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1887. Schandau, Sonnabend, de» 30. April M 35 «I«II 0 <?. Nachm. von '^4 Uhr ob sollen in dein als Anclionöort erwählten Gasthof zu Schöna folgende neue Suchen, nlS: Manschellcn, Pulswärmer, Shwalö, Taschenlüchcr, Kragen, Shlipsc, Bor- Hemdchen, Halstücher, Garn, Zwirn, Knöpfe, bnnle Leincnzcngc, Fntlercallnnc, Rüschen n. s. w. gegen sofortige Baarzahlnng versteigert werden. Schänd an, am 29. April 1887. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts daselbst. E. Saupe. Wegen Rcinignng der ExpcdilionSränme können bei dem nnlcr,c!chnctcn Amtsgerichte Freitast und Sonnabend, den 0. und 7. Mai dss. Js. nur dringliche Sachen erledigt werden. Schandau, den 19. April 1887. Königliches Amtsgericht. Ihle. Sächsische WMimg. AmtMütt kür das MiMc AmtsgerilhI und den KlMrch pi SilMbdiiu, slndie für de» LtMMtmdclalh ld hoheßein. Etnunddreißigster Jahrgang. -------- , i d s ni« in« Di77sächs.Elbz-ituug"°rlch-i Mittwoch und So«.labend und ist durch dl- Expedition dies-S Ma^ Mark 2S vlc»^ Nam»^!" Pf." Inserate iUilec silns Zeile«, werden bis Dienstag früh v Nhr, für das ZonuadrndsblnN spätestens bis Freitag früh » Uhr erbeten. , s„„. Büraermste Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen werden mit 60 Pf. berechnet, (tabellarisch- oder con.plicirte nach Uebereinkunst., - Inserate siir die Elbzeitnng nehmen an m -9^,nstc.. H er B.irg-unstr. H-lic, Mreauö von Haascnstetn L Vogler, Jnvalidcndank und Nud. Mosse. Bou dcu VerkaufShalle» in dcu slädtischcu Badcanlagcn sind noch die zwei klcincrcu am Kirnihschbach gelegenen, siir die bevorstehende Saison zu vergeben, Pachl- lnsligc wollen sich au Herrn Stadlrat Gustav Röhler weudcu. Schandau, am 25. April 1887. Der Stadtrat. Brgrmstr. Wieck. Der 1. Dermin der Einkommensteuer ist füllig am 3 0. April l. I. nud binnen 3 Wochen an hiesige Sladtstcner-Einnahmc abznführcn. Sch and an, am 26. April 1887. Der S t a d t r a t. Brgrmstr. Wieck. Die Forderungen des Nachtrags-Etats. Rund 333 Millionen Mark verlangt der dem Reichs, tage zngiMngcnc NachtragSctnt inögcsammt; wenn man anch allseitig ans bcdcntcudc Forderungen gefaßt war, so hatte man doch nicht erwartet, daß sie zn einer derartigen Höhe anschwcllcn würden. Der prcnßischc KricgSininistcr, welcher in der am Montag stattgcfnndcncn Generaldebatte die Vor- läge spccialisirtc und begründete, mußte selbst constatircn, daß die gewaltige Höhe dieser Ziffer allseitige Ucbcrrasch- ung hcrvorgcrufcu habe, er wie« aber hierbei darauf Hili, daß die Mchrfordcrnngcu nur zum klciucrcu Theile ans dem neuen Militürgcschc rcsnltirtcn und daß der größere Theil anderen Gründen entspringe. Herr v. Bronsnrt ließ im Verlauf seiner Ausführungen durchblickcn, daß die Mili- lärverwallnng angesichts der noch immer ziemlich prekären politischen Lage ans der geforderten Gcsammtsnmmc bestehen müsse und schloß mit der Bitte, den Nachtrags-Etat, wie er dem Hanse vorgelegt sei, anznnchmcn. Gan; gewiß sind die deutschen Wähler, welche am 21. Februar die neue Mehrheit iu den Reichstag sandten, da mit sic das Septcunatögcsctz endlich erledige, sich der schwe ren finanziellen Opfer bewußt gewesen, welche durch die Festigung der deutschen Wehrkraft nuferer Natiou aufcrlcgt werden. Aber daß der NnchtragSctat eine so hohe Gesummt, stimme erhalten würde, ist anch in diesen Kreisen nicht vcr- mnthet worden nud das Mindeste, waö man von der Negier ung erwarten darf, ist daher eine überzeugende Darlegung von der Nolhwcndigkcit all' dieser ansehnlichen Positionen, wie sic namentlich für die ncncn Fcstnngö- und Bahnkanten anögcsctzt sind. Herr von Bronsarl hat eine solche spccicllc Motivirnng für die Commissionsbcralhnngcn zugesagt und bis dahin würde eine eingehende Kritik der NcgierungSforder- nngcn anszusetzcn sein; jedenfalls erscheint aber bei der finanziellen Lage des Reiches wie der meisten Einzclstaaten die Mahnung zn der ernstesten Prüfung des NachtragSctats gerechtfertigt nud Sache der Vertreter der Nation wird cS sein, in voller Objektivität und Würdigung der obwaltenden Verhältnisse an diese Aufgabe herauzulretcn. Dem dcntscheu Volk soll nicht ohne zwingende Nolhwcndigkcit diese aber malige militärische Mehrbelastung anfcrlcgt werden, ander seits weiß jedoch dasselbe anch, daß in der Stärke seiner Hcercskraft die sicherste Garantie für die Erhaltung des Friedens ruht nud wenn sich die iu Aussicht stehenden finan- zielten Opfer wirklich als nnabwcisbar im Interesse der Vcr- stärknng unserer Wehrkraft erweisen sollten, so wird der dcntschc PatriotiSmnS trotzdem nicht Nachlassen. Im Nachtragöctat sind diejenigen Forderungen, welche man als eine Folge dcS Militärgesctzcö betrachten muß, von denjenigen Summen zn nntcrschcidcn, die mit der neuen HccreSverstärknng nichts zn schaffen haben; zn den Forderungen der letzteren Kategorie gehört die zweite, für den Umbau und die Erweiterung von Festungen vorgesehene Nate von 96800900 Mk., dann die Summe von 67 Mill. Mk. für die strategischen Bahnkanten in SüddcMschland und end- tich die Position von ca. 45'/r Mill. Mk. znr Steigerung der Operations- nnd Schlagfertigkeit des deutschen Heeres. Heber letztere Stimme enthält der Nachtragöctat so gut wie gar kciue Begründung und wird daher in der Commission hierüber nähere Auskunft zu erthcilcn sein nnd dasselbe gilt von den für die FcstnngSbantcn anögcworfcncn großen Sum men. Dagegen ist die Ncgicrnng betreffs der 67 Millionen für die Bahnkanten zn strategischen Zwecken mitthcilsamer gewesen; sic sollen theilö zn ErgänzungSbanten an schon vor handenen Eisenbahnen und znr Herstellung von Militär- Nichtamtlicher Theil, rampcn nebst Ladcgelciscn ans bestimmten Bahnhöfe«, lhcilö z«m Ba« ganz neuer Linie» verwendet werden. Bei den ErgänzungSbanten handelt cS sich hcmptsächlich nm die Leg- nng zweiter Geleise auf gewissen Linien dcö süddcntschcn Eisenbahnnetzes, die im Kriegsfälle bei Militärtransportcn eine hervorragende Rolle spielen würden. Die Herstellung ganz neuer Strecken dagegen bezieht sich auf die dircctcu Eisenbahnverbindungen zwischen dem Ober-Elsaß nnd den süddeutschen Hinlcrlanden, wodurch eine rasche Trnppcn- sammlnug in« oberen Nhcinthalc nntcr Umgehung schweize rischen Gebietes ermöglicht werden soll nud namentlich letz- lerer Pmikt dürfte bei der Bcschlnßfassnng über diese» Theil der Mchrsordcnmge» ausschlaggebend sei». Ob sich in der That keine Abstriche au dieser oder jener Position ermöglichen lassen, daö wird ja die CommissionS- berathnng ergeben; erst dann wird die Dccknngöfragc in die erste Linie treten. Die Schlmbcle-Affairc. Die Vcrhaftnug des französischen „Spccial"-Polizci- commissarö Schnäbele durch dcntschc Polizistcu bildet dies seits wie jenseits der Vogesen noch immer den Mittelpunkt der politischen TagcödiSciission nnd je weniger man bis jetzt Authentisches über diese ganze seltsame Affaire erfahren hat, desto größer wird die Flnth von Commenlarcn und Vcr- mnthmigm, welche sich an den Vorgang knüpft. In den Berliner wie in den Pariser leitenden Krcisc» selber scheint man cö bei den direkten Widersprüchen, welche die AnS> sagen der deutschen und der französischcn Zeugen der „That" bcdentcn, für gnt zn halte», erst daö Resultat der sofort eingeleitcteii Erhcbuugcu über den Thatbestaud abzmvarlc», ehe ma» eine amtliche Darstcllmig des Zwischmfallcö giebt, aber die «schuld Sclmäbcle'S scheint fast außer allem Zwei fel stehend. Die Pariser halbamtlichen Prcßorganc geben selber zn, daß Schnäbele in seinem Dienste „übereifrig" gewesen sei nnd deutscherseits weiß man seit mindestens zwei Jahren, daß in seinen Händen die Fäden des elsässischen KnudschaftSwcscnS zusammcnlicfcn und daß er seine amt liche Stellung dazu benutzte, um insgeheim gegen das Deutsch- thnm iu Etsaß-Lothringeu zu agitircu; wen« die deutsche Rcgicruug nicht überzeugende Beweisstücke für die Compro- mittirnng Schnäbclc'S in Händen hätte, würde sic gewiß nicht gegen ihn vorgcgangen sei». Bei den cigcnthümlichcu zwischen Dcntschland und Frankreich obwaltenden Beziehungen erschien die Befürcht ung nicht ungerechtfertigt, daß der Vorfall zu cruslcrcu diplomatischen Vcrwickclnugcn führen könne nnd iu der Pa riser chanvuüstischcn Presse wurde ja schon ganz nngcuirt die Meinung ausgesprochen, die Verhaftung Schuäbcle'S sei eine absichtliche Provokation Frankreichs durch Deutschland. Glücklicherweise denkt man in den französischen NcgicrnngS- krciscn anders über die Loyalität dcö Berliner Cabinctö nnd ersichtlich wallet auf beide» Seite» daö Bestrebe» vor, die unange»chmc Affnirc i» möglichst befriedigender Weise zn begleiche» n»d »amcMlich hat ma» sich deutscherseits bemüht, i» Paris beruhigende Erklärungen abzugcbcn. Es meldet denn anch der „TcmpS", eine von Seiten der deutschen Ne gierung dem Minister des Acnßercn, Herrn Flonrcuö, ge wordene freiwillige Mitthcilnng iu Betreff des Falles Schnä- Kele uchme diesem durchaus deu Charakter einer absichtlichen Provokation gegenüber Frankreich nud diese Auslassung des „TcmpS", der bekanntlich als Organ dcö Präsidcutcn Grcvy gilt, kann nnr die Hoffnung ans einen baldigen gün stigen Anötrag der Angelegenheit bestärken. Wie inzwischen nachträglich bekannt wird, steht wenig- stcnS das Eine fest, daß Schnäbclc'S Verhaftung auf dcnt- schein Gebiet erfolgt ist nnd würde hiermit der Hanptgrund sür französische Gcgenbcschnldignngcn hinfällig werden. Zuverlässige Zeugen bekunden dies und sagen überdies auö, daß Schnäbele die ihm die Verhaftung ankündigcndcn deut schen Polizcibcamlcn zn Boden geworfen nnd die Flncht nach der Grenze hin ergriffen habe, jedoch noch auf deut schem Bode» wieder cingcholt und dingfest gemacht worden sei. Die NcichSrcgiernug hat sich also keinerlei Verstoßes gegen das Völkerrecht schuldig gemacht nud mit um so grö ßerer Nuhc kann mau unu das Ergebuiß der gegen Herrn Schnäbele cingclcitetcn weiteren Untcrsnchnug abwartcn; wenn dieselbe nicht nnr ihn, sondern anch seine Ncgicrnng selber schwer kompromitlire» sollte, so würde sich die letztere deshalb nicht beklagen dürfen, nachdem unter General Bou langer daö französische Spionagcwcscn gegenüber Dentsch- land sich zn einer wahrhaften Kunst entwickelt hat. Ta § cüges ch i ch t e. Sachse». Schandau. Vom 9. März bis mit 23. April m 6. gelangteu iusgesammt 1514 beladene Fahr- zcngc beim hiesigen Hauptzollamtc znr Abfertigung. — Die diesjährige Bußtags Collccte, deren Gejammt- crgcbuiß noch nicht ganz feslstcht, wird voraussichtlich die Höhe von 17000 Mark erreichen, ein Betrag, der bisher noch nicht erzielt worden ist. Nach Abzug der uolhwcudigcn Kosten für daö auögcscndctc Flngblalt können 16500 Mk. znr Vcrthcilnng kommen. Dcr von dcm Direktorium dcö Laudcsvcrcinö für inucrc Mission anfgcstellle und von dcr letzten Generalversammlung desselben einstimmig bewilligte Vertheilnngöplan, welcher nnr noch der Genehmigung des evangelisch-lutherischen Landcö-Consislorinmö bedarf, läßt wic- dcrmu einer großen Anzahl von Anstalten dcr inneren Mis sion wirksame Unterstützung zu Theil werden. — Infolge dcr in dicscm Jahre so zeitig nud hcflig anftrcteudcn Gewitter machen wir daranf aufmerksam, die angcbrachtcu Blitzableiter einer genauen Untersuchung be züglich ihrer Lcstungöfähigkeit unterziehen zn lassen, indem mangclhaste Leitungen sehr leicht großen Schaden veran lassen können. Wie vor einiger Zeit in Freiberg, so wird mm auch iu Pirua das städtische Leihhaus aufgehoben. Beide städti sche Collcgicn sind einstimmig zn dicscm Bcschlnß gckommcn. Es hat sich in de» letzte» Jahre» hcranögcstcllt, daß die Privatpfandlcihgeschüfte viel mehr als daö Lcihhcmö benützt werden, nnd daß letzteres mit einer immer mehr steigende» Untcrbilanz arbeitet. Bei cincm am Dienstag Abend über Dresden mid dcr ganzen sächs. Schweiz anfgctretencn Gewitter schlug der Blitz drei Mal uach einander in den Kirchthnrm zu Dohna, ohne indessen zu zünden. Dresden. Der Verein dcr Bcamtcn dcr Sächsischen Staatöbahncn (Bcz. Dresden) halte zur Erstmcrnng an die am 24. April 1837 erfolgte Bctricböcröffnnng dcr ersten Eisenbahnstrcckc im Sachsculandc (von Leipzig nach Althen) am 25. d. M. im weißen Saale der „Deutschen Schänke zu deu drei Naben" eine Fcstfcicr veranstaltet. Herr Rech- nungöralh Ulbricht, der weit bekannte Statistiker nnd Vor stand mehrerer Bnrcanx der Staatöbahncn, hielt dabei, nachdem die zahlreichen Anwesenden dnrch den Vorstand, Sccrctär Anders, begrüßt worden waren, einen sehr sesseln- den Vortrag über daö Thema: „Rückblicke auf die Ent-