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Dienstag, den 29. September 1931 Nr. 227 Der Franzvfenbesuch in Berlin 84. Iahrg. Durch die den Franzosen unerwünschte englische Inflation ist die Verhandlungsbasis für Deutschland zweifellos günstiger geworden, denn die französische Volkswirtschaft beginnt den Pfundsturz zu spüren, und es liegt Herrn Laval sehr viel daran, eine Front der Schuldner gegen das Gläubigerland Frankreich nicht zustande kommen zu lassen. Das Problem, dessen Tragweite politisch durch die Begriffe Westorientierung und Ostorientierung gekennzeichnet ist, wird während des De- suchs nicht gelöst werden, es wird aber die Politik der nächsten Wochen beherrschen. Die Franzosen werden sich zu gewissen Konzessionen bereit finden, die aber niemals soweit gehen wer den, daß die Lage Deutschlands von Grund auf gebessert wird. Vielleicht werden sie Im äußersten Falle sogar mit einer Anleihe zu locken versuchen, bestimmt aber wird die Verlängerung des Stillhalteabkommens Uber den Februar hinaus als Köder ver wendet werden. WeiM SlMerBmlMW t» SAeeten Donnerstag, 1. Oktober 1931, abend» 7 Uhr. Tagesordnung hängt im Rathaus aus. iS»«»»»»» ri» —a «»»»- m»«»»-»«. Pr«t» Nr Ns »4 mm NM, ««M. Nr I» »« «<»»»«« >»>, «»IM» »« N» »I, « mm d«U» PM- ««»»»»Nl, «» «»ein 100. Nr dt> »0 mm »ntir »«.«»VMM» I« «»LU» »» «,I»q»s<»I» p»Mch<»»»,«»> oapp» Nr. irr«. o»«»i,»»^ir»-a»«e»i o»S!«u Nr. r». Die Reichsregierung trägt die schwere Verantwortung der Entscheidung. Wenn es nach der Linken (von der Zentrums mitte Lis zu den Sozialisten) ginge, würden den Franzosen so fort alle ihre Wünsche erfüllt werden. Die unwürdigen Huldi- gungen, welche die völlig unter jüdischem Einfluß stehenden Liga ^iir Menschenrechte und das Reichsbanner den franzö- fischen Ministern bei ihrer Ankunft in Berlin darbrachten, war wieder ein Zeichen dafür, daß ein Teil des deutschen Volkes durchaus unter die französische Peitsche kommen will. Die Mehrheit aber hat gar kein Interesse an einer neuen Demüti gung vor Frankreich. Sie hat am gleichen Tage, au dem in Berlin sog. Republikaner den Franzosen potemkiysche Dörfer vorführten (der Pariser Le Soir ist—Lhvigens als einziges französisches Blatt — darauf hineingefallen und- schreibt von einer „erhebenden Volksbegeisterung") in Hamburg bewie sen, in welchem Lager sie steht. Und darauf wird es auf wei tere Sicht allein ankömmen. D» Begeisterung -es Reichsbanners usw. Zusammenarbeit statt DerstSnbtgung. Die Verständigungspolitik, die fast ein Jahrzehnt lang von dem amtlichen Deutschland gegenüber Frankreich getrieben worden ist, ist erledigt. Von ihr ist in den offiziellen An, sprachen, die bisher aus Anlaß des "französischen" Minister besuches in Berlin gehalten worden sind, keine Rede gewesen. Es kann insofern als eine symbolische Handlung angesehen wer- den, als Briand am Grabe Stresemanns «in Blumengebinde niederlegte. An Stelle der Verständigung ist die Koopera tion, die Zusammenarbeit getreten, die, wie in den Redebäben angedeutet wurde, möglich ist, ohne daß sich die beteiligten Par teien fortgesetzt um den Hals fallen. Diese nüchterne Auffas sung der Verhältnisse ist immerhin sympathischer als das Ge- quassel von Freundschaft und Verständigung, wenn auch kritisch Veranlagte einen Ausgleich der Interessen zwischen Wolf und Schaf für schwer durchführbar halten, und meinen, daß die Ab machungen, an deren Zustandekommen gearbeitet wird, nur im Wege des Nachgebens der Reichsregierung, mithin auf Kosten der Wirtschaft und wohl auch der Souveränität Deutschlands verwirklicht werden können. Oeffentlich« Sitzung d«» Schulausschuss« -u Schwarzenberg Donnerstag, den 1. Oktober 1981, abends Uhr im Ratssitzungszimmer des Stadthauses, 3. Obergeschoß, Zim mer 77. Tagesordnung: 1. Mitteilungen. 2. Personalver änderungen. 3. Aufhebung der Lernmittelfreiheit. « enthüllend dl« a«Mch«i ««»anntmachnnten der «mkrhauptmannschast und d« Bezirdsverbands Schwarzenberg, der Amtsgericht« In Au«, Löbnitz, Schneeberg nutz Schwarzenberg. der Stadtrül« in Gränhatn. Lößnitz, N«ustSdi«t und Schneeberg, d«r Finanzämter in Au« und Schwarzenberg. E» werd«» außerdem veröffenillchti Ledanntmachungen d«r Stadträt« zu Au« und Gchwarz«nb«rg und d«s Amtrgrrlchlszu Sohanngeorgenstadt. Verlag L. M. Gärtner, Aue, Sachse«. L»mt»«a«ri an« ai m» re, uruitzv»«»»,, 10, o»»«»»«»««aai» »«asft«» a»»s«chs«L Gin WiMchaslsausschuh soll es schaffen. Die Ankunft. Berlin, 27. Sept. Ministerpräsident Laval und Außen minister Brian- sind heute vormittag 8,40 Uhr in Berlin eingetroffen und wurden auf dem Bahnhof Friedrichstraße vom Reichskanzler un- Reichsaußenminister begrüßt. Der. französische Botschafter Poncet und der deutsch» Botschafter in Pari» v »«-Hoesch waren-den Dösten bis Charlottenburg entgegengefahren. Die Straße Unter den Linden war bereits vor 8 Uhr früh von starken Polizeiabteilungen besetzt. Dom Bahnhof Friedrichstraße ab durch di« Georgenstraße und die Reustä-tische Kirchstraße sowie Unter den Linden stand die Polizei Kopf an Kopf. Das Hotel Adlon zeigt« di« französisch« Flagge zwischen der deutschen Reichsfahne un- der deutschen Handelsflagge. Auf der gegenüberliegenden französischen Bot- schäft wehten die französischen Farben. Das Publikum, das sich bald auf einig« hundert Köpfe verringert hatte, darunter eine größere Anzahl von Personen, die das Reichsbannerabzeichen trugen, brachte ständig Hoch ruf« auf den Frieden un- di« deutsch-französische Verstän digung aus. Laval zeigte sich wiederholt am offenen Fenster, Briand hinter geschlossenen Fenstern. Gegen 2410 Uhr er schienen Lie beiden französischen Minister für einige Augen blicke auf dem Balkon. Laval dankte der Menge mit Lem Taschentuch kurz. Briand grüßte mit Händewinken un klatschte selbst in die Hände. Um 10,30 Uhr empfing Laval die französische Presse, die französische Kolonie und die Mitglieder der „Deutsch-fran zösischen Gesellschaft" in der französischen Botschaft. Laval gab anschließend der deutschen Presse eine Erklärung, in Ler er den Zweck seiner Reise auseinandersetzte, Ler vor allem in der Ein setzung eines deutsch-französischen Ausschusses zur Prüfung aller wirtschaftlichen Fragen bestehe. Auf diesem Wege werde man dann auch zu weiterer Verständigung kommen. Im Anschluß hieran sprach Laval einige kurze Worte im Rundfunk, in denen er sich für den Empfang in Berlin be dankte. Briand legte «inen Kranz am Grabe Stre- semanns nieder. 11,30 Uhr stattete Laval einen Besuch beim Reichskanzler und Briand einen Besuch beim Reichs- außenminister ab. Die Kooperation. Berlin, 27. Sept. Heute nachmittag begannen in der Reichskanzlei die Verhandlungen zwischen den deutschen Regierungsoertrekrn und den Franzosen. Sie dauerten über zwei' Stunden. Wie wir erfahren, waren Gegenstand der Verhandlungen die deutsch-französischen Wirtschaftsfragen in ihrer Gesamtheit. Die vier Industrien, die vor allem behandelt wurden, waren Kohle und Eisen, Elektrizität und Ebemie. Im ganzen be wegten sich die Verhandlungen im Rahmen der Empfehlungen des Layton-Berichtes unter Lem Gesichtspunkt: Koopera- t i o y. Das - Ergebnis der- heutigen Konferenz ist eine grund- sä'tzliche Einigung über die Bildung eines unpolitischen be- ratenden d.e'u t sch - fr a n z ö s i s ch en Ausschusses aus Regierungsvertretern und Vertretern der Industrie, Arbeit, gebern und' Arbeitnehmern, der Mittel und Wege suchen soll, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern zu verbessern. Die Verhandlungen, die einen sehr zufrieden- st« l l e n den Verlauf nehmen, werden morgen fortgesetzt. Boy Patis aus werden die. Verhandlungen wie folgt be- 'suchtet: Die' Berliner Besprechungen werd«n - zeigen, - daß Frankreich seine wirtschaftliche, und finanzielle UeberIeg « n- jeit — von der politischen nicht M reden — rücksich t sl o s n die, Wagschal« werfen, wixd, um. sich g e sch ä f t l ich e Äottest'« zu sichern. Düs'wird vor allem durch den Dey. such der Bindung der deutschen Exportindustrie,, der Schiff- '«L! L-ALk rs NTLKSL »".E„x»«. «Ir»U «Mu« U,»Ä „qw «» »«»«» »Ul» Nid««» «l, »Ich« »mladarl. Schund«, fahrt und der Luftschiffahrt an die französische Konkurrenz g«. schchen, und zwar überall da, wo das deutsch« Unternehmertum bis heute in einem unbestreitbaren Vorteil Ist. Die französt- schenWlrtschüftskreise.-dle hinter der Regierung stehen, meinen, daß Deutschland heute zu weit größeren Konzessionen' bereit ist als bisher. Dienstag, den 29. September 1931, vorm. 10 Uhr sollen in Beierfeld 1 Rtckelbad mit, Zubehör, 1 Nickelanlag« (2 Bäder und Motor), 1 Falzmaschin«, 1 Feil- und Teemaschine, 1 Re- gistrierkasse „Krupp* 1 Nähmaschine (versenkbar) «.1 Schrank- Grammophon mit Uebertrggung öffentlich meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Q 2677/31 Sammelort der Dieter: Gasthof zum Albert-Turm. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgericht» Schwarzenberg. Dienstag, den 29. September 1931, vyrm. 10 Uhr sollen in Lauter 1 Glasschrank mit Kommod«, 1 Kleiderschrank, 1 Spie- gel, 1 Wandbild, 1 Posten Damenmantel, Gummi- und Loden mäntel, Herrenjoppen, -errenanzüge, Burschenmäntel, Herren- mäntel, 2 Sehrockanzüge u. a. m. öffentlich meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Q1854/31 Sammelort der Bieter: Fremdenhof zum Löwen. Der Gerichtsvollzieher de» Amtsgerichts Schwarzenberg. Das von der Aufsichtsbehörde angeordnete Ortsgesetz über di« Entschädigung der Stadtverordneten, ehrenamtlichen Rats mitgliedern und Mitgliedern der Stadtverordnetenausschüsse vom 26. September 1931 wird hiermit verkündet und tritt am Amtliche Anzeigen. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Mate rialwaren- und Flaschenbierhändlers Erich Otto in Schneeberg wird zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters und zur Erhebung von Einwendungen gegen das Verzeichnis der bei Ler Schlußverteilung zu berücksichtigenden Forderungen Ter- min bestimmt auf den 23. Oktober 1931, vormittags 9 Uhr. Die Vergütung des Konkursverwalters wird auf 200 RM., der Betrag der ihm zu erstattenden Derläge auf 9,45 RM. fest- gesetzt. K 7/28 Schneeberg, den 23. September 1931. Das Amtsgericht. Dienstag, den 29. September 1931, vorm. 11 Uhr soll im Gasthaus Sächs. Schweiz in Radiumbad Oberschlema 1 Posten Damen-, Herren, und Kinderschuhe sowie Filzschuh« öffentlich meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. D«r Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Schneeberg. Lößnitz. Kehrlöhne. Di« Gebührenordnung für das Schornsteinfegergewerbe in Lößnitz erfährt mit Wirkung ab 1. Oktober 1931 eine Aen- deruna dahin, daß von dem sich ergebenden Endbetrage der dem Dezirksschornsteinfegermesster in der Stadt Lößnitz zu- kommenden Löhne für das Reinigen der Schornsteine (Kehr- löhne und Gebühren) 10 Prozent (zehn v. H.) abzuziehen find. Lößnitz, am 22. September 1931. Der Rat der Stadt. Allerlei Reden. Berlin, 27. Sept. Der Reichskanzler gab heute zu Ehren der französischen Gäste ein Abendessen, an das sich ein Empfang schloß. Dabei wurden zwischen dem Reichskanz ler und dem französischen Ministerpräsidenten Trink- . sprüche gewechselt. Dr. Brüning fichrte u. a. aus: „Seit unserem Pariser Besuch hat sich die Lage Europas stetig verschlechtert. Die wirk- schaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten einzelner Länder haben sich zu einer. Weltkrise verdichtet, deren Ausmaß wohl niemand voll vorausahnte und zu deren Ueberwindung außer ordentliche Anstrengungen geboten erscheinen. Allenthalben quälen und -Sorg«, -Unsicherheit Völker, die erwartungsvoll auf ihre Regierungen schauen und von ihnen Befreiung aus der Krise erhoffen. In dieser sorgen vollen Zeit ist langst die Erkenntnis Allgemeingut geworden» daß Europa nur.durch zielbewußte und verständnisvolle Zu sammenarbeit aller Nationen, -nur Lurch schnelle un- gegenseitige Hilfe vor dem schlimmsten Elend und dauernden Zusammenbruch gerettet werden kann. Die Bedeutung des deutsch-französischen Verhältnisses für die Geschicke der leiden den Nationen bedarf keiner Beweisführung mehr. Ein« frucht bare Zusammenarbeit unter den Völkern Europas und die für den lebendigen Wirtschaftsaustausch mit der neuen Welt not wendige Stabilisierung des europäischen Friedens erscheint erst an dem Tage gesichert, wo bei Deutschland und Frankreich das Vergangene seelisch überwunden ist und der Blick sich gemein sam der Zukunft und ihrer geistigen, wirtschaftlichen und poli- tischen Gestaltung zuwendet. Wir wissen, daß die Erinnerung an die Vergangenheit zwischen Deutschland und Frankreich un endlich viel Trennendes enthält. Aber diese Erinnerungen dürfen kein Hindernis sein, aus der Erkenntnis die notwen digen Folgen zu ziehen, daß eine deutsch-französische Zu sammenarbeit unentbehrlich ist, wenn die Wirtschaftsordnung Europas und der Welt von dem sie bedrohenden Zusammen- bruch gerettet werden soll. Wir werden uns beiderseits von dem Willen leiten lassen, Trennendes beiseite zu lassen un- das Gebiet zu suchen und auszubauen, auf dem eine Gemein samkeit der Interessen besteht und eine.Ueberein- stimmung gefunden werden kann. Angesichts des Trustes der gemeinschaftlich in Angriff genommenen Aufgaben dürfen wir uns nicht verhehlen, daß bis zur Erreichung des beiderseits erstrebten Zieles noch ein weiterund schwieriger -W e g vor uns liegt. ..... Ministerpräsident Laval ^erwidert«:. - Mein Freund Briand un- ich danken Ihnen für Ihren freundlichen Empfang, den wir sehr zu würdigen wissen. Hie können da- von überzeugt sein, daß wir uns der Bedeutung unserer An-' Wesenheit in Berlin voll und ganz bewußt sind.- Nichts kann dies besser charakterisieren als die Tatsache, -aß wir heut« abend in demselben Saal versammelt sind, in dem vor mehr als einem halben Jahrhundert der Berliner Kongreß getagt hat, und daß seit der Zeit, als Herr Waddington uns in Berlin vertrat, kein französischer Ministerpräsident in amtlicher Eigenschaft nach Berlin gekommen ist. Sie, Herr Reichskanzler, gehören zu jener geistigen Elite, Leren hohe un- seltene Eigen- schäften die Welt anerkennt und die in den schwierigsten Zeiten ihren Gleichmut voll und ganz zu erhallen wissen. Herr Briand und ich sind nach Berlin gekommen, um in dieser großen und schönen Hauptstadt -es Reiches die Fäden - der Besprechungen von Paris und London fortzusetzen. In den wirtschaftlich«« Fragen und in dem Rahmen, Ler - erst. kürzlich in Genf aufgestellt worden ist, wollen wir versuchen, zwischen den beiden Völkern «ine enger« Zusammenarbeit un- vertrauensvoll« B«z!«hungen herzustellen. Ich erhebe mein Glas zu Ehren unseres Gastgebers, des Herrn Reichskanzlers Brüning, und des Herrn Außenministers, und ich trinke mit Ihnen auf den Erfolg.unserer gemeinsamen Arbeit.