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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegerck ' Mit 3^. Jahrgang Sonntag, den H. Dezember ^932 amtlichen Bekanntmachungen -u Ottendorf-Okrilla. den Bellagen »Neue Illustriertes .Mode und Heim' »ad ,v«r Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Diese Zeitung veröffentlicht die de» Gemeinderate» E vu »OU-ndoif« Z»ttu«a' «rschibü Di«»- » t»-, D»nnrr»I«g «n» vonnateud. - v« B»>»g,-P»»l» »trd mit B»>kni » j«d«n Monal» drtannl ,«-»b«» « I» Fall« HSHerrr <v»w«U <Krie, »d. s»«ß. « L Ug«now«lch»r Tiörungr« d« Brtrtid«» der » 8 Fettung, d. Lieferant»« »d. ö. Beförderung». A Einrichtungen) hat der Bezieh« Leinen Sn» m soruch auf Lieferung »der Nachlieferung d»r »» » gettuug »». «ück»»HIuu, d. Bezug,preis«. L Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Nummer ^5 Kerttiches und Sächsisches. GttenLorf-BkrlÜa, am z. Dezember s9zr. — Am vergangenen Donnerstag, den 1. Dez. konnte Herr Oberbahnhofsvorsteher Warmuth (Bahnhof Süd) sein 25 jähriges Diensljubiläum begehen. Herrn Warmuth, der sich großer Wertschätzung und Beliebtheit erfreut, wurden zahlreiche Ehrungen zuteil. Auch wir übermitteln noch nach träglich dem Jubilar hiermit herzliche Glückwünsche. — Ein gesellschaftliches aber im besonderen Maße ein gesangliches Ereignis bildete die am vergangenen Dienstag im festlich geschmückten Saale des Gasthof zum Hirsch stattge fundene Feier des 10 jährigen Bestehens des freiw. gemischt. Kirchenchores. Trotzdem die Jubelfeier fast mitten in der Woche, am Gründungstage, stattfand, hatte sich eine zahl reiche frohgestimmte Gästeschar eingefunden und so dem Chor und seiner tatkräftigen Leitung bezeugt, daß sie dessen Be- strebungen und Wirken mit größten Interesse gegenübersteht. Die Vortragsfolge selbst, der Besonderheit des Abend mit großem Geschick angepaßt, wurde mit einem von Herrn Kantor Wolf eigens für die Feier gedichteten und vertonten Sängerspruch begonnen. Bereits hier und dann in dem Chorwerk „Hoch tut euch auf" konnte man die erfreuliche Feststellung machen, welch große Fortschritte die Sängerschar unter der zielbewußten und unermüdlichen Leitung ihres Chormcisters, Herrn Kantor Beger, gemacht hatte. Vorzüg liche Stimmendurchbildung, eine reine Aussprache und ein exaktes Einsetzen der einzelnen Stimmen waren hervorstehende Merkmale und bildeten die sichere Grundlage für eine ein wandfreie und tonreine Wiedergabe dieser wie auch der folgenden Chöre. Das der Kirchenchor aber auch über vor zügliche Quartette verfügt, bewiesen die beiden prachtvoll zu Gehör gebrachten Doppelquartette. Ein besonderer gesang licher Genuß war der Liederzyklus „An der Wolga". Auch hier konnte man mit Freude sagen es klappte, es klappte alles bis aufs letzte, und das dürfte wohl für Sängerinnen und Sänger wie für den Dirigenten der schönste Lohn für all die aufgewendete Mühe gewesen sein. Nicht unerwähnt sei hier Frl. Bartsch die außerordentlich gut verständlich und mit innerer Teilnahme den verbindendem Text sprach und so nicht unwesentlich zu dem guten Gelingen beitrug. Herr Kantor Beger, mit der Leitung der Chöre schon sehr belastet, ließ es sich trotzdem nicht nehmen die zahlreich Erschienenen herzlichst zu begrüßen und ihnen für ihr damit bekundetes Wohlwollen zu danken. In längerer Rede führte er sodann nochmals zurück in die Zeit der Chor-Gründung und erläuterte im Anschluß hieran die Zwecke und Ziele eines Kirchenchores. Herr Pfarerer Polster sprach im Auftrag der hiesigen Kirch gemeinde, der Kirchgemeindevertretung und des Landes- konsistoriumS tiefempfundene Worte deö Dankes für die der Kirche geleisteten Dienste und wünschte dem Chor ein weiteres erfolgreiches Fortbestehen. Ein Vertreter des Landeskirchen chorverbandes übermittelte mit trefflichen Worten dessen Glück wünsche und überreichte dann Frl. Hilde Beck, Wella Grafe, Hedwig Riehmer, Elsa Petzold und dem Herren Grafe, Blüthgen, Uhlig sen. und Uhlig jun. für eine 10 jährige Vereinszugehörigkeit die Ehrennadel des Verbandes. All dies, wie auch die sehr gut von Mitgliedern des Löhnert-Orchesters gespielten Blasquartette, bildete den weihevollen Rahmen des 10 jährigen Bestehens des hiesigen freiw. gem. Kirchenchores. Mögen auch weiterhin der Kirchenchor und sein unermüdlicher Leiter ihre vornehmste Aufgabe darin sehen, den so wunder baren Kirchengesang in die Allgemeinheit zu tragen und mögen ihnen auch in Zukunft zahlreiche Kräfte zur Verfügung stehen, die diese segensreiche Aufgabe verwirklichen helfen. Raubüberfall in Dresden Dresden. Am Freitagabend wurde in der Kirchgasse ein Kurzwarenhändler in seinem Etagengeschäst von einem unbe kannten Mann niedergeschlagen und um 50 RM beraubt. Währens der Ueberfallene um Hilfe rief, sprang der etwa 25 Jahre alte Täter aus dem ersten Stock auf die Straße und konnte entkommen. Er soll stark gehinkt und sich bet dem Kampf mit dem Ueberfallenen mit Blut besudelt haben. Das verschwinden des SA-Mannes Hentsch Dresden. Zu einem in der „Dresdner Volkszeitung" ent haltenen Bericht „Die verdufteten Nazi" und den hierzu im Landtag gemachten Ausführungen des Abgeordneten Geiser teilt das Dresdner Polizeipräsidium u. a. mit: Von dem am 4. November erfolgten Verschwinden des Hentsch ist erst am 7. November gegen 6,30 Uhr abends durch den Nationalsozialisten U. im Auftrag der Familie Hentsch Vermißtenanzeige beim Polizeipräsidium erstattet worden, Hierbei bat er den Verbackt eines Verdreckens nock nicht aus gesprochen. Gegen 11 Uhr abends ist Uf nochmals bei der Kriminalpolizei erschienen und hat nunmehr auf die Mög lichkeit eines Verbrechens hingewiesen, allerdings ohne greif bare Anhaltspunkte hierfür angeben zu können. Er erklärte hierbei, er glaube, noch näheres feststellen zu können und werde dann noch einmal wiederkommen. Er ist weder abge wiesen, noch irgendwie eingeschüchtert worden. Am Vormit tag des 8. November erschien er wiederum beim Kriminalamt und wurde sofort an die Mordkommission verwiesen, an die inzwischen die Vermißtenanzeige abgegeben worden war. Bei seiner Vernehmung gab U. an, daß der ehemalige Sturm« sührer des Hentsch ein gewisser Schenk sei, der wahrscheinlich über den Verbleib des Hentsch werde Auskunft geben können. Darauf wurde Schenk sofort telefonisch bestellt,. Er gab an, das Verbleiben des Hentsch sei ihm unbekannt? er habe seit längerer Zeit überhaupt nicht mit ihm gesprochen. Diese letz tere Angabe Schenks erwies sich als unwahr. Sofort ange stellte Erörterungen ergaben, daß der Vermißte selbst am Tage seines Verschwindens an der Arbeitsstelle erklärt hatte, er habe einen politischen Sonderauftrag aus zuführen. Schenk gab bei nochmaliger Vernehmung an, er habe infolge politischer Bindung nicht die Wahrheit sagen können. Er gab zu, mit Hentsch an dem fraglichen Abend telefonisch gesprochen zu haben und erklärte ebenfalls, Hentsch habe einen politischen Sonderauftrag eines Führers erhalten. Angaben über dessen Person verweigerte Schenk zunächst, er klärte sich aber schließlich bereit, die Mordkommission zu dem Auftraggeber zu führen. Diese fuhr nunmehr mit Schenk nach Tharandt, wo sich die Wohnung dieses Mannes befinden sollte. Erst dort nannte Schenk Namen und Wohnung des Auftraggebers, eines gewissen V. Die Beamten begaben sich mit Schenk dorthin. Der mit der Begleitung Schenks be auftragte Kriminalbeamte hielt um ein Entweichen des B. zu verhindern, die Hausflur besetzt, während Sckenk unauf fällig feststellen wollte, ob B. in der Wohnung anwesend sei. Schenk benutzte diese Gelegenheit, um sich unbemerkt zu ent fernen. Bei der Vernehmung des gesuchten B. gab dieser an, daß ihm von einem Auftrag an Hentsch nichts bekannt sei. Eine Durchsuchung des gesamten Grundstücks blieb erfolglos. Am gleichen Tag wurden noch Fahndungsausschreibungen wegen Mordverdachts erlassen Gleichzeitig wurde Bericht an die Staatsanwaltschaft erstattet, mit der gemeinsam die west tere Untersuchung geführt wird. Ueber den gegenwärtigen Stand der Sache können, um deren Erfolg nicht zu gefähr den, weitere Angaben nicht gemacht werden, doch kann gesagt werden, daß sich auch neuerdings Anhaltspunkte dafür, daß ein M o rd vorliegt, nicht ergeben haben. Bischofswerda. Sägewerk niedergebrannt. In der dritten Morgenstunde brannte das Sägewerk von Iohannes Haufe an der Straße zwischen Demitz und Schmölln in kurzer Zeit vollständig nieder. Den Bemühungen der Feuerwehren der ganzen Umgebung gelang es, das angrenzende wirtschaftliche Gut des Bruders des Sägewerks« besitzers zu retten. Die Brandursache ist noch unbekannt. Bautzen. Unfall als Brandursache. In Wartha geriet beim Holzzerkleinern ein Mann mit dem Kopf in die Kreissäge und wurde dabei nicht unerheblich verletzt. Durch den Unfall war vermutlich an der Maschine Kurzschluß entstanden. Es brach Feuer aus, das rasch großen Umfang annahm und die Scheune einäscherte. Sämtliche Erntevorräte wurden ebenfalls ein Raub der Flammen. — In Brehmen brannte das Stallgebäude des Gutsbesitzers Krause mit großen Heu- und Strohvorräten sowie Maschinen bis auf die Grundmauern nieder. Man vermutet Brand stiftung. Bautzen. Mit 2500 RM flüchtig Der bei der Gewerbebank Bautzen beschäftigte 42 Jahre alte Kassenbote Wilhelm Zillmann, der 2500 RM bei der Reichsbank ein- zahlen sollte, ist dort nicht eingetroffen und seither verschwun den. Er soll mit seinem Dienstfahrrad in Richtung nach Teichnitz gefahren sein. Zillmann wird als ein nüchterner, zuverlässiger Mann geschildert Glashütte. Fabrikbrand. Im Betrieb der Holz mehlfabrik Gleisberg brach ein Brand aus, dem das gesamte Fabrikationsgebäude bis auf die Grundmauern zum Opfer fiel. Die Feuerwehren mußten sich darauf beschränken, ein Weitergreifen des Feuers zu verhindern. Der Brand dürfte durch Selbstentzündung in der Mahlanlage entstanden sein, Meißen—'E i n Todesopfer forderte ein schwerer Verkehrsunfall am Zehrener Berg Dori fuhr kurz vor Mit ternacht der 29jährige Gutsverwalter Johannes Sämlze aus Klappendorf mit seinem Motorrad auf einen vorschriftsmäßig beleuchteten Lastkraftwagen auf Schulze war sofort tot, wäh rend die mitfahrende 24jährige Dora Henker aus Klappen dorf einen schweren Schädelbruch erlitt und in lebensgefähr lichem Zustand ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Riesa. GroßerSckwindel verhindert. Durch die Festnahme von zwei Personen durch die Kriminalpolizei konnte ein aroßangeleater Schwindel verhindert werden Lis Festgenommenen hatten beabsichtigt, zum Schaden eines Riesaer Unternehmens mit gefälschten Papieren bei Dresd ner Banken etwa 19 000 RM abzuheben und damit zu ver schwinden. Leipzig. Zusammenstoß. An der Ecke Königs- und Stephanstraße stieß ein Auto mit einem Motorrad zu sammen, das mit zwei Personen besetzt war, die aus den Sätteln geschleudert wurden. Der 24jährige Schlosser Karl Graupner erlitt einen schweren Schädel- sowie einen Ober- schenkelbruch und innere Verletzungen, während der mit fahrende 34 Jahre alte Mechaniker Paul Rösche Rippen brüche, Brust- und Fußquetschungen sowie ebenfalls innere Verletzungen davontrug. Beide Verunglückte wurden ins Krankenhaus gebracht und dort sofort operiert. Beierfeld. Brand in der Metallwarenfabrik. Abends gegen 11 Uhr brach in der Metallwarenfabrik von Hermann Zenker aus bisher noch unbekannter Ursache ein Feuer aus, nachdem bis 10 Uhr in der Fabrik gearbeitet worden war. Trotz des schnellen Eingreifens von vier Weh ren brannten in kurzer Zeit der Dachstuhl und das erste Stockwerk nieder. Die Erdgejchoßräume wurden durch die Wassermassen stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Schaden ist groß, da das gesamte MetaUwarenläger vernichtet wurde. In der Fabrik waren etwa 120 Arbeiter beschäftigt, von denen der größte Teil arbcitslo- werden dürfte. Scheibenberg i. E. Vermißt Seit dem 27. November wird der 50 Jahre alte arbeitslose Erdarbeiter Ernst Louis Langer von hier vermißt. Ueber den Verbleib Langers fehlt jeder Anhaltspunkt. Leipzig. Adoptionsbetrug gescheitert. Durch die Festnahme eines 37 Jahre alten Kaufmanns aus Mün chen konnte die Leipziger Kriminalpolizei einen Adoptions betrug verhindern. Der Verhaftete hatte vor einigen Tagen in Leipzig seinen Wohnsitz aufgeschlagen und an etwa 80 ver schiedene Zeitungen folgendes Inserat aufgegeben „10 000 Reichsmark bar erhält derjenige^ Melcher ein Kind diskreter Herkunft als eigen annimmt. Keine weiteren Verpflichtungen. Das Kind erhält weitere 5000 RM bei Volljährigkeit durch Versicherung." Von verschiedenen Zeitungen wurde Anzeige erstattet. Der Kaufmann gab bei seiner Vernehmung an, daß er von den Offerteneinsendern Vermittlungsgebühren für Bearbeitung erheben wollte. Von diesen Gebühren sollten die 10 000 RM gezahlt werden. Er war nicht in der Lage nachzuweisen, daß überhaupt ein zu adoptierendes Kind vor handen sei. Eine Schädigung der Bewerber liegt noch nicht vor, da die „Bearbeitung der Fälle" durch die Festnahme verhindert wurde. Leipzig. Geständnis eines Vatermörders. Nach sechsmonatiger Untersuchungshaft hat jetzt der 27 Jahre alte Willi Vester das Geständnis abgelegt, seinen 56 Jahr« alten Vater, den Hausmeister Franz Vester, am 19. Mai ds. Js. im Keller des Haufes Nikolaistcaße 49/51 mit einem Beil erschlagen zu haben'. Wie erinnerlich, richtete sich der Verdacht der Täterschaft sofort gegen Willi Vester, der aber die Tat entschieden in Abrede stellte, obwohl sich an seinen Schuhen und seinem Anzug Blutspuren fanden. Einen lücken losen Zeitnachweis konnte der Verdächtige nicht beibringen, so daß er in Untersuchungshaft behalten wurde. Der Täter gibt an, in Notwehr gehandelt zu haben Er will versehentlich einen Briefumschlag mit den Ersparnissen seines Vaters in Höhe von 320 RM verbrannt haben. Da Willi Vester nicht in der Lage gewesen sei, das Geld zu ersetzen, habe er sich dem Vater offenbart, der in seiner Wut mit einem Beil aus ihn eingedrungen sei. Er habe sich zunächst mit einem Holz scheit zu wehren versucht, dann aber den Vater in Notwehr mit dem Beil erschlagen. Mülsen-St. Jacob. Versuchter Geldschrank einbruch. Nachts drangen Einbrecher in das hiesige Post amt ein und versuchten, den Geldschrank aufzuvrechen. Die Einbrecher mußten offenbar ohne Beute abziehen. Die Nach forschungen zur Ermittlung der Täter sind im Gange. Plauen. Tödlicher Verkehrsunfall. Auf der Straße Plauen—Pausa bei Unterpirk wurde der Radfahrer Friedrich Kampfmeier aus Pausa von einem Kraftwagen angefahren und zur Seite geschleudert. Kampfmeier trug einen Schädelbruch davon und war sofort tot. Das Auto fuhr in den Straßengraben und mußte abgeschleppt werden. Der Führer des Wagens trug leichtere Verletzungen davon, während die übrigen Insassen mit dem Schrecken davon- kamen. Kirchennachrichten. Sonntag, den 4. Dezember 1932 (2. Advent). Vorm. V-9 Uhr Abendmahlsfeier. Vorm. 9 Uhr Gottesdienst, anschl. Synodalwahl in der Sakristei. Vorm. i/j11 Uhr Adventsfeier im Kindergottesdienst. Nachm. 2 Uhr Jungschar f. größ. Mädchen i. Pfarrhaus. Montag, den 5. Dezember 1932. Nachm. 2 Uhr Jungschar f. klein. Kinder im Pfarrhaus.