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Nugwcttbcwerb bei Horni Terlicko (in der Nähe von Tesche») mit seinem Flugzeug tödlich abgestürzt. Das Flugzeug wurde vollständig zertrümmert. Zwirko und sein Begleiter Wigura wurden als Leichen aufgefundcn. Nach den bisherigen Feststellungen ist das Flugzeug über den Beskiden in einen Wirbel- vder Gewittersturin geraten, wobei der linke Flügel abbrach. Das Flugzeug stürzte in der Nähe von Tschechisch-Tesche» Hari an der Polnisch tschechischen Grenze auf einen Berg und wurde an einem Baum vollständig zertrümmert aufgefundcn. Die Leichen Zwirkvs und seines Begleiters, die furchtbar ver stümmelt waren, wurden nach der nächsten Eisenbahnstation geschafft, von wo sie nach Warschau äbtransportiert werden. Der tschechische Aero-Klub in Prag, der sofort von dem ji-Wück benachrichtigt wurde, hat den beabsichtigten Stern- flng sofort abgebrochen. Der zertrümmerte Apparat war derselbe, .mit dein Zwirko die Meisterschaft im Europa- Rundflug errang. Sportflugzeug auf die Gleise der Berliner Ringbahn abgestürzt. Zwei Schwerverletzte. Berlin, 11. September. Am Sonntagvormittag er eignete sich in nächster Nähe des Flugplatzes Tempelhof ciu schweres Unglück. Ein Sportdoppeldcckcr stürzte kurz nach dem Start aus 150 Meter Höhe auf die Gleise der Berliner Ringbahn ab, wobei die Insassen, ein Ehepaar, schwere Verletzungen davontrngen, so daß sie in das St.- Joseph-Krankenhaus übcrgeführt werden mußten. Bei dem abgcstürzten Sportflugzeug handelt es sich, um die Maschine 1) 1503. Der Besitzer und Führer der Maschine, Möbitz mit Name», aus Berlin, wurde leichter perletzt, während seine 29jährige Ehefrau Käthe so schwere Verletzungen davontrug, das; sie im Krankenhaus verstarb. Polizeihauptmann Jahns beim Segelflug tödlich abgestürzt. Darmstadt, 11. September. Der 39jährigc Polizei- hauptmann Jahns aus Darmstadt beteiligte sich am Sonn tag in seiner Geburtsstadt Lindenfels im Odenwald an ciacr Werbevcranstaltung der dortigen Segelfliehergruppe. Ta infolge des starken Windes die Schiilungsflüge der ittttgen Segelflieger abgebrochen werde» müßten, unternahm Fahns auf einem Segelflugzeug eine» Schauslug. Nach 27 Minuten brach in einer Rechtsknrve ein Flügel der Maschine. Hauptmann Jahns stürzte aus 150 Meter Höhe auf eine Felsengruppc und war sofort tot. Hauptmann Äl)»s war ei» ausgezeichneter Kriegs- und Pvlizeiosfizier. Vvr zwei Jahren widmete er.sich dem Segelflug. Beim diesjährigen Rhönwettbewerb erregte er durch seine Höhen- Age Aussehen und war mit der Plakette der Stadt Darm stadt ausgezeichnet worden. Segelflieger tödlich abgestürzt. Ulm, 12. Sept. Anläßlich einer Flugprllsung der Flie- kergruppe Ulm stürzte am Sonntag in der Nähe von Messelstein bei Donzdorf ein Segelflugzeug aus 60 Meter Höhe ab. Der 37 Jahre alt? Flieger Lang erlitt dabei einen schweren Schädelbruch und sonstige innere Verletzungen und starb bei der Ueberführuitg ins Krankenhaus. Die Maschine' wurde vollkommen zertrümmert. Der Flieger war erst einige Minuten in der Luft, als ein Windstoß bei Onem Landungsversuch die rechte Tragfläche seiner Ma- ichine abriß. Segelbootsungliick. Waren (Mecklenburg), 12. September. Am Sonntag uachmiltag kenterte die mit sechs Personen bemannte Se- ßeljolle des Lehrers Langmacker aus Waren auf dem See jn einer schweren Negenböe. Drei Insassen konnten sich durch schwimmen retten. Der Lehrer Landmacker, sein zehnjähri ger Sohn Eünther und der 21jährige Student Walter Langmacker aus Levenstorf, ein Bruder des Bootsbesitzers, 'unden den Tod in den Wellen. Die Leichen konnten noch dicht geborgen werden. französischer Ballon vom Sturm nach Schlesien abgetrieben. Löwenberg (Schles.), 12. Sept. Am Sonntag landete "> der Nähe von Harpensdorf (Kr. Löwenberg) ein fran- Wcher Luftballon, der mit drei Personen besetzt war. -ber Ballon war Sonnabend nachmittag in Paris aüfgestie- ge» »nd hatte angeblich bis Brüssel fliegen wollen.' Der üarke Sturm hatte ihn bis nach Schlesien abgetrieben. Die ranzösischen Passagiere sind vorläufig in der Nähe von ^owenberg einquartiert worden. Sie dürften nach Klar- ^llung ihrer Angaben wieder freigelassen werden. ' .»„»WM— Wms IlmM M WengM. Orkanstärke 12. — Sturmflutgefahr. Hamburg, 11. Sept. Der Sonntag brachte Hamburg «nd dem gesamten Küstengebiet ein Unwetter, wie es schon seit langem nicht mehr geherrscht hat. Wenn der Ausent- halt im Freien am Morgen noch einigermaßen erträglich war, jo war er am späten Nachmittag fast unmöglich. Ein wahrer Hexensabbat brach über Hamburg los. Eins Regen- und Sturmböe jagte die andere. Mit ungeheurer Gewalt peitschte der Sturm, der eine Orkanstärke erreicht hatte, die Regenmassen durch die Straßen, alles was nicht nie- und nagelfest war, mit sich reißend. Außerdem kam wolken- bruchartiger Regen hernieder, so daß teilweise die freien Plätze der Stadt überschwemmt waren. Von der Seewarte wurden Sturmböen in einer Stärke von 28 Sekunden metern gemeldet. Die Stationen der Nordsee meldeten am Nachmittag, daß im ganzen Küstengebiet Orkan mit Stärke 12 wütet. Mit rasender Wucht trieb der schwere Nordwest- sturm die ungeheuren Wassermassen in die Elbmündung. Auf der Reede von Cuxhaven sind zahlreiche Schisse aller Nationen vor Anker gegangen, um besseres Wetter abzu warten. Die Deutsche Seewarte ließ durch Rundfunk be kanntmachen, daß für die deutsche Nordseeküste Saurmflut- gefahr bestehe. Die nächste Fluttide, die Hamburg am Mon tag früh erreicht, wird voraussichtlich einen erhöhten Wasserstand von Itztz Metern über Normal zur Folge haben, was also Sturmflut bedeutet. Das Unwetter dürfte noch bis Montag mittag andauern und dann ein allmähliches Ab flauen erfahren. Wie aus Kiel gemeldet wird, kenterte am Sonntag nachmittag in einer Sturmböe auf der Föhrde das Fischer boot W 66. Die Insassen, zwei Männer und eine Frau, konnten im letzten Augenblick von einem zur Hilfe geeilten Polizeiboot gerettet werden. Die Fliegende Familie in Seenot. 808-Nufe verstummen. Kopenhagen, 11. Sept. Bei der Leitung der Grönland- Kolonie in Kopenhagen ist soeben ein Radio-Telegramm aus Angmagssalik eingetroffen, daß das Flugzeug der „Fliegenden Familie" heute nachmittag um 15.18 Uhr 28 bis 30 Seemeilen südwestlich von Angmagssalik 808-Nufe abgegeben habe und auf See eine Notlandung vornehmen mußte. Bis 18.23 Uhr war die Funkstation in Angmagssalik in ständiger Verbindung mit dem Flugzeug, in dem sich bekanntlich acht Personen — darunter Hutchinson, seine Frau» seine beiden Kinder, Mechaniker usw. — befinden. Seit 16.23 Uhr antwortet das Flugzeug nicht mehr. In zwischen wurden die 808-Rufe von dem englischen Fisch dampfer Lord Talbot der in der Nähe der Unfallstelle fischte, aufgesangen. Der Dampfer eilte sofort an die angegebene Position, fand aber von dem Flugzeug keine Spur. Die Nachforschungen nehmen ihren Fortgang. Hutchinson be fand sich unterwegs auf dem Flug die Küste entlang von Julianehaab nach Angmagssalik. Inzwischen gibt die Leitung der Erönland-Kolonie Kopenhagen bekannt, daß inan versuche, mit Dr. Knud Ras mussen, der sich augenblicklich in SLostgrönland an Bord des Hochseefischkutters „Th. Stauning" befindet, in Verbindung zu kommen, damit er sich an Bord des „Th. Stauning" an die Unfallstelle begibt. Sturm über Berlin. Berlin, 11. Sept. Der starke Sturm, der an der Nord- sceküste tobt, machte sich auch über Berlin geltend. Den ganzen Sonntag nachmittag über schwoll der Sturmwind mit Regen untermischt an. Die Fußgänger vermochten sich kaum auf den Beinen zu halten. Die Feuerwehr wurde von allen Seiten alarmiert. Sie mußte fortgesetzt Hindernisse wie entwurzelte Bäume, herabgerissene Schilder, nmge- stürzte Zäune usw. forträumen. 15 Personen erlitten zum Glück leichtere Verletzungen. Sie konnten in den llnsall- stellen verbunden werden. Kurz vor Mitternacht ließ die Gewalt des Sturmes merklich nach. Mr Mord an dm Arzt in Hails auWärt. Der Täter nach einem zweiten Mord in Duisburg verhaftet. Duisburg, 11. Sept. Der 35jährige Kaufmann Heinrich Becker aus Halle a. d. Saale hat am Sonnabendvormittag den im Hause Heinrichstraße 6 in Duisburg wohnenden Goldschmied Heinz Buchholz in dessen Wohnung mit einer Pistole erschossen, weil Buchholz angeblich früher zu der Ehefrau des Beckers Beziehungen unterhalten hat. Becker wurde verhaftet. Er hatte am 16. August 1927 auf der Straße in Halle seine Ehefrau wegen dieser Beziehungen erschossen. Auch die langjährige Kerkerhaft, die er ^ür diese Tat verbüßen mußte, konnte seinen Rachegelüsten keinen Abbruch tun. Becker hatte sich im Gefängnis gut geführt und war aus diesem Grunde jetzt begnadigt worden. Der Mörder gab bei seiner Vernehmung an, daß er eigens von Halle nach Duisburg gekommen sei, um sich an Buchholz zu rächen. Er begab sich zur Wohnung des Gold schmiedes, wo ihm dieser entgegentrat Als dieser die Frage, ob er der Goldschmied Buchholz sei, bejahte, zog Becker ohne ein weiteres Wort eine Mauserpistole und streckte den Gold schmied durch drei Schüsse, die ins Herz drangen, nieder. Nach der Tat verließ er in aller Ruhe das Haus. Von Hausbewohnern wurde er verfolgt und in der Tonhallen straße von einem Polizeibeamten verhaftet. Ohne Wider spruch ließ Becker sich abführen. Bei seinem Verhör gestand er, in Halle den Arzt Dr. med. Boes in seinem Sprech zimmer erschossen zu haben. Auch Dr. Boes habe zu den Männern gehört, die zu seiner Frau Beziehungen unter halten hätten. Nach dieser Tat sei er sofort nach Duisburg gefahren, um an dem Goldschmied Buchholz Rache zu nehmen. Aufklärung des Frauenmordes am Tempelhofer Ufer. Berlin, 11. September. Der Frauenmord am Tempel hofer llfer erscheint nach dem jetzt vorliegenden Material aufgeklärt, wenn auch ein Geständnis noch nicht vorliegt. Als dringend verdächtig wurde von der Mordkommission der 23jährige Bürogehilfe Friedrich Stark ermittelt. Stark flüchtete aus Berlin, die Spuren wiesen nach Stuttgart. Daraufhin wurde die dortige Kriminalpolizei ersucht, nach dem Mörder zu fahnden. Auf Grund der gegebenen An haltspunkte wurde er im Laufe des Sonntags dort er- miticlt und festgenvmmen. Kriminalkommissar Dr. Bartsch ist nach Stuttgart entsandt worden, um die ersten Ermitt lungen zu führen und Stark nach Berlin zu bringen. Stark hat sich in Berlin umhergetrieben und verschiedene Dieb stähle als sogenannter Einmietedieb ausgeführt. Am Tage nach dem Mord ist er aus Berlin verschwunden. Nach weislich hat er in Berlin Sachen veräußert, die er dem Untermieter der Frau Bruscato entwendet hatte. Die Festnahme des 23jährigen Bürogehilfen Friedrich Stark erfolgte auf Grund der Mitteilung eines Freundes an die Kriminalpolizei. Ihm hatte Stark eingestanden, den Mord an der Sprachlehrerin Carl-Bruscato in Berlin begangen, zu haben. Lus aller Wett. * Der Führer der SA. Gleiwitz-Zernik aus der Unter suchungshaft entflohen. Die Polizeipressestelle Gleiwitz teilt mit: „Am Sonntag zwischen 14 und 15 Uhr ist der Führer der SA. Gleiwitz-Zernik, Rolle, der als Untersuchungs- gefangcner sich im Groß-Strelitzer Krankenhaus einer Ope ration unterziehen sollte, aus diesem während der Besuchs zeit geflüchtet. Mittels eines Personenkraftwagens, der mit uuifvrnüerten Nationalsozialisten besetzt war, ist er nach unbekanntem Ziel abgefahren." * 13 Reichswehrpferdc durch elektrische» Schlag ge tötet. In der Nacht zum Sonntag kam es in der Schwe riner Artillerickaserne zu einem eigenartigen Unfall. In folge schlechter Isolierung der Lichtleitungen, Vie vermutlich infolge der herrschenden Nässe entstanden war, erhielten die Leitungen Erdschluß. Hierdurch kamen die eisernen Tressen der Pferde sowie die eisernen Halfterketten der Tiere mit dem Strom in Verbindung. 13 Pferde wurden durch den elektrischen Schlag getötet. Es handelt sich um das Pferdematerial des Trompeterkorps des in Schwerin stationierten Reichswehr-Artillerie-Regiments 2. * Der Raubüberfall auf den Düsseldorfer Geldbrief träger aufgeklärt. — Der Täter ein 18jährigcr Lehrling. Der Raubüberfall auf einen Geldbriefträger am Freitag, bei dem der Beamte lebensgefährlich verletzt wurde, hat bereits seine Aufklärung gesunden. Die Polizei verhaftete als Täter einen 18jährigen Lehrling Schildunger. Das geraubte Geld, 1200 RM., konnte bis aus einen Betrag von 15 RM. wieder herbeigeschasft werden. Koma» von v. Larevbown H) «Nachdruck verboten.) „Durchlaucht!" Er sagte Durchlaucht, er muß es sich also zurechtgelegt haben — „Durchlaucht, wenn ein Mensch etwas nicht sagen will, kann ihn keine Macht der Erde dazu zwingen.. Warum zögern Sie so lange . . . will mit meinem Leben dafür sühnen." Da, in, diesem Moment kam mir das Groteske, das Gefährliche der Situation zum Bewußtsein; ich mit diesem Menschen, der, .ich weiß nicht was in mir vermutet, hier 'n dieser Einsamkeit allein. Du weißt, daß ich keine gurcht kenne, aber unwillkürlich fahre ich mit der Hand W die Brusttasche, ich habe manchmal eine Waffe bei mir, unterbewußt kommt mir der Gedanke, daß er doch augen- dheinlich ein Narr ist, jedenfalls mache ich die Bewegung, öch sehe noch, wie er die Augen schließt, die Arme aus- öwilet, einen Schritt zurücktritt. Ich sehe, wie sich ein delsbrocken löst, sich neigt. Ich schreie auf. Zu spät. Der »elfen und er, beide weg! Ich stürze vor, ich schaue hinunter, die wilde Bran dung zisch, mir hohnlachend ins Gesicht. Nichts zu sehen. Ich habe irgendwo gelegen und geflucht und ge ltet, denn mein erster Gedanke war, däß er jetzt stumm 'st, und dqß alles verloren ist, und daß ich mein Leben 'W diesem rasenden Verlangen nach der Unbekannten Erbringen niuß, und dann habe ich gedacht: Mörder! . So, du hast also jetzt einen Mörder zum Freund, Honoree, man kann es auch milder ausdrücken. Jeden- Ms habe ich den Menschen ans dem Gewissen. Wenn er ein Narr war, so war er ein gottbegnadeter "arr und hatte die Narrheit, für die gewöhnliche Sterb- iche ein Vermögen hingeben würden, die Narrheit des Genies. Franceschetto. * . Am nächsten Abend steht Steffen Mertens aufrecht 'U seinem Boot und stemmt sich gegen den Sturm, und 'Wer seinen buschigen, weißen Brauen sind die hell- Oa„en Angen voll Wasser. Ja, sein Weib ist gesund, Und A im Boote liegt er, der Herr, der gute . . . Ans den Klippen hatte er ihn sich erkämpft, denn die hellblauen Dann standen wir einander gegenüber. Was ich Rredet habe, weiß ich nicht mehr. Ich habe gefragt, be ¬ fohlen, gedroht, gebeten, gefleht... Du kennst mich, Honoree, Du hast mich schon einmal gesehen in Leidenschaft und Wut. Seine Ruhe machte mich rasend. Dann beschwor ich, versprach Summen, er aber lächelte und sagte: Augen sind, wenn sie klar sind, so scharf, daß sie meilen weit sehen, wo etwas ist, was nicht dahin gehört. Und so sah Steffen Mertens in den Klippen hängen, was nicht dahin gehörte und holte es ein. Dann stan-d ein Häuflein Menschen an; Strand. Keine Klage. Kein lautes Wort. In der Gottesfrühe eines Sonnenmorgens haben sie ihn beerdigt. * * Den 2. Juli 1927. Lieber Honoree! Sie haben ihn beerdigt. Ich war dabei. Ich kann mich doch nicht feig aus dem Staub machen. Herrgott, Honoree, was war das für ein Mensch! Zwei Zettel hat man gefunden, auf dem einen stand: „Uber meinen Tod soll nicht geforscht werden. Ich gehe freiwillig." Warum, wieso? Freiwillig? Verstehst du das, Honoree? Er ist doch von der Voraussetzung ausgegangen, daß ich ihn töten will. Doch sagt er: freiwillig. Vielleicht, daß ich keine Ungelegenheiten haben soll. Giht es so etwas? In dieser niederträchtigen Welt gäbe es so etwas? Eigentlich, warum nicht? Wenn einer eine unver hüllte Frau so malen kann, daß man zu ihr aufsehen mutz wie zu einer Heiligen, so einer kann es auch fertigbringen, seinem eingebildeten Verfolger noch die Scherereien aus dem Weg zu räumen. Warum nur gerade ich sein Ver folger sein sollte, gerade ich! Der zweite Zettel war an mich. „Durchlaucht, lassen Sie es genug sein mit der Sühne, die ich Ihnen durch meinen Tod biete." Mir noch unverständlicher. Dann war ich am kleinen Friedhof. Ich habe es wirklich fertiggebracht, dabei zu sein, von Anfang bis zum Ende. In meinen Händen brach ein morsches Kreuz vom Grabe eines Unbekannten, den wohl einmal eine Welle angespült haben mochte. Ich mutz mich daran ge klammert haben, denn ich habe meine Knie wanken gefühlt. Dann habe ich mich über den Hügel geworfen. Er Hal mein Leben, meine Hoffnung, die letzte Energie, die ich durch ihn und sein Meisterwerk zurückgewonnen, mit hinuntergerissen in die Gruft. Aus! Jetzt gib mir wieder Whisky mit Soda Honoree, wenn ich nach Hause komme, wenn das nicht genügt, dann Kokain . . . oder Morphium! Ich höre auf zu' leben, wenn ich aufhöre nach meinem Glück zu suchen. Außerdem bin ich ja so gut wie ein Mörder. Er hat gesagt, er malt nicht mehr, oh, er hätte wieder gemalt! Man hat nur diese Angen sehen müssen, da war noch mehr als ein Gottesfnnkc darin. Und ich, ich habe diesen Menschen . . . Ich bleibe noch hier. Die Nnhe der Landschaft kühlt meine Stirn nnd vielleicht . . . mein Herz. Dein Franceschetto. * * * Den 10. Juli 1927. Ich bin noch immer hier. Niemand hat mich gefragt. Möglich, daß uns beide damals kein Auge gesehen hat, als das Gottes allein. Draußen die Fischer, sie Haden den Blick auf Wolken, Segel, Wasser und Netze, und die Frauen, sie kochen, waschen und scheuern, was kümmert sie, wer geht, steht und fällt. Ich fürchte mich, von hier wegzugehen, denn hier ist noch Ruhe. Wenn aber einmal die Räder unter meinem Wagen sich drehen, wird mich wieder der Drang nach Bewegung überfallen, und dann werde ich anfangen, durch die Welt zu rasen, weil ich der Herzog Jmmi- nicelli bin. Dein Franceschetto. * Nach vier Tagen kam der Bries zurück. Auf dem Um schlag staud: „Adressat verreist, unbekannt wohin." Fran ceschetto nahm ihn, warf ihn einer Welle zu, die ihn spielend weitergab, und flüsterte mit erbleichten Lippen: „Ja, einen Mörder oder Halbmörder zum Freunde zu haben, lieber Honoree, du hast recht, es ist besser, man... verreist." Dann warf er sich am Strande hin nnd sah stundenlang über das lichtlose Meer. s , * 4: Im Palazza Jmminicelli in Venedig hält die junge, flotte Prinzessin Isabella Vantuelli Oretta bei beiden Händen. „Komm mit! Sei doch nicht so ungeschickt. Komm mit auf vier Wochen, auf drei, aus vierzehn Tage! Du versäumst doch nichts hier! Wir fahren in die Schweiz, dann an den Rhein, dann nach Paris!" „Isabella, ich bitte dich, dränge nicht in mich, ich kann nicht!" „So sag doch wenigstens, daß du eine Liebschaft hast, die dich hier hält, damit ich es verstehen kann." „Isabella! Man hat doch Pflichten gegen den Namen, die Ehre des Hauses. (Fortsetzung folgt.).