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D Stimmen aus dem Leserkreis. D Strauch, Richard Zoozman». L t r r n n Romau von Wolfgang Markern n. Sortsetzun«. h der c> Auto ,um Aauvb l- g n: c- n q. !t L » i » N N N z ) e Der alte Geheimrat von Große, Aufsichtsratsmitglied vie ler Aktiengesellschaften, eine Leuchte im Stahlwesen, war ein Mann Ende der Sechzig. Aber er ging noch aufrecht wie Junger daher und wirkte in seinem Auftreten wie einer der Grandseigneurs der alten Schule. Als ihm der Besuch seines Sohnes telegraphisch gemeldet wurde, schüttelte er erst erstaunt den Kopf, dann ging ein un merkliches Lächeln über seine hageren Züge. „Der verlorene Sohn kommt zurück!* sagte er zu seiner Frau Agnete, die eben ins Zimmer getreten war, und reichte ihr das Telegramm. 1 5 Mikel Frau von Große las es mit Tranen in den Augen, was Geheimrat unwirsch feststellte. d s k c. ie n i. Nun zieht draußen wieder tiefe Ruhe «in. Nur Eier, und Apfelsinenschalen, Blechbüchsen und Zeitungspapier verraten, daß es ein Völkchen gibt, das hier zuweilen Mensch sein dar^ di« Frau oder da» Mädel mit einem Schnupfen zu Bett liegen muß. Und zuletzt das herrlichste Gebiet von allen, di« Jugend- Wanderung. Früh, wenn der Bürger sich noch einmal im Bett umdreht, geht's hinaus, Bub und Mädel harmlos »«benein- ander, mit Klampfe und Geige und frohem Sai entwickelt sich auf d< ander, mit Klampfe und Geige und frohem Sang. Später ent- entwickelt sich auf dem „Horst*, unter dem sich weit die Heimat breitet, ein geschäftiges Leben. Da wird abgekocht und der knur- rende Magen beschwichtigt. Der Führer liest eine begeisternde Dichtung vor. Jeder gibt, was er kann, einer steigert sich am andern. Wehmütige und heitere Volksweisen erklingen. Oder auf stiller Waldwiese schlingt sich der Reigen buntgekleideter Mädchen zum Volkstanz. Herzerhebend, solch eine Schar heim- ziehen zu sehen mit frischem Sang, in dem das Erleben des Tags metallisch schwingt. Heimatlich mutete Karl alles an, als er wieder in dem Haus der Eltern war. Die alten Dienstboten, die schon seit Jahr- zehnten im Hause waren, machten erfreute Gesichter, als sie den Zungen Herrn wieder sahen. Frau von Große aber war überglücklich vor Freude. - Ihr Junge war wieder daheim! Es war ihr mit einem Male, als fei Sonne und Wärme kn ihr stilles Heim gekommen, als belebten sich die Räum« und er- wachten tausend schöne Erinnerungen. In rührender Weise umsorgte sie den Sohn. O, sie wußte ganz genau noch seine Lieblingsspeisen, mußte, was ihm einst Freude gemacht hatte, und es war ja so Uber alle Maßen beglückend, in Mutterliebe aufgehen zu dürfen. Der Geheimrat wurde von ihrem Eifer angesteckt. Lr holte seine besten Zigarren hervor und den ältesten» feinsten Wein aus dein Keller. „Du hast . . . deinen Jungen wohl recht, recht sehr vsr- mißt, Agnete?" sagte der Geheimrat gütig und strich seiner Lebensgefährtin über dm weißen Scheitel/ Sie senkt« das Haupt und weint«, so innig und tief, wi« nur «ine Mutter wemen kann, daß der alte Geheimrat ganz erschüttert stank VenAMKsUu Goldgeslügelt« Libellen Segeln sumsend über'm Bach; Hoch am Himmel ist mit hell«» Lteder« längst di« Lerche wach. Um die Blumen, um die Gräser Spielt der Maiwind lind und sau, Tänzelnd hüpft d«r Flötenbläser Frühling durch den Morgentau. Seine frohen Ltederschalle Finden all'ortS gute Statt, Und aw Künstler spielt er alle Melodien von jedem Blatt. „Glaub's wohl, Mütterchen. Ist ja dein Junge, dem alle deine Liebe galt, und ... das will ich ihm hoch anrechnen . . . der seine Mutter abgöttisch liebte. Also freuen wir uns, Agnete, daß er kommt. 'Machen wir unter das Alte einen Strich. Aber . . . weißt du, die Eharlott«, unsere Nichte, die muß er zur Frau nehmen. Mein Lreblingswunsch muß erfüllt werden/ Da legte sie beide Arme auf seine Schulter und sagte ernst: „Nein"! Sie fühlte, als sie das Wort aussprach, baß sie ihm weh tat. „Max, verlang das nicht von ihm. Denke daran, daß wir uns zu einem glücklichen Leben voll Harmonie und Freude zusammengefunden haben, und so muß es unser Junge auch tun. .Ja, das muß er. Charlotte ist ein liebes Kind, das mir sehr ans Herz gewachsen ist, ob sie aber für unseren Sohn die Rechte ist, das, lieber Mann, können wir nicht sagen." Der Geheimrat schwieg dazu und nickte nur. „Gut," sagte er nach einer Pause. „Er soll kommen, das andere wird sich finden/' „Die Arbettl" sagte der Geheimrat voll Staunen. Karl nickte fröhlich. „Ja, Vater! Ich arbeite, und da« ordentlich mit Inbrunst." „Dann warst du nicht umsonst die Jahre fort!" sagte der Geheimrat lächelnd und fühlte sich wie befreit. „Rein, Vater!" entgegnete Karl. „Du hast mir ja . . , verzeih' mir dos Wort . . . das Arbeiten nicht beigebracht, hät test mich dazu zwingen sollen. Drum mußte ich es selber tun. Aber ... soll das Alte vergessen sein, Vater?" „Es ist ausgelöscht!" sagte der Geheimrat fest. „Ich freue mich deiner Worte, und du bist mir nun doppelt willkommen/ Mr selbst wurde am Pfingstsonntag au« berufenem Munde eine Beurteilung meiner Wanderweife. In einem abseits ge legenen Dorf war ich mir des rechten Weges nicht mehr ganz gewiß, wollte aber auch die Karte nicht erst aus dem Rucksack hervorkramen. Ich fragte also «inen am Weg« stunden Bauernjungen, einen wahren Staatskerl. Der sah mich halb mißtrauisch, halb erstaunt an. Nach einigem Zögern kam die Antwort: so und so. „Wie weit Ist's denn?" „Eine halbe Stunde." Das schien mir denn doch nicht gan-geheuer. Ich holt« also di« Karte noch hervor, bestimmt« die Richtung, ver- folgte den angegebenen Weg. Alles etwas ausführlich, denn ich bemerkte, wie der Junge mit offenem Munde mein Lu« be«Ä »dachtet«. Dann maß ich die Entfernung nach. „Jawohl, mein ' Jung, das stimmt alles. Nur, in einer halben Stund« ist nicht zu schaffen. Da» sind ja schon S Kilometer Luftlinl«". ging weiter und wollte eben in den Wald «indtegen, da schimi «» hinter mir: »Brummoch»!" Ich drehte mich um. Stand da« Kerlchen, dt« Hände zum Trichter vor dem Mund« «foi und brüllte noch einmal: „Drummochs!" Dann machte er k und verschwand eilend». Do» Wa»0er«. i . Mannigfaltigkeit der Charakterbildung ist «ine Eigenart unsere» starken Volke», vielaestaltig ist auch die Form unseres Wanderns. Besonders deutlich tritt sie an Festtagen hervor, wenn der gesund« Teil der Bevölkerung — soweit es Freizeit und Geldbeutel gestatten — aus aller Unnatur zurückfindet zu dem faustischen: Hier bin ich Mensch, hier d<mf tch's sein! Da ist zunächst die Wanderung in Gruppen. Saftig« Herrenpartten, Berelnswandsrungen mit Kind und Kegel sind an Feiertagen besonders beliebt. Da ist auf einer grünen Wiese «in Kreis von hemdärmeligen Männern um den Dirigenten gebildet, und schon erklingt aus gewölbter Brust die oft gestellte Frag«: „Wer hat dich, du schöner Wald . .." Oder es kommt ein« Schar von Männern daher im Gleichschritt, und schmetternd schallt's durch die Wälder: „Turner, auf zum Streite .. ." Dann ist da die Familienwanderung, besonders zahlreiche Familien meist allein, andere befreundete zusammengeschlossen. Eie ist oft «in« gewaltige organisatorische Aufgabe — die Wirt- schaftliche bleibe hier lieber unerörtert — für das Familien- »berhaupt, vielfach entbehrt sie auch bei hin- und herzerrenden Wünschen der einheitlichen Führung. Mittelpunkt ist der Kin derwagen, in dem so «in molliges Kerlchen di« Ozonluft schlürft, nicht ahnend, welche Wohltat ihm erwiesen wird, viel- mehr mit tyrannischer Hartnäckigkeit teils unverständliche, teils Unerfüllbare Wünsche äußernd. Dazwischen hin und her wim- melno di« Schar der älteren Kinder, hier von den bunten Blu- men auf der Wiese angezogen, dort einem Schmetterling nach- jagend, immer ängstlich verfolgt von Elternaugen. Während diese Wanderungen sich aus Bequemlichkeit oder Zweckmäßigkeit meist auf den breiten Straßen bewegen, ist da noch ein ganz großes Gebiet, voll von Poesie, das auf schatti- gen Waldwegen, auf abseitigen Wiesen sein heimliches Wesen hat. Es ist di« Wanderung zu Paaren, meist aus Anstands- gründen mehrere vereint, zuweilen auch einzeln, wenn ein Mädel auf die Klatschbasen pfeift. Selige Zweisamkeit in der Natur! Wer brächt« es fertig, störend aufzutauchen, wenn solch ein junges Paar, auf einem einsamen Berggipfel andächtig ver- funken Hand in Hand stehend, weit über die wogenden Walder «ns Abendrot schaut! Und da ist noch, manchmal spöttisch, jedenfalls aber inter- essiert beobachtet, der Einzelgänger. Zuweilen tritt er, sonn- verbrannt, allen äußeren Kleidungsprunk souverain verach- tend, aus einem Seitenpfäd auf die Straße und wandert ein Stück im Strome mit, bis ihn der nächste Seitenweg verschlingt. Ganze Romane von tragischem Leben kann die dichtende Phan- taste um solche Gestalten spinnen. Häufig erfährt man dann allerdings, wenn man einmal die Tatsachen feststellen kann, daß Kling«, lieber Frühling, klinge Fröhlich hin um Busch und Und auch unser Herz durchdringe Deiner Flöte süßer Hauch. 0cheb«r-R«chtfihutz bm» Verlag O«ar Meist«, »erb«, Sa. „Mir scheint, es rührt dich ein wenig, Agnete?" „Ja, ja!" sagte sie mit.bebender, glücklicher Stimme. „Er ist doch unser Sohn." - Gedankenvoll nickte -er Geheimrat und sagte ernst: „Ja, Agnete. Ich . . , denke auch daran. 'Hoffentlich ist er ein an derer geworden. Dann, ddnn soll's mich in meinen alten Ta gen noch freuen. Mein Haus steht ihm offen." Dankbar sah ihn die Frau an. „Ich wußte es, Max, daß du dich auch nach ihm gesehnt hast." „Gesehnt?" lächelte der alte Herr. „Gott, was ist das für ein Wort: gesehnt. Ich hab oft an ihn gedacht." „Ja, ja, mehr als du es dir eingestehen willst. Ich weiß es. Er war doch dein Stolz." „Er war mein Stolz!" sagte der Alte tiefaufatmend. „Ja, Und ich dachte, daß er in meine Fußstapfen treten würde. Ein Glück ist es, daß die Schauspielerin einen anderen geheiratet hat. Ich habe mich, als ich «s hört«, wirklich gefreut. Sieh, Agnete, mir war Karl durchaus nicht so gleichgültig, um mich nicht einmal gründlich mit seiner Braut zu befassen, nein, ich . . . ich hätte vielleicht auch nichts gegen die Heirat gehabt, aber ... die Frau war nichts für ihn. Wirklich nicht! Wir leben in einer anderen Zeit, man muß sich anpaffen. Ich mühe mich darum, ganz geht es nicht, aber doch soviel als notwen- big ist." Sie nickte zu seinen Ausführungen und sagte dann aus dem Herzen heraus: „Hoffentlich bleibt er bei uns." Der Geheimrat fuhr mit sein ' bahnhof, um den „verlorenen" L Ihre Herzen schlugen schnell entlang kommen sahen. Ihr Junge! Der stattliche junge Mann, ! > nur so aus den Augen sprüht«, di blasierte Elegant, als den sie ihn Ein ganz anderer war er je er so erst richtig ihr Sohn. So h hatten st« sich ihn ausgemalt, u Freude erfüllt. Karl sah di« Eltern. Er umarmte erst die weim z ^ie beseligend war es für starke Innigkeit fühlte, die von il Die beiden Männer begrüß! „Sei uns herzlich Willkomm, heimrat voll innerlicher RUHrum „Wie hast du dich verändei Große, und in der Mutter Stinu „Verändert!" lacht« Karl he ßer nicht mehr gut?" „Besser, Karl, viel besser! Je da bist. Aber jetzt bleibst du wü Karl schüttelte ernst den Ki nicht . . . aber vielleicht bald. Alrück. Die Pflicht ruft, die Arb ! Wassermangel auf dem Auer Friedhof. Nur 3 Tage sommerlichen Wetters haben genügt, um die unmöglichen Zustände in punkto Wasserversorgung auf ! dem Auer Friedhof St. Nicolai von neuem heraufzube- j schwören. Ich glaube im Ginne vieler zu sprechen, wenn , ich diesen Dunn öffentlich anschnetde. Die neuen Gräber kommen «rfahrungsgemäß f«tt langer Zett immer in die obere Hälfte hinter das Gefallenenkreuz zu liegen, daS Was ser Zum Gießen der mit vieler Liebe gepflanzten Blumen - muß man sich nach dort oben seit Sonntag bereits wie der aus dem unteren Becken heranholen, und dies schon 1 jetzt, nachdem wir bis kurz vor Pfingsten kühle, nasse Wit terung hatten. Die gelösten Stellen müssen doch, abgesehen von der Spronzentigen Abgabe bei Setzen eines Steines, mindestens so viel erbringen, daß die für Beseitigung die- j es Uebelstandes erforderlichen Mittel zur Verfügung ste- 1 >en müßten. Mit Befriedigung kann die Allgemeinheit j eststellen, daß seit geraumer Zett das Friedhafsbild M- entlich verschönert wurde, einmal durch Vollendung der neuen Kapelle selbst, teils aber auch durch die Verdienst« des neuen Friedhofsverwalters, zum großen Telle auf Grund finanzieller Opfer seitens jener, die einen der Ihren zur letzten Ruhe brachten. Ls hieße bet der wirtschaftlich' schweren Zeit die Gutmütigkeit der Bettoffenen zu sehr beanspruchen, wenn man durch eine Sammlung dem Uebel finanziell zu Leibe geben wollte, hier muß, und zwpr sofort, die verantwortliche Stelle eingreifen und für die . erforderliche Wasserzufuhr auch in die obere Hälfte Sorge 1 tragen. Nicht nur die Kirche, auch Gleichdenkende haben daS Wort, nachdem ich die Diskussion über die Wasser- 's frage auf dem Auer Friedhof lediglich eröffnet habe. M.H.