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As Wern del WMuiW DdMUg-M. Berlin, 24. November. Staatssekretär Dr. Meitzner hat heute nachmittag im Auftrag des Reichsprä sidenten in einem Brief an Adolf Hitler dessen Gegenvorschlag auf Betrauung mit dem Kanzleramt einer Prä- sidialregierung ablehnend beantwortet. Der Staatssekretär gibt aber im Auftrag des Reichspräsidenten der Er wartung Ausdruck, datz die Zusammenarbeit zwischen Hitler und Hindenburg eines Tages doch noch z u - st andekommen werde, und betont, datz der Reichspräsident jederzeit Herrn Hitler zu einer Aussprache irgend welcher Art zur Verfügung stehe. Adolf Hitler hat den Brief des Staatssekretärs Meitzner umgehend mit einem zwei Seiten langen Schrei ben beantwortet. Dieses Schreiben wird in Zusammenhang mit dem Schreiben des Staatssekretärs Dr. Meitzner veröffentlicht werden. Hindenburgs Gründe. Berlin, 24. November. Heber die Antwort des Reichs präsidenten an Hitler wird folgendes amtliches Kom munique verbreitet: In seinem Schreiben vom 23. November 1932 hat Herr Adolf Hitler es abgelehnt, den ihm erteilten Auf trag der Feststellung einer parlamentarischen Mehrheit für eine von ihm zu bildende Negierung auszuführen und hat seinerseits oorgeschlagen, datz der Herr Reichspräsident ihn ohne Vorbehalte und ohne vorherige Feststellung einer Neichstagsmehrheit mit der Bildung einer Regierung betrauen und dieser die Prä sidialvollmachten zur Verfügung stellen solle. Der Herr Reichspräsident hat diesen Vorschlag ab- gelehnt, da er glaube, es vor dem deutschen Volk nicht vertreten zu können, dem Führer einer Partei, die immer erneut ihre Ausschlictzlichkeit betont hat, seine präsidialen Vollmachten zu gebe», und da er befürchten müsse, datz ein von Herrn Hitler geführtes Präsidialkabinett sich zwangs läufig zu einer Parteidiktatur mit all ihren Folgen einer autzerordentlichen Verschärfung der^ Gegen sätze im deutschen Volke entwickeln würde, die herbeigeführt zu haben der Herr Reichspräsident vor seinem Eid und sei nem Gewissen nicht verantworten könnte. Prälat Kaas sondiert das Gelände. Ist parlamentarische Mehrheitsbildung möglich? Berlin, 23. November. Der Zentrumsführer Prälat Kaas wird im Laufe des heutigen Tages Besprechun gen mit den Parteiführern über die Lage haben, wie sie jetzt entstanden ist. Den Auftrag, eine Re gierung zu bilden oder Verhandlungen über die Möglich keit einer parlamentarischen Mehrheitsbildung zu führen, hat er nicht. Er wird sich also darauf beschränken, festzu stellen, wie jetzt die Lage ist und wie die verschiedenen Parteiführer sie auffassen. Ueber das Ergebnis seiner Be sprechungen wird er heute nachmittag dem Reichspräsiden ten Bericht erstatten. Wie weit der Kreis der Besprechun gen des Prälaten Kaas sich erstrecken wird insbesondere ob auch die Führer der Sozialdemokratischen Partei ein bezogen werden, wird nicht mitgeteilt. Der gestrige Empfang der Parteiführer Hugenberg, Dingeldey und Schäffer durch den Staatssekretär des Reichspräsidenten diente lediglich der Unter richtung der Parteiführer über die gestern nach mittag entstandene Lage. Irgendwelche Erörterungen über die Möglichkeit, wie weiter verfahren werden kann, haben nicht stattgefunden. Der Prälat, der vom. Reichspräsiden ten persönlich empfangen wurde, ist von diesem lediglich ge beten worden, sich über die Möglichkeiten einer parlamentarischen Mehrheit zu unterrich ten und hierüber dem Reichspräsidenten Bericht zu er statten. Die Unterredung, die zwischen Hitler upd Dr. Hu genberg stattfand, konnte nach Lage der Dinge gleich falls nur der Erörterung der nunmehr ge gebenen Lage dienen, nachdem von her beteits am Sonntag ausgesprochenen Bereitwilligkeit Hugenbergs zu einer solchen Unterredung erst in einem Zeitpunkt Gebrauch gemacht wurde, in dem auf die tatsächliche Entwicklung der Lage durch eine solche Unterredung ein Einfluß nicht mehr ausgeübt werden konnte. Worüber wird Kaas verhandeln? Berlin, 2U N.ovbr. Obwohl über die Verhandlungen des Zentrums pW den beteiligten Stellen strengstes Stillschw e i gKN bewahrt wird, läßt sich doch nach An sicht politischer KMfe umreitzen, was für Verhandlungen Prälat v. Kaas führen wird. Man nimmt an, datz er im Laufe des heutigen Tages Besprach ungen mit den Deutschnationalen, der Volkspartei, der Bayrischen Volkspartei, den Nationalso zialisten, vielleicht auch mit den Sozial demokraten führen wird. Am interessantesten werden die Verhandlungen mit den Nationalsozialisten sein, da in der Besprechung mit der NSDAP, die Möglichkeit besteht, datz noch neue Verhandlungen über eine Mehrheits bildung, die Hitler für sich abgelehnt hat, wieder in Gang gebracht werden. Die NSDAP, dürfte auf dem Standpunkt stehen, datz sie von sich aus diese Verhand lungen jetzt mitmachen könne, während sie vorher durch den Auftrag des Reichspräsidenten und dessen Bedingun gen zu sehr gebunden war, um sie selbst erfolgreich führen zu können. . Sachlich besteht noch die Wahrscheinlichkeit, datz Kaas seine Besprechungen in der Absicht führt, die parlamentarische Tolerierung eines vom Vertrauen Hindenburgs ernannten Präsidialkabinetts zu er reichen. Hierbei dürfte er einer Zustftn.mung der Bayrischen V o l k s p a r t e i, der V o.l k^p ä rtei und derDeutsch- nationalenVo l k spau tb i sicher sein, wenn es ge lingt, sich auf eine me uck-rtcl e Persönlichkeit mit dem Reichspräsidenten zu einigen, die entsprechend der Einstellung des Zentrums allerdings nicht Herr von Papen sein dürste. Schwieriger dürfte es hingegen sein, die NSDAP: zu einer Tolerierung einer solchen Lösung zu gewinnen nach der gestrigen scharfen Kampfansage an jedes Kabinett, das nicht von Hitler geführt wird. Es hat den Anschein, als ob sich Kaas unter Umständen auch da mit zufrieden geben würde, wenn es ihm gelinge, für die Präsidialregierung wenigstens eine breitere Basis im Reichstag zu finden, als dies beim Kabinett Papen der Fall war. Eine andere Frage ist, ob der Reichspräsident dies als ausreichend ansieht, um sich von Papen zu trennen. - * Gefährliche Kavaliere. Roman von Edmund Sabot t. 53s (Nachdruck verboten.) Sie kamen bald genug. Während des ganzen Vor mittags rasselten die Ketten auf dem Bootsdeck, offenbar hatte also die Ausbootung begonnen. Gwennie hörte Be fehle schallen und unterschied deutlich MacArrews ge- waltigeStimme. Was eigentlich vor sich ging, sah sie nicht und erfuhr sie nicht. Am fMten Nachmittag erschien der Herzog von Ellis- burne mit zwei Matrosen und brachte ihr den Befehl, sich zur Ausbootung mit dem notwendigsten Gepäck bereit zu machen. Die beiden Matrosen seien bestimmt, ihr zu helfen. Six weigerte sich, nur um zu widersprechen: „Ich bleibe an Bord, so lange es mir gefällt, und es gefällt mir noch!" - -- . 7. Der Herzog zuckte die Achseln. „Es wird Ihnen nichts anders übrigbleiben, als sich L zu fügen, Miß Dolan. Man wird Sie zwingen, an Land zu-gehen." - „Ich bleibe!" „Ich gebe Ihnen eine halbe Stunde Zeit. Sie mögen klingeln, wenn Sie die Hilfe der. Matrosen wünschen." Daraus ging er und Gwennie gab schließlich nach. Sie war schon von Anfang an entschlossen gewesen, es zu tun. In dem ewigen Einerlei trat eine Veränderung ein, und schon aus lauter Neugier wünschte sie, an Land zu gehen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit war sie mit allen Vorbereitungen fertig und klingelte. Inmitten einer Schar von Leuten, die ihr vollkommen fremd waren, sich aber sehr zuvorkommend zeigten, fuhr sie mit Jeannette und dem Heszog von Ellisburne dem festen Land entgegen. Es bot sichnhr ein Landschaftsbild, wie sie es in Alaska und dem nördlichen Norwegen kennengelernt hatte; und wäre sie nicht überzeugt gewesen, daß die „Springflower" ständig südwärts gefahren war, so hätte sie gemeint, sich in einem dieser Länder zu befinden. Es war bitter kalt, und Jeannette, die nur ein leichtes Kleidchen trug, fror erbärmlich. Gwennie hüllte sie in einen Schäl und zog sie eng an sich. Der Hafen, worin die „Springflower" lag, schien ein ersoffenes Tal zu sein, das sich an Land zwischen zwei hohen Bergwänden weiter fortsetzte und im Hintergründe von einer dritten Bergwand abgeschlossen war. Ein ziem lich breiter Bach, der seine Mündung durch Schuttablage rungen etwas in die Bucht vorgeschoben hatte, durch rauschte in schnellem Laus diesen recht geräumigen Berges einschnitt. . : In der immer dichter herabsinkenden Dämmerung konnte GweNttie nicht erkennen, was sich alles an-Land befand/ Lichter blitzten von dort drüben her, und Rufe erschollen. Es schienen Baracken erbaut worden zu sein, denn Gwennie erkannte die Umrisse langgestreckter niedri ger Gebäude, als sie, von dem Herzog geleitet, neben Jean- Es war bitter kalt, und Jeannette, die nur ein leichtes : Kleidchen trug, fror erbärmlich nette über einen recht wackligen Landungssteg zum Ufer schritt. In einem dieser Gebäude fand sie Unterkommen. Man wies ihr und ihrer Zofe eia recht geräumiges Zimmer an, das mit den notwendigsten Möbeln ausgestattet war. Es ließ sich hier wohnen, wenn es auch nicht solchen Überreich tum gab wie drüben an Bord, Es war warm und sehr sauber. Ein Abendessen erwartete sie. Gwennie ließ das alles staunend über sich ergehen. Die vollkommene Unkenntnis über ihre Lage und ihr Schicksal ließen sie fast vergessen, wie abenteuerlich und ungewiß doch alles war. Etwas Neues war endlich geschehen, eine Veränderung war eingetrelen, und das war wenigstens schon etwas. Zum erstenmal seit langer Zeit war Gwennie Zur Vorgeschichte der Ablehnung Hindenburgs. Verli», 24. November. Wie die Telegraphenunion von zuverlässiger Seite erfährt, hatte der letzte Brief Hitlers an Dr. Meitzner wohl die Möglichkeit offengelassen, die Verhandlungen noch weiter fortzusetzen. Jetzt hat am Mitt wochabend noch eine Unterredung Adolf Hitlers mit Reichs wehrminister General v. Schleicher stattgefunden, bei der Hitler seine Forderung auf unbedingte Führung eines jeden Präsidialkabinetts in ausgesprochener Form ein deutig vertreten hat und jede Kompromitzlösung ablehnte. Unter anderem hat er es abgelehnt, ein etwaiges Ka binett Schleicher und ein etwaiges Kabinett Schacht irgendwie zu unterstützen. Unter diesen Umständen hielt man es offenbar im Büro des Reichsprä sidenten nicht für zweckmäßig, die Verhandlungen noch weiter fortzuführen, und man gab eine abschließende Ant wort. WWDM ÄMllllM W WWMI. Berlin, 24. November. Zu dem Schriftwechsel zwischen dem Reichspräsidenten bzw. Staatssekretär Meißner und Adolf Hitler werden von zuständiger Stelle noch folgende Vemerdlngen gemacht: Von nationalsozialistischer Seite werde behauptet, der Auftrag sei nicht ehrlich gemeint und von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen. Diese Auffassung müsse un bedingt zurückgewiesen werden. Im übrigen seien alle die Voraussetzungen, die -er Reichspräsident erwähnt habe, ja keine conditio mne qua non gewesen. Hieraus einen wesentlichen Widerspruch zu konstruieren, beweise lediglich, daß Hitler diesen Weg der parlamentarischen Mehrheits- regicrung nicht habe beschreiten wollen. Im übrigen seien alle Voraussetzungen, die der Reichspräsident genannt habe, in der Verfassung begründet. Von zuständiger Stelle wird besonderes Gewicht auf die Stelle des Schreibens Meißners an Hitler ge legt, in' der es heißt, daß naturgemäß eine von Hitstr geführte parlamentarische Regierung im Laufe der Zeit sich z u einem Präsidialkabinett wan deln könnte. Was den in dem letzten Briefe Hitlers an Staatssekretär Meißner enthaltenen Passus angehe, daß Hitler seine Bewegung nie anderen Interessen zur Ver fügung stellen wolle, als denen des deutschen Volkes, so könne nur darauf erwidert werden, daß das deutsche Volknicht mit der nationalsozialistischen Bewegung identifiziert werden könne und daß man das deutsche Volk auch nicht dieser Bewegung aus liefern wolle. * Die'Haltung der NSDAP. Ein Aufruf Hitlers. Berlin, 25. Novbr. Der „Angriff" veröffentlicht einen Aufruf Adolf Hitlers zur Lage, in dem es unter anderem heißt: Was ich am Abend des Wahltages schon erklärte, wiederhole ich heute: Dieses System muß in Deutschland niedergebrochen werden, wenn nicht die deutsche Nation an ihm zerbrechen soll. Der Kampf wird daher weitergeführt, und wer den Weg dieses Kabinetts vom Juni bis heute mit offenen Augen verfolgte, der weiß, wer der Sieger sein wird. Aufruf Röhms an die SA. und SS. Berlin, 25. November. Der „Angriff" veröffentlicht einen Aufruf Röhms an die SA.- und SS.-Formatioiie», in dem es heißt: „In dem zähen Ringen um Freiheit und Brot des deutschen Volkes liegt wieder ein Kampfabschnitt hinter uns. Der Reichspräsident hat das Angebot des Führers, sich mit der ganzen Kraft der Bewegung ihm zur Rettung von Volk und Vaterland zur Verfügung zu stellen, zurückgewiesen. Noch ist die Stunde der Entscheidung nicht gekommen. Der Angriff wird fortgesetzt! Un- gebeugt und trotzig! Die Hauptlast des Kampfes ruht weiter auf SA. und SS. „Völkischer Beobachter" zur Lage. München, 25. November. Im „Völkischen Beobachter" schreibt.R o s e n b e rg unter der Ueberschrift: „Das miß: glückte Spiel mit der NSDAP." u. a.: Die deutsche Nation werde es begrüßen, daß Adolf Hitler auf den herausfor dernden Brief des Staatssekretärs Meißner vom 24. No vember eine deutliche Antwort erteilte, die das unwürdige in einer bessern, fast heitern Stimmung. Sie scherzte mit Jeannette und lachte. Nun würde hier wohl ein Robinsonleben beginnen, meinte sie, mit Kämpfen gegen Wilde und gegen Untiere. Gwennie wußte nicht, daß man ihr das Zimmer ein- geräumt hatte, das eigentlich für Mac Arrew bestimmt ge wesen war. Die andern Damen wohnten längst nicht so bequem. Sie hatten keine einzelnen Zimmer, sondern be wohnten gemeinsam eine andere Baracke, die nur aus einem einzigen Raume bestand. Die Überwachung ließ sich aus diese Weise leichter durchführen. Gwennie war von ihren Freundinnen getrennt, sie konnte wenigstens mit keiner von ihnen sprechen, denn das Haus, wo die Damen wohnten, befand sich gerade an der anderen Seite des Tales, jenseits des Baches, einige hundert Schritt von Gwennies Behausung entfernt. - - - Als die Tage hier an Land sti eben dem gleichen Einer lei dahinzulaufen begannen wie an Bord, schlug Gwennies gute Stimmung wieder um. Ihre Gefangenschaft war wo möglich noch strenger als auf dem Schiff. Außer Jeannette und dem Steward — demselben, der sie schon an Bord be dient hatte — sah sie keinen Menschen. Man erlaubte ihr keinen Spaziergang, außer in den frühesten Morgen stunden, und es war klar, daß man allen verboten hatte, sich Gwennies Fenster zu nähern. Dieses Verbot zu um gehen, wagte keiner. Am dritten Lage ließ.Gwennke den Herzog von Ellis burne zu sich rufen und drohte mit offener Auflehnung, worauf er mit spöttischer Miene zu wissen begehrte, was sie denn eigentlich unternehmen wolle. Sie antwortete darauf nichts, sondern verlangte, datz man ihr gestatte, Spazier gänge in Gesellschaft ihrer Freundinnen zu Machen. Das wurde ihr nun zwar nicht erlaubt, wohl aber durften Ethel Ruesdael und Ivy Schuyler noch am gleichen Tage bei Gwennie zum Besuch erscheinen. Sie empfahlen sich aber bald wieder, weil sich Gwennie tn einer unerträglich gereizten Stimmung befand. Ivy hatte sehr teilnahmsvoll Man und sich mit herzlicher Freundschaft nach Gwennies Ergehen erkundigt -- sie war von Mac Arrew dazu beänfiragt worden. Auch am nächsten Morgen kam Ivy wieder, und Gwennie erfuhr Näheres über den Ankerplatz der „Spring flower". Man vermutete allgemein, datz man sich auf einer tief im Süden gelegenen Insel befände. Zwar habe noch niemand einen Ausflug in das Hinterland unternehmen dürfen, aber alle seien sich einig, daß dieses Land eine Insel sei. iFortsetzung folgt.)