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Der wirtschaftliche Nichtangriffspakt. Verhandlungen de» Europa-Ausschusses. Genf, 31. Aug. Der Koordinationsausschuß der Euro, .pakom Mission ist am Montag zusammengetreten. Im Ausschuß sind 50 europäische Mächte vertreten. Von den Außenministern der europäischen Mächte nehmen Dr. Lur - tius, Grandi, Litwinow, Tefik, Nuschdy Day, Zaleski, für die englische Negierung der Staatssekretär Sir Chapman, sowie für Frankreich der neue Berliner Botschafter, Francois Poncet, an den Beratungen teil. Tas A rbe i t s p r o gram m umfaßt Lie Berichte des Kre- dit-, Wirtfchafts- und Agrarausschusscs sowie die Berichte über die Schaffung der von Frankreich angeregten internationalen landwirtschaftlichen Hypothekenbanken, das Schreiben der deutschen Negierung über die Zustimmung der meistbegünstig- stcn Staaten zu Len Präferenzverträgen Deutschlands mit Ru- mänien und Ungarn, sowie als letzten und wichtigsten Punkt den auf der. Maitagung von Litwinow vorgebrachten Vorschlag eines w i r t s cha f t l i che n N i ch ta n g ri f f s p a k t s. Litwinow betonte, daß der Pakt auf dem Begriff der wirtschaftlichen Nichtangriffsvcrpflichtung beruhe. Die Auf rechterhaltung des Meistbrgünstigungssystcms würde dadurch nicht unmöglich gemacht. Mit der grundsätzlichen Frage der staatsmonopolistischen oder privaten Wirtschaft hätte der Ge danke nichts zu Um. Der italienische Außenminister Grandi stimmte im Prinzip der Idee zu. Poncet schlug vor, den Plan dem Wirtschaftskomitee zur Weitervcrfolgung zu über geben. Dr. Curtius erklärte, er habe bereits im Mai grundsätzlich dem Porschlag Litwinows zugestimmt. Er lieg: im Nahmen der Gesamtausgaben des Völkerbundes, der nicht nur politisch, sondern auch den wirtschaftlichen Frieden erstrebe. Curtius schlug vor, ein redaktionlles Komitee einzusetzcn, das dem Europa-Ausschuß einen Bericht unterbreiten soll. Der französische Vertreter schloß sich dem deutschen Vorschlag an. Der Bericht des Kreditausschusses, der den Delegationen zugegangen ist, steht wesentlich unter dem Einfluß der in verstärktem Maße auftretenden Versuche Frankreichs, die Finanzorganlsation des Völkerbundes, in der Frankreich einen maßgebenden Einfluß besitzt, als Zen- traloraan der europäischen Finanztransaktionen auszubauen, um auf diese Weise denfranzösischenfinanzpoliti- schen Einfluß in Europa zu sichern. Der Bericht des Kreditausschusses geht einer Aufrollung der internationalen schulden- und Rcparationsfrage aus dem Wege. * Anklagen -es Minderhettenkongrefses. Genf, 31. Aug. Der europäische Minderheiten kongreß ist mit der Annahme einer Entschließung geschlossen worden, in der es u. a. heißt „In den Staaten fehlt nach wie vor das Verständnis für das Nationalitätenproblem. Die verfassungsmäßig und völker rechtlich verbürgten Rechte der anderen nationalen Staats- büraer werden mißachtet. Die staatsbürgerliche Gleichbe rechtigung, die Gleichheit vor dem Gesetz, die kulturelle Freiheit, sind fast nirgends vorhanden. Nicht einmal die Staatsangehörigkeit ist gesichert. Auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens werden die anderen nationalen Staats- bürger bewußt zurückgesetzt und benachteiligt. Schärfer als se wird die Assimilation betrieben. Mit polizeilichen und mili tärischen Machtmitteln sind sogar Exekutionen gegen Leben und Eigentum eigener Staatsbürger unternommen worden die allgemein Entsetzen erweckt haben. Die vorangegangenen Kongresse haben festgestellt: Die Achtung des Volkstums ist eine unentbehrliche Vor aussetzung der Befriedung Europas. Der Ausbau des Rechtsschutzes für alle Minderheiten ist daher eine der dringlichsten Aufgaben des Völkerbundes. Der 7. Nationali- tätcn-Kongrcß muß aber feststellcn, daß selbst die an den Völ kerbund gerichteten Eingaben über schwerste Angriffe gegen Leben und Eigentum eine Behandlung erfahren haben, die bei den Betroffenen das Vertrauen in seinen Schutz erschüt terten. Der 7. Minderheitenkongreß beschließt deshalb: Das Präsidium wird beauftragt, dem Völkerbund den Ernst der Lage vorzu stellen und die Notwendigkeit Ler Aenderung der Behandlung der Eingaben von Minder heitsangehörigen in lebenswichtigen Fragen zu betonen. * » * Auch ein Auflakk zur Genfer Tagung. Nachtangriff auf Nancy. Paris, 31. Aug. Die französischen Luftmanöver von Nancy sind am Sonnabend mit einer Parade aller Luftstrcikkräfte zum Abschluß gebracht worden. In der Nacht zum Sonnabend wurde die Stadt von allen Seiten und aus verschiedener Höhe vonBombenge sch w a- dcrn angegriffen. Auf das Alarmsignal hin erloschen alle Lichter, Scheinwerfer suchten den Himmel ab, und die Ab wehrgeschütze eröffneten das Feuer. Die Aufgabe bestand darin, das Uebungsgebiet auf ein Sircncnsignal hin in tiefes Dunkel zu hüllen und durch Zusammenarbeit aller zivilen Or ganisationen mit dem militärischen Stab Schutz- und Rcttungs- inaßnahmen durchzuführen. Obgleich die Anwendung von Gift- und Ga s b ombc n durch internationale Abkommen ausgeschlossen sein soll, trugen die Manöver einem derartigen Angriff Rechnung. Ucbcr verschiedenen Plätzen der Stadt wurden Bomben-Attrappen abgeworfen. Polizei, Feuer wehr, Rettungswcscn, Pfadfinder und Hilfsmannschaften stan den unter Alarm. Für die Zivilbevölkerung errichtete Unter stände wurden probeweise zerstört, um aus den'Erfahrungen verstärkte Schutzmaßnahmen ablciten zu können. Am Sonn abend vormittag erfolgte ein geschlossener Luftangriff auf die Stadt, an dem alle Flugzeuge beteiligt waren. Italienische Gegendemonstration. Flugmanöver über Mailand. Rom, 31. Aug. Am Sonntag bildete Mailand den Mittelpunkt der italienischen F l u g m n n ö v c r. Die Aktion begann mit einem nächtlichen Luftangriff, der durch mehrere hundert Flugzeuge in breiter Welle vorgetragen wurde. Die Mailänder wurden durch das Geknatter der Pc- tartcn (künstliche Bomben!) und das Geratter der Motoren aus dem Schlafe gerissen. Eine halbe Stunde lang beschien der Mond über Mailand ein eindrucksvolles Kricgsfcuerwerk. Am Vorabend wurden der Bahnhof, der Dom und alle strategisch wichtigen Punkte der Stadt mittels Bomben und Beschießung nach allen Regeln der Kriegskunst angegriffen. Zuletzt war Mailand in einen dichten Gasnebel gehüllt, der über der Stadt schwebte und aus dem der weiße Dom gespenstig aufragte. i Siegerwal- über -ie Wirtschaftslage. Frankfurt a. M., 31. Aug. Auf dem Kongreß LerFreien Gewerkschaften nahm Reichsarbeitsminister Steger- wald zu den gegenwärtigen wirtschaftspolitischen und sozial politischen Problemen Stellung. Er führte u. a. aus: Die seit Krieg und Inflation hrrvorgetretcnen Schwierigkeiten wären nicht vergleichbar mit denen, die die S oz i a l v er s i ch e - rung in der nächsten Zeit zu überwinden habe. Man dürfe sich nicht der Illusion hingeben, als ob die Weltkrisis und mit ihr das Arbcitslosenproblem in kurzer Zeit bewältigt werden könnten. Die Arbeitslosenfrage wirke aber besonders von der Einnahmcseite her sehr stark auf Bestand und Leistungsfähigkeit der übrigen Sozialversicherung zurück. Deutschland als das größte Ausfuhrland Europas und neben Amerika das größte Ausfuhrland der Welt, könne weder durch Wirtschaftsautarkic noch in einem »»befriedeten Europa sein Arbeitslosenproblem bewältigen. Das Problem Ler nächsten Wochen und Monate bestehe darin, wie bei knapper Gold- und Devisenbasis die Wirtschaft aufrechtcrhaltcp und ihr, wenn auch nur ein langsamer Antrieb gegeben werden könne. Was in den letzten Jahren von der deutschen Wirtschaft auf Len verschiedensten Gebieten gefordert worden sei, konnte von ihr gar nicht geleistet werden. Die Siegerstaatcn hätten versucht, die deutschen politischen Tribut zahlungen zu kommerzialisieren, was sich nunmehr als unmög lich und undurchführbar herausgcstellt habe. Das Sch l i ch t u n g s w c s e n sei stark umstritten. Ueber die zweckmäßige Gestalt des Schlichtungswesens könne diskutiert werden. Heute könne nur gesaat werden, daß eine gesetzliche Aenderung zur Zeit nicht beabsichtigt sei, und wenn sie im Rahmen eines Ges^mtprogramms ins Auge gefaßt werden sollte, werde Lies keinesfalls geschehen, ohne daß die Frage mit den Gewerkschaften nochmals gründlich durchgcsprochen werde. Gegenwärtig stehe cs sehr ungünstig um die gesetzliche Sozialversicherung. Man müsse damit rechnen, daß sie 1932 ohne die Arbeitslosenversicherung 1 bis 1)4 Milliarde Reichsmark weniger Einnahmen haben werde als 1929. Ob mit den seitherigen Beträgen zur Arbeitslosenversicherung und mit der jetzt geltenden Kriscnsteuer trotz größter Sparsamkeit die Arbeitslosen über den nächsten Winter hinübergebracht werden können, sei noch zweifelhaft. Wenn aber schon fetzt 20 Prozent Les Grundlohnes an Beiträgen zur Sozialver sicherung und zur Kriscnsteuer erhoben würden, wenn die Steuerguellcn des Reiches, der Länder und Gemeinden in Hinsicht auf Deutschlands Gcsamtlaa« fast alle eine Deflations oder Rcdeflationspolitik mit allen ihren wirtschafts- und preis politischen Folgen nicht herumkomme, dann mehrten sich die Sorgen des Arbeitsministers. Zur Arbeitszeitfr age bemerkte der Minister, daß er eine Aenderung auf der ganzen Linie nicht in Aussicht stellen könne, da diese Frage tief in den deutschen Wirtschafts- und Krcditaufbau eingreife. Der letzte große Fragenkreis, den der Minister erörterte, enthielt das Arbcitslosenproblem. Es sei schwer, über den zukünftigen Umfang der Arbeitslosigkeit in Deutsch land Ziffern zu nennen. Man müsse damit rechnen, daß in den nächsten sieben Monaten Reich, Länder und Gemeinden monat lich au zwei Milliarden Mark für die Arbeitslosen werden aufbringen müssen. Man werde u. a. prüfen müssen, ob in den größeren Städten Volksküchen einzurichtcn seien und inwieweit eine „Naturalverpflegung" zur Einführung gelangen könne. Die Praxis, daß der letzte Verbraucher häufig doppelt soviel für Lebensmittel bezahle, als der Erzeuger erhalte, könne im nächsten Winter gegenüber den Arbeitslosen nicht durch- gchnltcn werden. In Verbinduna mit den Konsumvereinen und dem Einzelhandel'wiirden die Städte Vorkehrungen treffen müssen, wonach für die Arbeitslosen die Gegenstände täglichen Bedarfs zu wesentlich verbilligten Preisen erhältlich seien. Die Soziaidemokralen beim Reichskanzler Berlin, 1. Sept. Reichskanzler Dr. Brüning wird heute nachmittag d-c Führer der sozialdemokratischen Reichstngs- raktion empfangen. Es wird sich bei der Besprechung um die Maßnahmen, die von der Negierung für den Winter ge plant sind und Lie in Aussicht gestellten Abänderungen der Notverordnung vom Juni handeln. Gehl man endlich an -ie Diälen heran? Berlin, 31. Aug. Das Reichskabinctt wird im Laufe die- br Woche sein sog. W i n t e r p r o g r a m m soweit fördern, )aß der Abschluß nur noch eine Frage kurzer Zeit ist. Am Sonnabend hatte u. a. der Dresdner Oberbürgermeister Dr. Külz eine Aussprache mit dem Neichsfinanzminister, die be- bndcrs der Sanierung der Gemeinden galt. Der Reichs- änanzministcr soll erklärt haben, daß Beschlüsse der Reichs- regicrung noch in dieser Woche bcvorständen. Im Rahmen des Gesamtprogramms spielen weiter die Fragen der Umsatzsteuer, der Lauszinsstcucr und der Gehaltskürzungen eine große Nolle, Geplant soll u. a. eine Senkung der Hauszins st euer sein, doch läßt sich überhaupt zum Steuerprogramm noch nichts Ge nnies sagen, do alles streng vertraulich behandelt wird. Akut cheint jetzt auch das Problem der Diäten der Parla- nentarier zu werden. Diese Diäten betragen monatlich im Durchschnitt 600 Mark. Cs gehen Bestrebungen dahin, die Diäten nur noch mährend der Tagungen zur Auszahlung zu bringen Zur Devisenablieferung. Berlin, 1. Sept. Bekanntlich sind die Devisen- und Gold bestände im Nennwert von über 1000 RM. bis zum 5. Sept. 1931 an die Ncichsbank oder die Devisenbanken nbzuliefern. Die Ausfüllung von Vordrucken ist nicht erforderlich. Die Ab fertigung der Einreicher erfolgt Zug um Zug. Wenn ein Al>- ieferungspflichtiger die Entscheidung der Ncichsbank anruft, hm die Devisen zu volkswirtschaftlich gerecht fertigten Zwecken zu belassen, sind die bei den Banken erhältlichen Vordrucke zu benutzen. Köln, 31. Aug. 1200 Fürsorgearbeiter sind entlassen mor den, da sic die Arbeit nicht ausgenommen haben. Die Stadt verwaltung hatte noch dem Streik in der vergangenen Woche angckiindigt, daß alle entlassen würden, die am Montag ihre Arbeit nicht oufnchmen würden. Stellenweise wurde versucht, die Arbeitswilligen der Stroßenreinigung an der Arbeit zu hindern. Die Streikenden stürzten einen Müllwagen sowie einen Wagen der Straßenbahn um. Düsseldorf, 31. Aug. Im Gerrcsheimer Hiittenviertel kam cs zu größeren Ansammlungen, bei denen die Straßen be- chmutzt, Laternen zertrümmert und einschrcitende Beamten mit Steinen beworfen wurden. Es gelang 33 Personen festzuneh- ncn. Sie haben sich wegen 'Aufruhrs bzw. Landfriedcns- bruckes zu verantworten- Notruf -es Ba««trtfchaftsv^rVau-es. , Essen, 31. Aug. In einer von den Verbänden Ler deut schen Bauwirtschaft an die Neichsregierung gerichteten Eingabe wird die amtliche Da u p o I i t i k als gefährlich und schädlich bezeichnet. Im Gegensatz zu anderen Produktionsgüterindu- strien und zur Verbrauchsgüterindustrie, die seit 1S29 um etwa 26,3 bezw. um 13,8 Prozent zurückgegangen sind, beträgt der Rückgang bei der Bauwirtschaft 35 bis 60 Prozent. Es wer den Maßnahmen aufgestellt, von denen sich die Verbände eine Besserung Ler Lage versprechen. So wird die voll« Durchfüh rung des Wohnungsbauprogramms 1931, die beschleunigte Aufhebung der Zwangswirtschaft im Wohnungsbau und di« Unterbindung aller Bestrebungen öffentlicher Stellen, untev Ausschaltung der Unternehmer und der 'Angehörigen freier Berufe, in eigener Regi« Bauten auszuführen, gefordert. Die Nor -er Aka-emiker. ' Die Monatsschrift „Die Tot" macht Angaben über die Ueberfüllung der akademischen Berufe in Deutschland, die auch di« traurigen Aussichten der Iungakademiker beleuchten. Heute gibt es 350 000 berufstätige Akademiker. Von den 50 00t) Aerzten warten mindestens noch 4000 auf Zu lassung zu den Krankenkassen. Von den 40 000 Diplom ingenieuren werden 19 WO als stellenlos bezeichnet. Auch bei den 30 000 Philologen macht sich eine starte Ueber füllung bemerkbar, die bei den Juristen schon lange vor handen ist. Wer nicht zu den 14 000 Richtern und Staats anwälten gehört, ist auf Len Rcchtsanwoltsberuf angewiesen, bei den 17 000 Rechtsanwälten kommen heute auf einen An walt 3800 Einwohner, 1911 dagegen 6000. Die einzige Aus nahme machen die 25 000 katholischen und 16 000 evangelischen Theologen, die alle Anstellung finden, da Mangel an Nach, wuchs herrscht. Insgesamt wird die Zahl der arbeits losen Akademiker, die 1928 10 WO und 1929 16000 betrug, auf 30 000 geschätzt. Berechnet man den jährlichen Abgang von den 350 000 Akademikern auf etwa 7000, so er geben sich bei der Berücksichtigung Les Nachwuchses katastro phale Aussichten. Das sagenhafte „Artttterie-epot". Berlin, 31. Aug. In der französischen und niederländi schen Presse sind Nachrichten über ein angebliches deutsches Artilleriedepot in Holland erschienen. Diese Veröffentlichungen werden als „Enthüllungen über deutsche Rüstungen" verbrei tet. Hierzu ist festzustellen, daß sich weder in Holland noch über haupt im Ausland ein Geschütz, das für die Leutsch« Reichs, wehr bestimmt ist, befindet. Polnische Kriegsbelrachlmrgen. Warschau, 31. August. Der „Kurjer Poznanski" erklärt, .man sei sich in Polen darüber einig, daß Gdingen und der an liegende polnische Küstenstrich zu einem einheitlichen starken „Heerlager" nusgebaut werden müsse, das eine kombi nierte Land- und Secfestung darstcllen würde. Das schmale Küstengebiet, 50 Kilometer lang und etwa 30 Kilometer breit, sei eingezwängt zwischen der deutschen Grenze und dem Meer und unmittelbar bedroht durch die deutschen Kriegshäfcn Stet tin und Königsberg. Mit der Ucbcrmacht der deutschen Kriegs- flotte werde die polnische Marine noch lange nicht wetteifern können. Die Beherrschung der Ostsee durch Deutschland und die Einkapselung der polnischen Flotte in der Bucht von Putzig wären in einem künftigen deutsch-polnischen Kriege unver meidlich. Die polnische Wchrpolitik müsse daher von dem Grundsatz nusgchen, daß für Polens Landesverteidigung die Kriegführung zu Lande Lie entscheidende Bedeutung hat. Die polnische Armee müsse stark genug sein, um einem Eindringen deutscher Truppen vorbeugen und die Kriegs- Handlungen auf deutsches Gebiet verlegen zu können. Die Luftwaffe habe dabei die größte Bedeutung. Der „Kurjer "oznanski" kommt zu dem Schluß, daß über den Ausgang eines deutsch-polnischen Krieges die Operationen in der Richtung Warschau—Berlin entscheiden werden. Das Problem einer Unterbrechung der Verbindung zwischen dem Reich und Ost- prcußen im Kriegsfall sei nicht durch polnische Flottcnopera- tionen zu lösen, sondern durch schleunigste Besetzung Ost. Preußens. Aolveror-mmgen auch in England. London, 31. Aug. Ein« der ersten Maßnahmen, di« dem Parlament zur Annahme vorgelegt werden soll, wird, wie „Evening Standard" mitteilt, der sog. „N o t v o l l m a ch t s - a k t" sein. * London, 31. Aug. In der „Daily Mail" tritt Sir Oswald Mosley, der Führer der neuen nationalen Partei, für sofor tige Einführung eines Schutzzolles ein. Die Spaltung der Arbeiterpartei. London, 31. 'Aug. Der Staatssekretär für Dominions und Kolonien, T. H. Thomas, hat sein Amt als Führer der Gewerkschaft der Eiscnbahnangcstellten niedergelcgt. Berlin, 1. Sept. Im Mittelpunkt des Reichspartcitages der DNVP., der vom 18. bis 20. September in Stettin ab- gehnlten wird, steht Las Problem des deutschen Ostens und Zand in Hand damit der Kampf um Preußen. Weiter wird man sich mit der Wirtschaftskatastrophe und ihren Auswir kungen auf Steuerzahler und Gehaltsempfänger beschäftigen. Ein« Beamtcn-Notkundgebung soll den Forderungen der Be amtenschaft Ausdruck geben. Ferner kommen in Sonder- beratungen die dcutschnationalen Industriellen, Lehrer, Ar beiter und Frauen zum Wort. Der evangelische und der ka tholische Reichsausschuß veranstalten neben Vismarckbund und deutschnationaler Studentenschaft Arbeitstagungen. Den Ab- schluß bildet eine Kundgebung, bei der Hugenberg gleichsam die Grundthemen des Reichsparteitages in einer großen Rede zusammenfassen wird. Berlin, 31. Aug. Die kommunistische Neichstngsfraktion fordert die sofortige Einberufung des Reichstages, um über die Aufhebung der Notverordnung vom 5. Juni, der Presse- Notverordnung, der Notverordnung über die Sicherung der Haushalte und anderer Notverordnungen zu verhandeln. Die kommunistischen Mitglieder des Aeltestenrates haben die Ein berufung des Aeltestenrates beantragt. Berlin, 31. Aug. Der 54 Jahre alte Bankier Joseph Molling hat sich aus dem 5. Stock eines Hauses in den Hof gestürzt, wo er mit zerschmetterten Gliedern tot liegen blieb. Der Beweggrund dazu ist in der Wirtschaftslage zu suchen