Kasten, die einander gegenseitig abstoßen, trägt das indische Volk doch im großen und ganzen den Stempel der Knecht schaft an der Stirne und sieht in jeden: Europäer einen Ver treter der herrschenden Rasse. Umgekehrt in China! Hier tritt dem selbstbewußten Europäer der zehnmal selbstbewußtere Chinese entgegen. Hier hat der Europäer ein Volk vor sich, das durch den Sturm der Jahrtausende hindurch sich seine politische und geistige Selbständigkeit bewahrt hat, dessen Erziehung und Kultur ihm nicht von daher und dorther zugetragen und vermittelt worden, sondern ganz auf den: heimischen chinesischen Boden erwachsen ist. Die Geschichte der Chinesen geht bis auf 4000 Jahre zurück. Sie waren schon ein Volk, als an Abraham der Ruf erging: „Gehe aus deinem Vaterland in ein Land, das Ich dir zeigen werde." Tic Kulturvölker des Altertums, die Aegypter, Assyrer, Grieche» und Römer sind gekommen und wieder gegangen; China hat sie alle überlebt, es hat 28 Herrscherhäuser auf seinen: Thron gesehen und steht heute noch da in ungebrochener Kraft. Und man denke doch ja nicht, daß ihm Stürme erspart geblieben sein:, wie diejenigen waren, welche die andern Volker zu Grunde gerichtet haben. China hat im Lauf der Zeiten neben einer ungezählten Menge von Revolutionen in seinen: Innern zwei vollständige Eroberungen durchgemacht: das einemal durch die Mongolen, und dann später, um die Mitte des 17. Jahrhunderts, durch die vom Norden aus der Mandschurei hereinbrechenden Tataren, die sich des Thrones bemächtigten und die bis auf den heutigen Tag in jeder Provinzhauptstadt eine Tatarenbesatzung, mit ihren: unnüttel bar von: Kaiser in Peking abhängigen Tatarengeneral an der Spitze, unterhalten. Aber so groß ist immer wieder die Lebenszähigkeit und Aufsaugungsfähigkeit des chinesischen Volkes gewesen, daß ihm seine Eroberer wenig haben anthun können, ja daß sie selber zu Chinesen geworden sind, weil sie eingesehen haben, daß es das klügste sei, den Chinesen ein Chinese zu werden. Und so hat sich denn der zweite Mandschurenkaiser, der berühmte Kang hi, bei seinen: Volk durch Pflege der chinesischen Litteratur und Wissenschaften