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Englische und französische Proteste zurückgewiesen Berlin, 19. März. Der englische und der französische Botschafter haben aus Anlaß der Aktion, die von Deutsch land zur Herstellung von Ruhe und Ordnung in Böhmen und Mähren und damit zur Besriedung Mitteleuropas durchgejührt worden ist, eine Demarche im Auswärtigen Amt gemacht, um gegen eine angebliche Unrechtmäßigkeit des deutschen Vorgehens zu protestieren. Wie verlautet, ist den beiden Diplomaten von amtlicher Seite mitgeteilt worden, daß die Reichsregierung nicht in der Lage sei, solche Proteste entgegenzunehmen, da diese jeder politischen, rechtlichen und moralischen Grundlage ent behren. Botschafter von Dirksen nach Berlin berufen Berlin, 19. März. Der deutsche Botschafter m London, v. Dirksen, ist am Sonnabend zur Berichterstattung nach Berlin berufen worden. Der deutsche Botschafter hat am Sonntag um 14 Uhr London verlassen. * Grutzworte der tschechischen Presse für den Neichsprotektor Würdigung der Persönlichkeit Neuraths Prag, 19. März. Die tschechische Presse veröffentlicht an erster Stelle die Ernennung Freiherrn von Neuraths zum Reichsprotektor von Böhmen und Mähren. In eigenen Kommentaren würdigen die Blätter die Persönlichkeit des Reichsprotektors und seine diplomatische und politische Tätigkeit. Die „Narodni Prace" schreibt, die tschechtsche Bevölke rung von Böhmen und Mähren werde die Ernennung des Freiherrn von Neurath mit aufrichtigem Dank aufnehmen. Die Persönlichkeit des Reichsprotektors erfreue sich der all gemeinen Achtung nicht nur tm eigenen Lande, sondern in der ganzen Welt. Seine Ernennung beweise, daß der Füh rer der Entwicklung in Böhmen und Mähren eine außer- oidentliche Bedeutung beimesse. Lustflottenkommando 4 (Wien) Generalleutnant Löhr zum General der Flieger ernannt Berlin, 19. März. Der Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe gibt bekannt: Infolge der weiteren Verstärkung und im Zuge der Er richtung der Reichsprotektorats Böhmen und Mähren wird mit sofortiger Wirkung das Luftflottenkommando 4 aus dem bisherigen Lustwaffenkommando Ostmark m Men ge bildet. In territorialer Hinsicht umfaßt es folgende Ge biete des Eroßdeutschen Reiches: Die Ostmark, Böhmen, Mähren, Teike des Sudetengaues und Schlesien. Zum Chef der Luftflotte 4 und Befehlshaber Südost ist der bisherige Kommandierende General des Luftwaffenkommandos Ost mark, Generalleutnant Löhr, unter gleichzeitiger Beförderung zum General der Flieger ernannt worden, der aus der alten österrelchisch-ungatWe Armee heroorgegangen ist und nach dem Weltkrieg am Aufbau der Fliegertruppe des österreichischen Bundesheeres führend be teiligt war. Die Tatsache der Bildung des Luftkommandos 4 be deutet einen weiteren gewaltigen Stärkezuwachs der deut schen Luftwaffe, der die bisherigen Aufbauabsichten wesent lich übersteigt. Danktelegramm Telekys an Ribbentrop Berlin, 19. März. Der ungarische Ministerpräsident hat an den Reichsminister des Auswärtigen v. Ribbentrop nachstehendes Telegramm gerichtet: „Im gegenwärtigen Augenblick, als ein tausendjähri ger Gebietsteil an Ungarn zurückkehrt, möchte ich Euer Exzellenz für das Ungarn gegenüber immer erwiesene Verständnis und für die wieoerholte Mitwirkung an der Wiedergutmachung eines vor 20 Jahren uns zugefügten Unrechtes meinen aufrichtigen Dank aussprechen. Gleich zeitig möchte ich meiner festen Ueberzeugung Ausdruck geben, daß dieses Ereignis einen weiteren wichtigen Schritt im Interesse des friedlichen Zusammenlebens der mittel europäischen Völker darstellt, gez. Graf Teleky, Un garischer Ministerpräsident." Auch der ungarische Minister des Aeußern, Graf Esakh, hat an den Reichsminister des Auswärtigen, v. Ribbentrop, ein Telegramm folgenden Wortlautes ge richtet: „Im geschichtlichen Augenblick der Erfüllung der ge rechten Forderung Ungarns ist es mir ein aufrichtiges Be dürfnis, Ew. Exzellenz für die verständnisvolle und von aufrichtiger Freundschaft beseelten Haltung, die Sie unseren Belangen gegenüber in Deutschland bewiesen haben, im Geiste tiefempfundener Verbundenheit und aufrichtiger Hochachtung auf das herzlichste zu danken. Innerhalb von kurzer Zeit hat das Großdeutsche Reich iin Sinne der her kömmlich ungarisch-deutschen Freundschaft wieder einmal der Verwirklichung unserer Zielsetzungen und dadurch zur Befriedung Mitteleuropas beigetragen." Daladiers Ermächtigungsgesetz unverändert angenommen Paris, 19. März. In der französischen Kammer wurde am Zvnnabendnachmittag die Aussprache über die Eermäch- figungsgesetze fortgesetzt. Daladier wandte sich gegen die sozialdemokratischen Zusatzanträge. Er nehme, so betonte dabei, keinerlei Beschränkungen oder Abänderungen der Ermächtigungsvorlage an. Er setze das Schicksal der Re gierung auf das Spiel und verlange die Annahme des un veränderten Wortlautes der Vorlage. Mit einem Aufruf zur Mitarbeit und Einigkeit schließend, verließ dann Da ladier unter stürmischem Beifall der Rechten und der Mitte die Rednertribüne. Der sozialdemokratische Gegenvorschlag, gegen den die Regierung die Vertrauensfrage gestellt hatte, wurde dar auf mit 316 gegen 262 Stimmen abgelehnt. Trotz der Ablehnung des sozialdemokratischen Gegenvorschlags gab die Opposition das Gegenspiel noch nicht auf und brachte eine Reihe von Zusatzanträgen ein. Der erste dieser öusauanträge wurde mit 328 gegen 254 Stimmen abge lehnt, nachdem die Regierung wiederum die Vertrauens- frage gestellt hatte. Auf einen neuen Vorstoß der Linken hm, der in einem einschränkenden Zusatzantrag gipfelte, Mederhvlte Daladier, daß er gegen alle Zusatm'nträge die Vertrauensfrage stelle. Mit 321 gegen 261 Stimmen wurde auch dieser Antrag abgelehnt. Am Tountagnachinittag nahm der Senat die Ermäch- klgungsvorlage der Regierung mit einer Mehrheit von W gegen 17 Stimmen an. Um 15.30 Uhr trat der Senat zur Beratung über die Ermächtigungsvorlage zusammen. Der Berichterstatter des Finanzausschusses, Gard eh, sprach für die Annahme der Regierungsvorlage und stellte fest, daß die Ausnahme vollmachten Republikanern gewährt werden würden. Man brauche folglich nicht zu fürchten, „daß die Grundlagen der republikanischen Einrichtungen gefährdet würden". Nach einer kurzen Ansprache des Präsidenten des Finanzaus schusses, Caillaux, ergriff Ministerpräsident Dala dier das Wort. Er ging auf die durch das Verschwinden der Tschecho-Slowakei entstandene Lage ein und kam dann auf die Entwicklung vom September 1938 zu sprechen. Durch die an Ort und Stelle unternommenen Unter suchungen von Lord Runciman sei erwiesen worden, daß das Zusammenleben der Sudetendeutschen und der Tsche chen unmöglich geworden war, und er bedauere heute durchaus nicht, damals verhandelt zu haben, um ein an nehmbares Statut für die Tschecho-Slowakei zu erzielen. Er bedaure weiter seine Haltung in München ebensowenig, wie er die deutsch-französische Erklärung bedauere. Gr würde nur bedauern, nicht alles getan zu haben, was möglich war, um den Krieg zurückzudrängen. Daladier führte zwei Gründe an, die ihn veranlaßt hätten, sein Kabinett nicht zu erweitern: 1. weil er keine Zeit ver lieren wolle mit Verhandlungen und 2. weil eine Erwei terung des Kabinetts von vielen nicht gewünscht würde. Daladier kündigte an, daß sofort nach Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes der Kabinettsrat zusammen treten werde, um über die Maßnahmen zu beraten, die er am Montag dem Ministerrat zur Annahme vorlegen werde. Ain Montag würden die erforderlichen Maßnahmen ergriffen werden. lU «Nachdruck verbalen.) Fräulein Bosch würde Jahre ihres Lebens und die ganze unentbehrliche Apotheke dafür geben, wenn sie die sen Maschinen einen Fehler nachweisen könnte. Es kann Zwar vorkommen, daß sie defekt werden, stocken, den Dienst verweigern; aber Irrtümer unterlaufen ihnen leider nie... Dann ist da noch Fräulein Hiebler, sozusagen die un mittelbarste Vorgesetzte, eine ältere, mittellose Verwandte der Frau Dellmann. Die Töchter der Frau Tellmann nennen sie „Tante", und heimlich nennt das ganze Perso nal sie so. Sie ist Aufsichtsdame und sollte das ganze Personal fest im Zügel halten, aber sie ist leider dieser Aufgabe durchaus nicht gewachsen. Sie ist wie eine Lehrerin, die sich einer ungezogenen Klasse gegenüber nicht in Respekt zu setzen weiß. Und die jungen, Verkäuferinnen sind zu Maras Aerger wahrhaftig wie die Schulkinder. Fräulein Liebler ist ihren Frechheiten gegenüber vollkommen hilf los. Wenn sie eine Strafrede halten will, sagt sie zehnmal hintereinander: „Aber das ist doch —! Aber das ist doch —!" Und nie erfährt ein Mensch, was das nun eigentlich ist. - Was ihrer Autorität am meisten schadet, ist aber, daß sie nichts von der Branche versteht. Es ist nicht Mangel an Uebung — sie ist lange genug da; aber sie wird es nie lernen Sie wirkt sehr damenhaft, groß und schlank, mit wohl- srisieriem grauem Haar. Sehr am Platze ist sie, wenn Ausländer in den Laden kommen; dann blüht sie förmlich auf und finket auf einmal die Ueberlegenhett, die sie immer notig hätte Sie spricht fließend Englisch und Spanisch, rech« gut Französisch und etwas Italienisch Dann staunen die Mädchen sie an. und sie geht bis zum Abend in einer Gloriole umher Aber leider sind solche Tage nicht häufig. Viel häu figer sind die Male, wo sie Seide nicht von Kunstseide, Halbwolle nicht von Wolle, eine Maschinennaht nicht von einer Handnah» unterscheiden kann. Und immer wieder macht sich eine ven Spaß, sie zum allgemeinen Gaudium mit einer albernen Frage hineinzulegen. Das sind nun die Kolleginnen, die sogenannt gleich berechtigten, die Mara durchaus nicht als gleichberechtigt empfindet. Hübsch sind die meisten, gewandt und sicher, nicht unintelligent, ganz gute Verkäuferinnen. Aber alle zusammen haben das eine nicht begriffen, das Mara iw Blute sitzt: Daß das Interesse des Geschäfts ihr eigenes Jnterefse ist. Sie haben gar kein Gefühl dafür, daß jeder verkaufte Knopf dazu beiträgt, ihnen ihr Brot zu erhalten. Es kommt ihnen also auch nicht daraus an, was vergeu det wird; und Mara haßt jede sinnlose Vergeudung. Das bringt sie oft in einen Gegensatz zu den unbedach ten jungen Dingern und in den Ruf einer Streberin und Liebedienerin. Er kränkt sie manchmal, aber beirren kann es sie nicht. Eine herzliche Zuneigung hat sie für keine, und wenn sie vielleicht auch nicht beliebt ist, die Achtung kann ihr niemand versagen. Außerdem ist sie glücklicherweise fast am längsten im Geschäft, weiß von Grund auf Bescheid und hat eine Stütze an den „Chefs", ohne in einem besonders vertraulichen Verhältnis zu ihnen zu stehen. Stillfchweigend übt sie die Aufsicht aus, der sich Fräulein Hiebler nicht gewachsen zeigt. Mit den „Untergebenen" hat man noch die geringste Last. Es sind auch nicht viele, eigentlich nur die beiden Lehrmädchen Lisbeth und Jrmchen. die zwischen Laden tisch und Kasse hin und her laufen und stolz sind, wenn sie einmal einen Brief Nähnadeln oder eine Strähne Stick garn selbständig heraussuchen — freilich ohne sie auf- fchreiben zu dürfen. Lisbeth ist derb, ungeschlacht, aber ehrlich und mit Feuereifer bei der Sache. Wenn sie lernt, ihre Hände zu pflegen und einigermaßen hochdeutsch zu sprechen, wird sie eine ganz brauchbare Kraft. Jrmchen hingegen ist nicht nur fein, sondern „feun", ein entsetzlich verziertes und verwöhntes, kleines Etwas, das Mara manchmal unerträglich auf die Nerven geht. Kaum hat sie die Nase hineingestecki, weiß sie schon alles besser. Von der Arbeit drückt sie sich, wo sie kann; aber wenn Mara sie um eine Tasse Kaffee wegschickt, bleibt sie eine Stunde aus, weil sie den Auftrag hat, an irgendeiner Ecke irgendeinen Herrn abzupasfen . Zu solchen ge heimen Botendiensten eignet sie sich vorzüglich. Dann wäre vielleicht noch Karl dazuzurechnen, der „Reitende Bole", der auf seinem Dreirad die Pakete aus fährt und im Lager auspacken hilft. Mit Karl Hai man niemals Aerger Der ist immer guter Laune, freundlich, gefällig, hilfsbereit, tüchtig und zuverlässig . . . Aber dafür ist er auch ein Mann Die Tellmannschen Töchter sind ein Kapitel für sich. Es sind durchaus keine Vorgesetzten; aber wenn sie einmal Aus aller Welt * Han.Ägra untenan schlag gegen Deutsche in Thrnau. In den frühen Morgenstunden des Sonnabends wurde auf das Haus des Ortsleiters der Deutschen Partei in Tyr- nau bei Preßburg ein Handgranatenanschlag verübt. Ver letzt wurde niemand, doch ist der Sachschaden sehr groß. Auch gegen einen Deutschen wurde in Tyrnau eine Hand granate geworfen, doch blieb auch dieser unverletzt * Vollste.laug eines Todesurteils. Am 18. März ist die am 3. Juli 1894 in Neumünster, Gemeinde Egmat- ting, geborene Kreszenz Rvthammer, die vom Schwur gericht in Regensburg wegen Mordes zum Tode und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit verur teilt worden ist, hingerichtet worden. Sie hat gemein schaftlich mit ihrem von ihr angestifteten schwachsinnigen Sohn ihren 67jährigen Ehemann Josef Rvthammer mit einem Beil erschlagen, weil sie ihn beerben und eine neue Ehe mit einem jüngeren Mann eingehen wollte. * Schneeverwehungen in der Eifel und im Bergischen Land. Nachdem sich am Sonnabend das Wetter wieder etwas aufgeklärt hatte, setzte am Sonntag gegen Mittag erneut starker Schneefall in der Eifel ein. Um den Verkehr auf den Reichsstraßen aufrechtzuerhalten, mußten wieder Schneepflüge eingesetzt werden. Durchschnittlich liegt der Schnee etwa 25 bis 40 Zentimeter hoch. In der Hvcheifel jedoch, z. B. im Gebiet der Hohen Acht, beträgt die Schnee decke vielfach über 80 Zentimeter. Auch das gesamte Mit telrheingebiet ist durch den am Sonntagmittag einsetzen den Schneefall, der hier allerdings nur einige Stunden anhielt, in eine Winterlandschaft verwandelt. Im Ber gischen Land ist der Schneefall wieder sehr erheblich und hat hier stellenweise zu Verkehrsbehinderungen geführt. * Vier Menschen im Kraftwagen verbrannt. Auf der Landstraße von Kottbus nach Guben ereignete sich am Sonntagvormittag in der Nähe der Stadt Peitz ein furcht bares Verkehrsunglück. Ein aus Richtung Guben kommen des Anto fuhr beim Ueberhvlen eines Fußgängers auf einen entgegenkommenden Leipziger Wagen und stand im nächsten Augenblick in Flammen. Die vier Insassen konn ten sich nicht mehr befreien und verbrannten bei leben- ^igem Leibe. Die drei Insassen des Leipziger Wagens wurden verletzt, davon ein elfjähriges Mädchen schwer; es wurde mit seiner Mutter ins Krankenhaus gebracht. * I» die Note Arme? überMtreten. Die Warschauer „Expreß Poranny" veröffentlicht einen Bericht aus Mos kau, wonach der dortige tschechische Militärattache Oberst Farskh in die Rote Armee übergetreten ist. * Madrid zur lieber.gäbe bereit? Nach einer Meldung aus Madrid hat der rote „Staatsrat" Besteiro in einer Rundfunkrede angekündigt, daß er entschlossen sei, sofort „Verhandlungen" mit General Franco aufzunehmen. Er erklärte, daß der „Verteidigungsrat" zum Frieden bereit ser und daß er weiteres Blutvergießen für sinnlos ansehe. * Seil«! sechs Kinder umgebracht. In Antun (Frank reich) hat ein Arbeitsloser am Sonnabendvormittag seine vier jüngsten Kinder ermordet. Danach begab er sich zur Schule, um seine beiden anderen Kinder, zwei Mädchen, abzuholen. Er ging mit ihnen in den nahegelegenen Wald. Die Gendarmerie, die sofort Nachforschungen anstellte, fand die beiden Mädchen im Walde erschossen auf, wäh rend von dem Mörder keine Spur festzustellen war. * Absturz eines amerikanischen Großflugzeuges. Ein viermotoriges Stratosphärenflugzeug der Boeing-Werke iic Seattle stürzte bei einem Prvbeflug über dein Staat Washington ab. Die zehn Insassen kamen ums Leben; acht waren Angestellte der Boeing-Werke und zwei Beamte der Rvhal-Dutch-Air-Line, die an dem Probeflug als Beobachter teilnahmen. Augenzeugen berichten, das Flug zeug sei aus großer Höhe in eine Bergschlucht hinab- gesturzt und es habe den Anschein gehabt, als sei es während des Absturzes auseinaudergebrochen. Die Trüm mer lagen weithin verstreut. Es handelt sich um ein neues Großflugzeug für 33 Fluggäste, das zunächst als Bersuchs- flugzeug hergestellt wurde. Die Boeing-Werke in Seattle arbeiten augenblicklich an sechs dieser 20 Tonnen schweren Stratosphärenflugzeuge, deren jedes eine halbe Million Dollar kostet. Der Weiterbau der Flugzeuge, die für die Panamerican Airways bestimmt sind, soll, wie die Werke mitteilen, eingestellt werden, bis die Absturzursache fest- gestellt ist. Hereingerauschi kommen, dann tun sie, als ob der ganze Laden ihnen gehöre und die Angestellten ihre Dienstboten seien. Und Fräulein Paulig und Fräulein Kellermann und Fräulein Schmidtke lassen sich das mit Vergnügen ge fallen, und was sie gegen Fräulein Bosch und besonders gegen Fräulein Hiebler an Frechheit zuviel haben, das haben sie hier zuviel an Unterwürfigkeit... So ein Tag im Geschäft ist lang — eintönig und ab wechslungsreich zugleich. Und wenn man seine Pflichten nach allen Seiten ernst nimmt, bleibt einem kaum Zeit zum Nachdenken. Aber jetzt kommt es doch öfter als früher vor, daß Mara ganz heimlich einen Blick nach der Uhr wirft. Wenn die Gedanken jetzt von der Arbeit abirren, tun sie es in anderer Weise als morgens. Ganz gleich, ob da etwas besorgt ist oder nicht: vollkommen belanglos, ob die Strümpfe gestopft werden oder nicht; vergessen der rasselnde Wecker und die Müdigkeit des gehetzten Morgens. Jetzt ist es wie eine leise, süße, zärtliche Melodie: Nach Hause kommen, erwartet werden, sich von einem ge liebten Menschen verwöhnen lassen, sich den kleinen Aerger von der Seele reden, die kleinen Freuden noch einmal uns doppelt genießen, während gute, freundliche Hände einem die Schuhe von den müden Füßen streifen, einem Kissen in den Rücken stopfen, den Tee eingietzen, das Butterbroi streichen, wenn man selbst zu den einfachsten Handgriffen zu faul ist... Ach, herrlich ist das! Wenn die Morgen vielleicht verloren haben, die Abende haben "unendlich mehr gewonnen! Und die einzige Schwierigkeit, der immer neue Kampf ist nur, daß man sie nicht so lange ausdehnen darf, wie man möchte. Abends ist Mara niemals müde, und Peter erst recht nicht. Manchmal, wenn sie um elf, halb zwölf erst aus dem Kino kommen, dann ist es so gemütlich, noch eine Viertelstunde in der Sosaecke zu sitzen, ein bißchen Obst zu naschen, das Gesehene miteinander durchzusprechen, die Eindrücke abklingen zu lassen. „Du mußt jetzt ins Bett, Kind, liebes!" „Ja — gleich, Peterle! Ich mutz dir nur noch er zählen ..." Und am nächsten Morgen geht einem der grätzliche Wecker wie eine Säge über die Nerven; es ist so graucn- hast, ausstehen zu müssen, als ob man zur Hinrichtung geweckt würde. So ist es jeden Morgen. Aber am Abend sieht es ganz anders aus ... (Fortsetzung iolgt.»