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Der Kanzler korrigiert sich. Ve»«n-»ne SrKlLrtm- -er „Germania^. Nur eine geeinte Rechte »an« es schaffe« Di« schärft« Aurfäll« d«. R«ich»ran»l«r» gegen D«utschnatlonale und Deutsch« Volk»- Partei auf d«r Sitzung des Reichsausschuff«, des Zentrum» haben in den betreffenden Rechtsparteien stark« Verstimmung hervorgerufen. Dem ersten, durch zwei NorrespondenMirvs verbreiteten Bericht folgte in den Abendstunden ein von Brüning persönlich korrigierter Tert seiner Red«, in dem di« scharfe Attacke gegen rechts ganz wesentlich gemildert worden ist. Wie- sehr man im Zentrum eine inner- politische Polemik mit Rechts im gegenwärtigen Zeitpunkt zu vermeiden wünscht, zeigt eine offenbar inspirierte Erklärung der Germania, die unter der Ueberschr.ift „Entstellte Kanzlervede* mitteilt, daß bi« zuerst verbreitete Lesart „u n - zutreffend und entstellt* gewesen sei. Dies sei um so bedauerlicher, als auf Grund dieses Berichtes angenommen werden könnte, daß es sich von feiten des Kanzlers um eine parteipolitisch« Auseinandersetzung gehandelt hab«. Selbst verständlich habe der Kanzler nicht umhin gekonnt, in dieser internen Versammlung seiner Partei und im Hinblick auf die letzten Reichstagskämpfe gewisse parteipolitische Fragen zu streifen. In Wirklichkeit hätten diese Dinge aber ,Mnz an der Peripherie seiner Rede* gelegen. Mt dieser Feststellung, meint die Germania, dürfte sich auch eine am Donnerstag- abend verbreitete Erklärung der Deutschen Dvlkspartel erübrigen. Sehr bemerkenswert sind die Aeußerungen, mit denen die Nachtausgabe, die bekanntlich dem Hugenberg-Konzern angehört, auf die schweren Angriffe des Kanzlers gegen Deutschnationale Dolkspartei und Deutsche Voltspartei ant wortet. Das Blatt erklärt, Brüning habe schon einmal ähn - k i che geheimnisvolle Aeußerungen in seinen Angriffen gegen die Rechte in seiner letzten Reichstagsrede gemacht. Jetzt könnten ihm aber solche Andeutungen nicht mehr durchgelassen werden. Dev Reichskanzler müsse öffentlich und in aller Klarheit sagen, was er mit diesen geheimnisvollen Beschul digungen meine: „Dr. Brüning wird hiermit öffentlich auf- gefordert, die Grundlagen für diese Behauptungen bekannt- zugeben!* Auffällig, so erklärt das Blatt, sei an der Brüning« r^e, daß sich der Reichskanzler nicht mit derselben Tonart mit den Nationalsozialisten auseinandevgesetzt habe, wie mit der Deutschnationalen Volkskartei und der Deutschen Dolks partei. Auch die Deutschnationale Dolkspartei be- absichtigt, sich gegen die Angriffe Dr. Brünings zur Wehr zu setzen. Man wird mit einer entsprechenden deutschnationalen Erklärung zu rechnen haben. Darüber hinaus hat das Vor gehen des Reichskanzlers selbst in Zentrumskreisen Verstim mung ausgelöst. Die für Dr. Brüning so wenig angenehme Angelegenheit dürfte also noch weitere Kreise ziehen. * Im Völkischen Beobachter wird mehrfach zur Red« des Reichskanzlers Stellung genommen. Es heißt dort, ob das Volk die Politik Dr. Brünings als die einzig mögliche be- trachte, werde Brüning am 1S. November erneut in Hessen feststellen können. In den Augen der Nationalsozia listen sei das einzig Möglich« der Rücktritt des Kabi- netts Brüning, das jeder rettenden Aenderung der deutschen Außen- und Innenpolitik h«inm«nd im Wege stehe. e Die Pressestelle der Reichsleitung der NSDAP, endlich schreibt zur Kanzlerrede, die beängstigend« Not unser«r Tage hätten nicht jene zu verantworten, di« seit Jahren vor der sagt Oldenburg-Januscha«. Pla«««, 8. Nov. In einer deutschnationalen Versammlung sprach d«r Reichstogoaba. v. Oldenbura-Ianuschau über Aufgabe nun-Ziel« der deutschnationalen Bewegung. Der Redner ging dabei auch auf die viel erörtert« Frage einer „Synthese Brüuing-Hitler* ein und erklärte, daß er an ein« solche Synthes« nicht glauben könne. Sie würd« zu einer schweren Schädigung der großen nationalsozialistischen Bewegung führen. Es sei ein« gefährliche Verkennung der Tatbestände des wirklichen Lebens, wenn man aus der Befähigung, im nationalen Sinn« mitreißend auf die Massen zu wirken, ohne weiteres die ander« ableite, praktischer Gestalter einer erfolg- reichen Politik zu sein. Di« nationale Zukunft erfordere, daß die Grenzen klar erkannt werden, die jeder Organisation und Bewegung von Natur gesetzt sind. Die Majorität werde di« nationalsozialistische Bewegung nicht allein erreichen können. Wenn die Nationalsozialisten sagten, die Deutschnationalen möchten sich bescheiden, dann bäte er sie, dasselbe zu tun, im Interesse des Kampfes für unser Paterland. Er fürchte, daß, wenn eine so große Bewegung wie di« nationalsozialistische sich nicht selbst im Zaum« hielte, sie die auf sie gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen würde. Ex hoffe, daß dies der vaterländischen Bewegung erspart bleibe, und daß die bisherige Bündnis- Politik der nationalen Opposition sich zum Heile Deutschlands auswirke. Die Deutschnational« Polkspartei stehe stark und oeschlossen da. In ihr vereine sich Idealismus und politische Praxis. Die Wende deutscher Not könne nur durch die geeinte Rechte kommen. Gesöngnisstrasen im Äek-orf-Prozeß beantrag». Berlin, 6. Nov. Im Kurfürstendamm-Prozeß, über den im E. V. bereits berichtet wurde, beantragte der Staatsanwalt gegen den Grafen Helldorf und gegen den Stabsleiter Ernst wegen schweren Landfriedensbruchs je 3 Jahre Ge fängnis, gegen Brandt 2 Jahre 6 Monate Gefängnis, gegen Damerow, Schulz, Hell und Hagemeister je ein Jahr, gegen Samerski 9 Monate Gefängnis. Hoesch und Hilferding verhandeln. Paris, 6. Nov. Botschafter v. Hoesch stattete heute nach mittag in Verfolg der am Dienstag eingeleiteten Aussprache Ministerpräsident L a v a l einen Besuch ab. Im Anschluß daran verhandelte er auf Veranlassung Lavals eingehend mit Finanz minister Flandin. Brünings Berater, Dr. Hilferding, hat seine außen politische Betätigung in Paris fortgesetzt. Gestern wurde er in Begleitung des Breitscheid-Intimus Grumbach auch vom Ministerpräsidenten Laval zu einer Unterredung über die Finanz- und Wirtschaftslage Deutschlands empfangen. Berelendungspolitik des Systems gewarnt haben, sondern die politische Machtgruppe, die die Macht im Staate in den Hän den hielte. Daß Herr Steaerwald eine koalitionspolitische Frontevweiterng nach rechts als unmöglich ablehnte, sei ein Meisterstück zentrümlichex Berta rnungs- k u n st. Schlange-Schöningen zum Ostkvmmissar ernannt. Berlin, 6. Nov. Der Reichspräsident hat den Reichs minister Treviranus und den preußischen Staatsminister Dr. h. c. Hirtsiefer ihrem Antrag entsprechend von den Remtern als Reichskommissar für die Oststellc entbunden. Auf Vorschlag des Reichskanzlers hat der Reichspräsident das Mit glied des Reichstages, Rittergutsbesitzer Schlange zum Reichskommissar für die Ost Hilfe und zugleich zum Reichsmini st er ohne Geschäftsbereich ernannt. » Hans Schlange-Schöningen wurde 1886 auf dem Gut Schöningen in Pommern geboren. Er ergriff den Offiziers beruf und gehörte nach seiner Verabschiedung von 1921 bis l928 dem Preußischen Landtag als Abgeordneter der Deutschnationalen Dolkspartei an, wurde 1924 von seiner Partei auch in den Reichstag entsandt, dem er noch heute als Abgeordneter des Deutschen Landvolks (Ehristlich-uationale Landvolk- und Bauernpartei) angehört. Schlange trat im Januar 1930 aus der Deutschnationalen Dolkspartei aus, war dann Mitbegründer der Volkskonservativcn Vereinigung und schloß sich mit deren Einverständnis der Christlich-nationalen Bauern- und Landvolkpartei an. Er ist mit zahlreichen Büchern über agrarpolitische Fragen hervorgetreten. Massenkündlgungen in -er Lexittin-uilrie. Gladbach-Rheydt, 6. Nov. Die Mitgliedsfirmen der ver einigten Arbeitgeberverbände der Textilindustrie haben die Arbeitsverträg« gekündigt und mitgeteilt, daß vor Beendigung der Kündigungsfrist ein Angebot zur Fortsetzung des Arbeitsverhaltnisses bekanntgegeben werde. Aehnliche Maßnahmen sind in fast allen rheinisch-west fälischen Bezirken von den Arbeitgebern in der Textilindustrie getroffen worden. Don den Kündigungen werden rund 200000 Arbeiter und Arbeiterinnen betroffen. Sine amerikanische Aufmerksamkeit für Hindenburg. Berlin,- 6. Nov. Der amerikanische Botschaften in Berlin, Sackett, besucht« h«ute den Reichspräsidenten und überreichte ihm «ine Sammlung von Bildern vom Yel - lowstonepark und von anderen landschaftlichen Sehens- Würdigkeiten in Amerika. Der Botschafter hat diese Bilder von seinem letzten Besuch in Amerika mitgebracht. Die Samm lung ist eine gemeinsame Stiftung des Botschafters und tzes amerikanischen Innenministeriums. Die amerikanische Aufmerksamkeit ist auf ein vor geraumer Zeit zwischen dem Reichspräsidenten und Sackett stattgefun- venes Gespräch zurückzuführen, in dessen Verlauf der Bot schafter den Reichspräsidenten fragte, ob er nicht einmal Amerika besuchen wvlle. Der Reichspräsident erwi derte, daß er sehr gern einmal die Vereinigten Staaten ken- nenlernen und besonder» den Yellowstonevark besichtigen würd^ „Financial News" warnt Frankreich. London, 6. Nov. „Financial News" beschäftigt sich heute mit den Problemen der deutschen Auslandsver schuldung und erklärt, manche Kreise hätten gehofft, daß Laval durch seinen völligen diplomatischen Sieg in Washington zu einer versöhnlichen Haltung veranlaßt werde. Aber aus amtlichen französischen Aeußerungen und aus dem Ton der französischen Presse gehe hervor, daß diese Hoffnung nicht berechtigt sei. Frankreich bleibe bei der engherzigen Haltung, die es während der ganzen Krisis eingenommen habe. Die Forderung der deutschen Regierung, kommerzielle Verbindlichkeiten müßten den Reparationen vorgehen, hab« in der Londoner City einen günstigen Eindruck hervorgerufen. Man hoffe, daß die deutsche Regierung bei dieser Haltung bleiben und nicht die Interessen der privaten Gläubiger Deutschlands gegen eine Reparationsvereinbarung mit Frank reich preisgeben werd«, zumal eine solch« Vereinbarung nur einen sehr problematischen Wert hätte. Wenn Deutsch land den politischen Schulden die Priorität vor den kommer ziellen einräume, dann werde es sein« Auslandskredite zer stören und nicht imstande sein, irgendwelche neuen Ausländs anleihen aufzunehmen, um seinen Außenhandel zu finanzier ren und Reparationen zu bezahlen. Frankreich werde übri gens aus einer solchen Vereinbarung gar keinen Vorteil ziehen, weil Deutschland nicht imstande sein werde, die Reparationszahlungen wieder aufzu nehmen. Kurzkre-ite und Reparationen. Neuyork, 6. Nov. Zwischen den Vertretern der Neuyorker Banken, di« an den: Stillhalteabkammen für die Deutschland gewährten Kredite teilnahmen, haben Besprechungen stattge funden, in denen sich Uebereinstimmung darüber ergab, daß die Kurzkredite für Deutschland auch weiter ge währt werden müßten. Eine Umwandlung dieser Kurz- kredite in Kredite mit fünf- oder zehnjähriger Laufzeit sei jedoch untunlich. Es herrschte weiter Uebereinstimmunq dar über, daß gemäß dem Geiste des Youngplanes die Deutschland gewährten privaten Kurzkredite den Reparationszahlungen nicht nachstehen dürften. Der Völkerbun- »ag» in Paris. Genf, 6. Nov. Es scheint jetzt festzustehen, daß die nächste Sitzung des Völkerbundsrates, die der erneuten Be- Handlung des chinesisch-japanischen Konflikts ge- widmet sein wird, nicht in Genf, sondern in Paris stattfinden wird. Wie verlautet, hat der französische Außenminister Briand, der zur Zeit die Geschäfte des Ratspräsidenten führt, um die Verlegung der Sitzung nach Paris gebeten. Der Generalsekretär des Völkerbundes hat sich daraufhin mit den übrigen Mitgliedern des Rates in Verbindung gesetzt. England hat bereits zugestimmt. Rvlftvnnerror. Schwerk«, S. Nov. In Ware« rotteten sich etwa vierzig Kommunisten unter Führung der kommunistischen Stadtver. ordneten Strunk und Dettloff zusammen, zogen vor da» Par teilokal der NSDAP, und schlugen hier sieben Htti lerleut« und zwei Stahlhelm«« nied«r. Meh ner« Kommunisten konnten festgenommen werden. * Hambor«, «. Nov. Im Stadtteil vbermarxloh kam es ge stern abend wiederum zu Ausschreitungen. Mehrere Trupps Jugendlicher drangen in Lebensmittelgeschäfte «in und raubten Brot und Fleischwaren. Als di« Polizei einschrltt, wurde sie mit Steinen beworfen. Di« Polizeibeamten gaben Schreckschüsse ab. Als di« jugendlichen Demonstranten versuchten, in einer Straß« Verkehrshindernisse aus Mülltonnen zu errichten, wur den sie von der Polizei überrascht und mußten die Hindernisse selbst wieder forträumen. Die Nöte -er Sozialversicherungen. Berlin, 6. Nov. Dev Ernst der Lage der deutschen Sozialversicherungs-Unternehmungen macht den zuständigen Stellen in steigendem Maße Sorgen. Be- sonders schwierig ist die Lag« der Invalidenversiche rung, die bei der Beibehaltung der jetzigen Rechtslage spä testens Ende 1936 ihr gesamtes Vermögen aufge- zehrt haben wird. Die Landesversicherungsanstalten sind, um die Rentenzahlungen überhaupt zu ermöglichen, in großem Umfange zur Veräußerung ihrer Wertpapiere gezwungen, was bei der jetzigen Lage natürlich auf große Schwierigkeiten stößt. Das Kreditbedürfnis der Invalidenversicherung beträgt im Jahre 1931 noch ungefähr 100 Millionen Mark. Die Knapp- scha ft sver si che rung kann im lausenden Jähre nur durch Ausgleichung des Fehlbetrages von 70 Millionen Mark gehalten werden, die vom Reich vorgenommen wird. In der Unfallversicherung haben die Lasten eine untragbare Höhe erreicht. Am günstigsten ist noch di« Lage der Ange- stelltenversicherung. Doch sirG auch hier di« Bei- traqseinnahmen in den ersten drei Vierteljahren des laufenden Jahres um 32,7 Mllionen zurückgegangen, während die Ren- tenleistungen gleichzeitig «ine Erhöhung um 24,7 Millionen Mark erfahren haben. In absehbarer Zeit werden etwa vier Beitragsleistende einem Empfänger gegenüberstehen, während heute noch auf eine volle Rente 18 bis 19 aktive Beitrags zahler entfallen. Sklareks bevorzugte Kunden. Berlin, 6. Nov. Zu Beginn der Freitagsverhandlung im Sklarekprozeß überreichte der Verteidiger Rechtsanw. Kurtzig dem Gericht die sog. „schwarz« Kladde*. Er beantragte, eine Anzahl Zeugen darüber zu vernehmen, daß die „schwarz« Kladde" von dem verstorbenen KVG.-Direktor Kirburg ange legt worden sei zu dem Zwrck, Lieferungen an Persönlichkeiten einzutragen, di« bevorzugt bedient werden sollten. Nach Anweisung Kirburgs sollten diese Kunden nicht gemahnt wer- den, was zur Folae hatte, daß sie ihre Rechnungen überhaupt nicht oder nur schleppend beglichen. Die Sklareks hätten bei der Uebernahme der KBG. dieses System mit übernommen. Als Zeugen werden in dem Beweisanttag Kuligs unter anderem Bürgermeister Scholtz und Frau, Stadtbaurat Adler und Oberbürgermeister a. D. Döß und Frau genannt. Mi den genannten Zeugen handelt es sich um Persönlichkeiten, deren Namen in der „schwarzen Kladde" zu finden sind. Leo Sklarek teilte mit, daß schon seit 1920 Oberbürger meister Böß mit ihm zu tun gehabt habe. Es seien im übrigen viel mehr Namen, als hier in Frage kämen. Eigentlich hätte man 163 Leute anklagen müssen. (Heiterkeit.) Als der frühere Bürgermeister Scholtz von einem Overnrestaurant aus gegen ihn und seine Brüder vorgegangen sei, habe man ihn gefragt, weshalb er nicht schon früher den Polizeipräsidenten verstän- digt habe. Scholtz habe darauf erwidert, er hätte zehn Tage hindurch den Polizeipräsidenten nicht fin den können. Inzwischen hatte sich auf Veranlassung des Vorsitzenden Medizinalrat Dr. Störmer im Saale eingefunden, uni noch einmal über das Befinden des roten ehemaligen Bürger meisters Kohl, der gestern bei Erörterung seiner merkwürdigen Grundstiicksgeschäfte zusammengebrochen war, gehört zu wer- den. Medizinalrat Dr. Störmer erklärte, Kohl leide an einem neurasthenischen Erschöpfungszustand und einer schweren De- vression. Kohl schäme sich vor der Oeffentlichkeit. Störmer schlug vor, die Verhandlung für einige Tage auszusetzen. Das Gericht entsprach dem Vorschlag und vertagte die Ver handlung ^>uf Dienstag. Der Poungplan ist sehr gut» sagt — Young. Paris, 6. Nov. Der. Sonderberichterstatter des „Matin* Stefan Lausanne, hat vor seiner Rückkehr aus Amerika ein» kurze Unterredung mit Owen D. Young gehabt, den er über seine Ansicht zum Schuldenproblem befragte. Young hab« folgendes erklärt: Die Umstände hätten bei der Ausarbeitung des Young-Planes anders als heut« gelegen, aber die Sachverständigen wären kurzsichtig gewesen, wenn sie nicht den Fall vorgesehen hätten, daß sich die Umstände ändern könnten. Dcch«r hätten sie ihren Plan möglichst elastisch gestaltet, damit er sich den Ereignissen an passen lasse. Er. habe die feste Ueberzeugung, daß der Young- Plan auch heut« noch gut sei, wenn man guten Willen und Glauben für sein Funktionieren hab«. "Gegenwärtig nehme man gerne zu Moratorien seine Zuflucht. Ein Morato- rium aber sei, was er auch dem Präsidenten Hoover gesagt habe, sozusagen die Verhängung des Standrechtes oder des Belagerungszustandes. Man könne in gewissen Fällen gezwungen sein, Len Belagerungszustand zu verhängen, aber man könne unter dem Belagerungszustand nicht normal leben. Je früher er aufhöre, und je weniger man auf iHv zurückgreife, umso besser sei es. Stettin, 6. Nov. Dor dem Schnellrichter hatten sich heut« 17 Mann der Besatzung des Emdener Dampfers „Konsul Schulte" unter der Anklage der Meuterei in den russischen Häfen zu verantworten. Die Beschuldigten beton, ten sämtlich, daß sie nur durch Terror zu dem Streik gezwun gen worden wären. Verurteilt wurden drei Angeklagte zu je zwei Monaten Gefängnis, sieben zu je einem Monat Ge- fängnis. Sieben Angeklagte wurden fretgesprochen. «re»lau, 6. Nov. Da» Freystädter Tageblatt ist bis 26. November verboten worden. Da» Verbot erfolgte wegen eines Artikels mit der Ueberschrift „Solang« «in roter Jude Oberprästdent ist*.