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Ottendorfer Zeitung : 07.03.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-193903070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19390307
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19390307
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-03
- Tag 1939-03-07
-
Monat
1939-03
-
Jahr
1939
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 07.03.1939
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t wird ch di« n. ena i Oran Senia lgzeuge > zwei sanden ine der Veiter- schinen ia sch- ange- Dahrr !ge ge- «ch aus tnisches e Ma« ihren l ereig- all, der coerver- ihender die ge- )ie Un- en und jug der tglieder !en. Die r Kran- gt. Die en Mit- erungs- wiffen- tens? in den Nitglied Nartens ! er das er Aka- mit ihm det: es che. In m stellt sein. richtung Emrich' as dem n wird, :rke«' s der der bel- msdruch e Staat, und mit belohnt n, deren Wartung iedschast ivgend- lasse zu r hat st Deutsch« iter mit It haben, nd. nicht Das deutsch-englische Verhältnis Feier der Deutsch-Englischen Gesellschaft in Köln — Bereinigung der wirtschaftlichen Beziehungen Berlin, 5. März. Die Zweigstelle der Deutsch-Englischen Gesellschaft in Köln beging am Sonnabend ihre Gründungs- leirr. Aus diesem Anlatz hatte der Vorstand der Zweig stelle, Freiherr von Schröder, zu einer Eröffnungsveranstal tung in der Industrie- und Handelskammer geladen Nach der Begrüßung der zahlreich erschienenen Gäste legte Freiherr von Schröder den Zweck und die Ausgaben der Deutsch-Englischen Gesellschaft dar. Nachdem Mr. Te- uant, Vorstandsmitglied der Anglo-Eerman-Fellowship die Glückwünsche der Schwestergesellschaft in London überbracht hatte, nahm der englische Bankier Frank C. Tiarks das Hort zu dem Thema: „Finanz- und Handelsbeziehungen mischen England und Deutschland." Deutschlands Devisenpolitik war unvermeidlich. . Tiarks gab seiner Meinung Ausdruck, datz bei einer wternationalen Handelslage, wie sie vor einigen Jahren bestand, und bei dem damaligen enormen Betrag der aus- landischen Forderungen gegen Deutschland die deutschen Devisenmatznahmen unvermeidlich waren. Man müsse aber hoffen, datz man innerhalb eines nicht zu langen Zeit- taumes dem Ende dieser Matznahmen werde entgegensehen wnnen. Er hoffe auch, datz vor dem Ablauf des gegenwär- Mn Stillhalteabkommens am 31. Mai d I. Mittel und H«ge gefunden sein würden, um das nächste Abkommen zu oereinfachen und zum gegenseitigen Vorteil von Schuldnern und Gläubigern zu verbessern Die nach diesem Reinigungs- ?kozeß noch übrigbleibende Schuld sollte dann allerdings ^tens der ausländischen Banken nicht weiter liquidiert Aden. Vielmehr sollte der Sinn dieses Volumens sein, bie Zeitspanne bis zu dem Tage zu überbrücken, wo zwischen A deutschen Banken und Industrien und ihren Londoner Bankverbindungen freie und lebhafte Beziehungen wieder ^gebaut werden könnten. Die deutsch-englischen Jn-dustrie- befprechungen seien der verheißungsvolle Anfang eines ge meinsamen Weges, der — zunächst aus dein Gebiet des Außenhandels, später auch allgemeinpolitisch — zu einer europäischen Schicksalsgemeinschaft führen könnte Henderson beim Empfang im Rathaus . Am Abend gab der Oberbürgermeister der Stadt Köln, A Schmidt, im Hanfasaal des Rathauses einen Empfang, uu dem der Königlich Britische Botschafter Sir Nevile Henderson, der Reichsminister der Finanzen Graf Schwerin von Krosigk, als Vertreter des Reichsministers des Auswär tigen von Ribbentrop Staatssekretär Keppler sowie zahl reiche weitere Vertreter der Partei, der Behörden und der westdeutschen Wirtschaft teilnahmen. Bei dem an den Emp fang sich anschließenden Esten wies Oberbürgermeister Dr. Schmidt auf die Verbundenheit hin, die zwischen den Zielen der Deutsch-Englischen Gesellschaft Köln nnd den Bestrebun gen der Hansestadt Köln bestehen. In seiner Erwiderung ging der Königlich Britische Bot schafter in Berlin, Sir Nevile Henderson auf die Sicherung des Weltfriedens ein, der erst dann von Dauer sei, wenn England imstande sei, sich zu verteidigen. Der Redner fuhr fort, datz er mehr als einmal gefragt worden sei: „Welche Garantie haben wir, datz Ihre Rüstungen später nicht zu einem Angriff auf Deutschland benutzt werden?" Auf diese Frage habe Lord Halifax vor etwa einer Woche im Ober haus eine überzeugende Antwort gegeben, indem er aus- fllhrte: „Es gibt keine Partei und keinen Staatsmann in England, der für einen Augenblick an einen Angriffskrieg denken würde, oder der für eine solche Politik die Unter stützung unseres Volkes erhalten würde." Jeder, so fügte der Redner hinzu, der das Gegenteil glaubt, verkenne den Charakter und die Mentalität des britischen Volkes. Es sei aber anderseits ebenso klar, datz jede britische Partei, jeder Staatsmann und jeder Eng länder im Falle der Selbstverteidigung jederzeit mit Ge walt eine Bedrohung der eigenen Unabhängigkeit und der lebenswichtigen Interessen Großbritanniens abwehren würde. Er wolle diese öffentlichen Aeußerungen zitieren, weil er fühle, daß einige Mißverständnisse über diese wich tigen Punkte in Deutschland bestünden. Je eher alle Miß verständnisse über diese Frage beseitigt würden, um so klarer werde der Weg, zu jenem herzlichen deutsch-englischen Ver ständnis führen, für das er als Seiner Majestät Botschafter in Berlin arbeite. Der britische Premierminister habe in seiner Rede in Blackburn vom 22. Februar die Worte des Führers wieder holt, daß es ein Glück für die ganze Welt sein würde, wenn das deutsche und das englische Volk zu einer vertrauens vollen Zusammenarbeit gelangen könnten, und Chamber lain habe diesen Worten hinzugefügt, datz er sich keinen grö ßeren Beitrag zum Weltfrieden denken könne. Die ganze Welt sehne sich heute nach einem festen und dauerhaften Frieden. Japaner stießen bei Hankau vor Brennende Dörfer bezeichnen die Rückzugsstraße der Chinesen Schanghai, 5. März. Die japanischen Operationen prowestlich von Hankau führten am Sonntag zur Ein- Wme der Stadt Nganlu am Hanfluß, wo sich die chine- Wen Hauptverteidigungsstellungen befanden. Auf ihrer hMzugsstraße lassen die Chinesen brennende Dörfer In der Provinz Kiangsu wurden 200 Dschunken, die A chinesischen Truppen auf dem See Hung-tsö-Hu fuh- A von japanischen Fliegern angegriffen und zum größ- «X Teil versenkt. Die Stadt Haitschau, wo sich das Haupt- Cartier der im Norden der Provinz Kiangsu stehenden pwesischen Truppen befand, ist von den Japanern er- worden. Wieder Sowjetpatrouillen auf mandschurischem Gebiet Drei Grenzzwischenfälle nördlich von Wladiwostok Tokio, 5. März. (Ostasiendienst des DNB.) Am Sonn- erfolgten an der Ostgrenze Mandschukuos bei Sui- Av», ungefähr 300 Kilometer nordwestlich von Wladi- °itok^ drei Zusammenstöße mandschurischer Grenztruppen U Sowjetpatrouillen, die nach Verletzung der inan- iHurischen Grenze die mandschurischen Soldaten ange- Wen hatten. Nach den bisherigen Meldungen wurden fünf Man- Muren verwundet, während auf feiten der Sowjettrup- 15 Mann teils verwundet, teils getötet wurden. Die zuständigen Stellen in Hsinking protestierten schärfstens beim sowjetrussischen Generalkonsul und for derten die strengste Vermetdung neuer Grenzzwischenfäll-e. 12 arabische Freiheitskämpfer verscharrt ausgesunden Jerusalem, 3. März. Einer entsetzlichen Bluttat unter den Arabern kam man jetzt auf die Spur. In einer Höhle in der Nähe von Tulkarem entdeckte man durch Zufall die Leichen von zwölf arabischen Freiheitskämpfern, die dort notdürftig verscharrt worden waren. Wahrscheinlich sind diese Araber hinterrücks abgeschlachtet worden. Um das Gemetzel zu vertuschen, wurden die Leichen dann in der Höhle versteckt. Im übrigen nehmen in ganz Palästina die „Durch suchungen" ihren Fortgang. Dabei wurden in Kafr Thulth und Rivatada je ein Araber erschossen. Sie hatten an geblich versucht, die militärische Absperrung zu durchbrechen. Das Judenblatt „Hayom" bestätigt, datz bei einer Versammlung jüdischer Studenten die britische Flagge vom Versammlungslokal abgerissen und durch die jüdische er setzt wurde. Dieser Terrorakt der jüdischen Jünglinge ist gleichsam symbolisch für den von Juda gewünschten zu künftigen Zustand. Junge Amber haben nach dem Bericht eines arabischen Blattes demgegenüber in einer ihrer Ver sammlungen energische Schritte gegen die Aufreizungen der Juden gefordert und für den Fall einer Einigung zwischen Arabern und Engländern in London eine loyale Haltung in Aussicht gestellt. Die arabische Jugend werde sich bei einem eventuellen Kampf der Engländer gegen die terrori sierenden Juden an die Seite der Engländer stellen. Aus aller Wett * Göring in San Remo eingetroffen. Generalfeld marschall Göring ist mit seiner Gattin am Sonntagvor mittag in San Remo eingetroffen. Am Bahnhof wurde er im Namen der italienischen Regierung vom Präfekten willkommen geheißen. Auf der Fahrt zum Hotel wurde der Generalfeldmarschall besonders von den deutschen Kur gästen begrüßt. * Schweres Unglück im Forstenrieder Park. — Drei Tote. Am Freitag wollte ein Personenkraftwagen im Forstenrieder Park an -einem Lastauto vorbeifahren, dessen Lenker im gleichen Augenblick ein Pferdefuhrwerk über holen wollte. Der Lenker des Personenkraftwagens, der dies offenbar zu spät bemerkt hatte, bremste stark ab und steuerte nach rechts, wobei er einen Radfahrer zu Boden schleuderte und auf das Fuhrwerk ausfuhr. Der Zusammenprall war so stark, daß der Kutscher vom Bock geschleudert wurde. Während der Radfahrer und der Kut scher sofort tot waren, wurden die drei Insassen des Kraftwagens schwer verletzt. Bei der Ueberführung in ein Krankenhaus erlag eine Insassin ihren Verletzungen. * Wrackstücke des Segelschulschiffes „Admiral Karps« anger" gefunden. Das argentinische Marineministerium in Buenos Aires hat die Agentur der Hapag davon in Kennt nis gesetzt, daß ein Kolonist an der Küste von Feuerland Wrackstücke gefunden habe, die nach Ansicht des Ministe riums von dem verschollenen deutschen Segelschulschiff „Admiral Karpfanger" stammen. Es soll sich um einen Fensterrahmen und um einen beschädigten Rettungsring handeln, der die Aufschrift „Admiral Karpfanger" trägt. Die Wrackstücke werden auf schnellstem Wege zur Unter suchung nach Hamburg gebracht. * Neue Truppenverstärkung für Französisch-Somali. An Bord des Dampfers „Marschall Joffre", der eine französische Parlamentsabordnung zur Untersuchung des Verteidigungszustandes der französischen Kolonien an der Ostküste Afrikas nach Dschibuti bringt, haben sich, der „Epoque" zufolge, in Marseille auch neue Truppenkontin gente eingeschisft, die zur Verstärkung der Garnisonen an der französischen Somali-Küste bestimmt sind. 8 Sabotageakt in Frankreich. Auf der Bahnstrecke von Valenciennes nach Lille ist in der Nacht zum Sonn abend ein Sabotageakt verübt worden. Unbekannte Tater hatten einen 62 Kilogramm schweren Bremsklotz auf di« Schienen gelegt und dadurch einen Triebwagen zum Ent gleisen gebracht. Fünf Reisende wurden verletzt. Vermut lich hat jedoch der Anschlag dem eine Viertelstunde später folgenden Schnellzug Hirson—Lille gegolten, der an dieser Stelle eine Geschwindigkeit von über 90 Kilometer er reicht. Unter diesen Umständen ist somit eine Eisenbahn katastrophe in letzter Minute verhindert worden. * Wiener «in Attentatsversuch in London. Ein neuer auf eine Eisenbahnbrücke versuchter Sprenganschlag, der durch den Einsatz eines Eisenbahnbeamten verhindert wer den konnte, erregt in London beträchtliches Aufsehen. Vier Männer, die mit einer Taxe an den Tatort fuhren, versuchten auf einer Eisenbahnbrücke im Londoner Vor ort Willesden ein Paket niederzulegen. Die Sprengung der Brücke hätte voraussichtlich den Verkehr Londons nach dem Norden lahmgelegt. Ein Eisenbahnbeamter, der die Männer rechtzeitig entdeckte, konnte sie jedoch an ihrem Vorhaben hindern, obwohl einer der Täter aus einem mitgeführten Revolver aus ihn einen Schuß abgab, der sein Ziel verfehlte. Die Attentäter konnten unter Mitnahme des Paketes entkommen. * Millionentestament in der Flaschenpost. In einer kürzlich auf der Insel Samoa angespülten Flaschenpost be fand sich ein Testament, das der Kapitän eines unterae- gegangenen Seglers im Jahre 1896 verfaßt hatte. Er verfügte, da er keine Verwandten hatte, in dem Testa ment zugunsten eines Sohnes eines Freundes, F. Col- bridge, in Liverpool. Erst jetzt konnte man Colbridge, einen heute 80 Jahre alten Mann, benachrichtigen. Die Hinterlassenschaft, die bisher auf einer Bank ruhte, hat den Wert von einer Million Dollar erreicht. Die Bank hat sich bereiterklärt, auf Grund des Flaschenpost-Testa ments die Auszahlung vorzunehmen. * USA.-Botschafter verläßt Sowjetspauien. Der Bot schafter der Vereinigten Staaten in Sowjetspanien, Bo wers, wurde zur „Berichterstattung Heimberufen". Roose velt hat den Juden Steinhardt zum USA.-Botschafter in Moskau ernannt. n Wege- it st« ei" probiert lgierige« man fick h schwer rittwetst rr macht- chickl da- steinhold hl grad< Dame«' den H«t !" Fra« viel z« tten chon de« 'fassen? ! Wen« n wieder oerlege« - Lektüre l, so daß vollte sie en, Herr llen!" korridor- sicht und n Bode« ; daruA e: „»«< eich nech rsteknn« «I iNochvruN verboten.« Aber Herr Reinhold versteht sofort und lacht, daß die Zähne aufblinken. Unverschämt braun und gesund sieht aus sür einen Stadtmenschen.. Er zieht das Taschen- v>ch aus der Tasche und tut, als ob er, schwer keuchend, A Schweiß von der Stirn wische. „Tja — was soll ich ^verlangen? Der Tarif ist noch nicht heraus. Ich werde ^hnen morgen Bescheid sagen. Sie haben Kredit bei mir!" Er lächelt ihr so direkt in die Augen, daß Mara rot A.d. Er hat so eigentümlich warme, strahlende Augen; ist nicht gerade frech, wie er sie ansieht, aber mit einem offenen Wohlgefallen. „Na, hoffentlich kann ich die Nacht schlafen, vor Sorge kber meine Schulden!" ,, „Das können Sie ruhig! Ich bin sehr bescheiden..." sagt es unnötig leise und ohne den Blick von ihrem Nstchl zu nehmen. g „Hier sind Ihre Kofferschlüssel, Fräulein!" drängt sich L»le dazwischen und gibt Mara den kleinen, klappernden Schlüsselbund, den sie von einem Stuhl ausgenommen hat. , Mara steckt ihn in die Tasche. „Danke! Der bleibt Ale noch zu! Ich will jetzt essen gehen; sonst wird es zu M." Sie zieht das Mützchen übers Haar und greift nach A Handschuhen. „Also, das ist der Hausschlüssel, nicht wahr? Das der Drücker und der für das Sicherheits- Moß... Dann also vielen Dank vorläufig! Und gute §acht!" Mara sitzt mit Fräulein Lia in dem gemütlichen klei- A Restaurant und ißt mit großem Hunger und viel Be- Men, während Fräulein Lia einen Mokka trinkt und eine "Mreite nach der anderen raucht. ,, „Können Sie denn schlafen, wenn Sie abends so ^rken Kaffee trinken?" fragt Mara. Lia zuckt die Achseln und gibt eine merkwürdige Ant- „Ich schlafe nicht gern." , Mara lacht. „Das verstehe ich nicht. Schlafen — gut Olafen — ist doch beinah das Schönste vom Leben." . „Ach, finden Sie? Mir tut es immer so schrecklich ?>d um die viele Zeit, die man versäumt. Denken Sie Acht Stunden sitzt man im Büro, dann kommt der Ag dazu, An- und Ausziehen, die Mittagspause, von der eigentlich auch nichts hat... Wenn man dann noch acht Stunden schläft — was bleibt einem dann vom Leben?" „Ja, wenn man arbeiten muß", meint Mara nach denklich, „dann muß man eigentlich die Arbeit doch auch als .Leben' rechnen. Nicht immer als Vergnügen, da haben Sie recht. Aber was sollte man anfangen, wenn man vierundzwanzig Stunden freie Zeit hätte? Das würde einem auch bald über werden." „Ach nein, mir nicht. Das heißt: Wenn es nicht lang weilig sein soll, muß man natürlich Geld ausgeben kön- den. Wenn ich mich wohlfühlen soll, muß ich in ständiger Bewegung sein: Autofahren, tanzen... Oder wenigstens muß alles um mich herum in Bewegung sein. Ith sehe auch gern zu, wenn Leute tanzen. Oder Pferderennen, oder Radrennen, oder Eishockey... Eishockey ist herr lich! Da sitzt eine Schnelligkeit drin, daß einem der Atem stockt... Aber mit geschloffenen Augen im Bett liegen — das ist doch entsetzlich langweilig!" „Ja, wenn man nicht schläft!" lacht Mara. „Eine schlaflose Nacht dauert ewig. Aber wenn man gut schläft, ist sie im Nu vorbei." „Sie soll aber nicht im Nu vorbei sein! Das ist ja gerade das Furchtbare! Das Leben ist ohnehin so kurz — da muß man in jede Stunde möglichst viel hineinstopfen, daß man fühlt: Ich lebe, ich lebe, ich lebe! Im Schlaf fühlt man doch nichts davon!" „Aber vielleicht kann man mit viel Schlaf das Leben verlängern?" „Das Leben? Doch höchstens das Alter! Ob ich fünfzig werde oder achtzig, ist mir piepegal! Da lebt man doch nicht mehr — da vegetiert man höchstens ... Fünf Jahre zwischen Zwanzig und Dreißig — dafür schenk' ich Ihnen die dreißig Jahre zwischen Fünfzig und Achtzig!" Mara könnte jetzt sagen, daß man nicht gefragt werde, welche Jahre man herschenken wolle, und daß es vielleicht auf alle Fälle ratsamer wäre, sparsam umzugehen mit dem Kapital an Lebenszeit, von dem niemand wisse, wie groß es ihm bemessen sei. Aber das klänge wie eine düstere Drohung. Sie sieht mit einem plötzlichen Erschrecken, daß Lias Gesicht weiß ist — so sonderbar durchsichtig bläulich- weiß unter den abgegrenzten Flecken von aufgelegtem Rouge. „Warum sehen Sie mich so an?" fragt Fräulein Lia plötzlich. „Sie denken wohl, man könne leicht etwas ver schenken, das einem nicht gehört? Daß ich sowieso nicht achtzig werde und wahrfcheinlich nicht einmal fünfzig?" „Ach, Unsinn!" lügt Mara. „Ich wollte nur feststellen, was Sie eigentlich für eine Augenfarbe haben. Das ist überhaupt nicht zu erkennen." Darin hat sie recht. Die Augen wechseln fortwährend die Farbe. Manchmal sind sie goldgrün wie moosiger Waldboden, auf den die Sonne scheint, manchmal schwarz- blau, schieferfarben wie eine Gewitterwolke. Der hübsche, schmallippige, rot geschminkte Mund lächelt fast immer; aber wenn die Augen sich verdunkeln, wird das Gesicht trotz dieses Lächelns traurig oder zornig. „Meine Augen? Ja, das möcht' ich auch gern wissen! Wenn ich mich im Spiegel sehe, sind sie meistens grün braun. Einer hat mir mal ein Gedicht gemacht: ,Du hast die goldenen Augen der Waldeskönigin!' Das fand ich sehr schön, und dafür hab' ich ihm meinen ersten Ku- gegeben. Und nach Jahren hab' ich gemerkt, daß er's ge klaut hatte: Es war gar nicht von ihm, sondern von Storm. Das ist die Strafe der Unbildung! Ich hab' mich gewütet, weil ich's nämlich nicht selbst entdeckt habe, son dern mich auch noch vor einem anderen blamiert. Ich glaube, ich hab' sogar gewettet, bis er mir's gedruckt zeigte. Dann habe ich auch noch diesen Schwindler ver teidigt und behauptet, das wäre sein Pseudonym. Bi er mir bewies, daß dieser Storm schon tot war, eh' ich geboren wurde ... Na, meinen Kuß könnt' ich mir nicht zurückholen. Schad't nichts! Der erste ist immer ein Rein- sall. Wenn man jung und unerfahren ist, geht man immer einem Gauner auf den Leim ... Finden Sie nicht?" „Ich weiß nicht —' sagt Mara vorsichtig. „Na, der andere redete jedenfalls immer von chenaugen'; Gedichte machte er aber nicht dazu... Sage» Sie: Wie ist denn nun Ihr Zimmer geworden? Gan» ordentlich? Gefällt es Ihnen ein bißchen?" „Ach, es geht. Sehr viel ist man ja doch nicht drin. Hauptsache, daß man seinen Kram einigermaßen unter- bringen kann. Und .Meine Tochter hat ja alle Fächer sehr sauber mit Papier ausgelegi... Zu komisch, wie sie immer von dem Balg Meine Tochter' sagt!" „Ja, weil es nicht ihre Tochter ist!" Lia schlägt sich auf den Mund. „Nun bin ich schon wieder schrecklich in diskret gewesen... Aber Sie lassen sich ja nicht anmerkeu, datz Sie irgend etwas wissen? Das wäre mir scheußlich unangenehm. Vielleicht ist's ja auch gar nicht wahr? Ich weiß es nur durch das Geklatsche der Portiersfrau. Schlimm genug, daß man sich überhaupt mit solchen Wei- bern unterhält! Sie täten das sicher nicht, nicht wahr?" lgonsetzung folgt.)
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