeinschaft zu nennen pflegt. Es ist merkwürdig, daß diese Tatsache noch immer nicht allen Volksgenossen das eigentlich doch nur seibstver- ^dliche Verständnis gefunden hat. An den deutschen Men, da, wo deutsche Menschen im ständigen Kampfe mit ^ Gewalten des Meeres leben, bedarf es keines Hin- M-s auf die Notwendigkeit, in Gemeinschaft diese Ee- Mn zu bekämpfen und Vorsorge für ihre Abwehr zu Mn. Einen Deich baut man nicht, um nur sich allein zu "Hen. Die kleine Stelle des Deiches, die das eigene An- Dn gegen die Fluten des Meeres deckt, ist nicht das Ent- Mbende. Der Deich als Ganzes ist der Schutz der Eemein- M. Wirtz er an einer Stelle vom Anprall der Wogen Mt, dann ist die Gefahr für alle, die hinter dem Deiche "An, gleichmäßig groß. ,, Nicht anders kann die Einstellung gegenüber den Ge- M-n aus der Luft sein. Jeder hat die Pflicht, die Arbeit -'Luftschutzorganisationen an seinem Teile zu unterstützen. M diese Arbeit ist nicht nur für ihn, sondern für die ganze Msgemeinschaft von größter Bedeutung. Es kommt gar M einmal so sehr darauf an, daß der Einzelne sich und M Familie nun ganz besonders gut zu schützen sucht,- die Msgemeinschaft stellt größere Aufgaben. Jeder von uns Me sich darüber klar sein, daß auch die beste Selbstschutz- Mnisation gegenüber den Gefahren aus der Luft nicht Alande sein kann, einen überall und absolut wirksamen Mutz zu schaffen. Sollte eines Tages die Gefahr furchtbare Mlichkeit werden, sollten einmal Bombenflugzeuge über Mchem Land ihre tödliche Last abwerfen, so wird es Tote .A> Verwundete, so wird es Vergiftete und Verstümmelte, ^lvird es brennende Häuser und rauchende Trümmer Vor dieser Tatsache darf kein Deutscher die Augen ver geßen. Vor dieser Tatsache darf niemand von uns zurück- ,, Mn oder gar in seiner Mitarbeit an den Aufgaben des M^utzes erlahmen. Worauf es ankommt, ist dies: Wenn Aer von uns seine Pflicht erfüllt, dann mögen einzelne Mser getroffen werden, der Wille, uns auch dann zu be ¬ haupten und durchzusetzen, das Verantwortungsgefühl des Volkes, der Gemeinschaft gegenüber, wird dann siegen. Es wird keinen allgemeinen Zusammenbruch, keine all gemeine Panik geben, wir werden uns nicht fremder Willkür beugen — das ist das Entscheidende. Wenn es heute immer noch Menschen gibt, die der Mei nung sind, daß die Luftschutzorganisationen ja doch nicht im stande sein werden,die Gefahren von Luftangriffen völlig zu bannen, so ist ihnen zu erwidern, daß die Männer, die an vorderster Stelle in dieser Arbeit stehen, als alte Soldaten oder gar, wie der Reichsluftfahrtminister Hermann Göring selbst, als alte Kriegsflieger, genau wissen, daß das niemals möglich sein wird. Aber wenn eines Tages die riesige Orga- nisations- und Erziehungsarbeit, die auf dem ganzen Ge biete des Luftschutzes schon geleistet worden ist und noch zu leisten bleibt, zu einem gewissen Abschluß gekommen sein sollte, dann wird die Gemeinschaft aller derer, die in dieser Arbeit stehen und sich in dieser Arbeit ihrer Pflicht als Glieder der deutschen Volksgemeinschaft bewußt sind, einen Deich bilden, an dem der Anprall feindlicher Angriffswogen sich brechen muß. Wir leben in einem neuen Deutschland. Wir leben in einem neuen Reich, dessen Fundament der Gedanke der Volksgemeinschaft, der sozialistischen Tat bildet. Die Mit arbeit am Luftschutz, der Gedanke, daß das, was jeder Ein zelne von uns auf diesem Gebiete leistet, nicht nur ihm selbst, sondern vielleicht mehr noch der Allgemeinheit zugute kommt, ist aus diesem Geiste des Nationalsozialismus her aus nur eine Selbstverständlichkeit. 2n den Arbeitslagern stehen junge Deutsche aus allen Gauen des Vaterlandes und aus allen Schichten der Bevölkerung kameradschaftlich nebeneinander. Sie führen den Spaten und die Hacke und leisten Arbeit für den Aufbau und für die Erhaltung unseres Vaterlandes. Nicht anders kann es im Luftschutz sein. Der Betriebsführer, der alle Maßnahmen, die der Luftschutz von ihm verlangt, in seinem Werke vorbildlich zur Durchführung bringt, schützt ja damit nicht nur die Vermö genswerte seiner Aktionäre. Solch ein Werk als der Ar beitsplatz von Hunderten oder Tausenden von Volksgenossen ist ein deutscher Wert. Was zu seinem Schutze unternommen wird, dient der Allgemeinheit, dient dem praktischen Gedanken der Volksgemeinschaft. Die Gefahren aus der Luft bedrohen uns alle gleich mäßig. Wenn wir uns zu ihrer Abwehr zusammenschließen, wenn wir diesen Gefahren gemeinschaftlich die Stirn bie ten, so muß und wird es möglich sein, sie in ihren Wirkun gen so weit zu vermindern, daß das deutsche Volk als Ganzes ihnen zu trotzen vermag. In diesen Tagen, in denen der bisher erreichte Stand der Luftschutzarbeiten in praktischen Hebungen einer ein gehenden Prüfung unterzogen wird, hat jeder deutsche Volksgenosse die Gelegenheit, nicht nur sich von dem Vor handensein und von dem Funktionieren des Luftschutzes zu überzeugen, er kann mehr tun. Er kann durch seine Teil nahme und sein Interesse beweisen, daß er in die Gemein schaft der Volksgenossen hineingehört, und daß er gewillt ist, für seine Person in dieser Gemeinschaft mitzuarbeiten für den Gedanken, den der Nationalsozialismus zum Motto alles Handelns gemacht hat: Gemeinnutz geht vor Eigen nutz! pappelumsäumte rue nationale Laon-Reims blickte, über deren schnurgeradem Strich sich die gotische Kathedrale der Champagne und Champagner-Stadt erhob, derselben Beob achtungsstelle, von der aus — auf dem Wall, den der große Cäsar aufgeworfen hatte — der Generalfeldmarschall Hin denburg die große Durchbruchsschlacht vom Mai 1918 leitete, die uns zum zweiten Male an das grüne Ufer der wunder tätigen Marne führen sollte. Damals rauschten wie zwei mächtige feurige Flügel die Angrifssarmeen rechts und links um Reims herum, auch die Gegend um Loivre mit Löns' Grab kam wieder in deutsche Hand — wir konnten nachher fast von Süden aus in das in schauerlich roten Feuern nächtlich brennende Reims mit dem Koloß seines Goten domes hineinsehen — aber Reims fiel nicht: wir mußten dann zurück, kein geschlagenes, aber ein zermürbtes Heer, als General Foch den Marne-Sack in seine Zange nahm, und marschierten nach Norden ab, wieder vorbei an Berry au Bac, vorbei an Loivre mit dem Grab des deutschen Heidedichters, vorbei an..., vorbei... Man möchte diese Landschaft wiedersehen, die einen so vertraut geworden ist, die man kannte mit jedem Kirch turm, jeder Ferme, jedem Baum und Strauch, die man glänzen sah im Herbstkleide des Jahres 1914, die im Laufe der Jahre zerbrochen und zerstampft wurde von franzö sischen und deutschen Granaten, Uber die das geisterhafte Geschoß des Paris-Geschützes dahinheulte, die einem mit ihren Tälern, Wäldern und Höhenzügen auch manchen Ge nuß landschaftlicher Schönheit bereitete, im Sommer und im Winter, in deren Kirchen, zu Laon, zu Amifontaine, man auch manch schönes Beethoven- oder Schubert-Konzert gehört hatte, die heroische, von Cäsar bis Hindenburg in mancher weltgeschichtlichen Schlacht umkämpfte Landschaft, über der am 26. September, dem Todestag des deutschen Volksdichters, im goldenen Glanz des Campagne-Herbstes ein deutsches Lied wehen möge, ein leises Lied, ein stilles Lied, ein Lied so sein und lind, wie ein Wölkchen, das über die Bläue zieht, wie ein Wollgrasflöckchen im Wind ... s MMN WmoMn sm WMMWMl! Neuer wirtschaftlicher Aufstieg im Notstandsgebiet Erz gebirge-Vogtland. - Frohe Gesichter in der Heimat der Barbara Uttmann. Seit Barbara. Uttmann, die Frau eines erzgebirgischen Bergmannes, das Spitzenklöppeln von einer um ihres Glau bens willen vertriebenen Brabanterin erlernt und in ihrer Heimat im Jahre 1561 eingeführt hat, genießen Erzgebirge und Vogtland in ganz Deutschland und über die Grenzen hinaus den Ruf, die schönsten Hand- und maschinengearbeite ten Spitzen herzustellen. Zu Zeiten Barbara Uttmanns war die wirtschaftliche Lage des Erzgebirges und Vogtlandes zwar auch schwierig genug, als die wackere Erzgebirglerin sich aber an das Klöppelkissen setzte und ihren Mitbürgerinnen beibrachte, wie man die Fäden paarweise kreuzt, umeinander dreht und miteinander verflicht, damit die hübschen Klöppelspitzen ent stehen, schien eine neue Erwerbsmöglichkeit zu winken. In allen kleinen erzgebirgischen und vogtländischen Orten saßen bald die Frauen an den Klöppelkissen und fertigten die kunstvollen Gewebe in mühsamer Handarbeit an. Denn ein Vergnügen ist das Klöppeln nicht. Geduld und Ausdauer gehören dazu. Die tüchtigen Frauen des Erzgebirges und Vogtlandes aber ließen sich nicht abschrecken. Zu dem weni gen Lohn, den ihre Männer in den Bergwerken verdienten, trugen sie ihr Scherflein bei. Die Spitzenklöppelei breitöte sich über das ganze Erzgebirge und Vogtland aus. Im 19. Jahrhundert entstand die erste, wirklich gefährliche Krise. Trotzdem verzweifelte man nicht. Man setzte der tüchtigen Bergmannsfrau Barbara Uttmann auf dem Friedhof in Annaberg ein Denkmal und begann Klöppelschulen einzu richten. Aus dem Klöppeln als Heimarbeit wurde eine Klöppel- und Spitzenindustrie. Eine Industrie, die führend in ganz Deutschland geworden ist, — eine Industrie aber auch, die immer am schwersten unter jeder Wirtschaftskrise zu leiden gehabt hatte. Die Wirtschaftskrise unserer Jahre schien sie nun vollends zu vernichten. Die neue Regierung hat bereits im vergangenen Jahre versucht durch das Winterhilsswerk Arbeit nach dem Vogt lande zu bringen. Eine Sitzenrosette, die von jedem Deut schen getragen wurde, war der Vogtländischen Spitzenindu strie in Auftrag gegeben worden. Diese Rosette hatte für einige Wochen Tausenden von Menschen über die ärgste Not der Erwerbslosigkeit hinweggeholfen. Die Spitzen maschinen ratterten wieder. Ganz still blieben sie seitdem nicht stehen. Ganz Deutschland nämlich war auf das Not standsgebiet Erzgebirge-Vogtland aufmerksam geworden. Die Spitzenrosette, ein wahres Kunstwerk aus Tüll und Spitzenstickerei, warb für eine Industrie, an deren Aufkom men aus den Wirtschaftsnöten der Gegenwart man schon beinahe verzweifelt hatte. Kleinere Aufträge wurden er teilt. Die Menschen aus dem Erzgebirge und dem Vogtland schöpften ein wenig neue Hoffnung. Und jetzt sieht man in den Straßen Plauens, der Hauptstadt des Vogtlandes und Hauptstätte der Spitzenindustrie, frohe Gesichter. Ein Mil lionenauftrag in Spitzenrosetten ist ergangen. Fünf Mil lionen dieser zierlichen, duftigen kleinen Rosetten sind für das Winterhilfswerk herzustellen! Wieder einmal rattern die Maschinen. Wieder einmal füllen die Heimarbeiterinnen die Materialausgabestellen der Fabrikkontors und wandern beglückt nach Hause, rücken den Tisch oder die Stickmaschine ans Fenster und beginnen mit der Arbeit. Arbeit! Das ist eine Freude in diesem von wirtschaft lichen Nöten geplagten Land! Der Spitzenauftrag der NS.- Volkswohlfahrt ist das Gespräch des Tages. Arbeit! Wann ist dieser Wunsch der arbeitsamen Bevölkerung jemals Wirk lichkeit geworden? Arbeit! Wie lange haben die beschei denen Menschen dieses Landstriches, die aus den an den Hängen des Erzgebirges klebenden kleinen armen Dörfern nach Plauen in die Fabriken kommen, diese Forderung stellen müssen, ehe man sich auf sie besann? Reichtum und Ueber- sluß waren weder im Erzgebirge noch im Vogtlande jemals zu Hause. Die Kohlengruben waren bald ausgeschöpft. Die Schönheiten der Berge und Wälder zogen nur wenige Rei sende an. Lange genüg dauerte es, bis der deutsche Sportler zum Wintersport auch nach dem Erzgebirge, nach dem Fichtelberge, kam. Das Erzgebirge und das Vogtland, nahe am Rande der Tschechoslowakei, schienen von Deutschland vergessen zu sein. Wenn sie überhaupt Spitzen kauften, wählten die deutschen Frauen in den Nachkriegsjahren aus ländische Erzeugnisse. Maschinen- oder handgeklöppelte und gestickte Spitzen des Vogtlandes waren „aus der Mode" ge kommen. Und Tausende von Volksgenossen darbten. Die Erwerbslosigkeit stieg in erschreckendem Maße. In zweihundert vogtländisch-erzgebirgischen Stickerei- und Spitzenfabriken wird jetzt wieder an die Arbeit ge gangen. Teilaufträge von 24 300 Abzeichen für jede Fabrik ermöglichen diesen neuen wirtschaftlichen Aufschwung. Na türlich ist die Krise mit dem Fünf-Millionen-Auftrag nur vorübergehend behoben. Aber genau so wie im vorigen Jahre wird die zarte kleine Spitzenrosette auch in diesem Winter wieder für das wirtschaftlich darniederliegende Erz gebirge und Vogtland werben. Die deutschen Frauen wer den nicht nur die kleine Rosette aus der Heimat der Barbara Uttmann erwerben, sie werden in Zukunft den kunstvollen Erzeugnissen deutschen Industrie- und Handarbeiterfleißes vom Rande des Erzgebirges wieder die ihnen gebührende Achtung und Aufmerksam schenken. Aus aller Welt. * Die österreichische Christlich-soziale Partei löst sich aiuf. Der christlich-soziale Parteivorstand hat nach einer langen, bewegten Beratung, in der auch Bundeskanzler Dr. Schuschnigg das Wort ergriff, den Beschluß aus Aus lösung der Christlich-sozialen Partei gefaßt. Es wurde eine Entschließung gefaßt, in der zum Ausdruck gebracht wird, daß die Christlich-soziale Partei sich völlig in die Vater ländische Front unter Preisgabe ihrer Organisation ein- gliedere. Die Christlich-soziale Parteikorrespondenz wird unter einem anderen Namen weitergeführt werden. * Zahlen von den Schäden der polnischen Ueberschwem- wungskatastrophe im Monat Juli. Die große Ueberschwem- mungskatastrophe, die im Juli Galizien und das mittlere Polen heimsuchte, hat nach den vorläufigen Berechnungen einen Materialschaden von Wer 100 Millionen Zloty hervorgerufen. 175 Brücken wurden zerstört und 250 beschädigt. 2800 Quadratkilometer Land sind über schwemmt worden. 1300 Dörfer mit 220000 Einwohnern wurden in Mitleidenschaft gezogen. Die freiwilligere Sammlungen ergaben bisher 6,3 Millionen Zloty. * In der Angelegenheit Lindbergh stehen neue Verlmudlungen bevor. Trotz der zunehmenden Häufung des Veweismaterials gegen Hauptmann wird die Suche nach Mithelfern fortgesetzt. Das Washingtoner Justizamt kün digt eine wichtige Verhandlung als unmittelbar bevor stehend an. Die bei einer erneuten Haussuchung bei Haupt mann gefundene kleinkalibrige Pistole wird mit der im Kopf des Lindbergh-Kindes vorgefundenen Wunde in Zu sammenhang gebracht. Ursprünglich war angenommen wor den, daß das Loch in der Schädeldecke von einem spritzen Instrument herrllhrte, da es als Einschußloch einer gewöhn lichen Revolverkugel zu klein war. * Wo steckt Trotzki? Zu den Gerüchten, wonach sich Trotzki zur Zeit in Spanien aufhalte, erklärt der Pariser „Mann", der frühere sowjetmssische Volkskommissar habe tatsächlich Frankreich nicht verlassen, weil ihm kein Land die Aufenthaltsbewilligung erteilen wollte. * Starke Regenfälle int japanischen Taifungebiet. In dem durch! die Taifunkatastrophe heimgesuchten Gebiet in Japan sind in den letzten zwei Tagen starke Regenfälle niedergegangen. Besonders in Osaka wurde großer Schaden angerichtet. Die Bevölkerung, die zum größten Teil noch in schlecht schützenden Zelten untergebracht ist, ist vollkom men verzweifelt, zumal die Ruhrerkrankungen trotz der Hilfsmaßnahmen der Behörden zugenommen haben. ' Weitere Angehörige des „Lagers der nationalen Revolution" in Warschau verhaftet. In Warschau sind in den letzten Tagen die Verhaftungen von Mitgliedern des „Lagers der nationalen Revolution", einer radikalen natio nalen gesetzwidrigen Jugendorganisation, fortgesetzt wor den. Die Zahl der Verhafteten hat sich auf 54 erhöht. Sie werden zum Teil wegen Hochverrates, zum Teil wegen Herstellung und Verbreitung verbotener Druckschriften vor Gericht gezogen.
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