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Erfolglose Aussprache Berlin, 30. Oktober. Neber den Empfang Brauns durch Hindenburg am Sonnabend wird amtlich mit- geteilt: Reichspräsident von Hindenburg empfing den Reichskanzler von Papen und den preußischen Minister präsidenten Braun zur Aussprache über die durch das Urteil des Staatsgerichtshoses geschaffene Lage. Der Herr Reichspräsident führte einleitend aus, daß der Streit zwischen Reich und Preußen über die Verordnung vom 20. Juli durch das Urteil des Staatsgerichtshoses erledigt sei und daß er und die Neichsrcgierung sich in jeder Beziehung auf den Boden des Urteils stellten. Es müsse beiderseits der loyale Versuch gemacht werden, eine praktische Zusammenarbeit zu ermöglichen, die einerseits die dem preußischen Staats- ministerinm zuerkannten Rechte berücksichtige, anderseits die Befugnisse des Rcichskommissars und die Notwendig keit einer einheitlichen Ncichspolitik wahre. Ministerpräsident Braun erwiderte, daß das preußische Kabinett sich selbstverständ lich ebenfalls auf den Boden des Urteils stelle. Er gab daraufhin eine Darlegung seiner Auffassung von den Folgerungen, die aus dem Urteil zu ziehen seien. Das Staatsministerium müsse in die ihm zu erkannten Rechte wieder eingesetzt werden. Die Befugnisse des Reichskommissars sollten, wenn sie über haupt noch nötig wären, auf solche Maßnahmen be schränkt werden, die zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung notwendig seien. Mit den personellen Ver änderungen solle auf gehört werden. Ueber die Ver einfachung und Zusammenfassung der Ver waltungen im Reich und in Preußen könnten alsdann Verhandlungen zwischen der Reichsregierung und der Preußischen Regierung stattfinden. Reichskanzler v. Papen erklärte zunächst, daß die Reichsregierung die persön liche Integrität des preußischen Ministerpräsidenten und Neuregelung in Preußen. Berlin, 31. Oktober. Die preußische Kjommissariats- regierung hat die angekündigte Vcrwaltungsreform auf dem Wege einer Verordnung zur Vereinfachung und Ver billigung der Verwaltung in Kraft gesetzt, und zwar auf Grund der Dietramszeller Notverordnung des Reichs- Präsidenten vom 24. August 1931, wonach die Länder- regierungen die Ermächtigung erhalten haben, Maßregeln zur Sicherung des Etats zu treffen. Die Verordnung bestimmt, daß die bereits eingeleitete Umbildung der Staatsverwaltung durch die Umbildung der Ministerien nach Maßgabe der jetzigen Vorschriften fort geführt wird. Es bestehen künftig folgende Fachministerien: 1. Das Innenministerium, 2. das Finanzministerium, 3. das Justizministerium, 4. das Ministerium für Wissen schaft, Kunst und Volksbildung, 5. das Ministerium für Wirtschaft und Arbeit (aus Handels- und Wohlfahrts ministerium neugebildet), 6. das Ministerium für Land wirtschaft, Domänen und Forsten. Das Ministerium für Voltswohlfahrt wird ausgehoben, Aufgaben und Zuständigkeiten des Ministerpräsidenten bleiben unberührt. Wie Aufgaben und Zuständigkeiten des bisherigen Volkswohlfahrtsministeriums sind aufgeteilt worden zwi schen Landwirtschaftsministeriuln, dem neuen Wirtschafts- und Arbeitsministerium, dem Kultusministerium, dein Finanzministerium uud dem Innenministerium. Ms WW POlMU LmiW-M «UM. Berlin, 31. Oktober. Das deutsche Postflugzeug der Strecke London—Köln, das Sonnabend um 19 Uhr von London abgeslogcn war, ist über dem Kanal verunglückt. Nachdem zunächst eine Meldung aus Brüssel besagte, daß Hindenburg—Braun, seiner Amtskollegen nicht angezweifelt habe und daß nur staatspolitische Erwägungen zu ihren Maßnahmen geführt hätten. Er legte dann seine Auffassung der Lage dar und betonte, daß der Neichskommissar sich nicht darauf beschränke» könne, nur für den Schutz von Muhe und Ordnung zu sorgen, sondern weiter die gesamte Exekutive einheitlich in der Hand behalten müsse. Daraus ergebe sich ohne weiteres die Verpflichtung, die als notwendig erkannte Reform der preußischen Verwaltung durch zusühren und dann eine spätere endgültige Regelung dieser Frage durch die gesetzgeben den Körperschaften vorzubereiten. Personelle Ver änderungen seien nur aus sachlichen Grün den vorgenommen worden. Der Reichskommissar werde der preußischen Staatsregierung die Möglichkeit geben, die ihr znerkannten Rechte auszuüben, Eingriffe in die Amtsbefugnisse des Heichskommissars aber nicht dulden. Der preußische Ministerpräsident betonte, daß er demgegenüber auf seinem eingangs daraelegten Standpunkt beharre und insbesondere der Durchführung der Verwaltungsreform ohne Verständigung mit der preu ßischen Staatsregierung widerspreche. Eine Einigung hierüber wurde nicht erzielt. Im Laufe der Besprechung hob der Reichspräsi dent hervor, daß es zur Wiederherstellung ge festigter Verhältnisse weiterhin notwen dig sei, die staatlichen Machtmittel Preußens und des Reiches in einer Ha»rd zu behalten und die Politik Preußens und des Reiches in einheitliche Bahnen zu führen. Zum Schluß gab er der Hoffnung Ausdruck, daß über die Ausübung der Rechte, die der preußischen Staatsregierung nach der Entscheidung des Staatsgerichtshoses zuständen, eine Verständigung erzielt werden möge. Es wurde vereinbart, daß hierüber wei tere Verbindung zwischen der preußischen Staats regierung und dem Reichs kommissar gehalten werden soll. ein unbekannter Dampfer die aus zwei Mann bestehende Besatzung an Bord genommen habe, wurde am Sonntag abend aus Brüssel gemeldet, daß keine Nachricht über das Schicksal vorlicgt. Nahe der englischen Küste sollen Flug- zeugtrümmcr gesichtet worden sein. Kanaldampfer wollen Sonnabend abend Flammen in der Luft beobachtet haben. Ueber die Ursachen des Absturzes des deutschen Post- und Frachtflugzeuges D 2017 fehlen noch alle Nachrichten. Wie aus Ostende verlautet, sollen Teile der Maschine nahe der englischen Küste westlich treibend gesichtet wor den sein. Das deutsche Gegenflugzeug D 2000 hat sich auf oie Suche nach der Bemannung des verunglückten Flugzeuges begeben und wird über dem Kanal kreuzen. Es ist möglich, daß ein Brand das Unglück verur sacht hat. Die Suche nach dem vermißten deutschen Postflug zeug wurde am Montag mit allen Mitteln, aber ohne Erfolg fortgesetzt. Das englische Lustsahrtministerium stellt seine Hilfsmittel in größtem Umfang zur Verfügung. Sämtliche Küstenwachtstationen an der Südostküste Eng lands haben Anweisung erhalten, an der Suche teil- zunehmen. Mehrere Rettungsstationen haben ihre Boote ausgesandt. Alle Schiffe sind aufgefordert worden, nach dem verunglückten Flugzeug Ausschau zu halten. Die Luft hansa hat die mutmaßliche Unfallstelle durch ihr Fracht flugzeug absuchen lassen. In London hat man nur wenig Hoffnung, daß die Besatzung des Flugzeuges noch am Leben ist. Man befürchtet, daß der Bericht, wonach sie von einem Fischdampser ausgenommen worden sei, nicht den Tatsachen entspricht. Wie alt können Säugetiere werden? Für das Alter der Säugetiere werden oft viel zu hohe Zahlen angenommen. Ein genauer Nachweis läßt sich ja nur bei Haustieren und anderen in Gefangenschaft lebenden Tieren führen, während man bei freilebenden Tieren auf Schätzungen angewiesen ist. Der englische Major Stanley S. Flower hat 33 Jahre Gefährliche Kavaliere. Roman von Edmund Sabot t. Ms iNachvruck verboten.) Sie nahm sich furchtfam vor, sich lieber zu töten, als sich Mac Arrews wilder Begierde auszuliefern Aber sie fragte sich: Werde ich überhaupt noch die Kraft haben, ihm zu widerstehen, wenn er kommt und mich zwingt, ihm zu Willen zu stink Werde ich nicht zusammenbrechen und alles mit mir geschehen lassen? Ich werde keine Hand mehr rühren können, um ihn oder um mich zu erschießen Ich muß es jetzt noch tun, solange noch Kraft in mir ist Jetzt kann ich es noch! Jetzt kann ich noch Franks Re volver gegen meine Stirn heben, — — Franks Revolver. — Hast du damals gewußt, Frank, wozu ich deinen Re volver einmal benutzen werde? — Du hast es nicht ge wußt^ du Lieber, du Guter! Ach, du lieber Narr, du wußtest nicht einmal, was du mir zum Abschied schenken solltest — ich gab dir den Ning — trägst du ihn noch, und denkst du an mich? — du gabst mir diese Waffe — — — Gwennie lächelte, und ihre Gedanken entglitten ihr. Es war ihr, als stünde Frank vor ihr, als sei er hier in ihrer Kabine und sähe sie gastz verzweifelt an, weil er nicht wußte, was er ihr schenken sollte, und weil sie so krank mar Dabei sah er selber so blaß aus Er hatte ein ganz trauriges Gesicht, und sie wollte aufstehen, um ihn zu küssen, aber ihre Glieder waren wie Blei. Frank bewegte sich nicht, er sah sie nur immer an mit seinen traurigen, schmerzlichen Augen Willst du mich nicht küssen, Frank, du Lieber? Ich leide, Frank, man will mich töten, man läßt mich hungern und dürsten Ich bin krank, ich bin sehr krank, und du mußt mir Helsen, Lieber, willst du? ' Der Revolver entfiel Gwenntes Hand, sie fühlte es nicht und hörte es nicht Ihre Augen schlossen sich, und schmerzlich lächelnd schon wieder im Traum, verfiel sie in Schlaf Frank war bei ihr und hatte verzweifelte Augen, weil er durchaus nach Manila gehen wollte, und weil er sich nicht trennen konnte von ihr, und sie weinten beide,. Es war schrecklich, Frank Hull weinen zu sehen. Gwennie wußte nicht, wie lange sie geschlafen hatte. Als sie jählings, durch ein Geräusch geweckt, emporfuhr, war sie nicht mehr allein Mac Arrcw saß vor ihr Sie fühlte, daß sie ihren Revolver nicht mehr tn der Hand hatte, ohne daß sie darüber bestürzt gewesen wäre Er lag neben ihr aus dem Fußboden, so, wie er ihrer Hand entglitten war. Mac Arrew hatte ihn nicht berührt. Sie nahm ihn gleichgültig aus, als gehorche sie einem Befehl. Schießen? Sie dachte nicht mehr daran. Ihr Schädel war leer und Heitz. Ihre Augen brannten, sie fühlte sich erschöpft zum Sterben. In ihr war kaum noch Besinnung; sie fühlte das, und gegen ihren zusammenbrechenden Willen, noch halb im Schlaf, bat sie wimmernd: „Lassen Sie mich trinken! Ach, bitte, bitte! Lassen Sie mich doch trinken!" Saß Mac Arrew wirklich vor ihr? Träumte sie noch? Träumte sie ebenso von ihm, wie sie eben von Frank ge träumt hatte? Sie konnte nicht darüber nachdenken, sie wiederholte nur mit lallender Zunge: „Ach, bitte, bitte! Geben Sie mir doch zu trinken." Mac Arrew stand auf, ging zur Tür und läutete. Ein erlösender Gedanke zuckte durch Gwennies Kopf: Jetzt muh ich ihn erschießen! Er wendet mir den Rücken zu. und ist wehrlos. Aber es war keine Kraft in ihr, den Arm zu heben. Einem Steward, der in die Kabine trat, flüsterte Mac Arrew einen Befehl zu. Der Steward ging, und Gwennie war mit Mac Arrew wieder allein. Sie sprachen nichts. Es kostete übermenschliche Kräfte, die Augen offen zu halten, es war unmöglich, einen Finger zu rühren. So schwer war schon das Atmen! Mac Arrew sah zu Boden, nur dann und wann zuckte ein kurzer Blick von ihm über ihr Gesicht. Nach einigen Minuten kam der Steward zurück. Er brachte auf silbernem Tablett zwei Kelche mit eisgekühltem Kaffee und stellte sic auf den Tisch vor Gwennie und Mac Arrew hin. Dann verschwand er. „Bitte!" sagte Mac Arrew kurz und schob einen der Kelche Gwennie hinüber. „Trinken Sie!" Sie beugte sich vor In ihre Augen kam ein Heller Glanz kindischer Freude. Alles Leben kehrte zu ihr zurück, da sie Kühlung und Labung vor sich stehen sah. Sie streckte die Hände nach dem Kelch aus - und zog sie ebenso rasch wieder zurück Mißtrauisch und ängstlich suchte sie Mac Arrews Augen. „Gist!" Ihre Stimme erlosch. Er wechselte wortlos die Kelche, nahm ihren zur Hand und tat daraus einen langen, tiefen Zug. Sie war beruhigt, folgte seinem Beispiel und sog an der Glasröhre Niemals hatte sie so starke Lust gefühlt wie jetzt, da die Kühle über ihre Zunge und ihren Gaumen lang Beobachtungen darüber angestellt, und aussirinen An gaben in den Berichten der Londoner Zoologischen Gesell schaften ergibt sich, daß auch die Regeln, die man bisher an genommen hatte, nicht immer zutreffen: nämlich, daß die mögliche Lebensdauer der Körpergröße entspreche, und daß die Weibchen langlebiger seien als die Männchen. Während der Mensch hundert und mehr Jahre alt wer den kann, leben Säugetiere nur so lange, wie ihre Zähne gebrauchsfähig sind. Sobald diese völlig fehlen, ist es mit der Ernährungsmöglichkeit vorbei. Dis Affen und Halbaffen sind für ihre Größe lang lebige Tiere. Die afrikanischen Schimpansen und die asia tischen Orang-Utans können in der Gefangenschaft 27 Jahre alt werden. Ein Makakus hat sogar 29 Jahre er reicht. Von Elefanten wurde bisher behauptet, sie könnten in der Gefangenschaft 100 Jahre alt werden undün der^ Frei heit sogar 150. Das ist aber eins ganz bedeutende Ueber- treibung. Im Zoologischen Garten in Dresden ging 1911 ein Elefant ein, der 48 Jahre in Gefangenschaft gelebt hatte, also wohl etwa 51 Jahre alt geworden war. Die ältesten Elefanten, die Flower in Indien und in Burma sah, waren 30 und 32 Jahre alt, obschon sie von Elefanten pflegern auf 55 geschätzt wurden. Nashörner leben in der Gefangenschaft meist nicht: län ger als zehn Jahre, doch kennt man zwei Fälle, in denen ein Nashorn 40 Jahre lang und ein anderes, 47 Jahre lang lebte. Ein Tapir brachte es in einem Zoologischen Garten auf 301- Jahre. -- ------ Pferde als Haustiere können 50 bis 60, Esel 40 bis 50 Jahre alt werden. Rinder werden nur halb so alt wie Pferde. Giraffe und Kamel erreichen höchstens 30 Jahre. Nilpferde halten sich in Zoologischen Gärten 20 Jahre lang, doch hat ein Exemplar in Paris 41 Jahre erreicht. Bären können bis zu 34 Jahre alt werden. Bei 178 Braunbären errechnete Flower ein Durchschnittsalter von 16 Jahren, bei 12 Grizzlybären ein solches von 21. Jahren. Hyänen, Löwen und andere Eroßkatzen werden in der Ge fangenschaft 28 bis 30 Jahre alt, und man glaubt nicht, daß sie in der Wildnis so alt werden. Hauskatzen werden 13 bis 15 Jahre alt, doch sind auch schon Fälle vorgekommen, wo sie bei guter Pflege 21 und 31 Jahre alt wurden. Die Lebensdauer der Hunde wird im Durchschnitt auf höchstens 4 Jahre geschätzt. Es ist aber möglich, einen Hund bis auf 20 Jahre am Leben zu er halten. Unter den Säugetieren sind die kurzlebigsten die In sektenfresser (kleine Formen). Der Igel wird sogar nicht ein mal 4 Jahre alt; dagegen kann das Meerschweinchen (ein Nagetier) 6 bis 8 Jahre erreichen. Kunst und Wissenschaft. Schauspielhaus. „Achtung! Frisch gestrichen!" Die Schauspielhausdirektion wollte nach einigen ernsten Dramen im Staatstheater einmal mit einem Schwank aufwarten uud hatte sich die dreiaktige Komödie „Achtung! Frisch ge strichen!" von Rene Fauchois, deutsch von Porada und Hans Feist, gewählt. Der Verfasser schildert darin die Familie eines kleinen Ortes, die sparsam sieben muß, um ihr Dasein fristen zu können, obgleich der Vater Arzt ist, der aber mit seinen Patienten nicht viel anzufangen weiß. mrd daher keinen Zuspruch hat. Vor einem Jahrzehnt hat er einen Maler zum Patienten gehabt, der zahlreiche Bilder gemalt hat, die nach seinem Tode in der Behausung des Arztes teils vernichtet, teils von dem Hausmädchen, das den Kranken ge pflegt hat, geerbt wurden. Der Zufall will, daß Kunstkenner in den Bildern Schöpfungen reifster Kunst erblicken. Die Presse tut das ihre, diese Kunstwerke anzupreisen. Und nun beginnt der Kampf zwischen der Arztfamilie, dem Hausmäd chen und den Kunsthändlern, Geschäfte daraus zu machen. Das Stück ist eine harmlose, in bezug auf Konflikte und wirkungsvolle Ueberraschungen nicht sehr bedeutsame Ar beit, sein Wert liegt in dem amüsanten, zum Teil an ulki gen Bemerkungen und Mutterwitz reichen Dialog. Von dich terischem Wert ist die Komödie nicht, man muß sich an del Unterhaltungsmöglichkeit genügen lassen. Die Aufführung war ausgezeichnet. Ponto als urkomischer Arzt, Grete Volck- mar als Gattin und Eara Gyl und Jenny Schaffer, sowie Stella David in der Nolle des Hausmädchens, standen im Mittelpunkt der Handlung und schufen köstliche Typen. Das rieselte. Sie stöhnte, sie gab Laute von sich wie ein Tier. Sie hatte MacArrew vergessen, sie hatte vergessen,was ihr bevorstand, was hinter ihr lag - sie trank — und trank — Und plötzlich erlahmte sie. Eine seltsame Starrheit ergriff von ihr Besitz, eine Starrheit, die sich tm Gehirn wie durch ein leises Brennen ankündigte, dann war es, als würden ihre Gelenke plötzlich steif und starr und sendeten ein ausstrahlendes Zucken in alle Glieder. Sie wollte den Arm heben, aber der Arm blieb steif. Sie wollte den Kelch mit dem Eisgetränk fester umfassen, aber der Kelch fiel zu Boden, und sie vermochte nicht einmal, den Kopf danach zu beugen. Sie fiel in ihren Sessel zurück. „Gift?" fragte sie lallend, verlöschend, ganz und gar zusammenbrechend. „Gift — —?" MacArrew stand auf. „Ja, Gift," sagte er. „Sie werden nicht sterben, Sie werden schlafen. Ihr Getränk enthielt Gift. Ich wußte, daß Sie die Kelche zwischen uns auswechseln lassen wür den ich hatte Mitleid mit Ihnen. Ich mußte Sie über listen." Gwennie konnte nicht mehr antworten. Ihre Zunge lag ihr wie Brei im Munde. Ihre Kiefer waren gelähmt. Mac Arrews Stimme klang aus weiten Fernen. Sie sah, wie er sich über sie beugte, wie er ihr Frank Hulls Revolver aus dem Schoß nahm und ihn in seine Tasche steckte. Sie hörte ihn sprechen: „Ich konnte Sie nicht sterben sehen, Gwennie, ich — " Sie sah nichts mehr als graue, wallende Nebel, durch die sic tn bodenlose Abgründe stürzte, und während sie stürzte und fiel, war es ihr, als fühle sie etwas Warmes und Weiches schwer auf ihrem Munde — wie einen Kuß. * * * Als Gwennie die Augen aufschlug, war eS Tag — irgendein Tag. Sie wußte nicht, wie lange sie schlafend und ohne Besinnung gewesen war. Nicht plötzlich tauchte sie aus ihrem Schlummer aus, sondern das Bewußtsein kehrte ihr nur ganz allmählich wieder zurück. Erst war es ihr, als höre sie aus weiter Ferne Getuschel und Geraune, das immer stärker wurde und zu einem Rauschen und Brausen anschwoll, sich dann dämpfte und zerteilte tn verschiedene Stimmen. Sie kannte dtese Stimmen, aber sie vermochte nicht sich zu überlegen, wem sie gehörten. Sie verstand auch die Worte nicht, sie wußte nur, datz sie sich tn einer außergewöhnlichen Lage befand und Schreckliches erlebt hatte. Keine Vorstellung sonst und keine andere Wahrnehmung drang über die Schwelle ihres Bewußtseins. (Fortsetzung folgt.) .