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«WWAWW »^1,stk di, «, 84. Jahrg Sonnabend, den 10. Oktober 1S3>. Nr. 237 Gehler, der kommende Mann? Nalen Front unmittelbar bevorstände. S» Amtliche Anzeigen. Personenstandsaufnahme 1981 in Ane. Die Schwierigkeiten -etNeglerungsbll-ung Berlin, 8. Okt. Dr. Geßler ist heute früh in Berlin eingetroffen. Er hatte in der Reichskanzlei «in« längere Unterredung mit dem Kanzler. Don Lieser Aussprache wird es abhängen, ob sich ein Weg findet, Dr. Geßler für das neue Kabinett zu gewinnen. Im Anschluß an sein« Aussprache mit dem Kanzler hatte Dr. Geßler auch eine Unterredung mit dem Staatssekretär Meißner. Neben den personellen Fragen scheint jetzt auch das Pro blem der Boll machten aktuell zu werden, die der Reichs- Präsident dem Reichskanzler zu geben bereit ist. Ms heute abend hat Dr. Brüning noch nicht die Vollmacht, im Falle einer parlamentarischen Niederlage des neu zu bildenden Kabinetts den Reichstag aufzulösen. Die Entscheidung dieser Frage dürfte wesentlich von dem weiteren Verlauf der Kanz- lerverhandlungen abhängen. Wenn in einigen Abendblättern angedeutet wird, daß es auch die Möglichkeit einer. Auf- lösunq unter Verschiebung der Neuwahlen geben könnte, so wird halbamtlich erklärt, daß der Reichs präsident eine solche Lösung aus verfassungsrechtlichen Grün den und seiner ganzen Mentalität entsprechend unter keinen Umständen zulassen würde. In politischen Kreisen beschäftigt man sich weiter mit der Frage, wie weit die künftige Entwicklung durch die Haltung der Deutschen Volks Partei beeinflußt werden kann. Am Sonnabend tritt die Michstagsfraktion zusammen, außer dem ist der Neichsausschuß der Partei einberufen worden. Von ihm ist nach Auffassung gutunterrichteter Beurteiler mindestens keine nachgiebigere Haltung gegenüber dem zweiten Kabinett Brüning zu erwarten. Es erscheint keineswegs sicher, daß Mitglieder der Reichstagsfraktion an der Harzburger Kundgebung teilnehmen. Diese Frage wird wohl in der Sonn abendsitzung der Fraktion behandelt werden. Während der Stern des Kanzlers im Erblassen begriffen zu sein scheint, beginnt ein anderer zu leuchten: der des lang jährigen ehemaligen Reichswehrministers. Herr Dr. Geßler ist immer persona grata beim Reichspräsidenten gewesen, er hat, seftdem er aus der Demokratischen Partei ausgetreten ist, sich Sympathien in nationalen Kreisen zu erwerben gewußt, und ist,, was von gewisser Bedeutung in heutigen Zeiten ist, Katholik, ohne dem Zentrum anzugehören. Welche Beziehun gen zwischen ihm und der oppositionellen Rechten bestehen, ist nicht bekannt, jedenfalls kann er als ihr halber Vertrauens mann angesprochen werden, der geeignet ish den Uebergang zu einer nationalen Regierung herzustellen. Unter diesen Umständen ist es verständlich, wenn Dr. Geßler vom Kanzler die Aufdeckung der Karten' verlangt, «he er sich bereit erklärt, in die Regierung einzutreten. Das ist besonders auch in außenpolitischer Beziehung mit Schwierigkeiten verbunden, denn Dr. Geßler hat sich bekanntlich stets von der Franzosen narrheit ferngehalten. Dis zu dieser Stunde hat sich trotz aller Bemühungen noch nicht entschieden, wie sich die allgemeine Verwirrung lösen wird. Vielleicht gibt es noch besondere Ueberraschungen. Nach- dem es Brüning unter dem Einfluß der Sozialdemokratie ver- standen»hat, zwischen sich und der nationalen Rechten alle Brücken abzubrechen, wird es für ihn schwer sein, sich auf di« Dauer zu halten. Denn darüber besteht kein Zweifel, daß Hugenberg und Hitler jetzt die Trümpfe im politischen Karten- spiel sind, und daß der Wirrwarr im Regierungslager nicht entstanden wäre, wenn nicht die Konstituierung der natio- AusWerlungsmoralorlum gefordert. Berlin, 8. Okt. Der „Berliner Dörscnconrier" meldet, daß von Seiten der Industrie dem Reichswirtschaftsmimstevium der Antrag zugeleitet worden sei, den Termin für. die Rückzahlung der zum 1. Januar 1932 fälligen Auf- wertungsobligationen um fünf Jahre, also bis 1937 hinaus-uschieben. Dem Antrag seien zugleich Entschädigungsvorschläge für die Gläubiger beigefügt worden, u. a. sollen danach die Zinsen um 2,5 auf 7H v. H. — also wie bei den Aufwertungshypotheken, di« über. 1931 hinaus laufen — erhöht werden. Man wolle erwirken, daß diejenigen Unternehmungen, die am 1. Januar 1932 zahlen müssen, dazu aber außerstande seien, in einer Veröffentlichung erklären, Laß st« von dem Moratorium Gebrauch machen. Einer besonderen Zustimmung der Gläubiger soll es nicht bedürfen. Der Mora- toriumsantrag erstrecke sich auf die durch Auslosung fällig werdenden Beträge. Berlin, 8. Okt. Der Reichspräsident empfing heute nachmittag den Reichskanzler zwecks Berichterstattung über den Stand der Kabinettsbildung. Die Notverordnung für Bayern völlig untragbar. München, 8. Okt. In der „Bayerischen Staatszeitung" wird erklärt, das Mich habe auch diesmal wieder in weit gehendem Maße in die Rechte der Länder eingegriffen und Kompetenzen an sich gerissen, die bisher der Gesetzgebung der Länder Vorbehalten gewesen seien. Verwirrung. Als das erste Kabinett Brüning zurücktrat, war die Auffassung allgemein, daß ein zweites sofort KI» Phoenix aus der Asche erstehen würde. Ein großer Teil der Oeffentlichkeit hatte sich daran gewöhnt, der Zielbewußtheit und Energie des Kanzlers alles Mögliche und Unmögliche zuzutrauen, und viele hatten wohl auch aus einem Gefühl der Bequemlichkeit heraus stark damit gerechnet, daß Dr. DrünV das Kind schon schaukeln werde. Umso größer war die Ueberraschung, daß der Kanzler nicht gleich mit einer neuen Ministerliste hervortreten konnte. War er von den Leuten, deren er sicher zu sein glaubt«, im letzten Augenblick im Stich gelassen worden, oder waren sonst- welche Ereignisse eingetreten, die. Brünings Plane über den Haufen warfen? Wahrscheinlich war es ein Zusammenwirken von Zufälligkeiten, vor dem auch der gesiebteste Politiker nicht gefeit ist. Jedenfalls hat der Kanzler durch die Verzögerung der Regierungsbildung bereits erheblich an allgemeinem An- sehen und auch an Vertrauen bei seinen Freunden eingebüßt. Es wird sogar davon gemunkelt, daß die Freundschaft des Reichspräsidenten zu Dr. Brüning einen Stoß erlitten habe. Bole Angst vor Gehler. Berlin, 9. Okt. Im Vorstand der soz. Reichstagsfraktion machte gestern abend Dr. Breitscheid Mitteilung von den Schritten, die Dr. Brüning bisher zur Untbildung seines Ka- binetts unternommen habe und di« zum Teil gescheitert seien. Besonder« Bedenken erregt« im Fraktionsvorstand die Absicht Dr. Brünings, den früheren Rrichswehrminister Dr. Geßler mit einem Posten In der Reichsregkrung zu betrauen. D-i dieser ungeklärten Situation wurde beschlossen, die Fraktion selbst für Montag nachmittag einzuberufen. Wie verlautet, be- trachten di« Sozialdemokraten «in Kabinett unter Deteillgung von Dr. Goßler oder vielleicht sogar unter seiner Führung als untragbar für die sozialdemokratische Fraktion. auch das unbefugte Anbringen von Plakatanschlägen, Zetteln usw. an den öffentlichen Anschlagstellen bei Strafe verboten ist, Aue, 9. Okt. 1931. Der Rat der Stadt, Poli-eiamt. Wegen vorzunehmender Reinigung müssen alle Amts stellen der Gemeindeverwaltung am Montag, 12. ds. Mts., geschloffen bleiben. Dringend« Verwaltungs- und Standesamtssachen werden an diesem Tage in der Zeit von 10)4—11)4 Uhr erledigt. Die Spar- und Girokasse ist von 14—16 Uhr geöffnet. Radiumbad Oberschlema, 9. Okt. 1931. Der Semeinderat. Was man in England meinl. Die Diktatur sek errichtet. London, 8. Okt. Die neue Notverordnung der Reichs- regierung hat in der englischen Presse große Aufmerksamkeit erregt. Sie bedeute, einer Meldung einer britischen Nachrich tenagentur zufolge, die Errichtung der Diktatur. Die englischen Leser werden darauf hingewiesen, daß die Not verordnung die verfassungsmäßigen Grundrechte der Nation, wie die Unverletzlichkeit des Heimes und der Briefe, die ver fassungsmäßigen Sicherheiten für das Eigentum und das Recht auf freie Meinungsäußerung beseitigen. — „Corning Stan- darb" betont, daß Hitler jetzt seine Stunde für gekommen eracht«, und meint, daß in Deutschland keine allgemeinen Wahlen stattfinden werden. Wenn der Reichskanzler die.nötig« Unterstützung im Reichstag nicht finden werde, so werde er eben ohne Parlament regieren. —v» «l, >1»« omi-dori. «sUNU*«"" I», M«, Atzl». »d Der Münchner Vertreter der „Augsburger Postzeitung" hatte eine Unterredung mit,Ministerpräsident Held, der bis Donnerstag mittag den Wortlaut der Notverordnung nochnichtinHändenhatte (I). Der Minister erklärte erneut, baß in Bayern ein Teil der Bestimmungen der Notver ordnung undurchführbar sei. Der Einbruch in die Länderrecht« und Länderangelegenheiten sei ganz unge- heuerlich. Die Reichsregierung brarrche sich also über die vassive Haltung der Länder nicht zu wundern. Di« Materie der Notverordnung sek, wenn sie nicht durch Ausführungsbe- stimmungen wesentliche Aenderungen erfahre, für Bayern völlig untragbar. Jedenfalls werde das Verbleiben des Reichspostminister» Dr. Schätz! im Kabinett bei dessen Umbildung in ungeheurer Weise erschwert. Äellpachs Betrachtungen. Der frühere badische Staatspräsident und demokratische Professor Hellpach schreibt in der „Neuen Züricher Zei tung": Das Bewußtsein, daß außerordentlich« politische Dinge in der ganzen Welt geschehen und überall unberechenbar« Umschichtungen und Umformungen im Gange sind, hat gerade die einfachen Massen ergriffen. Die Ergebnisse von Hamburg zeigen den ungeminderten Fortgang der politi schen Radikalisierung, sie führen in schnurgerader Linie den Prozeß weiter, den zuletzt die Gemeindewahlen in Baden als ein Weitertreiben der Tendenzen vom 14. September 1930 erkennen ließen. Beide Male zeigt in dem Zertrümme- rungsprozeß Ler bürgerlichen Mitte der Wahl- ausgang nunmehr die Deutsche Volkspartei an der Reihe... Im Kontrast dazu haben die Nationalsozialisten (die Witzel- form „Nazis" wird diesem Phänomen gegenüber, nachgerade zur politischen Frivolität) um fast vierzig Prozent zu- genommen... Reben der erschütternden Tatsache, daß auch in der stolzesten Welthandelsstadt Deutschlands die libe ral-demokratische Mitte bis zur Bedeutungslosigkeit dezimiert wird, bildet Len politischen Kern des Wahlresultates die schlechthin überwältigende Zunahme des radikalen Nationalismus... Statt schöpferische Initiativ« größten Stils zu spüren-, der sich selten ein Volk versagt, geht die Nation nun seit Monaten unter dem Land regen von Notverordnungen einher, deren einheitliches großes Heilziel auch heute noch nicht erkennbar geworden ist... Das muß der Patriot der deutschen Republik mit d«r tiefsten Sorg« betrachten: mit diesem Verfahren wird Ler Glaube an di« Republik als Rechtsstaat erschüttert... Protest -er Penstonöre. Berlin, 8. Okt. Ter Deutsch« Offizier-Buno erklärt: In die dritte Notverordnung de» Herrn Reichspräsi denten zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen vom 6. Oktober 1931 sind auch di« Bestimmungen des seinerzeit dem Reichstag vorgelegten und von diesem noch nicht erledigten Pe n si onrr ürzunasge se tz es aufgenommen worden, so^ In den letzten Tagen sind den Grundstücksbesitzern Haus- Haltungs- und Betriebslisten zugest«llt worden, die einer Per- sonenstandsaufnahme zum Zwecke der Steuerveranlagung Lie nen. Die Hausbesitzer oder deren Stellvertreter haben die Listen an die Haushaltungsvorstände zu übergeben und wieder einzuholen, alsdann aber die sorgfältig geprüften Listen in der Zeit vom 10.—14. Oktober 1931 beim Stadtsteueramte durch erwachsene Personen, di« Auskunft geben können, wie- der «inzureichen. Für die Stadtteile Alberoda und Auer- Hammer ist Abgabe der Listen bei den betreffenden Verwal tungsstellen zulässig. Wir verweisen auf di« den Listen vor- gedruckten Ausführungsbestimmungen und erwarten, daß die einzelnen Spaltenüberdrucke genau beachtet und wegen Aus- . . „ , ... . . „ stellung der Steuerkarten alle Arbeitsverhältnisse vollständig Anbringen von Anzeigen und Ankündigungen außerhalb der angegeben werden. Besonders weisen wir noch darauf hin, öffentlichen Anschlagstellen bei Strafe verboten ist, und daß Hierbei geben wir bekannt, daß, wie bisher, auch ferner hin auf Grund der Polizeiverordnung vom 25. Sept. 1925 das Anschlägen, Ankleben, Anheften, Anmalen oder sonstige « Mottend di« amNich«, ««kauulmachnngen der Amkhauplmonnlchafi und de» Bezirksverband, Schwarzenberg, der Amlsgerlchk in Au«, Lößnitz, Schneeberg und Schwarzenberg, der Sladlrüt« in «rünhain, Lößnitz, Neustadt«! und Schne«berg. d«r Finanzamt« in Au« und Schwarzenberg. S» werd« außerdem verdffrnllichlr Bekanntmachungen d« Siadiri»« zu Au« und Schwarzenberg und des Amtsgericht, zu Johanngeorgenstadt. Verlag S. M. SSrlner, Aue, Sachsen. gee»t^«e«ri «« »1 in» «knitz lvsi «40, vchne^ee, 10, Sch»«,«»,,, »1» vntziissqkMi Diehmarkt in Zwönitz Dienstag, den 20. Oktober 1931. Stättegeld wird nicht erhoben. M« amtlichen Bekanntmachungen sämtlicher Behörden können in den Geschäftsstellen des „Lrzgebirgischen DolksfreunLs" in Aue, Schneeberg, Lößnitz und Schwarzenberg eingesehen werden. daß für jedes Gewerbe (auch für das kleinste) ein Betriebs- blatt auszufüllen ist. Unvollständige Listen müssen zurllckgegeben werden. Aue, 9. Oktober 1931. Der Rat der Stadt — Steueramt. Da» öffentliche Anschlagwesen in Aue ist ab 10. Oktober 1931 der Firma I. E. F. Pickenhahn L Sohn, AG., Chemnitz, Theaterstr. 6/10, pachtweise übertragen worden. Alle zum Anschlag zu bringenden Plakate werden vom 10. Oktober 1931 ab nur von dieser Firma angebracht. Di« Plakate können bei Herrn Ernst Lorenz in Aue, Mau- Hausberg 1, Erdgeschoß, abgegeben werden.