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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgrgend Diese Zeitung veröffentlicht die de» Gemeinderates Mtt den VeUagm »Neue Illustrierte*, „Mode unS Keim* MÜ ,D«r Schristleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. M AUigeM amtlichen Bekanntmachungen zu Ottendorf-Okrilla. - v«, ^->»ß--Vr«t» »ird »V D«»imi » I«d<« Monat, bekannt -«gibnu « N» Fall» HSH-rn Tovalt (irn«z ob. sonst. « >> »qendw«Ichn StLrung«« dr» Betrieb«» der I 8 tzettun», b. Lieferanten od. d. Befirdeningo- L A atnrtchtnnqen> hat der Bezieher teinrn vn- - - sprach aus Lieferung oder Nachlieferung der « 2 geitung »d. Rückzahlung d. Begugipreis«». » »«IIIIIIIII«III»IIII»II»III!IIIIIIS Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Gemeinde - Di« - Nummer ^6 Mittwoch, den 28. September 1932 MM 31» Jahrgang Herzliches und Sächsisches. Dttendorf-Vkrilla, am 27. September >9z2. — Am 23. ds. Mts. fand eine öffentliche Sitzung der Gemeindeverordneten statt, die vorzeitig abgebrochen werden mußte, da die Unruhe im Zuhörerraum ein geordnetes Ver handeln unmöglich machte. Die beiden Vertreter der kom munistischen Partei hatten den nach der Geschäftsordnung nicht ausreichend unterstützten Antrag gestellt, die Gemeinde turnballe dem „Sportverein" wöchentlich an 2 Abenden zur Verfügung zu stellen. Bei der Beratung des Antrags setzten sofort lebhafte Zurufe aus dem Zuhörerraum ein, die sich trotz der Warnungen des Herrn Vorstehers so steigerten, daß sich selbst der kommunistische Redner nicht durchsetzen konnte. Schließlich wurde gegen 2 Stimmen der Beschluß des Ver waltungsausschusses gebilligt, nach welchem die Turnhalle dem vorgen. Verein Freitags von 5 — 7 nachm. überlassen werden soll, da sie an allen anderen Tagen besetzt ist. Auf Antrag des Herrn Petzold wurde hierauf gegen 2 Stimmen beschlossen, die übrigen, für die öffentliche Sitzung vorgesehenen Tages ordnungspunkte in die geheime Sitzung zu verlegen, da die Unruhe der Zuhörer ein geordnetes Arbeiten des Kollegiums Unmöglich machte. Auf unsere Anfrage wurden uns folgende Mitteilungen zur Verfügung gestellt: Einem Anträge des Hebammenbezirks Wachau-Seifersdorf auf Ausbezirkung der Gemeinde Lomnitz aus unserem Hebammenbezirke und An gliederung dieser Gemeinde an den Bezirk Wachau wurde widersprochen. Die Erhebung der Bürgersteuer für das Jahr >V33 wurde einstimmig abgelehnt. Der gegen diesen Be schluß erhobene Einspruch des Gemeinderates wurde ebenfalls Unstimmig abgelehnt, sodaß wiederum eine Anordnung der Amtvhauptmannschaft zu erwarten steht. Ueber den Stand her Wohlfahrtserwerbsfürsorge erstattete Herr Bürgermeister Richter eingehenden Bericht und erwähnte dabei die Maß nahmen, welche getroffen wurden, um die Auszahlung der Untcrstützungsgelder zu sichern. Die Gemeinde ist aus tigener Kraft schon lange nicht mehr in der Lage, ihre Unterstützungsanteile aufzubringen. Unausgesetzt und mit allem Nachdruck wurden daher bei den zuständigen Stellen ernste Vorstellungen erhoben, denen bisher der Erfolg nicht versagt blieb. Am 3l. August waren zu unterstützen: 34 Klein- rentner, 74 Sozialrentner, 34 Hilfsbedürftige und 492 Wohl- sahrtserwerbslose, das sind hinsichtlich der letzteren 103,8 auf lOOO Einwohner. Es entfielen auf 1000 Einwohner im Landesdurchschnitt 5l,5, im Neichsdurchschnitt 38,46. Beim Arbeitsamt standen am 31. 8. in Fürsorge 142 Bezieher von Arbeitslosenunterstützung und 331 Bezieher von Krisen- bnterstützuug. Insgesamt waren 1107 Parteien auf öffentl. Unterstützung angewiesen. In der Zeit vom 1. 4. — 31. 8. waren aufzuwenden für Kleinrentner 4670 Mk, für Sozial rentner 5101 Mk., für Hilfsbedürftige 2523 Mk.. für Wohl- sahrtaerwerbslose 90425 Mk. und für die Bezirksumlagen 19272 Mk. Die Reichssteuerzuweisungen sind außerordentlich iurückgegangen und betrugen im erwähnten Zeiträume nur ^885 RM. Die von der Gemeinde zu tragenden Unter- bützungsanteile betragen jedoch ohne Bezirksumlage allein 84239 M- und mit Bezirksumlage 44511 Mk. Ein Vor schlag des Gemeinderates, zur Erzielung von Ersparnissen hnd mit Rücksicht auf den beschränkten Raum im Sitzungs- immer die Zahl der Gemeindeverordneten auf 15 herabzu- setzen, wurde einstimmig abgelehnt. Die hiesige Sächsische Glasfabrik August Walther L Töhne A.-G. hat seit Verkündung des Wirtschastsprogramms bisher 365 Arbeiter neu eingestellt. Wenig erfreulich für Unseren Ort und seine zahlreichen Erwerbslosen ist, das die Firma zahlreiche auswärtige Arbeiter beschäftigt. Der 1. Oktober in Sachsen schulfrei Wie wir von zuständiger Stelle erfahren, wird die Säch sische Negierung eine Verordnung erlassen nach der aus Anlaß des 85. Geburtstages des Herrn Reichspräsidenten der 1. Oktober schulfrei ist. Ministerpräsident Schieck in Berlin Ministerpräsident Schieck fährt am Dienstag mit den Ministerialdirektoren Dr. Hörig und Dr. Schettler nach Bor in, um mit dem Reichskanzler und dem Reichsfinanzminister über Finan^angelegenheiten und andere schwe bende Fragen zu sprechen. Dresden. Arbeitskonflikt in den Küttner werken. Wie die „Dresdner Volkszeitung" meldet, beab- üchtiyt die Firma Fr. Küttner A.-G., Kunstseidespinnnerei m Pirna zwecks NeueinsteUung von zehn Prozent der jetzigen ^cleaichakt die Arbeitszeit von 48 auf 36 Wochenstunden UllL den Lohn um 20 Prozent yerabzusetzen. Da der Arbeiterrat diesen Plan ablehnte, kündigte die Firma der 1785 Mann starke Belegschaft für den 1. Oktober das Arbeitsverhältnis. In einer in Pirna abgehaltenen Betriebsversammlung, die von 1000 Personen besucht war, wurde gegen eine Stimme eine Entschließung gefaßt, in der das Vorgehen der Firma schärfstens abgelehnt wird. Dresden. Falschmünzer nach Rußland ge flüchtet. Der Falschmünzer Richard Kaden jun., der im April in eineFalschmünzerangelegenheit verwickelt war, in der mehrere Verhaftungen und Verurteilungen erfolgten, ist nach Rußland geflohen und hält sich, wie berichtet wird, bei einer dortigen, aus Pesterwitz stammenden Familie auf. Zur Reise nach Rußland benutzte er gestohlene Motorräder. Großenhain. Folgenschwere Unfälle. Ein Kraftwagen aus Riesa fuhr in der Kraupaer Kurve in gro ßer Geschwindigkeit in den Chausseegraben und gegen einen Telegraphenmast. Das Fahrzeug wurde vollständig zertrüm mert. Die drei Insassen trugen schwere Verletzungen davon, während der Führer unverletzt blieb. Die Verunglückten wur den nach Lauchhammer ins Krankenhaus gebracht. Unter ihnen befindet sich ein Fräulein Aenne Roth aus Gröditz bei Riesa. Es handelt sich um eine „Schwarzfahrt". — Mehrere Stunden später ereignete sich noch ein weiterer Verkehrsun fall. Ein Motorradfahrer aus Coswig (Anhalt) wurde von einem Motorradfahrer aus Elsterwerda, der die Kurve falsch nahm, angefahren. Bei dem Zusammenstoß wurde der Cos wiger Fahrer so schwer verletzt, daß er besinnungslos mit einem doppelten Schädelbruch nach dem Großenhainer Kran kenhaus gebracht werden mußte. Leipzig. Rechtsanwalt rüblich verunglückt. Wie aus Riesa gemeldet wird, verunglückte auf der Straße zwischen dem Bahnhof Brausitz und Mehlfeuer der Leipziger Rechtsanwalt Rietschel mit seinem Motorrad tödlich. Riet schel fuhr gegen eiven Baum und war sofort tot. Die in dem Beiwagen mitfahrende Begleiterin Rietschels erlitt einen Nervenchock und muhte ins Krankenhaus gebracht werden. Leipzig. Tödlich überfahre n. Als er kurz vor einem Straßenbahnzug die Straße überqueren wollte, wurde auf dem Lindenauer Markt der im Ruhestand lebende 60 Jahre alte Ratshauptwachtmeister Bruno Busch von dem Triebwagen erfaßt und zu Boden geworfen«. Busch erlitt so schwere Verletzungen, daß der Tod kurz nach der Einliefe rung ins Krankenhaus eintrat. Mühlberg a. Elbe. 4000 Zentner Stroh ver brannt. Auf dem Rittergut Güldenstern verbrannten auf der Flur bei Martinskirchen etwa 4000 Zentner Stroh, die dort in einem großen Diehmen aufgestapelt waren. Cs ban delt sich um den gesamten Strohertrag von mehreren hun dert Morgen Getreide; es liegt zweifellos Brandstiftung vor. Hainichen. Die Ersparnisse gestohlen. In Ereifendorf wurden einer Arbeiterfamilie ihre mühsam zu« sammengcbrüchten Ersparnisse in Höhe von 1150 RM gestoh len. Als'Dieb konnte von der Gendarmerie ein in Hainichen wohnhafter. 22 Jahre aller Bursche ermittelt und sestgenom- men werden. Er halte längere Zeit in dem Haus der bestoh lenen Arbeiterfamilie verkehrt und das Geld nach und nach gestohlen. Der Bursche Hai das Geld in leichtsiinniger Gesell schaft durchgebracht. Leipzig. Die spinale Kinderlähmung. In der Zeit vom 17. bis zum 22. September wurden in Leipzig siebe« Erkrantungs- und drei Verdachtsfälle spinaler Kin derlähmung gemeldet. Vom 1. August bis zum 22. Sep tember einschließlich lagen 39 bestätigte Erkrantungs- und 17 Verdachtsfälle vor, von denen sich 9 nicht bestätigt haben. Die bestätigten Crkrankungssälle verteilen sich auf 22 Klein kinder, 12 'Schulkinder und 5 Erwachsene. 4 Erkrankte, und zwar 2 Kleinkinder, 1 Schulkind und 1 Erwachsener, sind verstorben. Leipzig. Streik beendet. Nachdem die Leitung der Pittler-Werkzeugmaschinenfabrik A.-G. in Leipzig die Ankündigung zurückgezogen hat, eine Lohnkürzung vorzu nehmen, ilstfür die Belegschaft her StxPk beendet. Die Arbeit Chemnitz. Tödlich überfahren. Nachts gegen 1 Uhr wurde in Grüna auf der Staatsstraße nach Chemnitz der in Grüno wohnhafte, 45 Jahre alte Geschirrführer Os wald Thieme von einem Perlonenkraftwagen angesahren und auf die Straße geschleudert. Dabei erlitt Thieme eine schwere Schädelverletzung, die seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Der Autoführer fuhr unbekümmert nach Chemnitz weiter: sein Wagen dürste mit Blut bespritzt und beschädigt worden sein. LaMagsauslölung beantragt Die Nationalsozialisten haben im Sächsischen Landtag den Antrag eingebracht, der Landtag wolle beschließen sich aufzulösen, da er in keiner Weise mehr drM Volkswillen entspreche. LWangreiche Neueinsteltuage» Insgesamt 8406 X ' Leipzig, 26. September. Im Bezirk des Leipziger Schlichters, der die Gebiet» - Freistaat Sachsen, Provinz Sachsen, Thüringen und Anhalt i bearbeitet, hat bereits eine ganz erhebliche Anzahl von indu striellen und gewerblichen Unternehmungen von der Berech tigung des 8 1 der Verordnung zur Arbeitsbeschaffung Ge brauch gemacht. Bis Sonnabendmittag lagen bei dem Schlich ter Anzeigen über 3000 Rcueinstellungen vor. In dieser Zahl fehlen noch die Belegschaftsvermehrungen der Großbetriebe, , die in den letzten Tagen vorgenommen wurden. Rach Mitteilung des Verbandes von Arbeitgebern der sächsischen Textilindustrie sind rund 5400 Arbeiter neu einge- . stellt worden. j Keine Soypelwkhl in Sachfeu Dresden, 26. September. In der Presse war mehrfach die Möglichkeit erörtert worden, am 6. November, dem Tag der Reichstagswahl, gleichzeitig auch die sächsischen Kommunalwahlen stattfinden zu lassen. Wie wir hierzu erfahren, ist vom Sächsischen Ge« samtministerium in dieser Angelegenheit noch kein Beschluß gefaßt worden. Ein solcher wird voraussichtlich erst in der kommenden Woche, wahrscheinlich nach Gehör des am 29. September zusammentretenden Landtagsvorstandes, erfol gen. Doch dürfte, wie wir hören, kaum mit einer Zusammen legung der beiden Wahlen zu rechnen sein. Die sächsischen Ge- meindewablen norden vielmehr voraussichtlich zu einem spä teren Zeupuntl jrausawen. Gerichtssaal i Der Vezirksleiter des DMV zu Schadenersatz verurteilt Anfang 1928 waren bekanntlich in der Metallindustrie im Bezirk Dresden die Metallarbeiter in den Ausstand ge treten: Der Verband der Metallindustriellen hatte daraufhin den Deutschen Metallarbeiter-Verband und^dessen Bezirks leiter Teichgräber in Dresden auf Schadenersatz verklagt, da den Industriellen durch den Streik ein bedeutender Schaden . entstanden sei. Die Klage gegen den Deutschen Metallarbeitcr- verband war vom Landesarbeitsgericht in Dresden abgewie- sen Und diese Klageabweisung am 18. Oktober 1930 vom Reichsarbeitsgerich! bestätigt worden. Das Landesarbeits gericht Dresden hatte dagegen der Klage gegen den Bezirks leiter Teichgräber stattgegebe« und ihn zu 10 000 RM Scha denersatz nebst Zinsen verurteilt. Die Revision des Verur teilten wurde jetzt vom Reichsarbeitsgericht verworfen, da er den damaligen Arbeitskampf durch moralische und materiell« § Unterstützung verlängert habe. Sachsens Industrie siir Wirtschastsprogram» Dresden, 26. September. Der Gesamtvorstand des Verbandes Sächsischer Indu strieller nahm nach eingehender Aussprache über die Notver ordnung der Reichsregierung und ihr wirtschaftliches Pro gramm folgende Entschließung einstimmig an: „Seit den Jahren des Zusammenbruches hat der Ver band Sächsischer Industrieller Regierungen und Parlamente eindringlich davor gewarnt, das Werk des wirtschaftlichen und politischen Wiederaufbaues durch die Verwirklichung sozialistischer und kollektivistischer Gedankengänge zu gefähr den. Kaum ein Land hat unter der Nichtachtung dieser For derungen in so schwerer Weise durch den Zusammenbruch seiner Wirtschaft und die Verelendung seiner Bevölkerung gelitten, als das sächsische Industriegebiet. Die sächsische Industrie begrüßt es deshalb besonders lebhaft, daß das Wirtschaftsprogramm der Reichsregierung, mit der bisherigen Methode der Vertröstungen und Verspre chungen brechend, den Versuch macht, das Steuer grundsätzlich herumzuwerfen, um den Weg zum Wiederaufbau durch die Entfaltung privates Initiative freizumachen. Sie sieht in dem Beginn einer umfassenden, auf Verminderung der Ar beitslosigkeit gerichteten Wirtschaftspolitik dadurch als ge geben, daß das Programm im Gegensatz zur Politik früherer Regierungen unter Ablehnung von Eingriffen in die Sphäre der Privatwirtschaft die Notwendigkeit einer Lockerung der zahlreichen Bindungen und Belastungen, die den wirtschaft lichen Niedergang verursacht haben, anerkennt und ernste Schritte zu ihrer Beseitigung einleitet. Wenn auch die Maß nahmen der Reichsregierung' in einzelnen Punkten nicht ohne Bedenken zu betrachten, insbesondere vom sächsischen Stand punkt aus die Kontingentierungsabsichten als besonders ge fahrvoll abzulehnen sind, so wäre es doch verhängnisvoll, wenn vor lauter Bedenken der Wille zum Handeln erlahmte. Die sächsische Industrie lehnt es deshalb ab, den grotz- , zügigen, von Mut und Veranlworlungsfreudigkeit zeugen den Plaixduxch eipe negative.Kritik entwerten zp lassen.