20 vinz vergiebt eine Anzahl höherer Stellen an die, die ihm am meisten dafür zahlen, und diese stellen dann nach dem selben Grundsatz das Heer der Unterüeamten an. Damit ist natürlich der Korruption Thür und Thor geöffnet, und sie wird dadurch noch schlimmer, das; die Anstellung nur auf drei Jahre gilt. Man hat berechnet, daß ein solcher Beamter, wenn er es klug anstelle, in den zwei ersten Jahren höchstens auf seine Kosten komme, das dritte Jahr aber schließe er mit einem erklecklichen Reingeivinn ab. Das Beamtentum ist jedenfalls der wundeste Fleck ini chinesischen Itaatsleben. S. KHinesistHes Wolks- und Ianrilienleben. Als schützender Damm stellt sich aber der Willkür der Beamten das ausgeprägte Familien- und Stammes- bewußtsein der Chinesen entgegen. Hier findet der einzelne seinen Halt und umgekehrt wächst die Bedeutuug eines Stamms niit der Zahl der Zugehörigen. Ans dem Land bilden gewöhnlich die Hänpter der an gesehensten Familien oder andere einflußreiche Leute den „Rat der Dorfältesten". Derselbe ist von der Re gierung anerkannt, ja es hat schon Fälle gegeben, wo ihm das Recht über Leben und Tod zugesprochen worden ist. Bor diesem Rat schlichten streitende Parteien ihre Händel lieber, als daß sie zum Mandarinen gehen, zu dem der Weg nach dem Sprichwort „mit Silber gepflastert werden muß." Die Autorität der Dorfältesten wurzelt zuletzt in der Autorität, welche der Vater über seine Linder hat, und so sehen wir uns wieder auf der entscheidenden Bedeutung des Lebens der FamiZie sürs chinesische Volksleben hingeführt. Tie SchaMmfetkendes heidnischen Familienlebens treten aber leider auch beim chinesischen Volke sehr grell hervor. Be zeichnend ist es schon für die Stellung der Frau, daß sie uie neben ihrem Mann zu sehen ist; man könnte wahrhaft meinen, so ein chinesisches Ehepaar lebe geschieden; sic gehen nicht miteinander; der Chinese fände das entsetzlich unschicklich. Eigentlich gilt es nicht für recht, mehrere Frauen zn haben, außer wo die erste Ehe kinderlos ist; in diesem Fall ist es