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Programmfragen, k) Nachrichtendienst, Programmaus tausch. 4. Der Neichsrundfunkgesellschaft werden zweiReichs- kommissare übergeordnet, von denen einer vom Reichs postminister, einer vom Reichsminister des Innern ernannt wird. Die Beziehungen zwischen dem vom Reichsminister des Innern ernannten Reichskommissars und den unter Ziffer 6 a genannten Staatskommissaren werden unter Zuziehung der zuständigen Ausschüsse des Reichstags geregelt. 5. Der Neichsrundfunkgesellschaft werden beigegeben: Ein Verwaltungsrat im Sinne des Paragraphen 52 des Ge setzes über die G. m. b. H., bestehend aus den beiden Reichs kommissaren, je drei vom Reichsminister des Innern und vom Reichspostminister und sieben von den Ländern zu be stellenden Mitgliedern, von denen zwei Preußen und je sins Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden und Hamburg ernennen. Ein Programmbeirat, bestehend aus 15 Mitgliedern, die der Reichsminister des Innern ernennt. Die Mitglieder des Programmbeirats sollen aus dem ganzen Reichsgebiet berufen werden. Der Programmbeirat ist zu allen grundsätzlichen Programmfragen zu hören. Am Wrack der „Niobe". Vorläufig keine Bergung der Leichen möglich. Kiel, 28. Juli. Die Marinestation der Ostsee teilt mit: „Die bei dem Wrack der „Niobe" beschäftigten Taucher haben am 28. Juli folgendes festgestellt: Das Wrack liegt fast horizontal auf der Backbordseite. Der Zugang zu allen unteren Räumen ist unmöglich. Mit der Bergung von Lei chen ist vorläufig nicht zu rechnen, da erst das stehende und laufende Gut gekappt und Masten und Segel beseitigt wer den müssen Diese von den Tauchern vorzunehmenden Ar beiten werden voraussichtlich mehrere Tage in Anspruch neh men. — Nach dieser amtlichen Feststellung trifft die gestrige Meldung von der Bergung zweier Leichen der „Niobe" nicht zu. Die Bergungsarbeiten im Fehmarn-Belt. Kiel, 28. Juli. Die Bergungsarbeiten an der gesunke nen „Niobe" sind heute früh fortgesetzt worden. Uhl 6.50 llhr ist ein Taucher zum Wrack hinuntergegangen, um 7 Uhr ein weiterer und um 8.45 Uhr ein dritter Taucher. Tas Wrack liegt fast horizontal auf der Back bordseite. Der Zugang zu den Räumen des Schiffes ht durch ein starkes Gewirr don Segeln und Tauen zur Zeit noch immer behindert. Tote sind bisher nicht ge borgen worden. An der Unfallstelle ist der Dampfer „Simson" mit einer starken Trosse am Großmast der „Niobe" befestigt. Die Bergungsarbeiten werden von Kapitänleutnant Boie geleitet, der sich mit vier Tauchern auf dem Kieler Schlep- her „Hund" befindet. Weitere Torpedvtaucher sind heute NÄH von Flensburg aus auf dem Dampfer „Mürwik" nach der Unglücksstelle abgegangen. Der Kreuzer „Köln" und die Schnellboote sind nach Kiel zurückgekehrt. WMmO mit WWigtMl Mmm. Washington, 28. Juli. Bei der von der Polizei an- üeordnetcn Räumung eines sonst leerstehenden Ncgierungs- Hebäudes, in dem Veteranen Unterkunft gefunden hatten, kam es zu einem blutigen Zusammenstoß, wobei insgesamt k8 Personen verletzt wurden, darunter zwei Polizeibeamte Edlich. 200 Veteranen stürmten das Gebäude und bc- bmrfen die Polizeibeamten mit Ziegelsteinen. Die Polizei, die Verstärkung erhalten hatte, drängte die Veteranen Mster Zuhilfenahme des Gummiknüppels wieder zurück. Eine Vorsichtsmaßregel wurde dadurch getroffen, daß die Potomae-Zngbrückc hochgezogen wurde, wodurch der An- "mrsch der im Anacosta-Lager befindlichen Veteranen ab- ^schnitten wurde. Das Weiße Haus steht unter starker ^wnchling. Außerdem hat das Kriegsdepartcment die pundcstruppen angewiesen, sämtliche Ncgierungsgrnndstückc der Nähe des Weißen Hauses von den Kriegsvetcranen zu räumen. Etwa 2üv Mann Kavallerie, eine Maschinengewehr abteilung, ein Bataillon Infanterie und fünf Tanks aus bcrschiedenen benachbarten Forts sind in der Nähe des Ärrißen Hauses konzentriert. Die Bundesruppen sind an gewiesen, mit der Polizei zusammenzuwirken, um das weite Gebiet in der Nähe des Kapitols, wo die Veteranen ver schiedene unbewohnte, der Regierung gehörige Häuser als Unterkunft benutzen, zu säubern. In später Nachtstunde erreichte uns folgende Meldung: Der Kampf zwischen den Bundestruppcn und den Vete ranen nimmt immer schärfere Formen an. Die Truppen gehen jetzt mit Tränengasbomben vor, nachdem es den In fanterie- und Kavallerieabteilungen nicht gelungen ist, mit aufgepflanzten Bajonetts die Veteranen aus der Umgebung des Kapitols zu vertreiben. Gasbomben gegen die Kriegsteilnehmer. Der Kommandeur der Bundestruppen Opfer einer Gasbombe. Washington, 28. Juli. Die Bundestruppen begannen die Säuberung des von den Kriegsteilnehmern besetzten Geländes mit Gasbomben, deren erstes Opfer der Korps- kommandant General Macarthur war, der das Unterneh men persönlich leitete. Eine Schwadron Kavallerie Ver trieb die Zuschauermenge von den Bürgersteigen. Infan terie im Stahlhelm ging mit Tränengasbomben gegen die zurückgehenden restlichen Veteranen vor. Sie steckten außer dem die auf dem Bundesgelände errichteten Holzbaracken in Brand. Feuerwehr mußte alarmiert werden, um ein Uebergreifen des Feners auf in der Nähe liegende Ge bäude zu verhindern. Zahlreiche Polizisten, Soldaten und Kriegsteilnehmer wurden durch die Tränengasbomben über wältigt Washington, 28. Juli. In Washington konnte die Ruhe wieder hergestellt werden, nachdem die Polizei, die sich in Notwehr befand, von den Schußwaffen Gebrauch machen mußte. Im Feuergefecht gegen die aufrührerischen Beter..:: :n wurde ein Veteran getötet und zwei verwun det. Die zuerst gemeldeten 16 Verwundeten waren alles Polizisten. Nachdem die Zivilbehörden ihre Machtlosigkeit zugegeben hatten, setzte der Korpskommandant Militär ein, und zwar ein Bataillon Infanterie, eine Schwadron Ka- val? ' und eine Tankabteilung. Schwerer Zusammenstoß in der Luft. Sportflugzeug fliegt in die siegreiche „In 52" hinein. München, 28. Juli. Das dreimvtorige Junkersflug zeug Ju 52 der deutschen Lufthansa, das in dem Schweizer Alpenrundflug-Wettbewerb für Verkehrsflugzeuge unter Führung des Flugkapitäns Polte den 1. Preis errungen hat, wurde auf dem Rückfluge von Zürich nach Berlin Donnerstagnachmittag um 3.40 Uhr, kurz nach dein Start in München-Oberwiesenfeld, von einem durch ein anderes Flugzeug verursachten Unfall betroffen. Ein über dem Flughafen Schleißheim fliegendes Fla mingo-Sportflugzeug der Deutschen Verkehrssliegerfchule flog in den linken Propeller und die linke Kabinenseite der Ju 52 hinein. Hierbei wurde das linke Fahrgestell der Ju 52 abgerissen und das Flugzeug zu einer Landung in einem Kornfeld in der Nähe des Flughafens Schlcißheim gezwungen. Die Maschine wurde zu etwa 30 v. H. be schädigt. Besatzung und Insassen der Ju 52, insgesamt sechs Personen, blieben unversehrt, während das Schulflug zeug völlig zertrümmert wurde. Wie noch ergänzend berichtet wird, beförderte das Großflugzeug u. a. auch den D i r e kt 0 r d e r D e u ts ch e n Lufthansa, Milch. Der Führer des Großflugzeuges, der eben als Sieger vom Internationalen Alpenrundflug zurückgekehrte Flugkapitän Polte, hatte mit dem Flug Zürich—München am Donnerstag seinen million sten Flugkilometer zurückgelegt. Der Führer des Schul flugzeuges, Cruse, ist nach dem Zusammenstoß mit dem Fallschirm nordwestlich vom Flugplatz Schleißheim ge landet, aber mit so schweren Verletzungen, daß er noch am Abend seinen Verletzungen erlag. Zu dem Flugzeugzusammenstoß gibt die Süddeutsche Lufthansa folgenden Bericht aus: Das Großflugzeug D 2201 (Ju 52) ist Donnerstagnachmittag kurz vor 16 Uhr mit dem Schulflugzeug D 1296 etwa 500 Meter nördlich vom Flugplatz Schleißheim bei München in etwa 150 bis 200 Meter Höhe zusammengestoßen, wobei das Schul flugzeug völlig zertrümmert wurde und der Flugschüler Cruse neben anderen Verletzungen schwere Beinbrüche da- vongetragen hat. 4l) ^Nachdruck verboten.) Er steht zwischen den Linden und blickt auf das erhellte Fenster. Die Blätter über ihn bewegen sich sacht; als er am anderen Ende der Allee wieder ins Freie tritt, fallen vereinzelte große und laue Tropfen auf seine Hände. „Es wird regnen!" denkt er und starrt mit aufwärts bewendetem Gesicht in den schwarzen Himmel. Aber der Himmel erbarmt sich noch nicht. Ein langer schwefelgelber Blitz. Donner. Noch immer kein Regen Peterka bückt sich, bricht einen Heliotropzweig. Der Duft betäubt ihn fast. Die Blume ruht ganz warm Zwischen seinen Händen — Liane! Ist da nicht ein Schatten hinter den Vorhängen? Ist ^iane jetzt wach? Er bleibt stehen, legt die Hand über die Augen. Da m wirklich ein Schatten. Er steht schmal und scharf ^gezeichnet hinter dem rosigen Blütenmuster, er steht llanz still — er hebt wie beschwörend die Hände. Auch Äeterka steht ganz still. Es ist von unsichtbarer Hand ein scharfer, harter Schlag gegen sein Herz geführt worden. Mehrere Sekunden lang hört das Herz auf zu schlagen. ist ein tanzender schwarzer Wirbel um Peterka. Ein 'anzender schwarzer Wirbel mit einem tanzenden er- jeuchteien Fenster in der Mitte. In dem erleuchteten Fenster 'u ein Schatten — . „Was habe ich denn?" denkt Peterka. „Ich täusche wich doch. Die Gewitterschwüle ist schuld daran. Und °ann ist die Beleuchtung ungewiß." . Die Beleuchtung ist nicht ungewiß. Die Beleuchtung P, wie sie vorher war. Auch das Fenster ist wie vorher — fw breites rosiges Fenster mit einem scharf abgezeichnelen ^Hatten. Nein — nicht mit einem Schatten — mit zwei — "Ui zwei —. Peterka kneift die Lider zusammen und öffnet sie sweder. Er legt die Hand über die Augen, läßt sie kraftlos Unken. Es bleiben zwei Schatten. Ein großer, männlicher — "N kleiner, zierlicher. . Der kleine Schatten ist Liane. Es wäre lächerlich, sich "arüber zu täuschen. Der große y Peterkas Hand tastet nach einem Baumstamm. Eine ^:rke breitet ihre schützenden Arme entgegen. Er lehnt sich gegen das ties herabhängende Gezweig — wartet — Es ist wie im Theater — vor der Bühne eines Schattenspieles. Es muß etwas geschehen. Es geschieht etwas. Der Vorhang klafft in der Mitte auseinander, gibt den Blick in das gedämpft beleuchtete Zimmer frei. Im Vordergrund sind zwei Gestalten. Liane in ihrem hellblauen Schlafrock. Das Helle Haar verwirrt, daneben ein Mann, ein großer dunkelgekleideter Mann! Peterkas Finger krallen sich um die Birkenzweige. Warten — warten! Sie sprechen. Liane spricht. Ein neuer Blitz überschüttet die ganze Front mit fahler Helligkeit. Peterka sieht das Gesicht des Mannes . . . „Geh jetzt — ehe der Regen kommt," sagt Liane. In der Stille der Nacht kann Peterka jedes einzelne Wort verstehen. Er muß an sich halten, um nicht zu lachen. Er hält die Zweige umkrampft, schüttelt sie, daß die Blätter über ihm rascheln. Der Mann steht draußen auf dem Balkon. Die Vor hänge sind hinter ihm zusammengeschlagen. Liane ist nicht mehr zu sehen. Der Mann steht auf dem Balkon. Jetzt schwingt er sich in einem federnden Bogen über die Brüstung, ein Aus aller Welk. * Mißbrauch des Rundfunks zu kommunistischer Pro paganda. In einer kommunistischen Kundgebung im Neu köllner Stadion am Donnerstagnachmittag hatte nach einer Meldung Berliner Blätter der Bezirksleiter Ullbricht er klärt, daß noch am Donnerstagabend im Rundfunk der Ruf „Es lebe die kommunistische Partei" ertönen werde, obwohl der Rundfunk für Komunisten verboten sei. Die Tatsache einer kommunistischen Störung wurde vom Rundfunk be stätigt. Um 18.15 Uhr las der Schriftsteller Rudolf Witten berg eine eigene Erzählung. Mitten in der Vorlesung rief er plötzlich dazwischen: „Es lebe die KPD! Rotfront! Wählt Liste 3!" Durch eine Verschärfung der Dienstanweisungen beim Rundfunk sollen in Zukunft solche Zwischenfälle un möglich gemacht werden. * Ein Reichsbannermann erschossen, ein Nationalsozia list schwer verletzt. Aus Dortmund wird gemeldet: Am Don nerstag, gegen 19 Uhr, kam es im benachbgrten Kamen zu einem folgenschweren Zusammenstoß zwischen Reichsban nerleuten und Nationalsozialisten. Nach Aussage von Reichsbannerleuten wurde ein etwa 80 Mann starker Reichs bannertrupp auf dem Wege nach Unna von einem 20 Mann zählenden Trupp Nationalsozialisten, die sich auf Rädern auf dem Wege nach Kamen befanden, angegriffen, wobei mehrere Schüsse von feiten der Nationalsozialisten abgegeben worden sein sollen. Hierbei erlitt der 18 Jahre alte Reichsbannermann Fritz Ferkau aus Kamen einen Lungensteckschuß, an dessen Folgen er kurz nach der Ein lieferung ins Krankenhaus verschied. Auf feiten der Natio nalsozialisten wurde einer schwer verletzt. Die Kamener Polizei teilt auf Anfrage mit, daß im Laufe des Abends sechs Nationalsozialisten verhaftet wurden. * Breitscheid-Versammlung polizeilich aufgelöst. In Spandau sprach in der Jubiläumsturnhalle am Donners tag abend auf einer Wahlkundgebung der SPD. Rudolf Breitfcheid. Im Verlauf seiner Rede äußerte Breitscheid, „man habe die verstaubten Wachsfiguren wieder heraus geholt und in die Regierung gefetzt." Auf Grund dieser Aeußerung löste der überwachende Polizeibeamte die Ver sammlung wegen Verächtlichmachung der Reichsregierung auf. * Beisetzung Groenhoffs. Unter außerordentlich starker Beteiligung aus allen Kreisen der Bevölkerung sand gestern die Beisetzung der sterblichen Ueberreste des kürzlich ver unglückten Segelfliegers Günther Groenhoff statt. Nach der Trauerrede des Geistlichen, der seine Ansprache mit den Worten Lilienthals „Opfer müssen gebracht werden" schloß, sprachen Vertreter der Stadt Frankfurt a. M., der deutschen S. " " leger, der Rhön-Rossitten-Gesellschaft, der Internationalen Studienkommission für das Segelflugwesen und einer ganzen Reihe anderer Verbände. Während der Feier kreisten mehrere Flugzeuge über dem von der Stadt Frankfurt gestifteten Ehrengräb. * Zu dem Flugzeugunglück in England. Die Ursache des Flugzeugunglücks, dem der Graf zu Erbach-Fürstenau zum Opfer gefallen ist, konnte bisher noch nicht einwand frei aufgeklärt werden. Das Flugzeug ist vollkommen zer trümmert. Der Propeller hat sich in die Erde eingegraben. In Abständen von etwa 500 Metern wurden einige Teile eines Flügels und im Abstand von rund 1000 Metern der Hauptteil des abgerissenen Flügels vollständig zerrissen auf gefunden. Bisher ist es noch nicht gelungen, alle zum Flug zeug gehörenden Teile zusammenzulesen. Die Leichen des Grafen Erbach und des Flugzeugführers lagen etwa 150 Meter vom Flugzeug entfernt. Die Leiche der Mutter des Flugzeugführers fand man 100 Meter entfernt von den Leichen der beiden Männer. Es wird wohl mehrere Wochen dauern, bis die Sachverständigen ihren Bericht über die Ur sachen des Unglücks fertigstellen können. Die Sachverstän digen sind sich darüber einig, daß zuerst ein Flügel abge rissen ist, der einen Teil der Hülle mit sich nahm, so daß die Insassen herausgefallen sind. Die Annahme, daß das Flugzeug vom Blitz getroffen wurde, oder daß sich eine Explosion ereignete, wird abgelehnt, da die Flugzeugtrüm mer keine Brandstellen zeigen. Man nimmt vielmehr jetzt an, daß die Maschine mit ihrer schweren Belastung von drei Personen plötzlich in einen ungewöhnlich starken vertikalen Luftstrom oder in ein Luftloch geriet und hierbei die Kon struktion des Flügels nachgab. Unter den Trümmern sand man noch einen Liebesbrief des Piloten an feine Braut, die sich gerade auf einer Reife im Mittelmeer befindet. wenig Mörtel hat sich vom Gesims gelöst, stäubt knisternd nach unten. Peterka läßt die Birkenzweige zurückschnellen. Die Instinkte des böhmischen Bauernjungen erwachen. Sich über den andern werfen, sobald seine Füße den Boden berühren, sich über den andern werfen und ihn erwürgen! Der andere klettert mit der Geschmeidigkeit einer Katze. Ein neuer Blitz zuckt — langer, gelblodernder Blitz, überschüttet die ganze Front mit fahler Helligkeit. Peterka sieht das Gesicht des Mannes und erstarrt. Er stürzt nicht vorwärts, als der andere den Erdboden erreicht hat — er wirft sich nicht über ihn. Er zwingt seine angriffsbereiten Hände zurück. Der Mann, der Liane in ihrem Schlafzimmer besucht hat, ist der neue Chauffeur! Er steht jetzt am Pfirsichspalier, klopft den Mörtelstaub vom enganliegenden dunklen Anzuge, geht ohne besondere Eile über den knirschenden Kies des Weges, der zum Gärtnerhaus führt. „So etwas gibt es also," denkt Peterka, wieder von dem lautlosen, krampfartigen Lachen geschüttelt. Ja — so etwas gibt es. Liebe auf den ersten Blick. Ein hübscher Kerl, dieser Chauffeur. Groß und schlank, und vor allem dieser Schmiß, dieses gewisse Etwas, auf das die Weiber fliegen. Peterka denkt deutlich und mit vollem Bewußtsein: „Die Weiber." Ekel würgt ihn fast bis zur Ohnmacht. Es ist alles doch nur Theater gewesen. Sie ist doch nur eine Kokotte. Ich vertraute dir, Liane — ich vertraute dir. Er muß wieder lachen. Zum erstenmal formt sich ein Laut; es klingt wie das knurrende Winseln eines Tieres. In Lianes Zimmer wird die Balkontür geschlossen. Etwas später erlischt das Licht. Peterka steht noch immer unter der Birke Der Laut, der vyrhin aus seiner Kehle kam, hat ihn ganz wach gemacht, Hai ihn gleichsam ernüchtert. Er ist einem Betrüge zum Opfer gefallen — einem ungeheuerlichen Betrüge Er, der kluge Peterka. Wie kam es nur, daß er diesen Menschen als Chauffeur engagierte? Nowak heißt er übrigens - der Name war ihm wahrhaftig auf einige Minuten entfallen. Wie kam er nur auf diesen Nowak? Die Zeugnisse waren gut — dann war da noch diese besondere Empfehlung des Generalkonsuls Hendriksen in Hamburg. Und dann war da dieser junge Mensch - es war etwas Sauberes in seinem ganzen Auftreten - eine Atmosphäre von Zuver lässigkeit, Gediegenheit und guter Kinderstube. (Fortsetzung folgt.)