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MUWWM Nr. 281 84. Iahrg Sonntag, den 8. November 1931 Slreiflichler. Mttzglückie Vernebelung Das Thema Brüning-KMer Lücherlicher Alarm Die role Parteipresfe mir- rebellisch Die vom S. November haben ausgespiett Gruppen der Rechtsopposition auseinanderfallen und abwirt- schaften würden, so daß nach dem Zusammenbruch der bürger lichen Mitte durch ein solches Experiment neu« Zukunstsmöglich keiten für bürgerliche Mittelparteien sich ergeben würden. In einer Stunde aber, wo es um Kopf und Kragen eines Sv-Mil- lionen-Dolkes geht, kann man nicht taktisch operieren, sondern muß die Politik nach sachlichen Gesichtspunkten machen. Damit hat der Minister die Quertreibereien, die von einer gewissen Stelle der christlichen Gewerkschaften ausgehen, gekennzeichnet. Es spricht für ihn, den Führer dieser Ge- werkschaften, daß er damit von Machenschaften abrückt, die weder im Interesse der Reichspolitik noch in dem der Festi- gung der zukünftigen Regierungsfront sind. Der Minister Stegerwald war dazu berufen, die von Kaas und Brüning begonnene Tarnung fortzusetzen. Er hat dies weniger geschickt gemacht, vielleicht hat er auch in voller Absicht den Fuchs aus dem Loche gelassen. Innerhalb der christlichen Gewerkschaften, zu denen ja auch die nicht katholi schen gehören, gibt es allerlei Differenzen, und es ist nicht ausgeschlossen, daß Stegcrwald mit seiner „Ehrlichkeit" einer Ihm unsympathischen Clique einen Streich spielen wollte. Jedenfalls ist er aus der Nolle gefallen, indem er die Hoffnung aussprach, daß die Zentrumstagung zu einer (wenig, stens) moralischen Verbreiterung der Regie rungsfront führen werd« (wobei er offensichtlich ein« solche nach rechts meinte), und weiter erklärte: Eine koalitionspolitische Frontverbreiterung ist heut« nicht möglich, weder nach links, noch nach rechts. Die Gruppen, die in der gegenwärtigen Stunde «in« Heranziehung der Rechten zur Regierung wünschen, tun «« meist nicht au, stagtspolitischen Gründe», sondern au« her Hoffnung heran», daß dabet die Gesoffen! Der Nationalsozialismus scheint wieder einmal sein« Stunde für gekommen zu halten. Beobachtet aufmerksam all« Vor kommnisse b«i „SA." und „Stahlhelm"! Haltet euch im Reichsbanner und den Ordnergruppen alarmbereit! Das ThemaDrii ning-Hitler ist im Reichsausschuß d«r Zentrumspartei von autoritativer Seite in das Gebiet koalitionspolitischen Geredes verwiesen worden. Das bedeutet eine halbe Ableugnung, die keineswegs den Tatsachen ent spricht. Vielmehr hat es ganz ausführliche Verhandlungen gegeben. Freilich verfolgten die Zentrumsführer zunächst andere Ziele, als das einer sofortigen Verbindung mit der Rechten. Gs sollte vor allem ein Keil in die Harzburgfront ge- trieben werden und, wenn möglich, auch innerhalb der NSDAP. Sprengstoff aufgehäuft werden. Außenpolitisch sollte Hitler ge wissermaßen als Popanz wirken, um den durch den Erfolg Lavals in Amerika recht munter gewordenen Franzosen einen Dämpfer aufzusetzen. Tatsache ist, daß die Fühlungnahme des Zen trums mit der NSDAP, in Paris nicht geringe Aufregung gezeitigt hat. So brachte der „Temps", welcher der Negierung besonders nahe steht, folgende Betrachtungen: „Welches Deutschland hat Frankreich vor sich? Während das demokratische Deutschland sich in Auflösung befindet, wächst die Macht des Nationalsozialismus immer weiter. Wer aber kann es wagen, zu einer deutschen Regierung Vertrauen zu haben, in der Hitlers Statthalter die Herren des Innenministeriums und der Reichswehr wären? Begreift man nicht in Berlin, daß ein derartiger .politischer Umschwung das Vertrauen in die Auf richtigkeit des deutschen Friedenswillens und gleichzeitig den deutschen Kredit im Ausland ruinieren muß? Der Eintritt der Nationalsozialisten in das Reichskobinett, mit oder ohn« Brüning als Kanzler, würde die Wirkung haben, eine beklagenswerte Ver- handlungsatmosphär« zu schassen. Man muß wünschen, daß die Führer des Reiches einen, solchen politischen Fehler doch noch zu vermeiden wissen." Wenin im Zentrum jetzt so getan wird, als wäre nichts be- sonderes vorgefallrn, so handelt es sich um nichts anderes als um «ine Vernebelung der. politischen Atmo sphäre. Die schwarzen Herren müssen gewisse Rücksichten auf den Gewerkschastsflügel der Partei nehmen, deshalb die „Warnung" des Kanzlers vor denselben „innerpolitischcn Experi- menten", welche kurz vorher von maßgebender Seit« der Partei betrieben worden sind. Sehr klug scheint uns das Verfahren nicht zu sein, vielmehr wäre es im Interesse der deutschen Politik gewesen, wenn man weniger ausdrücklich dementiert hätte. Schließlich weiß ja Dr. Brüning ganz genau, daß die Zeit einer Koalition seiner Partei mit der Sozialdemokratie sich dem Ende zuneigt. Er wartet nur auf eine günstige Ge- legenheit, das Verhältnis zu Men. Mithin hätte «r seinen nationalsozialistischen Trumpf nicht in den Skat legen sollen. Tokio, 7. Nov. Die neuesten Nachrichten über di« mili tärische Lage in der Nordmandschurei lauten etwas zuversicht licher Di« Kämpfe sind eingestellt. Darüber wie diese Front aussieht, herrscht bei Steger- wald, der ausdrücklich eine Heranziehung der Rechten zur Regierung nur „in der gegenwärtigen Stunde" ablehnte, ebensowenig Zweifel wie bei Brüning selbst. Die Aufnahme des ehemaligen Deutschnationalen und jetzigen Landbund mannes Schlange-Schöningen in das Kabinett ist ebenso der sichtbare Ausdruck dafür, wohin die Reise gehen soll, wie die Ausbootung der sozialistischen Preußenregierung aus der Osthilfe. Der Genosse Braun hat gemerkt, was gespielt wird, und sich für alle Fälle am Lago maggiore angekauft. (Daß er erklärte, er habe sich nur einen Erholungsplatz für seine Frau gesichert, ist übrigens weder großzügig noch prole tarisch.) Während das offizielle Organ des roten Parteivor standes stillhält und immer noch flötet, der Staat könne nur mit Hilfe der SPD. gerettet werden, ist die Parteipresse in der Provinz bereits rebellisch geworden. Die Reichsregierung wird in ihr nach Swich und Faden herunter- gerissen. Es ist von „innerer Aufrüstung" die Rede, die „unter freundwilliger Duldung von Brüning und Groener" von statten gehe, und es wird dem Kanzler der Eventual- Vorwurf gemacht, seine Friedensbeteuerungen seien nichts als „Flausen", woran der bezeichnende Satz angefügt wird: „das sagen wir Ihnen, und in Kürze wird's Ihnen Herr Laval bestätigen". Nun besteht ja bei niemandem Zweifel über die intime Freundschaft zwischen dem französischen Ministerpräsi denten und den Sozis, immerhin hat doch die Deklarierung dieses Verhältnisses in diesem Zusammenhang ihre besondere interessante Note. Auch über andere Minister entlädt sich der Zorn der roten Presse. So wird der Minister Schiele beschuldigt, er wolle „weiter wuchern". Wir haben nicht die Absicht, die Aufmerk samkeit der Staatsanwaltschaft auf dies« Zitate zu lenken, haben vielmehr volles Verständnis für die „freundwillige Dul dung" seitens dieser Behörde, die wohl auch der Ansicht ist, daß dies« Leut« mit ihrem Gebelfer nirgends mehr Schaden anrichten können außer in ihren eigenen Reihen, die sich in katastrophaler Weise lichten. Es ist ja nachgerade die allge meine Ansicht geworden, daß, wie der von der Linken als Halbgott verehrte Rathenau es ausdrückte, „im Kreise be häbiger Iacobiner und Bürgergenerale (was jetzt gleichbe deutend ist mit Reichsbannergeneräle)' der neu« deutsche Staal nicht geboren wird." Nur gewisse wildgewordene Funktionärs haben in ihrer Angst um die Pfründe das Gefühl verloren^ wie lächerlich sie sich machen, w«nn sie sich gleich Kampchähnev aufplustern und Al arm ruf« ausstoßen, wie den folgenden! Amtliche Anzeigen. Blatt 301 des hiesigen Handelsregisters ist heute die obannes Lorenz in Lößnitz i. Erzgeb. und als deren Inhaber der Ingenieur Paul Iohannes Lorenz in Lößnitz eingetragen worden. Angegebener Geschäftszweig: Radio-Spezial-Groß-Der- trieb sowie Elektro-Handel und -Installation. Amtsgericht Lößnitz, den k. November 1931. Montag, den 9. November 1931, vorm. 9 Uhr sollen in Rittersgrün 3 Lautsprecher öffentlich meistbietend gegen so fortige Barzahlung versteigert werden. Q 3463/31 Sammelort der Bieter: Restaurant zum Turngarten. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgericht» Schwarzenberg. »rtt»U,Nch« «»as«i—»»" ««M «n »« L»» mt «»»» 'M» MW«. v« V«w an W X IM» »MI« «ma-SWaM»»« I» ««»»MldqlN « SS M» ««»»ralM «O, «WMM» SS, Dl »II «mm KM, VN». Ni»l«»DNI« SS. mm»«» »o, Dr »D »0 mm »NU, Die vom 9. November haben ausgespielt, daran ändern auch ihre Angstsanfaren nichts. Wann di« Stunde des nationalen Deutschlands kommen wird, wissen wir, nicht, das eine ist aber gewiß, daß sie kommen wird. Die braunen und feldgrauen Scharen sind, äußerlich und inner lich, immer alarmbereit — in Aue gibt der morgig« Sonntag eine Probe davon —, sie warten in eiserner Disziplin auf den Ruf der Führer, auf den Tag, von den: es heißt: Einmal muß jeder bekennen, Wem sein« Lieb« gilt, Einmal muß jeder das nennen, Was er zu holten gewillt! Alles Faule und Schlechte, Einmal gilt es nicht mehr, 'Ewige Menschenrechte Wachsen zu Willen und Wehr. Einmal auf deutscher. Erden Waltet ein neues Geschlecht. Einmal muß Frühling werden. Frühling in Freiheit und Recht I Zwei weitere Ausschüsse -es Wirischasisbeirates. Berlin, 6. Nov. Unter Vorsitz des Reichskanzlers Dr. Brüning und unter Beteiligung des Reichsbankvrästdenten Dr. Luther befaßte sich gestern das Reichslabtnett mit »er Vorbereitung der weiteren Beratungen des Wirtschafts- >eirates, nachdem die Arbeiten des zunächst allein eingesetzten Ausschusses für die Stillhalteprobleme inzwischen bereits zu Ende geführt werden konnten. Es wurden zwei weitere Ans chüsse gebildet. Im Ausschuß I für Produktionskosten und Prei se wird Reichskanzler Dr. Brüning oder Reichs- arbeitsministör Dr. Stegerwald, im Ausschuß H für Kredit und Zins der Stellvertreter des Reichskanzlers, Reichs- inanzminister Dietrich oder Reichswirtschaftsminister Professor Warmbold den Vorsitz führen. Sämtliche Mitglieder des Wirt- 'chaftsbeirates - sind gleichrnäßig auf die Ausschüsse verteilt worden. « «nthallmd di« ««Mch«, »«»»DDlmachD»,«, d« A»k»haopl«Mmschasi Md dl» » Bezirk,verband« Schwärzend««, d« Nmtrgerich!« in Au«. Lößnitz, Schn«b»g md Schwärzend«-, der Stadtrüt« in Srünhaln. Lößnitz, Nenftödtel md Schneeberg, d« Finanzämter in Au» und Schwärzend«». S» werd«« «ub«d«m »eröfsenlllchtr Bekanntmachungen der Stadträt« m Au« «d md de» ««trgrrichtt^u Sohanngwrgenstadt. Verlag L. M. Gärtner, Aue, Sachse«. «kn m «n m, «»W »M m«) eea »x» v^hi^Mtii »MM,» machst» ihrem Einkommen entsprechenden Lohnklasse, mindestens aber in Klasse 2, zu entrichten. Radiumbad Oberschlema, am 6. November 1931. Der Semeinderat. Jahrmarkt in Neustä-tel am 1». und 1S. November 19S1. Slaalsforslrevier Dockau versteigert Sonnabend, den 14. November 1981, 2 Uhr nachmittag», im Gasthaus „Sachsenhos- in Borkant 72 rm h. und 38 rm w. Drennscheile 21 rm h. und « >m w. BreunbnSppel 3V rm h. und 2 rm w. Brennzakben 110 rm h. u. 320 rm w Drennaste ausbereitek: Durchforstungen Abt. 1t, 18,22,40; Plenterschlag Abt. 43. SmilnIIe ter ImNemMenmMrlm. Die Landesversicherungsanstalt Sachsen läßt vom 9. No- vember 1931 ab hier eine Kontrolle der Beitragsentrichtung zur Invalidenversicherung vornehmen. Die Herren Arbeit geber wollen daher ihre Jnvalidenkarten an dem vom Kon trollbeamten schriftlich noch mitzuteilenden Tage bei der All gemeinen Ortskrankenkasse Radiumbad Oberschlema vorlegen oder durch einen mit den Beschäftigung», und Lohnverhält, nissen vertrauten, im Besitze von Barmitteln zur sofortigen Behebung etwaiger Differenzen befindlichen Vertreter vor- legen lasten. Beitragsrückstände können von der Landesver- sicherungsanstalt mit Geld bis zu 1000 RM. bestraft werden. Freiwillig Versicherten ist ebenfalls zu empfehlen, ihre Beitragsleistung prüfen zu lassen. Sie haben Beiträge der Zuspitzung -esUniversitStsslreiles in Krlle Die Studenten fordern Rücktritt Dehn« und des Rektors. Halle, 6. Nov. In einer Entschließung, die heute abend von der Studentenschaft der Universität Halle den, Rektor überreicht wurde, wird außer dem Rücktritt von Professor D. Dehn auch der Rücktritt des amtierenden Rektors Pro- fessor Dr. Aubin gefordert. Ferner heißt es in der Entschlie ßung, daß die Studentenschaft von weiteren Demonstrationen grundsätzlich'absehen wolle, den Kampf aber keineswegs auf- geben, sondern ihn auf noch breiterer Basis mit allen zur Ver fügung stehenden Mitteln weiterführen werde. Die Entschlie- ßung ist unterzeichnet vom Hochschulring Deutscher Art und von der Deutschen Studentenschaft an der Universität Halle. Wie di« Studenten erklärten, ist ihnen weiteres belastendes Material gegen Professor vl Dehn zugegangen. Die Dor- lesungen Dehns finden auch fernerhin unter Sicherungsmaß. nahmen der Universitätsbchörden statt. Auf polizeilichen Schutz wird aber in Zukunft verzichtet werden. Berlin, 7. Nov. Der ehemalige französische Mnisterprä- stdent PainlevS ist heut« morgen hier «tngetroffen. Au seinem Empfang hatten sich der französisch« Botschafter und Mitglieder der französischen Kolonie am Bahnhof eingefunden.