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Kopfsprung in die Kontinentalpolitik Hierzu schreibt der „Deutsche Dienst" u. a.: Bei diesem neuen Versuch Chamberlains, die radikale Schwenkung in der Wehrpflichtfrage, in der die Opposition einen Wort- bruch der Regierung sieht, zu recht-fertigen, ist dem eng lischen Premierminister eine interessante Feststellung ent schlüpft. Er gab zu, daß er noch am 29. März, d. h. 14 Tage nach der Errichtung des Protektorats über Böhmen und Mähren, die nun an allem schuld sein soll, zu seinem Wort gestanden und öffentlich die Wehrpflicht abgelehnt habe. Seit diesem 29. März aber habe sich die Lage radikal geändert, denn seither habe England neue Verpflichtungen gegenüber Polen, Rumänien und Griechenland übernom men. Hier liegt in der Tat der Schlüssel zur Aufklärung des ilhamberlamschen llmfalls. Am 29. März nämlich traf der polnische Außenminister Beck in London ein. Er fand dort den englischen Garantievorschlag vor, der ihm aber nur. bann akzeptabel schien, wenn England diejenigen An- lüengungen macht, die in den Augen Polens, Sowjetruß- lands und Frankreichs einer Garantie erst Substanz ver leihen können: Die Einführung der Wehrpflicht. Demnach hatte sich seit dem 29. März nicht die Lage, ändern die englische Außenpolitik geändert. Sie hat da mals diplomatisch und seit gestern auch militärisch den Kopfsprung in die Kontinentalpolitik vollzogen. Cham berlain verwechselt also Urs ach e undWir- 'ung, d. h. die Verantwortung für den historischen Ab gang von der englischen Wehrtradition, aber auch von jener Politik der friedlichen und klaren Scheidung der weltpoli- bschen Generallinien der beiden Nationen, die Deutschland ?orgcschwebt und für die es sichtbare Beiträge geliefert hat, s-llt England zu. . Chamberlain hat recht: Die englische Regierung hat in bstsen Tagen in der Tat unter Druck gehandelt; wie des Mrcn in den letzten Wochen als sie gewisse, mehr von Metten als von ruhigen Interessenerwägungen bewirkte Entschlüsse faßte. Der Führer ehrt die Antarktische Expedition Berlin, 27. April. Der Führer hat auf Vorschlag des Oberbefehlshabers der Kriegsmarine, Großadmiral Dr. n c. Raeder, dem Leiter der soeben aus dem Arbeitsgebiet iurückgekehrten Deutschen Antarktisexpedition 1938/39, Re- ^erungsrat Kapitän Ritscher, in Anerkennung seiner Lei- nnng zum Oberregierungsrat befördert und die erfolgreiche Arbeit aller Teilnehmer durch folgendes Telegramm hervor gehoben: „Den Teilnehmern an der Deutschen Antarktischen Ex pedition 1938/39 danke ich für die Meldung von ihrer Rück kehr in die Heimat. Ich verbinde damit meine herzlichen Glückwünsche zu der erfolgreichen Durchführung der der Ex pedition übertragenen Aufgaben. Adolf Hitler." v Oberregierungsrat Kapitän Ritscher ist von dem Ober befehlshaber der Kriegsmarine dem Beauftragten für den Vierjahresplan, Generalfeldmarschall Göring, als Leiter für diese Expedition zur Verfügung gestellt worden, da er in seltener Weise Seebefahrenheit und Kenntnis arktischer Verhältnisse mit fliegerischer Erfahrung verbindet. Von Haus aus Kapitän der Handelsmarine, tat er während des Krieges in Flandern Dienst als Flugzeugführer und Kom mandeur des Feldflugwesens des Marinekorps und blieb auch nach dem Kriege zunächst der Fliegerei treu, wobei seine Erfahrungen dem Aufbau des Marinefliegerwesens in der Marineleitung nutzbar gemacht werden konnten. In den letzten Zähren war er Referent in der Nautischen Abteilung des Oberkommandos der Kriegsmarine. Wenn die Expedition mit so durchschlagendem Erfolg durchgeführt worden ist, so ist dieses neben der Sachkunde, Einsatzbereitschaft und dem unermüdlichen Fleiß aller Ex peditionsmitglieder bis herab zu dem jüngsten Besatzungs mitglied in erster Linie der Verantwortungsfreudigkeit, Entschlußkraft und straffen Führung des Oberregierungs rats Kapitän Ritscher zu danken. Nicht zuletzt fällt hier ins Gewicht die menschliche Einwirkung und die ausgleichende Einflußnahme des Leiters, ohne die eine harmonische Zu sammenarbeit, wie sie in vorbildlicher Weise die Expedition gezeigt hat, nicht erwartet werden kann. Trotz bester Vor bedingungen ist hieran schon manche Polarexpedition ge scheitert. Nene Großtat der deutschen Luftfahrt Messerschmitt-Jagdflugzeug erreicht 755 Stundenkilometer Nachdem es erst vor wenigen Wochen der deutschen Luft fahrt gelungen ist, den wohl am heißesten international umstrittenen und erstrebten Flugrekord, den absoluten Ee- schwindigkeitsweltrekord, in ihren Besitz zu bringen, ist am Mittwoch die hervorragende Leistung des Heinkel-Flug zeuges von einem Messerschmitt-Flugzeug erneut überboten worden. Das Messerschmitt-Jagdflugzeug „!Ae 1V9 st" hat unter der Führung des Flugzeugführers Fritz Wendel auf der Meßstrecke bei dem Flughafen Augsburg eine Geschwin digkeit von 755,11 Kilometer erreicht. Der bisherige Welt rekord des Heinkel-Flugzeuges stand auf 746,66 Kilometer. Der Nationale Feiertag in der Reichshauptstadt Staatsakt im Lustgarten — Zapfenstreich und Feuerwerk bilden den Abschluß Berlin, 27. April. Am Nationalen Feiertag des -eut- Wn Volkes werden in diesem Jahre in Berlin folgende Veranstaltungen durchgeführt: Am Sonnabe n d, dem 29. April, von 20 bis gegen ^0 Uhr erfolgt die feierliche Uebergabe des aus dem ^udetengau kommenden Maibaumes durch Gauleiter Kon- M Henlein an den Oberbürgermeister und Stadtpräsiden- der Reichshauptstadt Dr. Lippert. Am Sonntag um - Uhr wird derFührerim Mosaiksaal der Neuen Reichs- ^>zlei Musterbetriebe auszeichnen. Anläßlich dieser Feier- Wde werden an die neu ausgezeichneten Betriebe auch die Bahnen zur Verleihung kommen. ... Um 16.30 Uhr in den Festräumen des Reichsministeriums iur Volksaufklärung und Propaganda Empfang der Ehren- ^ordnungen der deutschen Arbeiterschaft. Der 1. Mai Von 8.30 bis 9.15 Uhr Jugendkundgebung der Berliner UC im Olympiastadion. Der Reichsjugendführer, der Gau- .mer Dr. Goebbels und der Führer werden zur Jugend brechen. . Um 10 Uhr findet im Deutschen Opernhaus in An- ^lenheit des Führers die Festsitzung der Reichskultur- M"rer statt. Der Präsident der Reichskulturkammer, Mchsminister Dr. Goebbels, wird sprechen und die rager des nationalen Film- und Buchpreijes für 1939 ""runden. Um 12 Uhr Staatsakt im Lustgarten. Gegen 11 Uhr werden die Ehrenabordnungen der deutschen Arbeiterschaft durchs Brandenburger Tor über die Mittelpromenade der Straße Unter den Linden zum Lustgarten fahren und aus einer besonderen Tribüne Platz nehmen. Um 11.30 Uhr er folgt der feierliche Einmarsch von 19 Standarten, 694 Fah nen und Stander. Bei der Ankunft des Führers im Lustgarten werden eine Ehrenkompanie des Heeres, eine-Ehrenkompanie der Leibstandarte Adolf Hitler und eine Ehrenhundertschaft der Schutzpolizei die Ehrenbezeigung erweisen. Nach Beendigung der Kundgebung, gegen 13 Uhr, wird der Führer wie in den vergangenen Jahren über die Mittelpromenade der Straße Unter den Lindeu an den Volksgenossen vorbei zur Reichskanzlei zurückfahren. Um 15 Uhr Empfang der Ehrenabordnungen der deut schen Arbeiterschaft durch den Führer im Mosaiksaal der Neuen Reichskanzlei. Anschließend Kaffeetafel für die Ar beiterabordnungen in der Neuen Reichskanzlei. Wie in den vergangenen Jahren, so werden die feier lichen Veranstaltungen in Berlin auch diesmal wieder durch eine große Abendkundgebung im Lustgarten abgeschlossen. An dieser Abendkundgebung nimmt ein Fackelzug von 15 000 Mann teil. Die Abendkundgebung beginnt 22 Uhr. Es spricht Generalfeldmarschall Göring. Mit dem Großen Zapfenstreich und einem Höhenfeuerwerk findet die Veran staltung ihren Abschluß. Aus aller Welt * Der Führer gratuliert dem Prinzregenten von Jugo slawien. Der Führer hat Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzregenten Paul von Jugoslawien zum Geburtstag drahtlich seine Glückwünsche übermittelt. * Brauchitsch besucht Rom und Libyen. Der Ober befehlshaber des deutschen Heeres, Generaloberst von Brauchitsch, wird Sonnabendabend zu einem mehrtägigen Besuch in Rom eintreffen. Nach einem Empfang beim Duce wird er sich am 1. Mai nach Libyen begeben. Am 9. Mai, dem „Tag des italienischen Heeres", wird General oberst von Brauchitsch der großen Parade auf der Via dell' Jmpero in Rom vor dem König-Kaiser und dem Duce beiwohnen. * Weitere Einheiten der deutschen Kriegsmarine im Mittelmeer cingetroffen. Wie aus Gebraltar gemeldet wird, hat das Panzerschiff „Admiral Graf Spee" Donners tag mittag vor Ceuta Anker geworfen. Der „Admiral Graf Spee" ist begleitet von einem Zerstörer, sechs U-Boo- ten und einem U-Boot-Mutterschiff. Das Panzerschiff „Deutschland" und zwei Zerstörer befinden sich in Malaga. * Herzliche Begrüßung von Papens in der Türkei. In der Zeitung „Cümhurihet" widmet Nadir Nadi dem neuen deutschen Botschafter in der Türkei, Franz von Papen, einen besonders herzlichen Begrüßungsartikel, in dem u. a. erklärt wird, der neue Botschafter werde viel zur Vertiefung der an sich schon freundlichen Beziehungen gen zwischen den beiden Staaten beitragen können. Weiter wird daran erinnert, daß Botschafter von Papen bereits während des Krieges Gelegenheit hatte, die Türkei kennen zulernen. Die Erinnerung an diese Jahve der Waffen brüderschaft sei in den türkischen Herzen noch heute lebendig. * Fürst Colonna zu Gast bei von Ribbentrop. Der Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop gab am Donnerstagmittag zu Ehren des in Berlin weilenden Gouverneurs von Rom, Fürst Colonna und Fürstin Co lonna, ein Frühstück. * Reichsarbeitsminister Seldte fährt nach Italien. Reichsarbeitsminister Franz Seldte wird in der Zeit vom 30. April bis 7. Mai einer Einladung des italienischen Korporationsministers Lantini und des italienischen Mi nisters für öffentliche Arbeiten Cobolli-Gigli folgen. Reichsarbeitsminister Seldte wird eine Reihe von italie nischen Sozialeinrichtungen besichtigen und sich insbeson dere über die Wohnungs- und Siedlungspolitik des faschi stischen Staates informieren. * Cincar-Markowitsch hat Berlin verlassen. Nach den Besprechungen mit dem Führer und dem Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop verließ der königlich-jugosla wische Außenminister Dr. Alexander Cincar-Markowitsch nach dreitägigem Aufenthalt in Berlin am Donnerstag abend mit den Herren seiner Begleitung die Reichshaupt stadt. Nach.dem Äbschreiten der Front einer Ff-Ehren- hundertschast verabschiedete sich Reichsaußenminister von Ribbentrop aufs herzlichste von seinem jugoslawischen East, der gegen 20 Uhr mit dem fahrplanmäßigen Zug die Rück reise nach Belgrad antrat. * Dr. Chvalkovsky Gesandter in Berlin. Nach Prager Meldungen hat Staatspräsident Dr. Hacha den früheren tschechischen Außenminister Dr. Franz Chvalkovsky zum Gesandten des Protektorats bei der Reichsregierung er nannt. Diese Ernennung stützt sich auf die Bestimmung in der Proklamation des Führers, nach welcher das Pro tektorat einen Vertreter bei der Reichsregierung mit der Amtsbezeichnung Gesandter erhält. Chvalkovsky, der 1885 geboren wurde, schlug die diplomatische Laufbahn ein und war Gesandter in Berlin und Rom. Nach der Staatskrise vom letzten Herbst übernahm er, der stets als ein Gegner der Außenpolitik Beneschs gegolten hatte, die Leitung des Prager Außenministeriums, ohne daß er sich jedoch in Prag damals mit seinen Ansichten durchzusetzen vermochte. * Gafencu bei Bonnet und Daladier. Am Donnerstag fand die erste Unterredung zwischen dem rumänischen Außenminister Gafencu und dem französischen Außenmini ster Bonnet statt. Die Besprechung dauerte etwa zwei Stunden. Anschließend gab Bonnet zu Ehren des rumä nischen Außenministers ein Frühstück am Quai d'Orsay. Nach dem Frühstück wurde Gafencu vom Ministerpräsiden ten Daladier im Kriegsministerium empfangen. An diese Unterredung schloß sich ein Empfang durch den Staats präsidenten Lebrun an. tNachvruct verboten.> „Kommen Sie mn mir." — Eine grenzenlose Ver geistung klang aus dieser Bitte, die ganze ungeheure Ratlosigkeit des Mädchens. Und dieses Eingeständnisses Mer Schwäche schien Barbara sich jetzt zu schämen. . „Vielleicht lachen Sie mich aus, vielleicht halten Sie gch für hysterisch, und vielleicht ist das alles ja auch nur Unbildung. — Ich weiß ja selbst nicht mehr..." „Nein, es war nicht aus ihr klug zu werden. Ent- "der war sie wirklich so sehr am Rande ihrer seelischen ^äsle, oder... Ueber dieses „Oder" zerbrach sich Henning Hörder ""gebens den Kopf. „Ich wußte ja auch, daß mein Vater heute, am ganzigsten Juli, hierher zu Ihnen kommen wollte. Er Web mir in seinem letzten Brief davon, Herr Hörder. hatte die Hoffnung, vielleicht von Ihnen etwas über zu erfahren, aber..." „Nein, weder Belo« noch ich wissen etwas über Ihren gier. Es stimmt schon, wir erwarteten ihn heute, und "" können uns sein Fernbleiben auch nicht erklären." Es war überhaupt alles so unerklärlich. — Barbaras Ustauchen, ihre Angst um das Schicksal des Vaters, ihre gbe um Hilse, das alles war eigentlich durch nichts bc- Mudei, hing irgendwie zusammenhanglos in der Luft, gr das eine stand fest, daß Fletcher die Verabredung den beiden Freunden nicht eingehalten hatte. Aber gr das nun wirklich ein Grund, mit dem jungen Mäd- nach London zu fahren? Hörder wandte sich wieder dem Mädchen zu. > „Hören Sie, kleines Fräulein, ich bin ja sonst kein Peund von zwecklosem Warten, aber in diesem Falle... ZN es wird wohl oas beste sein, wenn wir noch einen W zwei Tage hier abwarten, ob sich Ihr Vater nicht > N noch meldet. Inzwischen kann ich ja auch noch ein ^"egramm nach London ausgeben, und wenn das ohne j/wlg bleibt, dann werde ich mit Ihnen kommen. Und glaube, daß Beloi sich uns gern «»schließen wird." „Gewiß", bestätigte der Franzose eifrig. Aber das Mädchen schüttelte entschlossen den Kopf. N — kann nicht länger wartenl Ich ertrage diese Um ugWeit nicht! Ich muß wissen, was mit meinem Vater Ich fahre heute noch nach London ab!" „Das ist voch Unsinn! Warten Sie hier als mein Gast die weitere Entwicklung der Dinge ab." Das schrille Läutesignal der Türglocke unterbrach Hörder. Ein leises Lächeln stahl sich in seine Züge. „Passen Sie auf, kleines Fräulein! Gewiß ist das jetzt Ihr Vater, und damit werden sich alle Ihre Befürch tungen als grundlos erweisen!" Der Mann, der da draußen im Regen stand, war nicht der Erwartete. Höflich zog er beim Eintreten den Hut, verbeugte sich leicht: „Herr Hörder?" — Und als der Ingenieur nickte: „Gestatten Sie, mein Name ist Nicolo Scalandri. Ich bin Professor Fletchers Privatsekretär." „Endlich! — Bringen Sie uns Nachricht von Fletcher?" Das sonnengebräunte Gesicht des Ankömmlings ver zog sich in bedauernde Falten. „Nachricht ja. — Aber ich fürchte, es ist keine gute Nachricht." „Und wieso?" „Professor Fletcher ist auf einer Expedition ui vas Gebiet der afrikanischen Goldküste spurlos verschwunden." Henning Hörder nagte erregt an der Unterlippe. Dann legte er seine Hand schwer auf die Schulter des Mannes: „Kommen Sie, bitte, dort in jenes Zimmer hinüber!" Mit einem schnellen prüfenden Blick hatte er seinen Besucher umfaßt. Scalandri mochte gegen Ende der Drei ßig sein, ungefähr im gleichen Alter wie Belot. Seine gelblichbraune Hautfarbe, das glänzendschwarze, in der Mitte gescheitelte Haar, die dunklen Augen verrieten den Südländer. Seine fast ein wenig zu elegante Kleidung betonte den schlanken Wuchs seines geschmeidigen Kör pers. Und allzu betont erschien auch die Höflichkeit des Südamerikaners, mit der er gleich darauf Aristide Belot begrüßte. Als Scalandri dann mit Barbara bekannt gemacht wurde, spiegelte sich ein ungeheures Erstaunen in seinen beweglichen Zügen. „Fräulein Fletcher? — Natürlich, jetzt erkenne ich Sie auch wieder nach dem Bild, das ja immer auf dem Schreibtisch Ihres Vaters stand! Ich bin überglücklich, nun Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen, nur wünschte ich, ver Anlaß vazu wäre ein erfreulicherer!" „Was ist mit meinem Vater, Herr Scalandri?" unterbrach Barbara den Redefluß. „Und was bedeutet Ihre Anwesenheit hier in Berlin?" Auf Hörders Einladung hin hatte der Besucher Platz genommen, drehte jetzt nervös eine Zigarette zwischen den Fingern hin und her. „Offen gestanden, Fräulein Flet cher, das Zusammentreffen mit Ihnen erschwert es mir, mich meines Auftrages gegenüber den Herren Hörder und Belot zu entledigen. Ich — ich komme auf Veranlas sung Ihrer Stiefmutter, auf Veranlassung von Frau Georgia Fletcher, die Sie, meine Herren, bitten läßt, bei der Suche nach Professor Fletcher behilflich zu sein." „Sagen Sie doch endlich, was mit meinem Vater ge schehen ist, Herr Scalandri!" „Ich bin gerade dabei, Fräulein Fletcher! Und ich will mich so kurz wie möglich fassen. — Vor zwei Mona ten begab sich Professor Fletcher im Auftrage der eng lischen Regierung in das Gebiet der Goldküste im Westen von Mittelafrika. Da ihm für diesen Zweck von der Re gierung eine Motorjacht zur Verfügung gestellt wurde, begleiteten Frau Georgia, Steven Jones und meine Wenigkeit den Professor auf der Fahrt." „Wer ist Steven Jones?" fragte Hörder dazwischen. Barbara gab die Antwort: „Er ist der Neffe meines Vaters." „Gut — und weiter, Herr Scalandri?" „Wir erreichten in knapp drei Wochen unser Ziel, die Hafenstadt Axim an der Goldküste. Von dort brachen wir sogleich ins Innere des Landes auf; schon in der dritten Nacht geschah das Unglaubliche. Professor Fletcher entfernte sich aus dem Lager und — kehrte nicht wieder zurück. Eine Woche lang warteten wir auf ihn, schickten Suchabteilungen in die Umgebung, vergebens. Professor Fletcher war und blieb verschwunden... Schließlich muß ten wir einsehen, daß wir ohne jede weitere Hilfe als nur die der recht unzuverlässigen Eingeborenen machtlos waren. Gewisse Gründe, über die ich im Augenblick nicht sprechen kann, hinderten uns daran, die englischen Behör den dort unten um Hilfe anzugehen. So zogen wir also wieder nach Axim zurück, wo der ,Golden Star' mit einem Teil seiner Mannschaft im Hafen liegengeblieben war, und begaben uns am nächsten Tage auf die Heimfahrt — ohne Professor Fletcher. Unterwegs erinnerte sich Frau Georgia daran, daß ihr verschwundener Gatte von Ihnen, meine Herren, als von seinen zuverlässigsten Kameraden gesprochen hatte. Das brachte sie auf den Gedanken, Sie um Ihre Hilfe bei der Nachforschung nach dem Ver schwundenen zu bitten, denn — und das möchte ich noch einmal ausdrücklich betonen —, denn es ist unerläßlich, daß die englischen Behörden und Regierungsstellen des Kolonialamtes von diesem Zwischenfall nichts erfahren. Die Suche nach dem Professor muß in aller Heimlichkeit betrieben werden!" (Foriseyung folgt.)