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und mit Messern niedergestochen. Sie erlitten lebensgefährliche Verletzungen an Kopf und Rücken. Kommunistische Umtriebe in München. München, 5. August. Der Polizeibericht meldet unter der Ueberschrift „Kommunistische Umtriebe" folgendes: „Die Kommunisten hatten für Donnerstagabend Demonstratio nen im Westen und Osten der Stadt anberaumt. Die ge planten Aufmärsche konnten aber nicht zur Entfaltung kommen, daß die Polizei vor den Demonstranten am Platze war. Bei der Räumung der Straße in Weftend mußte verschiedentlich vom Gummiknüppel Gebrauch gemacht wer den. Um 22 und 24 Uhr führte dje Polizeidirektion Säuberungsakiionen in Giesing durch, wobei 14 Kommu nisten festgenommen wurden, die es offensichtlich auf Zu sammenstöße mit Andersgesinnten abgesehen hatten. Da bei wurden Pistolen, Schlagwaffen und Dolche beschlag nahmt. Weiterhin wurde in Weftend ein heimkehrender Nationalsozialist von etwa zehn Kommunisten tätlich an gegriffen. Beim Einschreiten der Polizei wurde von einem der Beteiligten eine Armeepistole weggeworfen. Der Be sitzer war bisher nicht zu ermitteln. Im übrigen gelang es den verstärkt eingesetzten Polizeistreifen wiederholt, unberechtigt waffenführende Personen festzunehmen. Goering bei Neurath. Berlin, 5. August. Der nationalsozialistische Reichs tagsabgeordnete Hauptmann a. D. Goering hatte am Donnerstag mit dem Reichsautzenminister Freiherrn von Neurath eine Aussprache. Wels und Bogel bei Dr. Bracht. Berlin, 5. August. Die Vorsitzenden der Sozialdemo kratischen Partei Otto Wels und Hans Vogel führten, wie der „Vorwärts" berichtet, am Donnerstag bei Dr. Bracht schärfste Beschwerden über den nationalsozialisti schen Terror in Ostpreußen, Schleswig-Holstein und ande ren preußischen Landesteilen. Sie betonten das Recht der Notwehr im Sinne des Gesetzes und die Notwendigkeit für die republikanische Bevölkerung, zu Mitteln des Selbst schutzes zu greifen, wenn der Schutz des Staates versage. Der stellvertretende Reichskommissar habe bekannt, daß er die Gefahr sehe und erklärt, er sei bemüht, ihrer Herr zu werden M GM. IWsbuM sm IM. Trotz der starken Zunahme der Arbeitslosigkeit und der Kurzarbeit im vergangenen Jahre haben die Freien Ge werkschaften, die dem Allgemeinen Deutschen Gewerkschafts bund angeschlossen sind, nicht den gleichen Mitgliederverlust "litten wie in früheren Krisenjahren. Die dreißig ange- chlossenen Zentralverbände umfaßten am Ende des Jahres W31 rund 4135 000 Mitglieder. Das bedeutet gegenüber der Mitgliederzahl des Jahres 1930 einen Verlust von ^1667 Mitgliedern, 12,3 Prozent der Gesamtmitglieder lahl. Den geringsten Verlust an Mitgliedern erlitten die Buchdrucker mit nur 2,2 Prozent und die Melker mit 1,5 Prozent; die stärkste Abnahme hatte der Verband der Ma schinisten und Heizer mit 24,7 Prozent seiner Mitglieder Zu verzeichnen. Die beiden größten der angeschlossenen Or- banisationen, der Metallarbeiterverband mit durchschnitt lich 800 000 bis 900 000 Mitgliedern und der Eesamtver- band der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe mit durch- lchnittlich 600 000 bis 700 000 Mitgliedern, hatten nur 12,1 bezw. 8,9 Prozent ihrer Mitglieder eingebüßt. Diese Ver luste der Gewerkschaftsbewegung sind verhältnismäßig ge- "ng, gemessen am Rückgang in der Inflationszeit, als die Wesamtmitgliederzahl von 1922 von 7,8 Millionen auf rund § Millionen zurückging. Die Gesamteinnahmen der Verbände betrugen 1931 über l84 Millionen Mark, um etwa 47 Millionen Mark weni ger als im vorhergehenden Jahre. Die Ausgaben waren wit 2l5 Millionen Mark um etwa 25 Millionen Mark nie driger als 1930. Obwohl alle regulären Einnahmen, besonders die Ver bandsbeiträge, stark zurückgegangen waren, haben die in Arbeit stehenden Mitglieder durch Leistung von Extrabei- krägen die Not der arbeitslosen Kollegen und Kolleginnen äu lindern versucht. Trotz Kurzarbeit und Lohnabbau wurden hierfür 45 Millionen Mark aufgebracht, das sind <3 Millionen Mark mehr als im Jahre 1930. Von den 215,6 Millionen Mark Gesamtausgaben der Berbände sind über 51 Prozent als Unterstützungen aller Art ausgegeben worden. Dabei mußten einige Verbände die Unterstützungssätze erheblich kürzen, um ihren Etat zu balancieren. Außerdem mutzten die Ausgaben in allen Unterstützungszweigen mit Rücksicht auf die verringerten Einnahmen niedriger sein als im vorhergehenden Jahre; nur in der Jnvalidenunterstützung wurden 1931 rund 3,4 Millionen Mark mehr ausgegeben als 1930. Die arbeits losen Mitglieder erhielten 69,1 Millionen Mark Unter stützung gegen 77,7 Millionen Mark im Vorjahre. Für Arbeitskämpfe wurden 10,5 Millionen Mark ausgegeben, für Presse- und Bildungswesen 11,2, für Agitation und Or ganisation 18,9, für Verwaltung 53,4, für sonstiges 11,5 Millionen Mark. Aus aller Welt. * Schüsse auf die Wohnung eines Kommunisten. In der Nacht zum Donnerstag wurden in Tilsit auf das Haus Hindenburgstraße 33, in dem ein bekannter Kommunist wohnt, acht Pistolenschüsse abgegeben, die zum Teil die Fe :r durchschlugen. Die Täter sind mit einem Kraft- Wagen unerkannt entkommen. * Zwei Rotfrontschützen verhaftet. Durch die politische Polizei konnten vorgestern in Berlin die beiden Schützen und Messerstecher festgenommen werden, die an der Er mordung des SA.-Mannes Fritz Schulz in der Triftstraße führend beteiligt waren. Inzwischen hat einer von ihnen, der 37jährige Händler Hartmann, ein Geständnis abgelegt. Er gab zu, geschossen zu haben. Hartmann wird noch im Laufe des Tages dem Bernehmungsrichter vorgeführt. * Neue Brandstiftung in München. In der Nacht zum Donnerstag wurde das Jugendheim der Sozialdemokraten in der Dom Petri-Straße in München vorsätzlich in Brand gesteckt, wobei ein großer Teil der Einrichtung verbrannte. Am Brandherd wurde eine mit Explosivstoff gefüllte Maggi flasche gefunden, die durch ein Fenster in den Raum ge worfen worden war. Man nimmt als sicher an, daß die Täter, die die mißglückten Anschläge auf die Kaufhäuser in Rosental versuchten, denselben radikalen Kreisen an gehören, die in der Nacht zum Donnerstag die Brand stiftungen am Außenrand der Stadt verübten. * Unwetterkatastrophe an der Mosel. Am Donnerstag nachmittag ging über dem Gebiet der Mittelmosel ein furchtbares Unwetter nieder, das ähnlichen Schaden an richtete wie die Unwetterkatastrophe vor einigen Wochen. 2n kürzester Zeit waren Weinberge und Felder über schwemmt. Rebstöcke und Weinbergpfähle wurden von den Wassermassen mitgerissen. Die Weinernte ist teilweise bis zu 50 v. H. vernichtet; der Schaden läßt sich noch nicht an nähernd übersehen. Die Reichsbahndirektion Trier teilt mit, datz die Strecke Wengerohr-Berncastel-Cues bei Lie ser-Mülheim von Wasser- und Erdmassen während des Un wetters überschwemmt worden sei ,so daß der Zugverkehr unterbrochen wurde. Das Gleis konnte jedoch bald wieder freigelegt werden. * K polnische Soldaten auf dem Marsch durch Blitzschlag getötet, K weitere schwer verletzt. In der Nähe der Ortschaft Powursk (Wolhynien) wurde eine von einer Uebung heim kehrende Abteilung polnischer Soldaten von einem un gemein starken Gewitter überrascht. Durch einen Blitzschlag wurden sechs Soldaten auf der Stelle getötet und sechs schwer verletzt. * Feuerkampf mit entflohenen Sträflingen. Aus dem Gefangenenlager in Pinebluff (Arkansas) entflohen sieben Strälinge, nachdem sie einen Wärter niedergeschlagen und sich mit Waffen versehen hatten. Polizeikräfte suchten die umliegenden Wälder ab. Bei ihrem Zusammentreffen mit den Flüchtlingen kam es zu einem Feuerkamps, bei dem drei Gefangene getötet und zwei verwundet wurden. * Fünf Menschen durch Blitzschläge getötet, zwölf schwer verletzt. Warschau und Umgebung wurden am Mittwoch nachmittag von einem außerordentlich heftigen Gewitter, das besonders im Bezirk Lukow wütete, heimgesucht. Durch Blitzschläge fanden insgesamt fünf Menschen den Tod und weitere zwölf haben zum Teil sehr schwere Verletzungen da vongetragen. So schlug in dem Orte Eronzowka der Blitz in eine Gruppe von acht Kindern ein, von denen eins so fort getötet und die übrigen sieben schwer verletzt wurden. * Der Sowjethandelsvertreter in Aegypten des Lan des verwiesen. Einer Meldung der „Times" aus Kairo zufolge hat der ägyptische Innenminister den sowjet russischen Handelsvertreter aufgefordert, bis zum 25. August das Land zu verlassen. Dem Sowjethandelsver ¬ treter war die Aufenthaltserlaubnis nur unter der Be dingung erteilt worden, daß Sowjetrußland ägyptische Baumwolle kauft und daß der Schofför seines Kraftwagens zum Regierungsamt für öffentliche Sicherheit bestellt würde. Beide Bedingungen sind vom Sowjetvertreter in letzter Zeit nicht mehr erfüllt worden. * Endlich Haftbefehl gegen Heinrich Sklarz. Im Mai 1926 wurde Heinrich Sklarz wegen vollendeten und ver suchten Betruges, wegen Untreue und Erpressung zu einem Jahr sechs Monaten Gefängnis, 50 000 RM. Geldstrafe und drei Jahren Ehrverlust verurteilt. Heinrich Sklarz hat die Strafe aber bisher nicht verbüßt, obwohl ihm vom Schöffengericht Berlin-Mitte keine Bewährungsfrist zuge billigt war. In den letzten Jahren hatten die National sozialisten und Deutschnationalen verschiedentlich im Preu ßischen Landtag an die Regierung Anfragen gerichtet, war um Heinrich Sklarz seine Strafe nicht abzusitzen brauche. Wie die Telegraphenunion erfährt, ist nunmehr nach sechs Jahren Heinrich Sklarz zum Strafantritt aufgefordert worden. Da er sich nicht freiwillig gestellt hat, ist jetzt Haftbefehl zwecks Verbüßung seiner Strafe erlassen wor den. * Frau Zetkin will als Alterspräsidentin fungieren. Obwohl der Reichswahlleiter die Personalien der neuen Reichstagsabgeordneten noch nicht festgestellt hat, ist es wahrscheinlich, daß die kommunistische Abgeordnete Frau Zetkin, die 75 Jahre alt ist, das älteste Mitglied dieses Reichstages sein wird. Das nächstälteste Mitglied des Reichstages ist der Zentrumsabgeordnete Johannes Blum. Da sich Frau Zetkin ständig in Moskau aufhält und ihr Gesundheitszustand zu wünschen übrig läßt, waren Zweifel aufgetaucht, ob sie das Amt des Alterspräsidenten über nehmen würde. Wie wir jetzt von kommunistischer Seite hören, ist aber damit zu rechnen, daß sie zur Eröffnungs sitzung des Reichstages nach Berlin kommen wird, um ihr Amt als Alterspräsidentin auszuüben. * Handgranatenanschlag auf einen Obmann der Bay rischen Volkspartei. Am Donnerstag früh zwischen 3 und 4 Uhr wurde in das Schlafzimmer des Ortsobmannes der Bayrischen Bolkspartei für Ebenhausen-Hohenschäftlarn, Jbler, eine selbstgefertigte Handgranate geworfen, die ex plodierte und im Zimmer Zerstörungen anrichtete. Jbler blieb unverletzt. Riesiger Sprengstoffund. Auf dem Grundstück eines kürzlich verstorbenen Sprengmeisters in Wilhelmshorst bei Potsdam wurden gestern in einem Brunnenschacht mehrere Kisten mit etwa 30 000 Sprengpatronen gefunden, die dort im Laufe der Zeit durch den Sprengmeister angesammelt waren. Wie hierzu bekannt wird, liegen diesem Funde keine politischen Zusammenhänge zugrunde. Die Spreng patronen wurden beschlagnahmt und nach der Chemisch technischen Reichsanstalt gebracht, um dort vernichtet zu werden. * Handgranatenanschlag in Schlesien. Aus Gleiwitz wird gemeldet: Wie die nationalsozialistische „Deutsche Ostfront" meldet, wurde in die Wohnung des Ortsgruppen leiters der NSDAP, in Guttentag eine Handgranate ge worfen, die Sachschaden anrichtete. Von den Täten: fehlt bisher jede Spur. * Zwei Polizeibeamte angeschossen. Aus Gleiwitz wird gemeldet: Am Donnerstag gegen 1.30 Uhr wurden zwei Polizeibeamte, die Streife gingen, auf der Steigerstraße in Sosnitzka von einem Motorrad aus durch den Sozius fahrer beschossen. Ein Beamter erlitt einen Beinschuß, der andere einen schweren Bauchschuß. Bei letzterem besteht Lebensgefahr. * Mit dem Kraftwagen auf den Bürgersteig. — 2 Tote, 5 Schwerverletzte. Ein schweres Verkehrsunglück ereig nete sich am Mittwoch in einer kleinen Ortschaft in der Nähe von Belfort. Der Führer eines Kraftwagens, der sich in den Abendstunden auf der Heimfahrt befand, sah sich plötzlich zwei Radfahrern gegenüber, die ihm aus der fal schen Straßenseite entgegenkamen. Um einen Zusammen stoß zu vermeiden, riß er das Steuer herum, konnte es aber nicht verhindern, daß sein Wagen in eine Gruppe von etwa zehn Ortseinwohnern raste, die vor der Tür ihres Hauses saßen. Zwei von ihnen, eine ältere Frau und ein Kind, wurden auf der Stelle getötet, fünf andere erlitten so schwere Verletzungen, daß sie in ein Krankenhaus überführt werden mußten. Bei einigen von ihnen hat man ihres hohen Alters wegen jede Hoffnung aufgegeben. H (Nachdruck verboten.) Wellenkamp winkt nachlässig ab. „Lassen Sie ihn stecken, Griesinger. Es war nur meine Warnung. Man soll es vermeiden, das Netz so straff zu wannen, bis es zerreißt. In drei Tagen, sagten Sie? — heute ist Dienstag. Ich werde also am Freitag wieder bei Ihnen sein/ „Freitag abend sechs Uhr. Der letzte Termin, Wellenkamp/ Wellenkamp knöpft umständlich seine Handschuhe zu und geht ohne Gruß. Draußen steht warmer Dunst des Juniabends über uaubigen Straßen. Der Himmel ist sanftrötlich; schmale Giebel zacken schon schwarz in die Helligkeit; erste Laternen glühen in den Straßenschächten. Wellenkamp geht langsam. Er hat das Gehetzte noch sucht verloren; er bleibt von Zeit zu Zeit an einer Straßenecke stehen, steht sich um, betrachtet diesen oder lenen Passanten mit argwöhnischen Augen. Ein beleibter Mann ist vorhin vor Griesingers Haustür uns und ab gependelt, als Wellenkamp das Haus verließ. Gr trägt eine Nelke im Knopfloch; er macht einen harmlosen und gutbürgerlichen Eindruck, und als er jetzt, neben Wellenkamp an der Reklamesäule stehend, den Hellen »ilzhut lüftet, kann man sehen, daß seine gewaltige Glatze »°n Schweißperlen bedeckt ist. Natürlich ist der dicke schwitzende Mann vollkommen harmlos, und es ist einzig und allein Wellenkamp, der uneder das unbestimmte Lauernde, Spürende und Beob. Mende in seinen Augen zu lesen glaubt. Vielleicht hat vieser Mann vor zwei Stunden beim Aufräumen daheim "ne alte Zeitung gefunden, die einen alten Steckbrief enthält? Es gibt solche Zufälle. Es macht krank, alle Kom- v Nationen des Zufalls auszudenken und sie an seinem Geiste vorbeimarschieren zu lasten. Es kann auf die ^auer wahnsinnig machen. m „Ist zum Beispiel ein Zufall, daß der Mann mit der , "ke das gleiche Äierhaus am Leipziger Platz aufsucht, 'N dem Hans Wellenkamp am Tage seines Urlaubs zu Abend ißt? Ist es ein Zufall, daß der einzige freie Tisch sich in unmittelbarer Nähe WellenkampS befindet? Der dicke Mann ißt gelassen und mit großem Appetit. Er schenkt Wellenkamp kaum einen Blick; er betrachtet ihn augenscheinlich nicht im geringsten. Es ist nur sonderbar, daß er seine ausgiebige Mahlzeit in der gleichen Minute beendet, tu der auch Wellenkamp mit seinem bescheidenen Abendessen fertig wird. Wellenkamp benutzt die Stadtbahn und nimmt später ein Auto, das er in einiger Entfernung von Peterkas „Es soll niemand stch mit den Lunden abgeben, außer mir. Herr Peterka hat das so angeordnet/ Villa halten läßt. Es ist kein Wagen da, der ihm folgt Sonderbar: es ist wirklich kein Wagen da. Alles Einbildung — Hirngespinste. Da ist auch schon die Gartenmauer Das Haus liegt weiß und still. Die Fenster sind schon erhellt. Die Linden dunkeln - schwarze zusammengeballte Masten im nachtblauen Himmel, in dem sich erste Sterne entzünden. Stimmen klingen in den Abend hinaus. Lianes Stimme. Liane spricht mit Fräulein Peterka. Jetzt lachen sie beide. Wellenkamp bleibt stehen, um zu lauschen. Er kann kein deutliches Wort vernehmen. Er hört nur die Stimme, die er liebt. Er steht in der Schwärze der Lindenallee — er preßt sich hart an den Stamm, der kühl und klebrig ist wie von jungen Harzen. Plötzlich ist es, als ob der Stamm neben ihm stöhnte. Es ist ein Seufzer da — es ist das unterdrückte Ächzen einer Menschenstimme. Wellenkamp erstarrt. Er bewegt den Kops wie ein witterndes Tier, er hört leise knirschende Schritte. Ein Mensch kommt aus dem Schattendunkel, geht an ihm vorüber, ohne ihn zu bemerken. Als er auf den helleren Kiesweg hinaustritt, erkennt Wellenkamp die Umrisse der breiten, untersetzten Gestalt. Es ist Peterka. Sein Gang erscheint anders, auch seine Haltung ist nicht wie sonst, aber es ist trotz allem Peterka. Er geht langsam über den Kiesweg; er biegt die Rhododendron auseinander, die unter Margits Fenster hohe, rosa blühende Wellen werfen; er steht lauschend unter dem Fenster. „Ich begreife nichts/ denkt Wellenkamp. Und von einem jähen, würgenden Mitleid erfaßt: „Wir alle sind nur Menschen. Wir sind alle arme, irrende Menschen/ Fledermäuse schwirren über den Lindenkronen. Vom großen Rasenplatz her duftet der Jasmin. Wellenkamp streicht noch einmal über die klebrige, kühle Haut des Baumes. Dann geht er langsam ins Haus. * » * „Es soll niemand an sie ran/ sagt Petermann, der Gärtner. „Es soll niemand sich mit den Hunden abgeben, außer mir. Herr Peterka hat das so angeordnet. Herr Peterka sagt, es hätte seine Gründe/ Petermanns Augen sind trübe und rot gerändert, und Wellenkamp fühlt sich in seiner Gegenwart am sichersten; denn es ist erwiesen, daß Herr Petermann seit drei oder vier Jahren keine Zeitung mehr liest. Übrigens hat Petermann eine Art von Zuneigung zu dem neuen Chauffeur gefaßt Es geht ihm darin ähnlich wie den beiden Hunden, die Nowak schon vom zweiten Tag ab nicht mehr verbellt haben. Nowak erzählt, daß es ihm von Kindheit an mit Tieren so ergangen wäre. „Die Tiere wissen eben, daß tch's gut mit ihnen meine. Tiere haben mitunter schärferen Verstand als Menschen." Der alte Petermann muß Nowak recht geben. Ein netter, vernünftiger, verträglicher Mensch. Die Paula macht ihm schöne Augen, aber er scheint es nicht zu bemerken. Er macht sich nicht viel aus Mädchen, erzählt er Petermann. Er hätte sich in seiner Jugend einmal die Finger verbrannt. (Fortsetzung folgt.)