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Ker englische FlvNenbvsuch in Kiel. St« Versvh««»g»fesr. «ch 8. Juli. Am SonnaLend ist dk erste Divifion L« «eiten britischen Kreuzergeschmaber», besuchend m» den Itreuzern „Dorfttshire" und „Norfolk, unter der kührung de» Admiral» Astley-Rushton, »um Besuch in den «teier Hafen «inaelauftn. Damit sind zum erstenmal seit dem ,28. Sunt 1914 britische Seestreitkrüfte Gäste de» Deutschen Reiche». Zwei Marineschnellboote fuhren den englischen Kreuzern entgegen. Als die englischen Schiffe erreicht waren, ging ein Seeoffizier auf di« Dorsetshire als persönlicher Adjutant des englischen Admiral», ein anderer auf die Norfolk als Berkin- dung»offizi«r. Mit den Offizieren gingen Lotsen und deut- sches Dignalpersonal an Bord der Briten. Im inneren Hafen wurde di« Flagge de» Befehlshaber» der deutschen Seestreit, krüfte von den Engländern durch Salutschuss« begrüßt, für die da» Linienschiff „Schleswig-Holstein" dankte. Außerdem lie- gen im Kieler Hafen das Linienschiff „Hessen" und die Kreuzer „Königsberg" und „Karlsruhe". Nach dem Festmachen begann der Austausch der Besuche von Bord zu Bord, die von Salut schüssen begleitet waren. Der Vertreter des englischen Gene- ralkonsulats in Hamburg, Shepherd, der Befehlshaber der deutschen Seestreitkräfte, Admiral Oldekopp, der Ches der Marinestation, der Oberpräsident und der Oberbürgermeister von Kiel besuchten den britischen Geschwaderchef, Vizeadmiral Astl«y-Rus-ton, an Bord der „Vors«tshire", d«r anschltHen diesen Besuch auf der „Schl«»w1g-Holstr1n" und in d« Skd Der Führer der britischen Kreuzer Ist der deutsch«« Marin« kein Unbekannt«,. Er war «», der in der Skaaervakschlacht al» Kommandant der „Gouthamvton" die deutsch« Schlachtflott« fichftt« und durch seine Beobachtungen di« englischen leichten Streitkräfte vor der Vernichtung -«wahrt«. Der heutige Tag ist von Höflichkeitsbesuchen von Schiff zu Schiff ausgefüllt un wird mit einem Ball abschließen. Die groß« Bedeutung, die man in England dem Besuch« in Kiel beimißt, kann man daraus ersehen, daß die gesamte große englisch« Presse hier vertreten ist. „Eine Erklärung der deutsch-englische« Freundschaft." London, 8. Juli, gu dem Besuch der englischen Kriegs- schiffe in Kiel schreibt das offzielft Blatt der Regierung, der „Daily Herald": Der Kieler Besuch ist ebenso wie das Weekend in Thequer» ein« Erklärung der deut sch-englischen Freundschaft an die Welt. Die Notwendigkeit des Frie bens und der Freundschaft nicht nur mit Deutschland, sondern mit allen anderen Mächten, die gefährliche Torheit einer Dip- lomatie der Bündnisse und der Schaffung von Gegensätzen fangen an, begriffen zu werden. v-erschlestensa-rt -e» ».Graf A-pp-K»-« Gleiwitz, 8. Juli. Da« Luftschiff „Graf Zeppelin", km um 7.88 Uhr in Friedrichshafen zu einer Landung»fahrt nach Oberschiesten aufgestieaen war, erschien kur» nach I7.SO Uh» über Gleiwitz un» setzt« nach einer Schleift Wer der Stadt gegen 17.85 Uhr zur Landung an. Die «twa 180000 Per« svnen, di« der Landung de» Luftschiffe» beiwohnten und nicht nur au» Schlest«», sondern auch au« der Tschechoslowakei und Ostoberschleflen nach Gleiwitz geeilt waren, stimmten, al« da» Luftschiff zur Landung anfttzte, da» Deutschlandlied an. Um 17.88 Uhr wurden di« Landetau« abgeworsen und bald darauf setzte das Luftschiff auf d«m Boden auf. Nach dem Wechsel der Passagiere und der Uebernahme von Wasser startete da» Schiff um 18. 88 Uhr wieder zur Rückfahrt nach Friedrichshafen. Auf seiner Landungsfahrt nach Gleiwitz überflog da» Lust, schiff Sonntag mittag 13.08 Uhr in «twa 150 Meter Höhe di« Stadt Chemnitz. 13 Minuten nach Mitternacht erschien das Luftschfiff auf der Rückfahrt nach Friedrichshaftn abermals über der Stadt. Auch Dresden wurde überflogen. Friedrichshafen, 5. Juli. Auf besondere Einladung Dr. Eckeners wird Els worth, der Freund Amundsen» und dessen Begleiter auf den Polflügen, an der Polarfahrt des Luftschiffes „Graf Zeppelin" als Vertreter der American Geo- graphieal Society teilnehmen. Elsworth ist Fachmann für Navigation im Polargebiet. Ein Wilson-Denkmal in Posen. Sitzung -es ReichskablneNs. BerN«, 8. Juli. Da» Reichskabinett trat gestern vormittag zusammen. Die Sitzung zog sich bis in die ersten Nachmittagsstunden hin- An den Besprechungen nahm auch Reichsbankprästdent Dr. Luther teil. Zunächst wurde die allgemeine Lage besprochen, zu der sich die an dem Repara tionsproblem ressortmäßig beteiligten Kabinettsm tglieder aus führlich äußerten. In diesem Zusammenhang wurde auch die gegenwärtige Finanz-undWirtschaftslage erörtert, wobei die Möglichkeiten besprochen wurden, die zur Sanierung von Staat und Wirtschaft weiterhin noch ergriffen werden können. Das wettere Reformprvgramm -er Reichsregierung. In einer Versammlung der Vertrauensleute der katholi schen Arbeitervereine Westfalens in Hamm hielt Reichsarbeits- minister Stegerwald ein« Rede, in der er u. a. ausführte: Im Herbst sei in Verbindung mit der Sanierung der Inva- libenverstcherung ein« organische Vereinfachung»- und Der- billkgungsreform der Sozialversicherung beabsichtigt. Daneben seien größere Reformen in der Wirtschaftspolitik und kn der Staatsorganisation unvermeidbar. Der Reichskanzler habe ausgesprochen, daß der Staat willens sei, aus den Fehlern der Vergangenheit offen di« Folgerungen zu ziehen, daß aber die Privatwirtschaft ein Gleiches tun müsse. Die deutsche Privatwirtschaft habe mit vielen Milliarden kurzfristigen Aus- landsschulden Investierungen in ihren Betrieben vorgenommen und zahle damit teilweise von Woche zu Woche ihre Löhne. Das sei ein unmöglicher Zustand, mit dem jede zielbewußte Außenpolitik unmöglich gemacht werde. Ein großer Teil der kurzfristigen Schulden müsse in langfristige umgewandelt wer den. Auch das Aktien- und Bankwesen bedürfe einer gründ- l'chen Reform. Die deutsche Privatwirtschaft sei vielfach in ihren leitenden Stellen noch mehr aufgebläht und noch stärker bürokratisiert als die öffentliche Wirtschaft. Professor Donn, hat, so fuhr Stegerwald fort, in den letzten Tagen ausgeführt, daß der deutsche Steuerzahler gegen- wartig gleichzeitig fünf Aufgaben erfüllen solle: die Der- schwendungsschulden der Vergangenheit abdecken, Reparation», und Liquidationsschäden bezahlen, die Zuschüsse aufbringen für Lie strukturellen und konjunkturellen Veränderungen in der Wirtschaft (die Erhaltung der Arbeitslosen), diejenigen subven tionieren, die ihr Kapital falsch angelegt haben und die für das verloren« Kapital «ine Rente beziehen wollen, und endlich die Bedürfnisse von Reich, Ländern, Provinzen, Kreisen und Gemeinden befriedigen. Diese Dinge sind nicht zu ordnen durch bloßen einseitigen Sturm auf die Löhne, das Schlichtungswesen und die Sozialversicherung. Durch Agrarzölle, Subventionen, den aufgeblähten Derwaltungapparat in der öffentlichen und Privatwirtschaft ist das deutsche Volk heute mehr belastet als durch die Sozialversicherung. Zu Aussprachen über deutsche und fremdländische Löhne und Preise bin ich jederzeit bereit. In Deutschland verausgaben die breiten Massen etwa 70 Prozent ihrer Einnahmen für Lebensmittel, Wohnung und Verkehrsmittel von- und zur Arbeit. Wenn die deutschen Lebensmittel sowie die Preise für Wohnungen und Verkehrs mittel denen des europäischen Durchschnitts angepaßt werden, dann läßt sich sehr wohl über eine weiter« Verringerung der Löhn« reden. Den deutschen Arbeitern kommt es nicht auf die Höh« der Nominallöhne an, das haben wir bei der Inflation ausreichend ausgeprobt; das Entscheidende ist, was man sich mit den Löhnen kaufen kann. Die Landwirtschaft dürfte in absehbarer Zeit sehr wohl imstande sein, das deutsche Volk auf eigener Scholl« zu ernähren; was sie aber nicht kann, ist mehr als 60 Millionen Menschen auf deutschem Boden zu beschäf tigen. Ohne fundamentale Umstellung der deutschen Landwirt, schast auf vielen Gebieten gibt es für sie keine Rettung auf längere Ächt. Es wird sich sehr bald herausstellen, daß hohe Zölle nur kurzfristige Hilfsmittel für di« Landwirtschaft sind. Das kommende Jahr stellt an Politik und Wirtschaft, aber auch an di« Nerven des deutschen Volkes Anforderungen in einem gigantischen Ausmaß. Aus der Frosch- Perspektive der einzelnen Interessentengruppen sind dies« Ding« bestimmt nicht zu meistern; auch mit Putschen, Spektakel un- agitatorischem Lärm ist ihnen nicht beizukommen. Nur klare Erkenntnis, guter Dille auf br«iter Front, entschlossene» Wollen sowie mühsam» und »äh« AWett führen »um Ziel«. Keine Herabsetzung -er Noien-eckungs- grenze. Berlin, 8. Juli. Die für heute anberaumte Sitzung des Generalrates der Reichsbank, an der nur ein Tei der Mitglieder des Generalrates teilnahm, begann gegen 8.48 Uhr und «ndet« gegen 10 Uhr. Allem Anschein nach standen die Verhandlungen bereits im Zeichen des französisch-amerika nischen Ausgleiches, was teils daraus hervorgehl, daß in der so plötzlich einberufenen Sitzung keine einschneidenden De- fchlüsse gefaßt worden sind. Was die in Aussicht genommenen Maßnahmen betrifft, so handelt es sich auch jetzt noch um di bereits eingeleiteten Kreditrestriktionen, di« je nar der Lage eine Steigerung oder Abschwächung erfahren sollen. Außerdem wurde bei dem Problem der in Aussicht zu nehmen- den Maßnahmen auch die Kreditfrage behandelt und in diesem Zusammenhang die Heranziehung des Golddiskont, kredits in Höhe von 50 Millionen Dollar beschlossen. Die Fra ge der Prolongierung des Rediskontkredits ist dagegen nicht erörtert worden. Wie di« über die Sitzung ausgegebene Mitteilung sagt, hat di« Frag« der Herab- setzun g der Deckungsgrenz« im Rahmen Ker heutigen Erörterungen kein« Nolle gespielt. Zusammenslöhe in München. München, 2. Juli. Nachdem am Sonnabend das Braune Haus, der Sitz der Nationalsozialisten, besetzt wor- den war, kam es am heutigen Sonntag wiederholt zu Zwischen, fällen zwischen Nationalsozialisten und der Polizei. Zum Standkonz«rt im Hofgarten waren zahlreiche Nationalsozia. Men erschienen, di« als Erkennungszeichen in auffallender Weift den ,-Völkischen Beobachter" zur Schau trugen. Ms KrMtnalbeamte hiergegen einschreiten wollten, rotteten -sich die Nationalsozialisten zusammen und gingen gegen die Be- amten tätlich vor. Dabei wurde nach der Mitteilung des Polizeiberichtes «in Beamter niedergeschlagen. Di« Musik kapelle unterbrach das Konzert und rückte ab. Ueberfallkom- mandos trieben die Demonstranten auseinander. Fünf Na tionalsozialisten wurden festgenommen und dem Schnellrichter übergeben. Nach 16 Uhr kam es in der Nähe des Karoliner- Platzes zu einer Schlägerei zwischen Nationalsozialisten und politischen Gegnern, wobei abermals Ueberfallkommandos aus rücken mußten und vier Personen festgenommen wurden. Enthüllung des Stresemann-Ehrenmals. Mainz, 5. Juli. In Anwesenheit von Vertretern des Reichspräsidenten, der Reichsregierung, des Reichstages, des Dölkerbundsrates und Briands fand im reich beflaggten Mainz die feierliche Einweihung des Stresemann. Ehrenmals statt. Die Weiherede hielt Reichsaußenminister Dr. Curtius, der u. a. ausführte: Ich komme von der Stätte seines Wirkens, die in den letzten Wochen gleichsam mit politischer Hochspannung geladen war. Nur langsam be ginnt sich die Spannung zu lösen. Noch ist «ine vollständige Einigung in Paris nicht erzielt. Wir zweifeln aber nicht an der Sicherung des Feierjahres und der Erleichterung für Las deutsche Volk. Wir hegen die Hoffnung, daß die Durchführung des großen Planes des Präsidenten Hoover eine neue Phase der Weltwirtschaft einleitet und die Bohn freimochen wird für vertrauensvollere Zusammenarbeit der Völker zur Stabi lisierung eines dauerhaften, gerechten Friedens. Mehr zu 'agen über die gegenwärtige Lage und die Ausgaben der näch- sten Zukunft verbieten Ort und Zeit. Im Namen des Reichs- Präsidenten, der Reichsregierung, -es Reichstages und Briands wurden Kränz« am Ehrenmal niedergelegt. « Deutschland erwache! Bei der Enthüllung des Stresemann.Ehrenmals ereignete sich ein Zw i s che n fall. Nachdem Abg. Dingeldey seine Gedächtnisrede beendet hatte, stieß ein unter den Fah- nendeputationen in unmittelbarer Näh« des Mikrophons für die Rundfunkübertragung stehender, unauffällig gekleideter Mann den Ruf aus: „Deutschland erwach«!", der natürlich auch über di« angeschlossenen Rundfunksender zu hören war. Der Mann wurde festgenommen. Berlin, 5. Juli. Der badisch« Landtagsabg. Oberstleutnant a. D. Bauer hat seinen Austritt aus der Deut- schen Dolkspartei und seinen Uebertritt zur Deutsch- nationalen Volkspartei erklärt. Dauer, der dem Badischen Landtag seit 1925 angehört, ist 1. Vorsitzender der Ort», gruppe Karlsruhe der Deutschen Dolkspartei. Turin, 5. Juli. Der Herzog von Aosta, ein Neffe des Königs, ist im Alter von 68 Jahren gestorben. Der Her- zog befehligt« im Kriege die dritte Armee auf dem Karst und an der Piave. Bei den politischen Vorgängen der Nachtrieas- zeit hatte «r sich al» erste» Mitglied de» Königshaus«» offen zum Faschismus bekannt und wurde damals als Thronkandi dat genannt, fall» der König sich der faschistischen Bewegung widersetzt hälft Pose«, 8. Juli. Im Mlson-Park fand die Enthüllung Lea von Paderewski gestifteten Denkmals Wilsons statt. Prä sident Hoover hat bei dieser Gelegenheit eine Botschaft an da» polnische Volk erlassen, in welcher er auf die amerikanisch, polnischen Beziehungen hinweist. Der Papst gegen Muflottni. Münch««, 5. Juli. In einem vom „Bayerischen Kurier^ veröffentlichten Rundschreiben an die Oberhirten der katholi schen Kirche wendet sich Papst Pius mit großer Ausführlich keit und Eindringlichkeit gegen die Maßnahmen, die auf Veranlassung Mussolinis über -ft katholisch« Aktion in Italien verhängt wurden. Es heißt da u. a.r „Tausende von fremden Besuchern, die ni« kn Italien oder in Rom fehlen, haben persönlich die oft gottlosen und gottes lästerlichen Verunehrungen feststellen können, Lie Gewalttätig keiten, die Beschimpfungen, die Roheiten, die man gegen Orte, Sachen und Personen begangen hat im ganzen Lande und an diesem unserem Bischofssitz, die wir auf Grund sicherer und genauer Informationen wiederholt beklagen mußten." Gleich empört behandelt der Papst die Darstellung, wonach di« wider spruchsvolle Lage in Italien auf Befehl einer „auswärtigen Macht", nämlich Les Vatikans, eingetreten sei. „Mr haben", sagt der Papst dazu, „nie geglaubt daß wir als auswärtige Macht betrachtet werden können besonders von Katholiken und katholischen Italienern." Anruhen auf Korea. Tokio, 8. Juli. In der Korea benachbarten chinesischen Provinz Kirin haben chinesisch« Pächter die von koreanischen Bauern errichteten Derieselungsanlagen zerstört. Es kam zu einem Zus amm« nstoß, der von chinesisch«» Soldaten durch Mäschinengewehrftper beendet wurde. Das Vorgehen hat auf Korea große Erregung hervor- teruftn. In Tschimulpu und Söul wurden chine- ische Läden von Koreanern gestürmt. In Tschimulpu versammelten sich die Chinesen vor dem Kon- ülat und drangen auf die Koreaner mit Dambusstöcken ein. Es soll zahlreiche Tote gegeben haben. Bruch zwischen Bolivien un- Paraguay. Paris, 5. Juli. Wie Havas aus Asuncion meldet, ist >er bolivianische Gesandte mit dem Personal seiner Gesandt- chaft abgereist. Gleichzeitig hat Lie Regierung von Paraguay hren Gesandten angewiesen, La Paz zu verlassen. Der Bruch, >en das erneute Aufflackern desStreitesum das Gran Chaco-Gebiet befürchten ließ, ist damit vollzogen. i», Bueno» Aires, 8. Juli. Nach Meldungen aus Pern >at sich ein Bataillon Infanterie geweigert, eine Abtei lung meuternder Soldaten anzugreifen. Di« Offiziere des Bataillons wurden darauf verhaftet und ander« Truppen zur Bekämpfung der Insurgenten herangezogen. Leipzig, 5. Juli. Dor Lem Reichsgericht hatte am 9. Juni ein großer Spionageprozeß gegen neun Angeklagte begonnen, die beschuldigt waren, von 1927 bis 1930 fortgesetzt Industriegeheimnisse des Leunawerks und weiter auch im Interesse der Landesverteidigung geheimzuhaltendes militä risches Tatsachenmaterial einer fremden Macht zur Kenntnis gebracht zu haben. In dem Prozeß, der während seiner gan- en, fast vierwöchigen Daurer unter Ausschluß der Oeffentlich- eit geführt worden ist, wurde gestern Las Urteil verkündet. :s erhielten der Oekonomievevwalter Felix Amann und der Händler Wilhelm Becker je 8 Jahre Zuchthaus, der äufmann Leonhard Stay 6 Jahre Zuchthaus, der Reichswehrobergefreite Albert Sarter aus Wolfenbüttel 3 Jahr« Zuchthaus, die Ehefrau Sofie Becker 1 Jahr 9 Monat« Gefängnis, deren Sohn aus erster Ehe, der Reichs wehrgefreite beim 6. Reiterregiment in Demmin, Paul Voll rath 2 Jahre Gefängnis, der Bauingenieur Kurt Kühling 2 Jahr« 6 Monate Gefängnis und der Bäckergeselle Georg Haugk und d«r Schleifer Fran» Altmann ft 9 Monate Ge- ängni». Riga, 5. Juli. Im lettischen Parlament kam es zu einem chweren Zusammenstoß zwischen Abgeordneten der russischen Minderheit und Sozialdemokraten. Der orthodoxe Erzbischof on Riga, Johann, der als russischer Abgeordneter dem rechten flügel des Parlaments angehört, hielt «ine äußerst scharfe Red« ,«gen die Sozialdemokraten, in der er sie des Bonzentums und »es Verrats an den Massen bezichtete. Mit dem Ruf,Lügner und Betrüger!" begannen die aufs äußerste erregten Sozial- emokraten Mit Gegenständen nach dem Erzbischof zu werfen. Dann stürzten sich mehrere Sozialdemokraten auf den Redner und warft» ihn von der Tribüne herab. Ihm eilt« der russi- che Abgeordnete Kirilow zu Hilfe. Cs entstand «in« groß« Schlägerei, in deren Verlauf der Erzbischof und Kirilow au« dem Saal hinausgedrängt wurden.