Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 08.06.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-193406085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19340608
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19340608
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1934
-
Monat
1934-06
- Tag 1934-06-08
-
Monat
1934-06
-
Jahr
1934
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 08.06.1934
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«reichswa^ im Deußö' eilt undk^ Vermehr^ ang der > ben ihre - )urchführ>h ifalls bel'v Berging tand, näsident ctsleiter Preuß'^ der P"°'' yern^b»^ rrnaBt rfachung 1931 .>n der ehender v' nd be>o»d^ eses Beir^ rt. Der A : PreuM iir die M mndel^ idustrie-^i ktor PU' s Pflicht >" Franks" t dec ranne» Geia>»-. r durch >ie Tat lP- eM^ den Er»A . u»d L-l rgen ld Ientral^< in ^.l d'e kamps!!' KDÄ5 W. hat in Uj irtschaft ' in die t ter beE änge in nd dak ald ne» rs wird >' nd Kei""^ uch, was ' renBeU m Lege' kenne»!'' ehend zn., lich^L-'f -r-s daß SM und irgänge cd verz ^ "streK e stan ige S'n rede!' eine SM Wissel'^ em, mitten ißerew^ ?lich -Le die ""4 sturm-' ;en xi- in unl'^ spitze", epreßj^ rweE"A ßt euch ?us "5 en »nd hand M unten ,ci' bis 'N' in einen Nationalsozialistischen Bund Deutscher Technik NSBDT. —, welcher der Stabsleitnng der PO. bei der Reichsleitung unmittelbar untersteht, läßt erkennen, daß die Aufbauarbeit der beiden umgewandelten Organi- iniionen anerkannt und der nationalsozialistische Gedanke Mos in den Vordergrund gestellt wurde. Der bisherige MAI. wird im NSBDT. die berantwvrtungsbolle Ar- ?kis übernehmen, die deutsche Technik aus ihrer Zer- MtklAng in einer Einheit zusammenzuführen und mir Mlsicherheit und Erfolg die Grundlagen des national- !°Mlistischen Staates gestalten helfen. Bei der. Wichtig keit, die die Technik in der Binnen- und Außenwirtschaft Deutschlands einnimmt und im Hinblick auf die Auf- Mn, die der Führer bei der Neugestaltung des Reiches W Auge gefaßt hat, ist der Gründung des Amtes für Technik und des NSBDT. die größte Bedeutung beizu- wessen. Zn Ergänzung der parteiamtlichen Bekannt- Hachung vom 4. Juni 1934 betr. Auflösung des KDAJ. M mitgeteilt, daß die Aufgaben des gegründeten A-BDT. von der bisherigen KDAJ.-Gebietsleitung Sach- M übernommen werden, deren Arbeit in der bis jetzt folgten Weise fortgeführt wird. Ebenso werden die Vsr- Umlungen,die vom KDAJ. bekanntgegeben lvorden sind, M NSBDT. durchgeführt. Anmeldungen und Frage- Mn für den NSBDT. sind in der Geschäftsstelle, früher MAI., Dresden, Lennestraße 3, erhältlich. Henderson droht mit seinem Rücktritt Sehr lebhafte Aussprache im Präsidium. , Die Tagung des Präsidiums der Abrüstungskonferenz 'and wieder hinter verschlossenen Türen statt. Aus Anregung des polnischen Außenministers Beck wurden die Absätze K und 7 des Entschließungsentwurfs Hendersons, in denen von der Möglichkeit gesprochen worden war, den Standpunkt Frankreichs. Italiens, Englands und Deutschlands auf einen Nenner zu brin gen, und in denen das Präsidium mit einer entsprechen- » den Aufgabe betraut wurde, gestrichen. polnische Antrag erfolgte nicht aus politischen Er rungen, sondern ging davon aus, daß Polen an den Son- , Besprechungen der großen Mächte nicht beteiligt ge- Mn sei. ' ' ,, Nach Beck sprach Varthou. Er stellte die Sicher- Mstage wieder in den Mittelpunkt und lehnte den Deutlichsten Teil des Antrags Hendersons ab. Insbeson dre lehnte er den Vorschlag, dem Präsidium besondere Ulmachten zur Lösung der Abrüstungskrise zu erteilen, ab. jetzt vorgeschlagen werde, sei genau das Gegenteil 'Heu, was man im Hauptausschuß beschlossen habe. Auch er sei dafür, daß Deutschland wieder in die Kon ferenz zurückkehre, aber er sei dagegen, daß man es aus- erücklich zurückhole. Es müsse mit dem gleichen freien Een zurückkommen, mit dem es die Konferenz ver- lassen habe. U den Verhandlungen des Präsidiums ging es sehr leb- Mk zu. Seitdem Henderson sich nach seiner Extratour zu Mnn der Konferenz wieder dem englischen Standpunkt ^"gehend angenähert hat, ist er nun in einem ausge- "Menen Gegensatz zu Varthou geraten. !. Henderson erwiderte dem französischen Außenmini- N sofort in ungewöhnlich scharfer Weise, wobei er sich mit Asten Gesten immer wieder gegen Barthou wandte t schließlich mit seinem Rücktritt drohte. Wenn die Fran- M seinen Plan zunichte machten, ohne einen besseren Zuschlägen, so müsse er die Folgerungen daraus ziehen, f'habe für morgen den Hauptausschuß einberufen, und M nicht, wie dieser weiterarbeiten solle, wenn keine Ar- ,Grundlage vorhanden sei. Henderson deutete weiter l>aß er in diesem Fall Frankreich die Schuld am Schei- " der Konferenz zuschieben würde. w. Hegen 19 Uhr war die Sitzung des Präsidiums beendet. zu erwarten war, ist wiederum keinerlei Ergebnis er- z" worden. Die für Mittwoch angesetzte Sitzung des Aptausschusses ist deshalb vertagt worden. Statt dessen Präsidium seine Beratungen am Mittwoch fort- . Die dramatische Sitzung. Rededuell Varthou-Hcnderson. — Hie Sicherheits-, hie Abrüstungsthese. N. Ans, 5 Juni. Nach Schluß der Dienstag-Sitzung des Odiums der Abrüstungskonferenz wurde ein Auszug der Reden verteilt, der als Ergänzung in verschiedenen Punk ten wertvoll ist. , Danach wandte sich Barthou mit großer Scharfe gegen den Vorschlag Hendersons, durch den die Probleme ein voll kommen anderes Gesicht erhalten hätten als im Hauptaus schuß, wo Henderson selbst eine völlig andere Haltung ein genommen habe. Die Frage der Sicherheit müsse die Grund lage für alles weitere bilden. Barthou befaßte sich dann mit den verschiedenen Teilen des Henderson-Entwurfes und kritisierte zahlreiche Einzel heiten. Im Absatz 6 handelt es sich um Deutschland. Alle Welt auch Frankreich natürlich, wünsche die Rückkehr Deutschlands. „Will man mit Deutschland verhandeln?" fuhr Barthou fort, „meinetwegen, aber was kann man da von erwarten? Daß Deutschland dem Völkerbund Bedin gungen stellt, dem Völkerbund, den Deutschland ohne Grund verlassen hat? Das wäre eine Demütigung des Völker bundes. Wer wird das vorschlagen? Wollen sie Deutsch land bitten, zurückzukehren und Bedingungen zu stellen?" Barthou fuhr dann weiter fort, daß er sich jedenfalls an einer solchen Aufforderung zur Rückkehr nicht beteiligen würde. Er verlange, daß Deutschland hier ohne zeden Zwang zurückkehre, seinen Platz einnehme, und daß man dann alle Fragen der Sicherheit, der Entwaffnung und der Gleichberechtigung erörterte, um einen Ausgleich zu finden. ' Im Gegensatz zu Eden und Motta halte er kein Abkommen immer noch für besser, als ein schlechtes Abkommen. Henderson erwiderte darauf, die Worte Barthous seien eine Bestätigung seiner eigenen Ausführungen zu Be ginn der Sitzung, als er die Lage der Konferenz als bei nahe verzweifelt bezeichnet habe. Er habe die Verantwor tung auf sich genommen, dem Präsidium zu helfen, aus der Sackgasse herauszukommen. Er könne es nicht zulassen, daß man seine Unparteilichkeit kritisiere, andernfalls würde er die ihm anvertraute Mission aufgeben. Weiter hätten die gegenseitigen Hilfeleistungspakte nichts mit der Sicher heit zu tun. Es entspreche doch dem gesunden Menschenver stand, daß diese Pakte erst durch die daran interessierten Regierungen besprochen würden. Danach könne dann durch Vermittlung des Präsidenten eine Verbindung mit der Konferenz hergestellt werden. Was den Paragraphen 4 betreffe, so könne man doch unmöglich die Meinung einer Regierung unbeachtet lassen, die an dieser oder jener Frage direkt interessiert sei. Er könne sich nicht an einem Versuch beteiligen, einen Staat, welcher es auch sei, durch einen Pakt dieser Art einzukreisen. Er müsse die Arbeiten der Konferenz im Geist der Billigkeit gegen jeden führen. Henderson betonte dann, daß die Lage der Konferenz als verzweifelt angesehen werden müsse, wenn man in dem Sinn fortfahre, wie er sich in der Rede Barthous zeige. Der Präsident verwahrte sich dann dagegen, daß er bei Be ginn der Konferenz ganz anders gesprochen habe. Im welcher Lage befinde man sich nun. Gestern habe man es nicht fertig gebracht, ein Komitee einzusetzen. So eben habe er nun Vorschläge gemacht, die Barthou zurück gewiesen habe. Unter diesen Verhältnissen müsse er Var- thou fragen, ob er nicht selbst eine Arbeitsmethode vorzu schlagen habe. Wenn er das einfach ablehne, dann müsse man morgen den Hauptausschuß einberufen. Er als Prä sident habe dann die Pflicht, dem Hauptausschuß zu berich ten und ihm mitzuteilen, daß das Präsidium nicht in der Lage gewesen sei, sich aus ein Arbcitsprogramm zu einigen. Barthou erklärte hieraus, er habe einen Entschlie ßungsentwurf besprochen und würde kein Wort an seinem Protokoll ändern. Er sei überzeugt, daß seine Rede keiner lei Vorwurf verdiene. Was die Sache felbst betreffe, so habe er das Gefühl, daß der Vorschlag Hendersons nicht die Befriedigung gebe, die seine Vernunft verlange; das habe er gesagt, und das sei sein Recht. Habe er die Verpflich tung, einen Text vorzulegen, wie es der Präsident der Konferenz verlange? Als Chef einer Abordnung nehme er auch die Rechte eines solchen in Anspruch und kenne seine Verantwortlichkeiten. Von welcher Seite auch eine Auf forderung komme, so habe er das Recht, sie abzulehnen. Habe er im übrigen nicht eine sehr klare Haltung ein genommen? Gestern habe er vorgeschlagen, die dem Haupt ausschuß unterbreiteten Vorschläge einem besonderen Aus schuß zu überweisen. Er halte das aufrecht. Er verlange, daß man nicht fremde Vorschläge in diejenigen hineinmische, die in offizieller Form dem Hauptausschuß unterbreitet «Nachdruck verboten.» Dort vertraten sich, auf dem spiegelnden Parkett, "'er dem lebensgroßen Wandbild Napoleons mit Kreuz M Adlern die zur Gratulationsconr erschienenen An, die französischen und deutschen Ehrengäste ans Anz und Frankfurt die Beine. Dort hielt die Stroh- Uwe des Reiches Praunheim nach der Tafel unter dem Auleuchter Cercle. Das matte Licht der Wachskerzen Igelte sich auf ihren weißen, noch mädchenhaft schmalen Fullern. Die Diamanten und Perlen der Linie Kestrich ,?!"imerlen in ihrem brünetten Haar und um ihren sanken Hals, an Stelle des in den bestechlichen Bauch I" Paris abgewanderten Krähensteinschen Hausschatzes. Mch die Dunkelheit draußen leuchteten in hundert »Men Flecken die Schaumkämme des Rheins. Die Anm Eliza mußte lauter sprechen, als sonst bei hohen Sitte, um das Brüllen des Frühlingssturmes zu "ftiönen. Sie plauderte liebenswürdig mit einem Würdenträger nach dem anderen. Ihr Hofmarschall »'"zelte ihr verstohlen aus seinen wässerigen kleinen Men nach. h. »Warum wurde nur der Fürstin heute nachmittag »Merant? Jetzt zeigt sie wieder durchaus die Haltung A.oeoßen Welt!" lifpelte er zu der Oberhofmeisterin, A « Montenach. Und diese zweite Mumie am Hof »Mirich schüttelte besorgt die Bänder um den grauen °'enkops mit den lebhaft glänzenden Vogelpupillen. »Hoheit sind noch sehr blaß —" »»»Ich hörte, wie sie dem Leibtrabanten Befehl gab, ZM klnbekannten, wer es auch sei, Eintritt in das verwehren! Das riecht nach Geheimnissen." — die durchlauchtigen Nerven — die 'M Kriegsgefahr »jedermann im Saal spricht besorgt von Österreich!" »Die Welt kommt nicht zur Ruhe!" unsere allergnädigste Altesse auch nicht! Sie «lz ttnmer wieder nach den Fenstern und den Türen, ""sie irgendwoher einen unsichtbaren Feind erwartete." »^»Sie hört nur mit halbem Ohr, was ihr dieser feiste ^Wechsler erzählt." Eliza Praunheim schaute drüben dem Frankfurter Patrizier betroffen in das rosig gepolsterte würdige Voll mondantlitz. Der Bankherr Jean Lampadius, bis zum Anfall seiner Vaterstadt an den Dalbergschen Rheinstaat regierender Senator der sreien Reichsstadt Frankfurt, wiederholte gedämpft und vertraulich: „Wenn Euer Hoheit in den bevorstehenden Kriegs- läuften hochdero Gelder sicher zu placieren wünschen — ich bin Ihr Diener. Eliza lächelte höflich und unbestimmt. Man durfte den großen Frankfurter Geschlechtern nicht trauen! Dieser mit dem Ende des Heiligen Reichs entthronte, vielversippte Familienklüngel am Main stak heimlich noch mit Wien und Habsburg unter einer Decke. „Nun — wenn die Gewehre wieder losgehen, da unten in Bayern — wir hier sind weit vom Schuß!" sprach sie. Der Senior des. Wechselhauses Lampadius wiegte bedächtig das Haupt. „Wer deutet die Zukunft, Hoheit? Auch der große Friedrich von Preußen mußte zuweilen retirieren!" „Aber der Kaiser nit!" Eliza Praunheim ließ den Frankfurter brüsk stehen und wandte sich dem weißköpfigen Grafen Cocquebert zu. Seltsam: dieser alte, glatte Aal, Großagioieur an den Börsen von Paris und Amsterdam, in allen Maulwurfsgängen der Napoleonischen Erde zu Hause, hüstelte vielsagend. „Ich bitte untertänigst, über mich, wegen etwaiger Passepartouts und Vorspannorders mit der eigenhändigen Unterschrift des Herzogs von Rovigo, zu allfallsiger, eiliger Fahrt nach Paris befehlen zu wollen, falls das Kriegs gewitter sich durch das Frankenland mainabwärts ziehen sollte!" „Ah — beim schwarzen Gnadenbild von Czenstochau — wir werden diese Kroaten und Panduren am Rhein empfangen!" Der polnische Graf Grodcicki warf sich thea tralisch in seine vom rosa Einsatz der grünen Ulanka über wölbte Brust. „Am Rhein — ?" „Falls die Völker Habsburg ihre Beine brauchen, Hoheit!" Der Sarmate griff nervös nach seinem Säbel korb. „Was sind das für Fanale da in der Nacht?" „Es ist nur ein Fackelzug, den mir die Untertanen bringen!" sagte die junge Regentin. „Wir werden ihn unten auf der Rheinterrasse vorüberpassieren lassen müssen, um diese guten Bürger nicht zu kränken!" Und während sie sich in einen weiten, grünen, mit weißem Schwanen pelz gefütterten Samtumhang wickelte, den ihr die Hof- jungsern hinhielten, fragte sie leise und schnell den Kabi- worden seien. Er kenne die Bedeutung der Stellungnahme, die er eingenommen habe. Trotzdem habe er nicht ein Wort gesagt, das verletzen könnte. Er wiederhole, daß er niemals, auch nur indirekt, die Loyalität Hendersons in Frage gestellt habe. Er würde nicht die Verantwortung auf sich nehmen, zu sehen, daß der Präsident zurllckträte, und der Präsident, der selber alter Parlamentarier sei, werde diese Verantwortung auch nicht tragen können. Schluß! — Je eher desto besser! London, 6. Juni. Der diplomatische Korrespondent des „News Chronicle" sagt, je eher die Delegierten Genf ver lassen, desto besser wird es für die Sache des Friedens und der Abrüstung sein. Die gestrigen Vorgänge haben gezeigt, daß bei der jetzigen Lage ein Fortschritt unmög - l i ch ist. Das Konferenzbüro tritt heute nur deshalb zu sammen, weil die Regierungen zögern, die Verantwortung für den Fehlschlag auf sich zu nehmen. Barthous Haltung hat bei der britischen Delegation einen sehr schlechten Ein druck gemacht. Eine seiner Bemerkungen über die Garantie frage kam geradezu darauf hinaus, daß britische Hilfe nicht nötig sei Es ist jetzt völlig klar, daß Barthou nichts weiter wünscht, als seine Bündnisse. Der Genfer Vertreter der „Times" berichtet, so ver worren die gestrige Debatte auch aussehen mag, die wirk liche Streitfrage ist deutlich genug. Unter dem Losungswort „Vor allem Sicherheit" be mühen sich Frankreich und Rußland, ein System von Verteidigungsbündnissen, die auf Waffengewalt be ruhen, gegen Deutschland aufzubauen. Dieses System nennen sie „Sicherheit" und suchen den Segen des Völkerbundes dafür zu erlangen. Bei ihrem Suchen nach Sicherheit haben die Franzosen die Bekehrung Großbritanniens als hoffnungsloses Unternehmen aufgegeben und sich in die ArmeRußlands geworfen. Vielleicht wissen sie nicht, daß die Anweisungen der britischen Delegation die Erörterung praktischer Sicherheitsgarantien ohne vorherige Verständigung über Abrüstung zulassen würden, voraus gesetzt, daß Deutschland dabei vertreten ist. Die französische Bewegung in Richtung auf Rußland entspricht durchaus der Politik, die in der Note rom 17. April bezeichnet wurde. Seit der Saarvereinbarung ist die Notwendigkeit dafür nicht sehr klar. Man darf sn- nehmen, daß Litwinow nicht gerade von Eifer für die Interessen Frankreichs verzehrt wird. Die Sowjetregierung möchte eine französische Schutzwache, und zwar womöglich eine starke Schutzwache für ihre europäische Tür haben. Aus aller Welt. * Hindenburg nach Nendeck abgereist. Reichspräsident v. Hindenburg hat am Dienstagabend mit dem fahrplan mäßigen Zuge Berlin verlassen und sich nach Ostpreußen begeben, Mo er für einige Wochen auf seinem Gut in Nen deck Aufenthalt nehmen wird. * Explosion auf dem Bahnhof Agram. Auf dem Bahnhof in Agram explodierte am Dienstagmittag in einem Schnellzugwagen eine Höllenmaschine. Der Wagen, ein direkter Wagen Paris—Salzburg—Agram, wurde teil weise zertrümmert. Personen kamen nicht zu Schaden. * Das Geburtshaus Adalbert Stifters eingeäschert. Aus Oberplan (Böhmerwald) wird gemeldet: Am Sonntag wurde das Geburtshaus des Dichters Adalbert Stifter durch Brandstiftung eingeäschert. " Stillegung der Elbschiffahrt. Aus Hamburg wird gemeldet: Infolge des schlechten Wasserstandes ist am Montag die Schiffahrt auf der Oberelbe und den Neben flüssen offiziell eingestellt worden. * Drei spanische Bauern durch Blitzschlag getötet. Während eines heftigen Gewitters schlug in einem Dorfe in der Nähe von Santander der Blitz in mehrere Häuser ein. Drei Bauern wurden durch den Blitzschlag getötet und vier Kinder schwer verletzt. * Tätlichkeiten in der griechischen Kammer. In der griechischen Kammer ereignete sich ein Zwischenfall, als der frühere Ministerpräsident Papanastasiu in scharfen Worten den Kriegsminister Kondylis angriff. Darauf warf ein Abgeordneter einen Stuhl gegen Papanastasiu, der am Arm verwundet wurde. Unter großem Lärm wurde die Sitzung aufgehoben. Der Ministerrat wird in einer Son dersitzung zu dem Vorfall Stellung nehmen. neltslrabanten Duoing: „Es Hai heut kei' verdächtige Kreatur in das Schloß einzudringe probiert? Nein? Gut!" Auf der sturmumpfiffenen Terrasse drängte sich fröstelnd die Hofgesellschaft. Die Windlichter in den Händen der Lakaien flackerten. Dicht davor rauschte dunkel, geheimnisvoll, scheinbar uferlos, der Rhein. Auf der Landstraße daneben zog, vom Städtchen Kestrich her, die Fackelserenade vorbei. Die Musik des Bürgerschützenkorps spielte dem im Felde weilenden Landesvater zu Ehren. Die Trikolore des Kaiserreichs wallte neben dem schwarz- silbernen Praunheimschen Hausbanner und den Jnnungs- sahnen der Bäcker und Schlächter. Stolz wie ein napoleo nischer General salutierte der kleine, dicke Schützenkönig aus dem Sattel mit blankem Degen. Dann scheute sein greiser Klepper. Ein mit vier rauchenden Gäulen ve- schirrter Eilwagen der Thurn- und Taxisschen Extrapost karriolte, von hinten aus der Nacht auftauchend, rücksichts los in das Ende der feurigen Schlange hinein. Der kanariengelbe Postillon schmitzte, Platz heischend, mit der Peitsche um die Backen der Bürger. Die Fürstin Praun heim stemmte erzürnt die Hände in die Hüften: „Will Er sich wohl gleich moderiere, Er Schlöffel!" rief sie. „Oder Er endet dnzwitt mit seiner Bagasch' drüben im Spritzenhaus!" „Hoheit — ich reise im Dienst der Großen Armee!" „Wer sitzt denn da in der Chais'? Herrgott: der Chevalier de Zinckhahn!" „Meine Wenigkeit —" Der kaiserlich französische Heereslieferant von noch feuchtem, kurmainzischem Adel, Aufkäufer säkularisierter Klostergüter, Finanzmann vieler Nheinbundfürsten, dienerte, untertänig sich erhebend, hell im Fackelschein. „Und Madame de Zinckhahn?" „In aller Eile nach Paris, Hoheit!" Eliza Praunheim schüttelte ihre Locken — die Zinck hahn, die Millionärin und Marketenderin a. D., land flüchtig über den Rhein? Da wies das Wetterglas aus Sturm! Der Armeelieferant im Wagen hob beschwörend die diamantenglitzernden Hände. „Ich muß schleunigst nach Mainz! Mainz braucht Proviant für den Aufmarsch der Darmstädter und Kasseler Streitkräfte. Ja — wissen es denn Euer Hoheit noch nicht? Der Erzherzog Karl hat sich vermessen, in einem bluttriefen den Armeebefehl den Kaiser der Franzosen einen Fremd ling zu schelten, der auf den Leichen erschlagener Vater landsverteidiger seine geraubten Throne in Europa auf richtet! Das ist die lange erwartete Kriegserklärung Wiens!" (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)