Volltext Seite (XML)
Spiel hinter dem Rücken des Reichspräsidenten bloßlege. Wenn etwa Herr v. Papen sich erneut als Reichskanzler vorstellen wollte, so wäre das ein Schritt, der die Ver zweiflung der sich an die Macht klammernden, innerlich aber bereits zusammengebrochenen Herrenschicht auf zeigen würde. Die Herren mögen tun, was sie wollen, wenn aber die rote Flut erneut ansteigen sollte, so werde die deutsche Nation sie mit der ausschließlichen Verantwortung dafür belasten. Die NSDAP, werde aber unbeirrt mit dop pelter Kraft innerhalb des Volkes weiterkämpfen. * Reichstag am 6. Dezember. Berlin, 25. Novbr. Der Reichstagspräsident Goering hat den Reichstag auf Dienstag den 6. Dezember 15 Uhr einberufen. Nm WIMMWisMtM Beschluß des preußischen Staatsrats. Berlin, 24. November. Nach längerer Aussprache be stätigte heute der preußische Staatsrat den im Abendblatt gemeldeten Antrag des Verfassungsausschusses mit der Maßgabe, daß Präsident Adenauer beauftragt wird, eine Klage vor dem, Staatsgerichtshof zur Klarstellung der Verfassungsstreitigkeiten zwischen Preußen und Reich ein zuleiten. Gegen den Antrag des Verfassungsausschusses stimmten die Fraktion der Arbeitsgemeinschaft und die Wirtschaftspartei, die ihre ablehnende Stellungnahme in der Aussprache eingehend begründeten. Gute Entlastung der Reichsbank. Berlin, 25. November. Der Ausweis der Reichsbank vom 23. November zeigt, daß die Entspannung erfreuliche Fortschritte gemacht hat. Die gesamte Kapitalanlage der Bank in Wechseln und Schecks, Lombards und Effekten hat bei einer Verringerung um 131,2 Mill. RM. mit 3016,7 Mill. RM. einen seit langem nicht zu verzeichnenden Tief stand erreicht und liegt noch um 70 Mill. RM. unter der zum gleichen Zeitpunkt des vorigen Monats. Die Deckungs bestände insgesamt haben sich um 3,8 Mill, auf 933,5 Mill. RM. erhöht. Dabei sind im einzelnen die Goldbestände um 6,5 auf 818,6 Mill. RM. zurllckgegangen. Die Devisen bestände sind um 10,4 Mill, aus 114,9 Mill. RM. gestie gen. Diese Bewegung hängt damit zusammen, daß zur Be reitstellung für die am Ultimo zu erwartenden Ansprüche Devisen durch den Verkauf von Gold geschafft worden sind. Die Notendeckung, die um 1 v. H. auf 28,2 v. H. gestiegen ist, hat damit einen seit einem Jahre nicht zu verzeichnen den Höhepunkt erreicht. Die Erhöhung der Giroguthaben um 71,4 Mill, auf 429,1 Mill. RM. ist ausschließlich aus eine Erhöhung der öffentlichen Guthaben zurückzuführen. Die KPD. erhält 101 Mandate. Mülheim (Ruhr), 24. November. In der heute ab gehaltenen Sitzung des Kreiswahlausschusses im 23. Wahl kreis Düsseldorf-West wurde festgestellt, daß der KPD. in folge der Listenverbindnng mit Düsseldorf-Ost ein weiteres Reichstagsmandat zufällt, das Walter Frank in Bochum übertragen wird. In Düsseldorf-West sind demnach end gültig gewählt: 4 Nationalsozialisten, 1 Sozialdemokrat, 4 Kommunisten, 5 Zentrumsabgeordnete und 1 Deutsch- nationaler. Der „Heimbau"-Skandal. Berlin, 24. November. Gegen die Vorstandsmitglieder Paul und Maser der Gemeinnützigen Beamtensiedlung Heimbau GmbH, und das Aufsichtsratsmitglied Maurer meister Thabor, der sozialdemokratischer Reichstagsabge- ordneter ist, ist vom Untersuchungsrichter beim Land gericht II die Voruntersuchung wegen des Verdachts der genossenschaftlichen Untreue eröffnet worden. Sie sind seinerzeit in den Aufsichtsrat der Heimbau berufen wor, den, um die Heimbau GmbH, im Sinne der Sozial demokratie zu orientieren. Paul, Maser und Thabor wird Vvrgeworfen, zu hohe Spesen berechnet und außerdem zum Schaden der Gesellschaft ein luxuriöses Leben geführt zu haben. Es soll verschiedentlich vorgekommen sein, daß Paul und Maser in den Vormittagsstunden von Steno typistinnen in Weinstuben in völlig betrunkenem Zustand aufgefunden worden sind und daß die Stenotypistinnen den Vorstandsmitgliedern bei der Unterschriftsleistung die Hand führen mußten, weil diese dazu allein nicht im stande waren. — Der im Zusammenhang hiermit in Aschersleben festgenommene Oberinspektor Fromm hat ent gegen anderslautenden Nachrichten bisher noch'kein Teil geständnis abgelegt. Rohe WMWMM in M MMrg NIMM Bad Godesberg, 24. November. In Bad Godesberg ist man Effektenschiebungen auf die Spur gekommen, in die angesehene Persönlichkeiten aus Godesberg und Wald- broel verwickelt sind. Wie die Zollfahndungsstelle Köln mitteilt, hat eine rheinische Erbengemeinschaft in Bad Godesberg durch Vermittlung eines Majors a. D., eines Bankdirektors und eines Notars bei Banken in Köln und Berlin, J.-G.-Farben-Aktien im Werte von 150 000 RM. verkauft und den Erlös unberechtigt ins Ausland ge schafft. Der Bankier wurde festgenommen. Der Major a.D. und der Notar sind flüchtig. Es ist Haftbefehl gegen sie erlassen worden. Die Effekten wurden in Holland aufgekauft, über die Grenze geschafft und hier unter Umgehung der Devisen bewirtschaftungsbestimmungen zu der erheblich höheren deutschen Börsennotierung verkauft. Der Erlös ist dann wieder ins Ausland geschafft worden. Besserstellung von Arbeitslosen. Berlin, 24. November. Wie aus dem Reichsarbeits ministerium mitaeteilt wird, hat der Reichsarbeitsminister heute an die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung einen Auslegungserlaß gerichtet, durch den sichergestellt wird, daß mit Wirkung dom 28. d. M. ab Arbeitslose der Lohnklassen 7 bis 11 in allen Fällen mindestens die Unterstützung erhalten, die ihnen zustände, wenn sie in der Lohnklasse 6 wären und danach Anspruch auf die Winterzulage hätten. Die Neparationsfrage in Lausanne endgültig gelöst. Berlin, 25. November. Ein Teil der Pariser Presse sucht sein Unbehagen über die Haltung Amerikas in der Schuldenfrage dadurch loszuwerden, indem erklärt wird, daß, falls Amerika auf der Erfüllung der Schulden abmachungen bestehe, das Lausanner Abkommen für un gültig erklärt werden müsse. Diese Ansicht wird an zustän diger Berliner Stelle als unsinnige und krasse Theorie be zeichnet. Ebenso wie anderswo, wisse man auch in Paris, daß die Reparationsfrage in Lausanne endgültig erledigt worden sei. Deutschland sei an einer positiven Regelung der interalliierten Schuldenfrage nur insoweit interessiert, als hierdurch eine grundlegende Wiedererholung der Welt wirtschaft bedingt sei. Mr smzWe WMMM vor der srWWn Mm. Paris, 25. November. Luftfahrtminister P a i n l e v e mußte nach einem am Donnerstagnachmittag in der Kam mer erlittenen Ohnmachtsanfall auf Anraten des Arztes das Bett hüten und konnte deshalb in der Nachtsitzung seine begonnene Erklärung nicht zu Ende führen. In der Nachtsitzung, die bis in die frühen Morgen stunden dauerte, ergriffen Redner aller Parteien das Wort, um im Zusammenhang mit dem Skandal den in Haft be findlichen Leiter der Aero Postale Bouilloux-La- font, den ehemaligen Finanzminister Flandin, den ehemaligen Luftfahrtminister Du mesnil, den Leiter der Flugzeugmotorenfabrik Gnome L Rhone, Paul Louis Weiller, Leon Blum und schließlich sogar den augenblicklichen Luftfahrtminister Painleve selbst an zuklagen. Bei der Aussprache ergab sich, daß der Luftfahrt skandal sowohl durch seine geographische Ausdehnung — reicht er doch bis nach Südamerika — wie auch durch die Anzahl der darin zu Recht oder zu Unrecht belasteten Persönlichkeiten einen Umfang angenommen hat, der es selbst den interessierten Kreisen schwer macht, sich darin zurechtzufinden. Die Sitzung wurde in den frühen Mor genstunden des Freitag mit einer Entschließung abgeschlos sen, die mit 495 gegen 18 Stimmen angenommen wurde. In dieser Entschließung, in der der Regierung das Ver trauen ausgesprochen wird, wird auch darauf hingewiesen, daß mit aller Energie gegen die Schuldigen vorzugehen sei und daß die Regierung die Maßnahmen treffen müsse, die die Luftverbindung Frankreichs mit Südamerika unter ihrer Kontrolle ermöglichen. Aus aller Wett. * Grubenunglück auf den Delbrück-Schächten. — Vier Mann cingeschlossen. Am Donnerstag, gegen 20.30 Uhr, ging auf den Delbrück-Schächten eine Strecke von etwa 80 Metern zu Bruch. Soweit bisher festgestellt werden konnte, wurden vier Mann eingeschlossen. Die Nettungs- arbeiten wurden sofort ausgenommen. Wie wir von dem Betriebsbüro der Delbrück-Schächte erfahren, gibt einer der vier Verschütteten Klopfzeichen, während von den drei anderen Verschütteten bisher noch nichts wahrgenom men werden konnte. * Ein neues Segelschulschiff. — Aber keine neue „Niobe". Für den Bau eines neuen Segelschulschiffes hat der Chef der Marineleitung inzwischen Angebote ange fordert. Es steht fest, daß das neue Schulschiff nicht wie der den Namen „Niobe" erhalten wird. Der Name des neuen Schiffes wird vom Reichspräsidenten bestimmt und altem Brauche entsprechend, beim Stapellauf bekannt gegeben. * Zu dem angeblichen Waffenschmuggel in Nordhorn. Wie die Pressestelle des Zollamtes in Nordhorn zu der Meldung des „Osnabrücker Tageblattes" über Waffen schmuggel auf dem Ems-Vechte-Kanal mitteilt, ist im ganzen Bezirk Nordhorn bisher kein Waffenschmuggel fest gestellt worden. * Von einer Amerikarcise Piccards. — Neue Strato- sphärenflugpläne. Professor Piccard teilte der belgischen Presse mit, daß er am 4. Januar nach den Vereinigten Staaten abreisen werde, um dort Vorträge zu halten und Mittel zu sammeln für einen Ballonaufstieg in der Nähe des Nordpols, der in der Hudsonbay im Jahre 1934 statt- fiuden soll. Dort sollen die Abweichung der Höhenstrahlen durch den magnetischen Pol untersucht werden. Im Jahre 1933 werde in Belgien ein Aufstieg stattfinden, um einen neuen Höhenrekord aufzustellen. Die geplanten Aufstiege werden nicht durch Piccard selbst, sondern durch Ingenieur Cosyns ausgeführt werden. * Frau Dr. Klafter geisteskrank. Die Aerztin Frau Dr. Klafter, die am 5. d. M. im Krankenhaus in Pardubitz ihren durch eine Explosion schwer verunglückten Neffen, einen vierzehnjährigen Realgymnasiasten, aus Mitleid wegen der ihm drohenden völligen Erblindung und körper lichen Verunstaltung durch fünf Revolverschüsse getötet hat, wurde am Mittwoch aus der Haft entlassen. Auch die Mutter des Getöteten, die sich im Einverständnis mit ihrer Schwester befand und gleichfalls verhaftet worden war, ist in Freiheit gesetzt worden. Frau Dr. Klafter wurde am Mittwoch in eine Anstalt für Geisteskranke übergeführt. * 10SV Angeklagte im französischen Steuerhinter ziehungsskandal. Am Donnerstag wurde die Namenliste der Personen veröffentlicht, die in den ersten großen Steuerhinterziehungsskandal verwickelt sind. Im ganzen werden sich 1090 Angeklagte vor Gericht zu verantworten haben. Bei der Zusammenstellung der Liste sind die Be hörden von der Tatsache ausgegangen, daß die genannten Personen auf der beschlagnahmten Kundenliste der Baseler Handelsbank verzeichnet waren, was als Grund für eine Anklage angesehen wird. Mitinhaber der Sektkellerei Mathäus Müller tödlich verunglückt. Wiesbaden, 25. November. Dr. Paul Müller, Mit- haber der Sektkellerei Mathäus Müller aus Eltville ist rn der vergangenen Nacht auf der Straße von Wiesbaden- Nierstein nach Niederwallof mit seinem Kraftwagen töd lich verunglückt. Aus bisher noch nicht völlig geklärter Ur sache geriet der Wagen in den Straßengraben und über schlug'sich, wobei Müller herausgeschleudert wurde. Er ist den schweren Verletzungen alsbald erlegen. Gefährliche Kavaliere. Roman von Edmund Sabot 1. bZ (Nachdruck verboten.) Ob man niemals eingeborene Bewohner gesehen habe? wollte Gwennie wissen. Nein, keine Spur davon. Das Land schien ausge storben zu sein, ein unbewohntes Eiland mitten in einer Wasserwüste. MacArrews Leute hatten sicherlich hier auf die „Springflower" gewartet und für deren Empfang alles Hergerichtei. Riesige Kohlenvorräte und Lebensmittellager waren aufgestapelt, und es sah aus, als wolle man den ganzen Winter über hier bleiben. In dieser Breite müsse man ja zwar eigentlich Sommer sagen, aber es würde wohl nur einen recht er bärmlichen Sommer hier geben. Wenn nur erst die Stunde der Befreiung käme Ivy war noch im besten Plaudern, als plötzlich der Herzog erschien. Er kündigte den Besuch Mac Arrews an. Gwennie fühlte sich erbleichen. Ihr Herz pochte hart gegen die Nippen, aber der Herzog gab keine weiteren Er klärungen, sondern befahl Ivy und der Zofe, Gwennie allein zu lassen. Die beiden verschwanden sofort, so heftig sich Gwennie auch dagegen sträubte. Wenn MacArrews Name genannt wurde, erstarb jeder Widerspruch. Der Herzog wartete stumm und steif neben der Tür stehend, bis sein Herr und Meister erschien, dann zog auch er sich zurück. MacArrew brachte gewiß neues Unheil, seine Miene war finster und verschlossen, aber dennoch verriet etwas in seinen Augen oder in seinen Gebärden, daß er gegen eine gewisse Unsicherheit in Gwennies Gegenwart ankämpfte. Das entging ihr nicht, und sie ließ sich auch nicht irremachen durch den groben Befehlston, den er gegen sie anschlug. Er nahm sich nicht die Zeit, Gwennie zu grüßen noch sonst eine Frage an sie zu richten: er ging ohne Umschweife auf sein Ziel los: „Wir haben uns mit Ihrem Vater in Verbindung gesetzt, Miß Dolan. Er und alle übrigen haben sich da- Wit einverstanden erklärt, ein Lösegeld für Ihre Befrei- Ung zu zahlen." „Mein Vater wird nichts zahlen!" „Sie machen sich lächerlich! Er zahlt, was wir ver engen! Ich habe seine schriftliche Zusage in Händen. Heute nacht kamen die Funksprüche. Hier sind sie. Er „Wieviel?" „Das geht Sie nichts an, sondern nur Ihren Vater." „Nun gut, wenn es mich nichts angeht: was wollen Sie noch von mir? Ich habe Sie nicht rufen lassen." MacArrew zögerte eine Weile, er verlor Gwennie nicht aus den Augen, dann ließ er sich auf einen der Stühle nieder, während sie vor ihm stehenblieb, und sagte: „Ihr Vater verlangt im Namen aller einen Beweis dafür, daß Sie noch am Leben sind. Das gleiche gilt auch von den anderen Damen. Er will ferner, daß Sie ihm in einem Telegramm irgendeine persönliche Erinnerung oder ein Erlebnis mitteilen, von dem nur er und Sie wissen. Das soll ihm Gewähr dafür sein, daß Sie tatsächlich die Ab senderin des Telegramms sind. Wir haben die Forderung bewilligt, und ich bitte Sie, ein entsprechendes Telegramm aufzusetzen. Es wird heute Nacht befördert werden." „Niemals!" MacArrew, an ihren ewigen Widerspruch gewöhnt, nahm ihre Ablehnung offenbar nicht ernst, wenigstens ver suchten seine Mienen auszudrücken, daß er an die Ernst haftigkeit ihrer Weigerung nicht glaube. „Alle übrigen Damen," sagte er, haben sich einverstan den erklärt, und wenn Sie nicht andern Sinnes werden sollten, so würden Sie die Verantwortung dafür tragen, daß das Schicksal aller sich verschlimmert, und Sie würden dieses Schicksal teilen!" „Aber Sie werden nicht einen einzigen Cent erhalten!" „Ich wiederhole, daß Sie sich lächerlich machen. Wir haben ja schon die Zusage. Wir haben außerdem Mittel genug in der Hand, um unsern Willen durchzusetzen. Daran sollten gerade Sie am allerletzten zweifeln." Gwennie überlegte. Natürlich sah sie ein, daß es klüger war, nachzugeben, weil sie mit ihrem Widerstand nicht das geringste erreichen konnte. Wie hoch das Löse geld auch sein mochte, weder Mac Arrew noch seine Leute würden sich lange dieses Besitzes erfreuen können. Man würde sie verhaften und ihnen ihre Beute wieder abjagen, sobald sie sich irgendwo auf dem Festlande blicken ließen. Und in der Tat war dies eine der schwierigsten Fragen für Mac Arrew gewesen. Er hätte natürlich eine oder etliche Geiseln zurückhallen können, aber das wäre gefährlich und lästig gewesen. Er glaubte einen anderen Weg gefunden zu haben. Pettigrew hatte Anweisung bekommen, nach Erhalt des Geldes eine weitere Forderung zu stellen: er sollte sich Einblick erzwingen in Familien papiere, in Geschäfts- oder Fabrikationsgeheimnisse, und diese Kenntnisse als Druckmittel dafür benutzen, daß man die Räuber mit Nachstellungen verschonte. Gwennie bat sich schließlich eine Bedenkzeit aus und machte ihr Einverständnis von dem ihrer Freundinnen ab hängig. Das wurde ihr gewährt, und von Ivy erfuhr sie in der Tat, daß keine einzige gezögert habe, MacArrews Verlangen zu erfüllen. Alle waren schon dabei, die Tele gramme zu entwerfen. Gwennies Weigerung sei töricht und noch mehr als das: es sei gefährlich und verant wortungslos. Worauf sie denn hoffe? Auf Befreiung vielleicht? Wer sollte die hier mitten im Ozean bringen? Und wenn es tatsächlich gelingen sollte, den Unterschlupf der „Springflower" aufzustöbern, wenn vielleicht ein Kriegsschiff einen Angriff unternähme — was würde die Folge sein? Mac Arrew würde, je bedrohlicher seine Lage sich gestaltete, eine Geisel nach der andern hinschlachten. Aber zu solcher Befreiung würde es ja gar nicht kommen, denn die Zeit dafür war ja viel zu kurz. Ehe ein Schiff bis hierher gelange, würden Wochen vergangen sein. Gwennie sah die Berechtigung all dieser Einwände sehr wohl ein, und als MacArrew nach der festgesetzten Frist wieder erschien, erklärte sie sich bereit, das Telegramm zu entwerfen. Ein Triumph schien über sein Gesicht zu huschen. „Bitte!" sagte er rasch und reichte ihr seine Füll feder hin. Sie sah ihn erstaunt und mißtrauisch an. Seine Eile war verdächtig. Fürchtete er, daß sie noch andern Sinnes werden könnte? Er machte eine ungeduldige Handbewegung. „Wir haben keine Zeit zu verlieren. Sie selber werden nicht wünschen, Ihre Gefangenschaft und die der Damen unnötig zu verlängern. Schreiben Sie!" Sie ließ sich seinen Füllfederhalter in die Hand drän gen und setzte sich zum Schreiben nieder. Jeannette hatte Papier gebracht und ging dann wieder hinaus. Einen Augenblick lang überlegte sie, dann schrieb sie an Stelle einer Erinnerung die Koseform ihres Namens nieder, die sie in frühester Zeit, als ihre Zunge noch ungeschickt ge wesen war, sich selber gegeben hatte. Sie überlas das Tele gramm und machte dann noch einen Zusatz, daß es ihr gut gehe, und daß sie auf baldige Befreiung rechne. Ihr Vater sollte sich keine Sorgen machen, darum hielt sie die Mittei lung an ihn in einem leichten und fröhlichen Ton. (Fortsetzung folgt.)