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Grundsätze der deutschen Jugenderziehung. Der Reichsinnenminister an die Unterrichtsminister der Länder. Berlin, 28. Juli Der Reichsminister des Innern, Freiherr v. Eayl, hat an die Unterrichtsminister der Länder ein ausführliches Schreiben gerichtet, in dem er sich über Grundsätze der deutschen Jugender ziehung ausläßt. In dem Schreiben heißt es: Eine fruchtbare Zusammenarbeit von Reich und Ländern auf dem Gebiete der Schule hat eine hohe Bedeutung. Ich werde diesem Zweig meines Amtes stets eine besondere Pflege widmen. Ich möchte darauf Hinweisen, daß die Frage des Reichsschulgesetzes noch immer der Lösung harrt. Ich hoffe, demnächst mit den Ländern die Voraussetzungen für eine Wiederaufnahme der Arbeiten an diesem Gesetz klären zu können. Als Grundsätze, die in allen deutschen Schulen und für die gesamte deutsche Ju gend richtunggebend sein sollten, nennt dann der Reichs innenminister folgende: Der Gedanke an den Dienst, den Volk und Reich von dieser Jugend fordern, mutz künftig alle Matznahmen der Unterrichtsverwaltungen und die pädagogische Haltung der Lehrerschaft bestimmen. Die Erziehung zu Volk und Staat ist daher die vornehmste Aufgabe aller deutschen Schulen. Die Jugend zu Volk und Staat zu erziehen, heitzt aber, Er ziehung zum Dienst, zur Verantwortung und Opferfähig keit gegenüber dem Ganzen. Deshalb muh unsere Erzie hung in noch stärkerem Matze als bisher auf praktische Lebenstiichtigkeit und die künftigen Aufgaben des Staats bürgers gerichtet werden. Bei dieser Erziehung zu Volk und Staat werden aller dings auch die sachlichen Anforderungen künftig wieder in allen Schularten gesteigert wer den müssen. Die innere Lebendigkeit und die wertvollen pädagogischen und methodischen Neuerungen des letzten Jahrzehnts sollen deshalb nicht preisgegeben werden. Aber Weichlichkeit und zu weit getriebene Rücksicht auf jede in dividuelle Neigung sind unangebracht gegenüber einer Jugend, die vom Leben einmal hart angepackt werden wird. Nicht auf einen Ballast von Schulwissen kommt es an; nur dann ist aber die Jugend für ihren Dienst an Volk und Staat recht vorbereitet, wenn sie auch daran gewöhnt wor den ist, sich in Zucht und Gehorsam den Ordnungen der Er ziehungsgemeinschaft einzufügen und sich willig echter Auto rität unterzuordnen. Ich verurteile aufs schärfste die schrankenlose Ver hetzung der Jugend durch parteipolitische Organi sationen. Schon mein Herr Amtsvorgänger hat eine „Entpoli tisierung" der Schuljugend gefordert. Die bis herigen Maßnahmen genügen nicht. Leider haben sich auch die Führer großer Parteien dem Rufe versagt, „angesichts der auf dem Spiele stehenden Lebensnotwendigkeiten des deutschen Volkes" auf die parteipolitische Bearbeitung der wahlunmündigen Jugend zu verzichten. Wenn sich aber auch in der Schulpolitik jede parlamentarische Mehrheit und jede neue Regierungskoalition rücksichtslos durchzusetzen suchen, so führt das eine dauernde innere Beruhigung und einen Eesinnungsdruck für Lehrer und Schüler herbei, der jede Erziehung unmöglich macht. Parteiische Einseitigkeiten in der Personalpolitik, parteipolitisch gefärbte Schulver suche, Einführung parteiischer Lehrbücher und manche an dere schulpolitische Fehler ähnlicher Art haben in weiten Kreisen der Elternschaft ein tiefes Mißtrauen gegen die Staatsschule erregt und innerhalb der Lehrerschaft Unsicher heit, Verbitterung und parteipolitische Gegensätze hervor gerufen. Es ist nicht Aufgabe der Schule als einer der Ge samtheit dienenden Staatsanstalt, die einseitige politische Auffassung der jeweiligen Regierung in die Herzen der Schüler zu pflanzen. Die Lehrer stehen vor der Jugend als Vertreter des überparteiischen Staates. Lehrer müssen des halb keine Parteimänner. sondern Jugenderzieher sein, die in ihrer pädagogischen Haltung den überparteilichen Staats gedanken verkörpern. Die Erziehung zu echter Staatsgesiu- nung muß ergänzt und vertieft werden durch eine deutsche Bildung, die sich auf die geschichtlich kulturelle Wertgemein schaft des deutschen Polkes gründet. Die Eigenart des deut-' schen Volkes macht es unmöglich, in der Schule von der Mannigfaltigkeit und dem Spannungsreichtum des deut schen Lebens abzusehen und eine „Bildungseinheit" künst lich herzustellen. Die Schule muß in ihrer Arbeit ständig aus den lebendigen Quellen des Volkstums schöpfen und die geistigen Werte der deutschen Kultur fruchtbar machen. Geht die Grundschule von den volkstümlichen Bildungswerten der Heimat aus, so sollen alle weiterführenden Schulen die Jugend vertraut machen dem Werden des deutschen Volkes und Reiches, mit der Lage und Bedeutung des Grenz- und Auslandsdeutschtums, insbeson dere mit dem Schicksal des deutschen Ostens. Die oberen Stufen der wissenschaftlichen Schulen sollen ihre Schüler in die höchsten Gestaltungen des deutschen Geistes und in die Schöpfungen fremder Völker einführen, die unser Volk während seiner Geschichte mit geformt haben. Schulen oder Erzieher, die sich dieser deutschen Bildungs aufgabe versagen, weil sie selbst kein Verhältnis zum deut schen Volkstum haben oder unklaren Wünschen einer in ihrem deutschen Empfinden getrübten sogenannten „mo dernen Jugend" nachgeben, sollten im deutschen Vildungs- wesen keinen Raum haben. Die Erziehung zur Staatsgesinnung und zum Volks- bürgertum empfängt ihre stärkste innerliche Kraft aus den Wahrheiten des Christentums. Deshalb wird es stets meine besondere Pflicht sein, das -Recht und die freie Entfaltung der christlichen Schule und die christliche Grundlage aller Er ziehung zu sichern und zu schützen. Die Schule ist auf die Unterstützung ihrer Arbeit durch Eltern, Staat und Volk angewiesen. Ich werde über die Schulerziehung hin aus mit aller Kraft zu meinem Teile und durch Unterstüt zung gleicher Bestrebungen christliche Sitte und ge sunde deutsche Volkskultur schützen und pflegen und alle Mittel der öffentlichen Kulturpflege dieser Aufgabe dienstbar machen. Mit der gleichen Ent schiedenheit werde ich alle Sitte und Kultur zerstörenden Einflüsse bekämpfen und vor allem die Jugend vor ihnen behüten. Wo die Jugend sich selbst in ihren Bünden, in den Arbeitslagern, im freiwilligen Arbeitsdienst und ähn lichen Veranstaltungen Ansätze einer neuen sittlichen Ord nung schafft, kann sie mit einer ganz besonderen Anteil nahme und Förderung rechnen. Der Staat hat ohne die Jugend keine Zukunft Aber auch die Jugend kann zu ihrer Lebensaufgabe nicht heranreifen, wenn sie nicht von dem Willen beseelt ist, am Neubau des Reiches mitzuarbeiten. Ich hoffe mich mit Ihnen in diesen Grundsätzen der Jugenderziehung einig und erbitte Ihre vertrauensvolle Zusammenarbeit zu dem Ziele, durch die rechte Erziehung der deutschen Jugend die Zukunft Deutschlands zu sichern, (gez.) Freiherr v. Gayl. MMW MGWU der MM. Schulungskurse des Reichs für den Wehrsport. Wie dies bereits der Reichswehrminister v. Schlei cher in seiner Rundfunkrede zum Ausdruck brachte, hält die Reichsregierung die körperliche Ertüchtigung der Jugend für eine unbedingte Notwendig keit, der man sich mehr als bisher widmen müsse Wäh rend die bisherigen Reichsregierungen sich damit begnüg ten, diese Sache negativ anzupacken, d. h. durch Verbote und dergleichen festzustellen, was als nicht erlaubt für die kör perliche Ausbildung der Jugend zu gelten hätte, geht die amtierende Reichsregierung nunmehr heran, diese Dinge von der positiven Seite her anzufassen. Sie will der Jugend zeigen, was sie treiben soll. Zu diesem Zweck werden aus Neichsmitteln Schulungskurse geschaffen werden, zu denen die Führer und Unterführer sämt licher Verbände, die sich bisher bereits mit der kör perlichen Ertüchtigung der Jugend befaßten, zugelassen werden, um eine einheitliche Ausbildung zu erhalten. Die einzelnen Verbände werden an diesen Schulungskursen im Ausmaß ihrer bisherigen Leistungen beteiligt werden. Durch diese Kurse wird sichergestellt werden, daß im gan zen Reiche die körperliche Ausbildung der Jugend, namentlich was den Wehrsport betrifft, in einheitlicher Weise vor sich geht. Dadurch, daß in den Schulungskursen die Sportlehrer und Unterführer sämtlicher Verbände Aufnahme finden, wird die hohe und ernste Aufgabe der körperlichen Schulung der Jugend über den parteipolitischen Rah men hinausgehoben und auf ein Niveau gestellt, das dem Interesse de» Volksganzen dient. Die Einzelheiten unterliegen zurzeit noch der Bearbeitung in dem für diese Angelegenheit federführenden Reichsinnen ministerium. Das R e i ch s w eh r m i n i st e r i u m ist, rvenn es auch nach der ideellen Seite hin an der Förderung dieser Dinge das größte Interesse hat, in organisatorischer Hin sicht vollkommen unbeteiligt. Die Vorarbeiten wer den bereits in den nächsten Wochen abgeschlossen sein. Zur Aufnahme in die Schulungskurse können, wie bereits ge sagt, alle Verbände, die sich bereit erklären, an die ser Erziehungsarbeit mitzuwirken. Die Neuregelung des Rundfunks. Berlin, 29. Juli. Amtlich wird mitgeteilt: Die be stehende Rundfunkorganisation geht auf das Jahr 192» zurück. Die seitdem gesammelten Erfahrungen haben eine Reihe von Unzulänglichkeiten gezeigt, die den Neichspostminister und den Reichsminister des Innern zu einer Nachprüfung des gesamten Rundfunkwesens veran laßten. Das Ergebnis wurde in „Leitsätzen zur Neurege lung des Rundfunks" zusammengefaßt. In Anerkennung der Tatsache, daß die Länder als Träger der Polizei- und Kulturhoheit an den Darbietungen des Rundfunks weit gehend interessiert sind, war die Reichsregierung von An fang an bemüht, die Neuregelung in vollem Einvernehmen mit den Ländern vorzunehmen. In der Sitzung der Ver einigten Ausschüsse des Reichsrats vom 27. Juli wurde dar über mit ihnen volleEinigung erzielt. Die Neurege lung kann numehr nach Maßgabe der vereinbarten Leit sätze in Angriff genommen werden. Die Richtlinien. Die Leitsätze gehen bon dem Gedanken aus, daß der Schwerpunkt des deutschen Kulturlebens bei den einzelne» Stämmen ruht und daher die landsmannschaftlichen Eigen arten der besonderen Pflege bedürfen. In Auswirkung die ses Standpunktes lassen sie die bisherige Selbständig keit der örtlichen Rundfunkgesellschaften in bezug auf die Programmgestaltung un angetastet bestehen. Die Leitsätze sehen ferner erm Rückkehr zu der in den bisherigen Richtlinien verankerten Bestimmung vor, daß der Rundfunk keiner Partei dient und schließe» demgemäß in Zukunft parteipolitische Darbietungen aus. Im einzelnen werden Zweck und Inhalt der Neurege lung wie folgt bestimmt: , 1. Die Neuregelung bezweckt: u) Die Organisaw" des Rundfunks zu vereinfachen und Übersicht; licher zu gestalten; b) die noch in Privathand be findlichen Geschäftsanteile der Rundfunkgesellschasten " die öffentliche Hand (Reich und Länder) zu überführen damit ihr die alleinige Verwaltung des Rundfunks Z sichern; c) in bezug auf die Programmgestaltung die Dum sührung einheitlicher Richtlinien in der Richtung zu , währleisten, daß ausgehend von den landsmannschaftliche» Eigenarten des deutschen Kulturlebens die Selbständig^'" der örtlichen Rundfunkgesellschaften erhalten bleibt (Dezc» tralisierung, Entpolitisierung des Rundfunks). 2. Die Oberleitung des Rundfunkbetriebes in technisch^ und wirtschaftlicher Hinsicht wird von der Reichsrundfu» gesellschaft wahrgenommen. Sie übt ihre Tätigkeit als g; meinnützige GmbH. aus. Von den Geschäftsanteilen S: hören 51 v. H. der Deutschen Reichspost, 49 v. H. sind a» die Länder Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg, Baoc und Hamburg nach näherer Vereinbarung mit ihnen i verteilen. 3. Bei der Reichsrundfunkgesellschaft werden für da gesamte Nundfunkgebiet behandelt: u) Organisation, Wirtschaft, c) Technik der Verstärker- und Senderau»; ck) Rundfunkbeziehungen zum Ausland, e) Grundsatz"»' Es ist kein Traum. Es ist Wirklichkeit. Es ist auch Wirklichkeit, daß Liane jetzt, noch immer etwas taumelnd, zur Tür gehl und den Riegel vorschiebt. Nun kann niemand kommen. Auch Peterka nicht. Es gibt einen dünnen, schneidenden Schmerz, während sie es denkt. Dieser Schmerz aber läßt gleichzeitig ihre volle Besinnung zurückkehren. Sie sieht den Mann an, der bleich und erschöpft im Zimmer steht. „Willst du dich nicht setzen?" fragt sie leise. Er sinkt ohne ein Wort in den breiten englischen Sessel mit dem Blumenmuster. Liane ist hinter ihn getreten, sie streichelt mit einer zarten, mütterlichen Bewegung über seine Schultern. Es ist eine Bewegung, die sie beide kennen. Der Mann stöhnt auf. „Verachte mich!" flüstert er. „Ich hätte es nicht tun dürfen! Verachte mich!" Liane lächelt, zart und schwebend wie ein Traum. „Erzähle," sagt sie leise wie zuvor. „Warum bist du hier? Warum schriebst du mir nicht? Ich habe gewartet" „Ich bin hier, weil ich dich sprechen mußte, Liane, ich sah dich heute nachmittag unten aus der Terrasse. Ich wollte meinen Augen nicht trauen." „Du sahst mich?" Seine Hände liegen zu Fäusten geballt aus den Sessellehnen. „Ich bin der neue Chauffeur!" sagt er mit kurzem Auflachen. „Dein Mann engagierte mich vor drei Lagen. Dein Mann, Liane." Lianes Gesicht wird still und sonderbar fremd Sie zieht den blaßblauen Kimono, den sie vorhin in der Eile übergeworfen hatte, am Halse zusammen. „Erzähle weiter!" flüstert sie und setzt sich ans den Rand des Bettes. Wellenkamp erzählt trocken und ein wenig zusammen hanglos. Fast wie eine Geschichte, die ihn nichts angeht. „Natürlich habe ich keine Ahnung gehabt, daßPeterkä -" Er stockt. Liane begegnet seinem Blick. Liane schlägt die Augen nicht nieder. Sie Hal keinen Grund, die Augen niederzuschlagen. „Peterka war es, der mir damals das Geld gab, das dich retten sollte." Es entsteht langes Schweigen im Raum. Wellenkamp tastet nach seinem Kopf, reißt die Kappe herunter, schleudert sie zu Boden. „— Und jetzt - Liane —? Und jetzt?" Sie steht auf — sie geht leise und gleitend durchs Zimmer. „Du verschweigst mir noch etwas," sagt sie dann. „Weshalb wolltest du heute abend zu mir? Antworte mir ehrlich!" „Ich wollte dich sprechen, Liane. Ich wollte verhindern, daß du mich zuerst in Gegenwart Dritter sähest und dich vielleicht verrietest Es geschah um deinetwillen, Liane. Ich war ja so bestürzt, als ich dich heute nachmittag auf der Terrasse sah — ich war völlig kopflos." Sie steht noch immer da und steht ihn an. Ein neuer, rätselhafter Zug ist um ihren Mund. „Nein, nicht nur um deinetwillen, Liane. Es geschah auch, weil ich dich liebe." Ihre Lippen sind starr. Ihre Augen gehen an ihm vorbei, suchen ferne Wickel des Zimmers. „Ich liebe dich, Liane, und hatte Sehnsucht," fährt Wellenkamp leise und leidenschaftlich fort. „Begreifst du es nicht? Weißt du nicht, was es bedeutet?" „Ich weiß es," sagt sie kurz und schließt die Lippen hart über den drei Worten Sie hebt auch die Hand, als wolle sie etwas wegwischen. „Vielleicht war es gut, daß du kamst," sagt sie nach einer Weile. „Wir wissen nun voneinander, es ist nichts mehr da, das wir voreinander zu verbergen hätten." Seine Hände liegen noch immer zu Fäusten geballt auf den Sessellehnen. Es ist nicht die Liane, die er zu finden erwartet hatte. Es ist nicht mehr die gleiche Liane. Sie ist so fremd geworden. Sie steht hinter einer Mauer, die nicht zu zertrümmern ist. Wenn man jetzt aufstünde und die Arme nach ihr ausstreckte — — Sie weicht zurück. „Nicht so, Hans. Das muß vorüber sein. Es ist zu spät." Die Arme sinken herab. „Freilich. Zu spät, Liane! Zu spät." Es klingt fast wie ein Lachen. Liane sagt mühsam: „Er - hat - Vertrauen zu mir. Ich - kann das Vertrauen nicht enttäuschen. Ich — bin — keine Betrügerin." Sie wendet das Gesicht ab; sie spricht gar nicht mehr zu dem Manne; sie spricht ins Leere des Zimmers hinein. „Du mußt jetzt fortgehen, Hans! Du darfst »ich' wiederkommen - niemals mehr. Wenn du — im Hann bleiben willst, das kann ich natürlich nicht hindern. Vtelleia» hat - Griesinger auch recht gehabt Vielleicht ist es va« beste — für dich, um bald ins Ausland zu kommen." Sie preßt die Stirn gegen daS harte Holz, als kön"" der Druck die Schmerzen lindern. Draußen im Garte» ist wieder der klagende Vogelschrei. Ferner Donner w» über den Wipfeln. „Wie gut, daß Peterka schläft," denkt Liane ganz str» und abwesend Peterka hat sie heute zeitig verlassen; ee war so müde. Ein Blitz zuckt auf und taucht den Garte» in schwefliges Leuchten. „Geh jetzt," flüstert Liane. „Geh jetzt, ehe der Rege» kommt." „ Er steht auf wie ein Mensch, dem man die gewiesen hat. Er geht langsam zum Fenster. Sehr längs»'»; ohne sich umzusehen. Lianes Nägel graben sich in Handflächen. Sie muß das tun, um jetzt nicht zu schrei,"»: Sie mutz das tun, nur — ihrer Pflicht — jetzt untreu werden * * * Peterka schläft nicht. Es ist eine schlimme Eigensch»^ von Peterka, daß er nicht imstande ist, in Gewitternäch'" zu schlafen. Peterka ist todmüde, aber sein Blut ist »' . elektrischer Spannung geladen. Die stumme, schwüle Na») erregt ihn Er denkt daran, in Lianes Zimmer hin»»", zu gehen, aber Liane ist gewiß eingeschlafen, und er sW'» sich davor, sie zu stören. Zwanzig Minuten nach drei Uhr geht Peterka in »e Garten hinunter Ein Gang durch den nächtlichen Garn hat etwas Beruhigendes, erinnert an ferne Rächte, ' denen ein böhmischer Bauernjunge über tauberonnc» Wiesen strich. . Als Peterka in den Garten hinaustritt, schillert »e erste bläuliche Blitz über den Lindenkronen. Der Rate riecht wie verbrannt, und der Duft des Heliotrops " von quälender und bedrängender Süße. Lianes Fenster ist hell. Liane hat ihm davon erzav ' daß sie seit einiger Zeit bis in die Morgenstunden hi'^' Licht zu brennen pflegt. Sie schläft sonderbarerweise bE ein im erhellten Zimmer. „Im Dunkeln ist der Ra" noch so fremd," sagt Liane, und Peterka muß lache"' während das Wort ihm durch den Sinn gleitet. Liebe kleine Liane! (Fortsetzung folgt.)