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Ein romantischer Mor- in Paris. Liebestragödie eines angeblichen Bourbonen-Prinzen. Paris, 16. August. In einem Pariser Hotel wurde am Dienstagmorgen ein angebliches Mitglied des Hauses Bour bon, Prinz Edgar von Bourbon, von seiner Ge bebten, einer aus Saragossa (Spanien) gebürtigen 39jäh- rigen Condelaria Vrau-Soler mit dem Rasiermesser er mordet. „Prinz Edgar von Bourbon", der bereits im 62. Lebensjahre steht, unterhielt mit der Frau schon seit län gerer Zeit ein Liebesverhältnis. Beide trafen sich regel mäßig in einem kleinen Gasthof im Innern der Stadt, wo seine Geliebte seit Juni 1931 ein Zimmer bewohnte. Als der Hoteldiener am Dienstagmorgen das Zimmer betrat, um, wie üblich, Ordnung zu machen, fand er den „Prin zen" mit durchschnittener Kehle aus dem Fuß boden, während seine Geliebte spurlos verschwunden war. Polizeiliche Ermittlungen haben jedoch keine näheren An haltspunkte über die Ursache des Dramas erbracht. Erst gegen Mittag stellte sich die Mörderin der Polizei. Beim Verhör erklärte sie, in Notwehr gehandelt zu haben, da der Prinz sie unter Bedrohung mit dem Rasiermesser zwin gen wollte, ihm zu folgen. Nach den Untersuchungen der Kriminalpolizei scheint es dagegen festzustehen, daß der Prinz im Schlaf im Bett ermordet und dann bis »um Teppich geschleppt worden ist. „Prinz Edgar von Bourbon" ist der Sohn der Prin zessin Alice de Bourbon und eines unbekannten Vaters. Er mar zunächst mit einer Amerikanerin Clara de Cosse Eringer verheiratet, von der er sich vor einigen Jahren lcheiden ließ. Der „Bourbonenprinz" ein Hochstapler. Paris, 16. August Ueber die Persönlichkeit des er mordeten angeblichen „Prinzen Edgar von Bourbon" gibt die österreichische Gesandtschaft in Paris nunmehr Aus kunft. Danach tauchte im Jahre 1910 in Wien zum ersten Male ein angeblicher Prinz Edgar von Bourbon auf, der ous Neuyork eingereist war und sich als Rentner ausgab. Er reiste später mit dem angeblichen Ziel Gent ab. Die Wiener Polizei wurde sofort auf ihn aufmerksam, weil er bch als Verwandler des Hauses Habsburg ausgab. Nach diesem kurzen Aufenthalt fand man die Spur des „Prin zen" erst im Jahre 1913 in Triest und Fiume wieder, wo er mehrereVetrügereien begangen haben soll. Er gab sich teilweise als Oberst des amerikanischen Heeres oder als General der türkischen Armee aus. Er betonte ver schiedentlich seine legitimen Ansprüche auf den albanischen Thron. Er erklärte ferner, aus Rosen hain in Oesterreich zu stammen, obgleich es in ganz Oester reich nur einen einzigen Berg dieses Namens gibt. Seine angebliche Verwandtschaft mit dem Hause von Bourbon „scheint vollkommen unbegründet". Im Verlaufe ihrer Äussagen erklärte die Mörderin, daß ihr Geliebter sehr starken Anteil an den letzten spani schen Aufständen genommen habe. Die Persönlichkeit des ermordeten Bourbonen. Paris, 16. August. Den Ermittlungen der Polizei ist es in den Nachmittagsstunden des Dienstag doch noch ge lungen, den Wohnort des von seiner Geliebten ermordeten „Bourbonen-Prinzen" ausfindig zu machen. Er wohnte bei einem seiner engsten Freunde, einem Pariser Architekten Prevost. Der Architekt gab an, daß der Ermordete ein natürlicher Sohn des ehemaligen Kaisers Franz Joseph mit der Prinzessin Alice von Bourbon gewesen sei. Erst nach dem Kriege, als sämtliche Krongüter in Oesterreich beschlag nahmt wurden, habe er sich nach Paris zurückgezogen. Die Liebestragödie des angeblichen Prinzen von Bourbon. Paris, 16. August. Die polizeilichen Untersuchungen in der von der hiesigen Presse groß aufgemachten Liebes- tragödie des angeblichen Prinzen Edgar von Bourbon Haben zu der Feststellung geführt, daß die Geliebte dem 62jährigen während des Schlafes in seinem Bett mit einem Rasiermesser die Kehle durchschnitten hat. Augen blicklich ist man bemüht, festzustellen, woher der Ermordete seinen Lebensunterhalt bestritt und wo er in Paris wohnte. Nach der in seiner Tasche aufgefundenen Adresse ist er voll kommen unbekannt. Auch ist er nicht „Prinz", obwohl er sich so bezeichnet haben mag. Er ist, soweit man feststsllen konnte, Träger des Namens, aber nicht Mitglied des Hauses Bourbon. gemeldet. Wie die „Deutsche Bergwacht" mitteilt, ist im Karwendel der Münchner Tourist Rappold tödlich abge- ibirzt. Am Montag ist an der Dreitorspitze im Wetterstein gebirge der Augsburger Emanuel Kouch tödlich verunglückt. Kach der „Münchner Telegramm-Zeitung" soll ein dritter Jurist, ein 14 Jahre alter Postschaffnerssohn aus Mün- flfn, im Zugspitz-Massiv abgestürzt und getötet worden !An. Bei den am Großglockner am Sonnabend tödlich ver unglückten deutschen Touristen handelt es sich um zwei Tou- osten aus Berchtesgaden, Mittelhuber und Leitner, -owie Um den Beamten der österreichischen Bundesbahnen Epp uns Wien. * Gewitterschäden in der Magdeburger Vörde. In den «patabendstunden des Montag wurde die Magdeburger Vörde erneut von schweren Gewittern heimgesucht, die nicht unerheblichen Schaden anrichteten. So schlug in der Klein- Wnnzlebener Feldmark der Blitz mehrfach in große, für me Zuckerfabrik ausgedroschene Strohdiemen ein. Riesige Rauchwolken und Feuerschein leuchteten weit in die Nacht Maus. Sämtliche Feuerwehren der Umgegend waren in Kurzer Zeit an der Brandstelle erschienen, ohne jedoch die Vernichtung der großen Strohvorräte verhindern zu kön nen. Der Schaden ist beträchtlich. — In Hohenwarsleben wurde die Scheune des Landwirts Brandt durch Blitzschlag Ufrnichtet. Große Erntevorräte wurden dabei gleichfalls M Raub der Flammen. Auch in diesem Falle ist dem Be uger großer Schaden zugefllgt worden. * Devisenschmuggler an der holländischen Grenze fest- »cnommen. Wie erst jetzt bekannt wird, wurde in der Nacht »um Sonntag im Zollamt Frensdorfer Haar bei Nordhorn 'n Kraftwagen aus Hamburg angehalten. Bei dem Füh- ", dessen verdächtiges Benehmen eine eingehende Durch- mcyung zur Folge hatte, wurden versteckt 17 200 Mark in mindert- und Tausendmarkscheinen vorgefunden, die er un- "Mmeldet über die Grenze schaffen wollte. Der Kräft igen und das Geld sind beschlagnahmt, der Führer und "!!en Begleiterin in Haft genommen worden. Die sofort eingeleitete Untersuchung ergab, daß der Autofllhrer nur Helfershelfer war, der die Devisen im Auftrage einer Frau aus Hamburg nach Amsterdam bringen sollte. Der Auto führer wurde in Haft behalten, während seine Begleiterin am Montag wieder aus der Haft entlassen werden mußte, da Anzeichen einer Mittäterschaft von ihr nicht festgestsllt werden konnten. * Zwei Todesopfer von Grubenunfällen. Aus Hin denburg (Oberschlesien) wird gemeldet: Auf dem „Glück- auf"-Schacht wurden während der Nachtschicht durch Zu bruchgehen eines Teiles der Stollen der Zimmerhäuer Wil helm Polotzek und der Häusler Joachim Gwos aus Zaborce getötet. Ein zweiter schwerer Unfall ereignete sich auf der Sosnitza-Grube in Gleiwitz, wo der Häuer Otto Hennig aus Sosnitza durch herabstürzende Kohlenmassen schwer verletzt wurde. * Schweres eigenartiges Straßenbahnunglück in Wien. 20 zum Teil sehr schwer Verletzte. Auf der Linie I) der Wiener Straßenbahn ereignete sich am Dienstagabend ein schwerer Betriebsunfall, bei dem 20 Personen zum Teil sehr schwer verletzt wurden. Von einer entgegenkommenden Straßenbahn war ein Fahrgast abgesprungen und über querte hinter dem Wagen die Strecke. Um ihn nicht zu überfahren, bremste der Wagenführer des anderen Straßen bahnzuges scharf. Da gerade an dieser Stelle sich eine Weiche befand, entgleisten der Trieb- und der Anhänge wagen. Der Triebwagen fuhr über den Bürgersteig in eine Gartenmauer, die umstürzte und das Dach des Wagens durchschlug. Der Anhängewagen wurde gegen einen Pfeiler geschleudert, der ebenfalls umstürzte. Der Wagenführer wurde zusammengequetscht und entsetzlich verstümmelt. Fünf andere Personen wurden so schwer verletzt, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Unter den Verletzten befindet sich auch der Fährgast, der das Unglück verursachte. * Ein Ort durch Feuer zerstört. — 14 Vermißte. Aus Moskau wird berichtet: Im Orte Solzy (Gouvernement Pskow) brach am Montag ein Feuer aus, das sich bald über das ganze Dorf ausbreitete. 30 Bauernhäuser brannten nieder, 14 Personen werden vermißt. * Der Ovambo-HLuptling Jmpumbo entkommen. Wie aus Windhuk gemeldet wird, hat die Strafexpedition der südafrikanischen Regierung einen Großangriff auf den Kral des widerspenstigen Ovambo-Häuptlings Jmpumbo aus geführt, an dem sich Bombenflugzeuge und Panzerwagen beteiligten. Jmpumbo gelang es jedoch, zu fliehen. Ver luste wurden nicht verzeichnet. Die einzigen Verwundungen wurden durch einen aufgescheuchten Bienenschwarm hervor gerufen, der die Mannschaft eines Panzerwagens angrisf und ihr heftige Stichwunden zufügte. * Der Langstreaen-Weltrekordflicger schwer verletzt. Wie aus Springfield (Massachussetts) gemeldet wird, ist dort der Inhaber des Weltrekords im Langstreckenflug Russell Boardman aus rund 300 Meter Höhe mit seinem Flugzeug abgestürzt. Der Flieger wurde dabei schwer ver letzt. Bekanntlich hatte er im vergangenen Jahr? ohne Zwischenlandung die Strecke Neuhvrk—Türkei zurückgelegt und damit den Weltrekord im Langstreckenflug an sich gebracht. * Etwa hundert Personen ertrunken. Aus Bombay wird gemeldet: Eine Giftschlange verursachte bei Niepani in Kolapur das Kentnern eines Fährbootes und führte dadurch den Tod von etwa hundert Menschen herbei. Die Fähre stieß bei der Ueberquerung eines überschwemmten Flusses mit einem schwimmenden Baum zusammen, auf dessen Zweigen eine große Giftschlange in das Boot her überkroch. Die Fahrgäste wurden in eine derartige Panik versetzt, daß sie alle nach einer Seite des Bootes stürzten, so daß dieses sofort kenterte. Die etwa hundert Fahrgäste fanden den Tod durch Ertrinken. * Schwerer Verkehrsunfall. — Ein Toter, mehrere Schwerverletzte. In der Nacht von Montag zu Dienstag er eignete sich auf der Chaussee zwischen Kattowitz und Bis marckhütte ein schwerer Verkehrsunfall. Ein mit 30 Per sonen besetztes Lastauto, das von einem Ausflug heimkehrte, stieß mit einem Personenkraftwagen zusammen. Ein Poli zeibeamter wurde auf der Stelle getötet und mehrere Per sonen schwer verletzt. * Gronau in West-Kanada. Wie aus Edmonton in der westkanadischen Provinz Alberta gemeldet wird, ist Gronau mit seinen Begleitern am Dienstagnachmittag auf dem See Lac la Biche gewassert. Dieser See liegt etwa 200 Kilometer nordöstlich von Edmonton. Nach Ergänzung des Brennstoffes will er nach Prince Rupert in West-Kanada weiterfliegen. * Unglaubliche Bluttat in Ottweiler. In Ottweiler wurde in der Sonntagnacht eine grauenhafte Bluttat aus geführt. Zwischen einigen jungen Leuten entstanden Strei tigkeiten. Einer der Beteiligten wurde mit einem Schür haken bewußtlos geschlagen. Als er wieder zu sich kam. mußte er sich in ärztliche Behandlung begeben. Bei der I Rückkehr vom Arzt wurde er wieder angegriffen. Mit einer Axt erhielt er wuchtige Schläge auf den Kopf. Der Schädel wurde an mehreren Stellen zerschlagen. Weiter erlitt der Angegriffene schwere Verletzungen am Oberkör per und an der Hand. Eine Hand wurde ihm buchstäblich abgeschlagen. In hoffnungslosem Zustand wurde der töd lich Verletzte dem Krankenhaus zugesührt. * Große Waldbrände in Südfrankreich. Aus Süd frankreich werden infolge der anhaltenden starken Trocken heit wieder eine ganze Reihe ausgedehnter Waldbrände gemeldet. Bei Marseille stehen 100 Hektar Wald in Flam men, gegen die die Feuerwehr und die Gendarmerie bis her vergebens angekämpft haben. Mehrere Dörfer sind aufs äußerste bedroht. Militär hilft der Bevölkerung, ihre Habe in Sicherheit zu bringen. * Französisches Schnellboot gesunken. — 2 2 Tote. Aus Paris wird gemeldet: Ein Schnellboot der Compagnie Generale Aeropostale, das den Dienst zwischen Natal und Dakar versieht und am Sonnabend dort einlanfen sollte, ist nach einer hier eingetroffcnen Meldung in einem heftigen Sturm untergcgangen. D,e Besatzung, die sich aus dem Kapitän und 21 Mann zu sammensetzte, soll den Tod in den Wellen gesunde» haben. * Japanischer Dampfer nach Zusammen stoß gesunken. — 19 Tote. Die beiden japanischen Dampfer Nichifuku Marn und Hide Marn stießen in der japanischen Inlandsee in dichtem Nebel zusammen. Die Nichifuku Maru sank sofort. 19 Menschen ertranken; die übrigen wurden von der Hide Marn gerettet, die mit einer leichten Beschädigung des Bugs davonkam. lNachvruck verboten.! Nach fünf Minuten steht er wieder tn der Garage. Wnf Minuten sind immerhin Zeit genug, um von einem verzweifelten Verbrecher zur Flucht benutzt zu werden. Neubert ist verwundert als er Wellenkainp gelassen lind ohne besondere Eile an vem kleinen Zweisitzer hantieren steht „Sie haben sich aber mächtig beeilt, Neubert," sagt Wellenkamp mit deutlichem Spott in der Stimme. „Hatten Sie Angst daß ich sortsahren würde, ohne Sie Aitzunehiuen?" Neubert klettert ohne Antwort in den Wagen. Sein Atem gehl noch rasch und stoßweise; seine Hände zittern, keine Stirn ist mit Schweiß bedeckt. Der Wagen setzt sich in Bewegung. „Wohin wollen Sie, Neubert? Dars ich Sie irgendwo "bsetzen?" „Leipziger Straße," antwortet Neubert kurz und buchend. Der Wagen fährt die Allee hinunter; das breite Gittertor öffnet sich. Ein Motorradfahrer wartet irgendwo in der Nähe °ss Ausgangs und fährt dann in gemäßigtem Tempo Anter dem Zweisitzer her. Wellenkamp wendet den Kops 'Er bemerkt den Motorfahrer, lächelt. „Sie sind ein vorsichtiger Mann, Neuverl. Und Sie and gleichzeitig ein mutiger Mann." „Wie meinen Sie das, Nowak?" . „Denken Sie einmal nach! Ich nehme an, Sie wissen "Aiges von mir, das Ihnen diese Fahrt zu zweien als "n besonderes Wagnis erscheinen lassen muß." . Wellenkamp spricht tn einem ruhigen, fast gleichgültigen ^n. Seine Hände liegen fest am Steuer Sein Ange ist Aars und unbewegt. Plötzlich läßt er den Kops zur Seite 'chnellen. „Wieviel wissen Sie von mir, Neubert?" Neubert zögert mit der Antwort »Alles, Herr Wellenkamp," sagt er dann entschlossen ». Wellenkamps Gesicht wir- sehr blaß Die Hände am Steuer zittern nicht Wellenkamp schaltet eine höhere Geschwindigkeit ein „Es nützt Ihnen nichts Herr Wellenkamp. die Polizei ist benachrichtigt" bemerkt Neubert kaltblütig. Der Wagen fährt in einem scharfen Tempo weiter Wellenkamp Hai wieder sein rätselhaftes Lächeln. „Die Polizei? So - so - Dars ich fragen, wer Ihnen meine Spur verraten hat, Herr Neubert, oder wie Sie sonst heißen mögen?" „Ich heiße Neubert Herr Lorenz Peterka engagierte mich vor einigen Wochen, um seinen Chauffeur zu beobachten, de, sich durch nächtliche Kletterpartien einiger maßen verdächtig gemacht hatte." Wellenkamp lächelt noch immer „Peterkas Ja - dann mutz ich es tun. Dann gibt es keinen anderen Weg," sagt er wie in schweren Gedanken „Wann soll ich verhaftet werden?" fragt er kurz Und als Neubert schweigt: „Es kann nicht mehr lange dauern, wie? Es kann der Fall sein, sobald das Auto hält." „Ich nehme es an", sagt Neubert mit einem Blick durch das Hinterfenster Der Motorfahrer ist noch immer hinter ihnen. „Ich nehme an, datz nicht viel Zeit übrig ist." Aus Wellenkamps Augen bricht etwas wie ein harter Blitz „Ich muß aber Zeit übrig behalten, um eine Besorgung zu machen, die ich vorhabe Nur eine einzige Besorgung." Sie fahren jetzt durch die Kantstraße Das Auto hat Wieder das scharfe Tempo, es kümmert sich um keine Verkehrsregel mehr - es rast vorwärts Schreiende und gestikulierende Menschen Ein aufgeregter Grüner. Die Weiße Mattscheibe einer Uhr - Halb sieben — Griesinger ist also zu Haus - Griesinger wartet. „Halt - halt! Nehmen Sie Vernunft an, Mensch!" Neubert Hai die Hand erhoben. Ein weißes Tuch bewegt sich Zwei Sekunden später rast ein Motorfahrer hart an dem Auto vorüber Der Wagen steht Wellenkamp ist aufgesprungen „Ihr wollt es nicht im Guten!" knirscht er zwischen den Zähnen Neubert, der eben einen Revolver aus der Lasche gezogen hat, fühlt eine Faust auf sich niederfahren — stürzt hintenübei -. Ein Mann springt mitten in der Pestalozzistraße aus einem Auto, schleudert einen Molorsahrer zur Seite — jagt wie ein gehetztes Tie, über das Pflaster Eine Frau stößt einen Schrei aus Passanten heften sich an seine Fersen Es ist wie damals, denk, Wellenkamp im Vorwärts, stürzen Alles wie damals Er reißt eine Haustür auf, läßt sie dröhnend hinter sich ins Schloß fallen; — er stürmt die Treppe hinauf - klingelt - klingelt. Die Tür wird sofort geöffnet. Gottfeidank - Griesinger hat schon gewartet. s * Peterka ist an diesem Tage nicht tn die Stadt gefahren Er hat nicht einmal Margit zur Bahn gebracht, was diese veranlaßt, beim Abschied ihr rechtes Auge auf eine sonderbar wissende und forschende Weise zusammen- zukncifen und dem Bruder etwas später mit besonderer Wärme die Hand zu schütteln. Peterka hat den Vorschlag gemacht, mit Liane eine Autofahrt zu unternehmen — hat sich gleich darauf besonnen und den Vorschlag widerrufen Er trinkt mit Liane den Tee aus der großen Terrasse. Der Kiesweg flimmert, das grelle Licht wird durch einen roten Schirm gedämpft und verdeckt Lianes Blässe Man könnte meinen, daß alles wie früher wäre. Es ist jedoch nicht wie früher. Die Terrasse ist da - das Wasser ist da - die Frau liegt weiß und schlank tn dem großen Korbstuhl - plaudert und lächelt Vielleicht würde man kaum eine Veränderung bemerken, wenn man nicht so unheimlich scharfe Augen bekommen hätte - in jener schrecklichen Nacht. Nun sind die blinden Augen sehend geworden. Nun .ist es auf einmal unmöglich, sich gegen gewisse Kenntnisse zu verschließen. Nun sieht man zum Beispiel, datz Lianes Blicke verschleiert sind, daß um den lächelnden Mund ein Zug von Abgespanntheil, von unbewußte, , lauert Peterka hält die Lippen hart zu,omu marschiert umher. „Wie nervös du geworden bist, mein Liev^ Liane matt. Er lacht kurz auf. „Ja — es könnte stimm bemerkt er nur. Sie richtet sich tn ihrem Sessel in die Höhe. „Hast du Sorgen? Hast du Arger im Geschäft gehabt?' fragt sie leise. „Du fragst wie Margit, Liane." Er ist neben sts getreten, streicht mit spitzen Fingern über ihr Haar, nimmt die Hand wieder an sich, als hätte er etwas Glühendes berührt. (Fortsetzung folgt.)