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Probte Erkenntnisgut des Ingenieurs für die Entscheidung wirtschaftlicher Pläne mehr als bisher genutzt werden. Nicht laut genug aber kann vor den unverantwortlichen Schicksalspropheten gewarnt werden, die das deutsche Volk in eine der Technik feindselige Stimmung Hineinreden. Mit dem Rücke» gegen die Technik ist die Not dieser Zeit nicht zu bezwingen. Nur ein starker Lebenswille, der kleinlichen Streit und niedrigen Eigennutz in einem macht dollen, nationalen Gedanken überwindet, wird das deutsche Volk wieder in die Höhe führen. Der Verein deutscher Ingenieure ist durchdrungen von der vaterländischen Pflicht, in tätiger Mitarbeit unserem Volke in seinem Ringen um eine neue Lebensgestaltung beizustehen. Schwere Ausschreitungen in Dortmund. Zwei Tote, zwölf Verletzte. Dortmund, 16. Oktober. Am Sonntag kam cs hier zu ernsten Ausschreitungen, die mehrere Opfer forderten. Bei dem Versuch der Polizei, eine Straße, in der es zu Unruhen gekommen war, zu säubern, wurden die Beam ten angegriffen und mußten von der Schußwaffe Ge brauch machen. Es kam zu mehreren Schießereien, wobei Mei Personen, darunter eine Frau, getötet und zwölf Personen mehr oder weniger schwer verletzt wurden. Unter den Verletzten befindet sich auch ein Polizeibeamter, der einen Kopfschuß erhielt, aber außer Lebensgefahr ist. In den Vormittagsstunden waren nationalsozialistische Flugblattverteiler, die in Gruppen von 40 bis 50 Per sonen durch die Straßen des nördlichen Stadtteils zogen, in der Nähe des Borsig-Platzes von Kommunisten ange griffen worden. Es kam an mehreren Stellen zu Schlä gereien, wobei auch Schüsse fielen. Da die Unruhen immer größeren Umfang annahmen, wurde die Polizei alarmiert, die mit mehreren Ueberfallkommandos anrückte. Als die Beamten den Versuch machten, die Ruhe wiederherzustellen, kam es zu den folgenschweren Schießereien. Die ums Leben gekommene Frau ist von der tödlichen Kugel ge troffen worden, als sie hinter dem Fenster stand, üm die Vorgänge auf der Straße zu beobachten. Der Polizei gelang es nach kurzer Zeit, Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. — Für den Empfang des Reichskanzlers in den Nachmittagsstunden hatte die Polizei am Bahnhof, am Hotel Fürstenhof und in der Nähe des Städtischen Theaters verstärkten Sicherheitsdienst eingerichtet. Politische Zusammenstötze in Berlin. Drei Verletzte, 25 Festnahmen. . Berlin, 16. Oktober. Der allmählich auch in Berlin stärker einsetzende Wahlkampf hatte im Laufe des Sonn tags eine ganze Reihe politischer Zusammenstöße zur Folge, bei denen drei Personen verletzt und 25 festgenvm- wen wurden. Am Sonntag früh kam es in der Olden burger Straße zu einer Schlägerei zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten, bei der auch Schüsse fielen. Ein Kommunist erhielt einen Kopfschuß; ein Nationalsozialist trug einen Nasenbeinbruch davon. Tret Schwerverletzte bei einem politischen Zusammenstoß in Leipzig. Leipzig, 16. Oktober. In der Kirchstraße kam es am Sonntagabend zwischen Gästen eines Arbeiterheims und vorübergehenden Nationalsozialisten zu einem Zu sammenstoß, bei dem auch geschossen wurde. Drei National sozialisten wurden schwer verletzt. Der Feuerüberfall in Simmering. Wien, 16. Oktober. Bei der Durchsuchung des sozial demokratischen Parteisekretariats sind außer den 70 Ge- tvehren über 1000 Schuß Munition, zwölf Handfeuer- tvaffen sowie Maschinengewehrbestandteile gefunden wor den. Die im Parteisekretariat festgenommenen Schutz bündler hatten sich inzwischen größtenteils ihrer Uniform entledigt. Nach einer nationalsozialistischen Darstellung der blu tigen Vorgänge war für Sonntag vormittag eine Ver sammlung im Simmeringer Brauhaus angesetzt worden. Vor der Versammlung fand ein Umzug mit Musik statt. Ein kleinerer Teil der Umzugsteilnehmer wurde von der Polizei abgeriegelt, das Gros zog zum Brauhaus weiter. Tie zurückgebliebene kleinere Gruppe wurde aus den um liegenden Häusern von Sozialdemokraten überfallen. Es kam zu einem Handgemenge, das die Polizei nicht ver hindern konnte, da sie nur mit schwachen Kräften zur Stelle war. Auf die Kunde Von dem Ueberfall eilten die im Brauhaus befindlichen Nationalsozialisten herbei. Es Gefährliche Kavaliere. Roman von Edmund Sabot t. As «Nachdruck verboten.) Jah Ogden lächelte zweiflerisch und Mary Nantoul verzog schmollend das wundervoll geschminkte Mündchen, schob die strichsörmig beinalien Brauen vorwurfsvoll ge geneinander und streichelte dennoch mit ihren zarten, rosigen Puppenhändchen Fay Ogdens riesige Bärenlatze. „Aber ich kann mich doch vielleicht ein wenig nützlich machen, im Festsaal, Herr Ogden - lieber Herr Ogden?" Der schüttelte lächelnd den Kops. „Miß Mary, ich habe einen großen Schwur getan, daß nichts über meine Lippen kommen soll. Verlangen Sie, daß ich meineidig werde?" Mary Ranloul lächelte so süß, daß man Wohl dieses Lächelns wegen hätte meineidig werden können, wenn man nicht Jay Ogden gewesen wäre. Er nickte ihr zu und ließ sie stehen. Mary Rantoul aber verkündete über all an Bord, daß Jay Ogden das unhöflichste und kälteste Ungeheuer sei, das sich in ihrem ganzen Leben je vor ihre Augen gewagt habe. Man lachte sie aus und war doch genau so neugierig wie sie. Zur Hälfte allerdings war die Freude auf den Abend vergällt; nicht der Geheimniskrämerei wegen, denn die steigerte so nur noch die Spannung, aber man halte mit Rücksicht aus den Todesfall an Bord wohl oder übel den Tanz absagen müssen und den Vorschlag gemacht, daß das Orchester ungewohnierweise heute abend einiges Ernstes zum Vortrag bringen sollte Mae Irwin hatte diesem Vorschlag zum Siege ver- holfen, denn sie war von ernster Gemütsart, sehr streng Mzogen und empsand eine tiefe, fromme Ehrfurcht vor dem Tode. Es erschien ihr ganz unpassend und gottes lästerlich, heute nacht an Bord zu tanzen, während einer, der noch vterundzwanzig Stunden zuvor mit ihnen in dem gleichen Saale getanzt halte, nun auf dem Boden des Meeres lag Keiner dachte darüber eigentlich so ernst wie Mae, »Ur Carol Lispenard stimmte ihr vollkommen zu — wenn vuch nicht gerade aus Frömmigkeit, so doch seines emp- stndsameu Herzens wegen Indessen wagte man nicht zu widersprechen, weil niemand den nöligen Mul und die ^forderliche Keckheil dazu ausbringen konnte, und so be kam dann zu dem Feuerüberfall aus dem sozialdemokra tischen Parteiheim. In wenigen Augenblicken wurden über 100 Schüsse abgegeben. Bei den Getöteten und Verwun deten handelt es sich größtenteils um SA.- und SS.- Leute. Ferner wurden noch vier Wachtbeamte durch Schüsse verletzt. Nationalsozialisten aus sozialdemo kratischem Arbeiterheim beschossen. Vier Tote, 3 0 Verletzte. Wien, 16. Oktober. Am Sonntagvormittag wurde im Bezirk Simmering ein Feuerüberfall auf eine national sozialistische Abteilung von einem sozialdemokratischen Ar- bciterheim aus verübt, bei der ein Wachtmann und drei Nationalsozialisten getötet sowie über 30 Personen ver letzt wurden, darunter zwei lebensgefährlich. Am Sonntagvormittag war in Simmering eine natio nalsozialistische Versammlung angesagt, zu der eine Ab teilung SA.-Leute durch die Tiefschützgasse marschierte. Als sie an dem dortigen sozialdemokratischen Arbeiterheim vorbeikamen, fielen aus dem Arbeiterheim zahlreiche Schüsse. Der Wachtmann Tlasek sank als erster, durch die Stirn getroffen, sofort tot nieder. Außerdem wurden drei Nationalsozialisten getötet und über 30 Personen leichter oder schwerer verletzt. Bei zwei Personen sind die Ver letzungen derart schwer, daß wenig Hoffnung auf ein Aufkommen besteht. Die Polizei entsandte sofort starke Abteilungen nach Simmering. Die Wachtleute drangen in das sozialdemokratische Arbeiterheim ein, wo sie eine Reihe Gewehre und Pistolen beschlagnahmten. Es dürften, soweit bisher bekannt ist, 70 Gewehre und eine große Zahl Revolvor sein. 60 Personen wurden verhaftet. Sie mußten unter starker Bedeckung auf das Polizeipräsi dium gebracht werden, da die Menge derart erregt war, daß sie versuchte, die Täter zu lynchen. Eine Anzahl Sozialdemokraten hatten sich auf dem Dachboden in Kisten versteckt, wo sie von den Wachtleuten herausgeholt und verhaftet wurden. Aus aller Welk. * Schwere Verkehrsunfälle in Berlin. — Zwei Tote, drei Verletzte. In Berlin ereigneten sich in den Abendstun den des Sonntag drei schwere Verkehrsunfälle, bei denen zwei Personen getötet und drei verletzt wurden. In der Knesebeckstraße wurde der 68jährige Sanitätsrat Schwer- sengki von einem Kraftwagen angesahren und so schwer ver letzt, daß er kurz nach der Einlieferung ins Krankenhaus verstarb. Auf der Heerstraße raste ein Motorrad mit Bei wagen gegen einen unbeleuchteten Lastkraftwagen. Wäh rend der Führer des Motorrades nur leicht verletzt wurde, trug sein 15jähriger Mitfahrer schwere Verletzungen davon, denen er kurz darauf erlag. Zur gleichen Zeit stießen auf dem Kurfürstendamm ein Kraftwagen und ein Motorrad zusammen. Der Motorfahrer und seine Beifahrerin muß ten schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht werden. * „Graf Zeppelin" auf der Heimreise. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" ist gestern früh 9 Uhr zum Rückfluge nach Deutschland gestartet. * Fritz Kampers bei einem Autounfall schwer verletzt. Im Westen der Stadt Berlin sind gestern vier Kraftwagen zusammengestoßen. Dabei wurde der 41 Jahre alte Film schauspieler Fritz Kampers schwer verletzt. Auch der 31 Jahre alte Führer eines anderen Wagens trug schwere Verletzun gen davon. Die beiden Verunglückten sind in ein Kranken haus gebracht worden. * Ein Amokläufer in Letmathe. Auf dem Wege von Letmathe nach Genna brach zwischen einem gewissen Karl Sommer und seinem Vater ein schon in Letmathe be gonnener Streit erneut mit wilder Heftigkeit aus. Der Sohn erregte sich aufs äußerste, er stach seinen Vater nie der. Dann eilte er nach Letmathe zurück und rannte wie ein Wahnsinniger durch die Straßen. Wer sich ihm ent gegenstellte, den griff er an. Einer Frau, ihrem Sohn und einem anderen jungen Manne brachte er lebensgefährliche Verletzungen bei. Ein dritter wurde von ihm ins Herz gestochen und war auf der Stelle tot. Sommer ist ent flohen. * Die Revision im Prozeß Matuschka verworfen. Der österreichische Oberste Gerichtshof verwarf die Nichtigkeits beschwerde von Sylvester Matuschka, der wegen der in Oesterreich begangenen Eisenbahnanschläge zu sechs Jahren schweren Kerker verurteilt worden war. hielten die fromme Mae und Carol Lispenard die Oberhand. Mit dem Tanz war es also nichts. Aber sollte man auf alles verzichten? Sollte man erbauliche Unterhal tungen führen während des ganzen Abends und sterben vor Langeweile? Nein, wenigstens sollte geschehen, was noch irgendwie mit den Ansichten Maes in Einklang zu bringen war. Der Kapitän wurde geladen, die Offiziere und Ingenieure, soweit sie dienstfrei waren; und sehr „Miß Mary, ich habe einen großen Schwur getan, daß nichts über meine Lippen kommen soll!" schade war es, daß gerade Gwennie Dolan an diesem Tage krank in ihrer Kabine lag. Man tröstete sich mit der Hoffnung, daß sie vielleicht noch bis zum Abend gesunden werde. Aber die Abord nung, die von der Gesellschaft in Gwennies Kabine ge schickt worden war, um sich von dem Zustande der Kranken zu überzeugen, kam unverrichteter Dinge zurück. Gwennie schlief noch immer, sie schlief ihren „Genesungs schlaf", wie der Arzt meinte, und es sei am besten für sie, man lasse sie ungestört und ungeschoren. Was ihn an gehe, so fürchte er nichts, er wolle nur von Zeit zu Zeit nach ihr sehen, um sofort bei der Hand zu sein, wenn sie erwache. * Tragischer Tod des bekannten Rennreiters Popler. Aus Pardubitz wird gemeldet: Einer der bekanntesten Renn- und Turnierreiter Europas, der tschechische Kapitän Pop ler, verunglückte am Sonntag in Pardubitz tädlich. Popler konnte in der berühmten Steeple-Chase Zweiter werden, bestieg dann für das nächste Rennen noch einmal ein Pferd und stürzte hierbei so unglücklich, daß ihm das Pferd mit dem Huf den Schädel spaltete. * Aufsehenerregende Rückkehr bulgarischer Emigranten. — Bulgarien verweigert die Einreise. Am Sonntagmorgen haben 32 politische Emigranten, darunter die beiden ehe maligen bulgarischen Minister Athanastoff und Stohanoff, die seit 1923 in Südslavien lebten, die Grenze überschritten, um nach Bulgarien zurückzukehren. Da die beiden Minister sowie vier andere Emigranten bisher nicht amnestiert wor den sind, haben ihnen die bulgarischen Behörden vorläufig die Einreise verweigert und es soll versucht werden, sie wieder nach Südslavien abzuschieben. Die übrigen Emi granten, darunter mehrere Frauen und Kinder, sind bereits unter starker Bedeckung nach Sofia übergeführt worden. Sollte» die südslavischen Behörden es ablehncn, den un- begnadigten Emigranten die Rückkehr zu ermöglichen, so werden diese in ein bulgarisches Gefängnis eingeliefert werden. * Kurz vor dem 112. Geburtstag gestorben. Im Alter von 111 Jahren starb am Freitag in einem Dorf in Irland Frl. Katharina Plunkett, eine Tochter des frü heren Bischofs von Tuam, Baron Plunkett. Sie hätte am 22. November ihren 112. Geburtstag feiern können. Katharina Plunkett ist in ihrem langen Leben niemals in einem Kraftwagen gefahren oder im Flugzeug geflogen. Sie hatte ferner eine außerordentliche Abneigung gegen den Rundfunk. * Kirchenbrand in England. Die Kirche in Lossiemouth, in der der Premierminister, so oft er in seinem Heimatorte weilte, am Gottesdienst teilzunehmen pflegte, ist am Sonn tag früh bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt. * Schweres Eisenbahnunglück in Frankreich. Am Sonn tagabend fuhr unweit des Bahnhofs Cerences (Departe ment Manche) ein vollbesetzter Personenzug in höchster Ge schwindigkeit auf einen rangierenden Eüterzug auf. Die ersten Wagen des Personenzuges und mehrere Wagen des Güterzuges wurden buchstäblich zertrümmert. Sieben Rei sende, fünf Männer und zwei Frauen, wurden als Leichen geborgen. Fünfzehn Reisende wurden schwer verletzt. * Aufdeckung einer kommunistischen Zentrale in Jeru salem. Wie aus Jerusalem gemeldet wird, wurde eine kom munistische Zentrale für Arabien und den Orient ausgedeckt. Aus Schriftstücken, die beschlagnahmt wurden, geht hervor, daß ein genaues Programm zur Ausrufung einer arabischen Nationalregierung mit Verfassungsstatut vorlag. Vorge sehen war die Nichtzahlung der Staatsschulden und die Auf hebung der Konzessionen für die Oelrohrleitung und die Wüstenbahn Mossul—Haifa. Weiter wurde ein nach Ruß land gerichteter Brief gefunden, in dem u. a. festgestellt wird, daß die Juden das Leben der Kommunisten in Pa lästina bedrohten. * Neuyork in finanziellen Schwierigkeiten. Die Stadt Neuyork ist unfähig, die Gehälter für die städtischen Beam ten und Angestellten am 1. November auszuzahlen. "Die Neuyorker Bankiers haben ein erneutes Kreditgesuch des Finanzdirektors der Stadt abgelehnt. Die Hergabe von neuen Krediten wird davon abhängig gemacht, daß die von dem früheren Bürgermeister Walker versprochenen Spar maßnahmen durchgeführt werden. Dazu gehörten neben drastischen Gehaltskürzungen die Abschaffung der Futter krippenwirtschaft sowie eine Konvertierung der Stadtan leihen. Die Lage der Stadt ist um so ernster, als für die Erwerbslosenfürsorge im kommenden Winter sehr hohe Summen benötigt werden. * Chikagoer Bankier nebst Frau entführt. Nach einer Meldung aus Chikago wurde der Bankier Normann B. Col lins mit seiner Frau von einer Räuberbande überfallen und entführt. Sie wurden auf den Boden des Autos der Räuber gelegt, mit Wolldecken zugedeckt und mit Revolvern bedroht. Die Räuber verlangten ein Lösegeld von zunächst 100 000 Dollar. Collins erklärte, daß die Summe für ihn unerschwinglich sei und handelte schließlich das Lösegeld während einer mehrere Stunden dauernden Fahrt auf 5000 Dollar herunter. Daraufhin setzten die Räuber Frau Col lins aus, damit sie das Lösegeld bersitstellen könne und ver schwanden dann unter Mitnahme ihres Gatten als Geisel. Als sich am Abend der Festsoal lairgsam zu füllen begann, war man trotz des bänglichen Anfangs dieses Tages in rechl aufgeräumter Stimmung. Ja, die Heiter keit, der sich alle befleißigten, war vielleicht — wie ein unbefangener Beurteiler wohl gemerkt hätte — ein wenig zu laut, ein wenig zu schrill, zu sehr gewollt. Der Lustigsten einer war Lord Hurrogate, der schöne, süße Lord Hurrogate. Aber es war seltsam bestellt mit dieser Lustigkeit: sie kam nicht aus der Tiefe seines Herzens. Und die noch immer arg verliebte Ivy hatte einige nachdenkliche Stunden. Lore Hurrogates Gesicht wechselte oft die Farbe, wurde hitzig rot und dann wieder sehr bleich. Er war fahria in seinen Worten und Gesten, sprach wohl auch manchmal finnloses Zeug durcheinander, und wäre er Schauspieler gewesen, so hätte man darauf geschworen, daß er heute eine neue Rolle aus der Taufe heben müßte und nun unter dem gräßlichsten Lampen fieber litte. Die kleine Ivy war zärtlicher und schmieg- famer als sonst, aber es half nichts: Lord Hurrogate blieb in seinem Fieber. Man wartete auf den Kapitän und seine Offiziere, schlug die Zeit tot, so gut es eben gehen wollte, zerbrach sich noch immer tue Köpfe über die geheimnisvoll ver hüllten Gegenstände auf der Bühne und aus der Empore und erhielt aus alle neugierigen Fragen genau so wenig Auskunft wie zuvor. Um die Wichtigkeit jener geheim nisvollen Gegenstände noch zu erhöhen, waren jetzt über all Diener als Wachen daneben ausgestellt. Trotz der Heiterkeit, zu der man sich zwang, lastete doch allmählich eine stumpfe Eintönigkeit über allen, und das wurde auch nicht anders, als endlich der Kapitän mit seinen Herren erfchten. Es war so etwas wie qual volle Langeweile eine Art peinigender Spannung über allen im Saale. Selbst die Musik, die man nicht zum Schweigen kommen ließ, schützte nicht davor. Man wngweilte sich. Und Langeweile war das Hassenswerteste Übel von allen. Und plötzlich, während der Kapitän breit und aus führlich über ein Höchst gefährliches Erlebnis mit einem Hai erzählt, während das Orchester eine Ouvertüre von Verdi fast im Jazztempo herunterjagt, springt Mary Nantoul zu den Musikern auf die kleine Bühne. (Fortsetzung folgt.)