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1887. Schandau, Mittwoch, den 19. Januar Amtlicher Theil. Bekanntmachung, »nd Paulig. mit am und und Ministerium des Bnnern. Schandau, den 17. Januar 1887. Der Stadtrat. Bürgermstr. Wieck. Die Sparkasse zu Schandau ist wieder geöffnet Mittwoch, den 26. Januar l. I. wird an diesem Tage, sowie am 27., 28. und 29. d. M. vormittags von 9 bis 12 Uhr nachmittags von 2 bis 4 Uhr, darnach aber wie gewöhnlich Mittwochs und Sonn Sächsische ClheÜMg. AmtMütt „ »m. MM* -MM»»* - abends vormittags von 9 bis 12 Uhr für sämmtlichc Sparkusscngeschäste und au den Nach« Mittagen sämmllichcr Wochentage von 2—4 Uhr jedoch nur für Einzahlungen expedirt werden. Schandau, den 18. Jannnr 1887. Die Sparkassenverwaltung. Bürgermeister Wieck. --------------------- Mattes für 1 Mark 2S Pf. vierteljährlich zu beziehen.— Inserate fiir da« MiNwachsbilM Die SE "nd Sonnabend y ug,. erbeten. - Preis für die gespaltene CorpuSzeile oder deren Nanin 10 Pf., Jnferate unter fünf Zeilen Lm " f-üh » Uhr, für „eh,neu an in Hohnstein Herr Mrgeemstt, Hesse, in Dresden und Le.pz.g d.e Annoneen- werdcn mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder compücnte nach L Vogler, Jnvalidendank und Nud. Mosse. Verordnung „„ sjmmtlich- «mtsh-u.em-noschof«-», Sia»«,»«»-, Bürg-^n-.a-- und G-meind.vorständ-, die Wahlen zum Reichstag betreffend. Nachdem durch Kaiserliche Verordnungen vom 14. laufenden Monats der Reichs- tag anfgclöst nnd znr Vornahme von Neuwahlen <Ier 21 Vekrnnr «I. ck < festaesclrt worden ist, so werden die Gemciudcobrigkcitcn — als welche in 1"cicr Besichung für di?Städic, in welchen die Ncvidirte Städtcordnnng gilt, die Stadtraihe, für die Slmlc, in welchen die Slädtcordnnng für mittlere nnd kleine Städte gilt, dlc Bürgermeister, nud für das platte Vaud die Amlöhauptmannschasicn zu betrachte» sind — h^dur^ Beobachtung der in dem Wahlgesetze für den Reichstag vom 81. Mai 1869 (2'"°^^ blatt vom Jahre 1869, Seite 145 fg.) und in dem zn AnSslihrnng dieses Gesetzes er lassenen Reglement vom 28. Mai 1870 (Bundesgesetzblatt v. .3-1870, «eite 275 g.) cnlhaltcucn Bestimmungen nngesäumt, nnd zwar zugleich für die in ihren Bezirken geleg nen ercuilcn Grundstücke die in den 88 6 und 7 des augczogeucn Reglements vorgcschrlcbcnc ycbgreuzung der Wahlbezirke vorznnchmcn. 5)iernächst haben die Stadlräthc, Bürgcrmcistcr nud Gemciudevor,taube in Ge- mäschcit von 8 8 de« Wahlgesetzes und 8 1 de« Reglements die Wählerlisten auf- zustell N, welche in mehrere Wahlbezirke ciuzutheilcu sind — 8 7 Absatz 3 des Reglements — hat die Aufstellung dieser Listen für jeden Bezirk gesondert zn erfolgen nnd es sind daher die Gemcindcvorstande von den Amtshauptmanusch asten wegen der gc- schchcncn Bczirksciulheilung rechtzeitig mit Anweisung zn versehen. Die Auslegung der Wählerlisten hat spätestens um 24. ckunn»r «I. ck. zu erfolgen und cs ist deshalb von den Stadlräthc», Bürgermeistern und Gemeindevor- ständen vorher die in 8 2 des Reglements vorgcschricbcuc Bckamnmachnng zu erlassen. Die für die Wahlhandlung benöthigtcu Protokoll- nnd Gegenlisten Formnlarc wer» den für die städtischen Wahlkreise den Stadlräthcn und bcz. Bürgcrnieisteni, für die Wahl bezirke des platte» Landes dcu Amtshauplmauuschaften zur Bchäiidigmig an die Wahlvor steher zugchen. Dresden, am 15. Januar 1887. die bevorstehende Reichstagswahl betr. Aus Anlaß der für den 21. Fcbrnar d. I. aubernumtcn NcichStagSwahl wird die von nnS anznfcrligcudc Wählerliste für die einen Wahlbezirk bildende Stadt Schandau an- gcfertigt werden nnd vom Montag, den 24. d. M. au, 8 Tage lang, demnach biö zum 30 d M. zu Jedermanns Einsicht in der Polizcicxpcdttion auf hiesigem Nathausc öffentlich anslicgc». Wir machen dies mit dem Bemerken hierdurch bekannt, daß nach 8.3 de« Reglements znr Ausführung des Wahlgesetzes für den Reichstag vom 28. Mm 1870 Einsprachen gegen die Nichtigkeit oder Vollständigkeit dieser Liste innerhalb obiger 8 Tage bei dem nntcrzcichncten Stadtratc schriftlich anzuzeigcn oder z» Protokoll zu gebe», hierbei auch die zur Bestätigung der geltend gemachten Behaupinngen dienenden Beweismittel, falls dieselben nicht auf Notorilät beruhen, bciz»brmgcn sind. . Gleichzeitig ergeht an di- Hausbesitzer und Avmmistratoren hiesiger Häuser die Aufforderung, die ihnen bereits übergebenen oder noch zngchenden Sanimelbogen zur Ermittelung der dem Deutschen Reiche angehörigen, hierselbst wohnhaften Staatsbürger, welche das 25. Lebensjahr zurückgelegt haben, unverzüglich auszufütlcn znr Vcrmcidnng von Strafe bis E^VIS LO El. HK. Nachmittags 6 Uhr ihrer Unterschrift versehen, ans hiesigem Nalhause abzugeben, da die Wählerlisten bereits künftigen Montag fertig gestellt sein müssen. Politische Rundschau. Eine schwere innere Krisis, wie sie das dcntschc Ncich bis jetzt in seinen Annalen noch nicht zn verzeichne» gehabt hat, ist über miscr Volk hcreingebrochcn: Der Reichstag hat am vorige» Freitag die Militärvorlage in der Negier- nugSfassung abgclchnt nnd ist er deshalb laut kaiserlicher Botschaft anfgclöst worden. Im unmittelbaren Anschlusse hieran verfügt cinc weitere kaiserliche Verordnung die Vor- nähme von Neuwahlen znm 21. Februar, so daß also die Nation dircct um ihre Mciunug in der Militärfrage befragt wird. Zunächst dürfte cs angczeigt erscheinen, nochmals kurz die entscheidenden Vorgänge in der erwähnten Reichstags- sihuug, an welche sich so tiefgreifende Folgen knüpfen, zn recapituliren. Bekanntlich hatten sich dnö Ccntrnm und die Freisinnigen schließlich bereit erklärt, der Regierung so weit cntgegcuzttkommcn, daß sic die von derselben geforderte volle Fricdcuspräscuzstärke von 468,000 Mann bewilligen wollten, aber nicht ans sieben Jahre, sondern nur auf drei Jahre und da die Negierung erklärt hatte, am Scpteuuat festhaltcu zu müsse», so wurde die Frage: ob Scpteuuat, ob Tricunat — zum springenden Punkte der ganzen Frage. In dem „Eventnalantrag" Stnuffcnberg war die Bewilligung der vollen Friedeuspräsenzstärke auf drei Jahre als äußerstes Zugcstäudniß der Opposition znsammeugcfaßt worden und die Abstimmung hierüber bildete daö entscheidende Moment in der Schlußsitzung vom Freitag. Vorausgegangcn waren derselben Erklärungen der Polen und Welfen, daß sie in zweiter Lesung zwar für den Antrag Stauffcnbcrg, in dritter Lesnng aber dagegen stimmen würden, während die Social, democraten erklärten, daß sie sich der verschiedenen Abstim- mnngen enthalten und mir bei der Schlußabstimmnug gegen die ganze Vorlage stimmen würden, welche Erklärungen das ganze Abstimmungsverfahrcn zur Komödie stempelten. Nach dem die verschiedenen anderen freisinnigen Amendements zur Vorlage zn Gnusten des Antrages Stanffenbcrg zurückac- zogen worden waren, wurde zunächst der Centrumsautrag auf einjährige Bewilligung von 468,000 nnd auf dreijährige Bewilligung von 441,000 Mann abgclchnt nud alsdauu der Stanffcnbcrg'schc Antrag mit 186 gegen 154 Stimmen (Con- servative nnd Nationalliberale) angenommen nnd hierauf der so abgcanderte 8 1 der Negicruugsvorlagc in fast demselben Nichtamtlicher The i l. Slimincnverhällniß genehmigt, wobei sich die Socialdemo- cratcn nnd ein Theil der Elsässer der Stimmabgabe ent- hieltem Die weitere Bcraihuug wurde durch die seitens des Reichskanzlers erfolgte Vcrlcsnng der kaiserlichen Botschaft, welche die Auflösung des Reichstages ausspricht, abgebrochen. Es ist dieser Ausgang einer in politischer wie militä rischer Hinsicht so eminent wichtigen nationalen Angelegen heit nnr tief bedauerlich, erstlich schon deshalb, weil er ge eignet erscheint, im Anslande falsche Vorstellungen über die innere Kraft des Reiches zn erwecken, nnd daun, weil er die durch die ernsten Zeitvcrhältuisse gebotene abermalige Verstärkung unserer Wehrkraft bedenklich verzögert. Man wird gewiß den beiden Hauptpartcien der Opposition, dem Ccntrum nud den Freisinnigen, nicht vorwerfen dürfen, sie wären weniger auf die Ehre nud Sicherung des Vaterlandes bedacht, als die rcgiernngSfrcundlichcn Parteien, aber eben die Frage, ob die Bewillignng der Präsenzstärke auf drei Jahre genügend sei oder nicht, bildete schließlich den nnübcr- brücklichcn Gegensatz. Die Opposition beantwortete diese Frage mit ja, die Ncgicrnng — nnd mit ihr die rcchts- stchciidcii Parteien — mit nein. Die Ncgicrnng konnte daö Schwergewicht ihrer größten staatsmännischen nud militäri sche» Autoritäten in die Waagschale werfen: Ei» Bismarck erklärte das Scptcnnat von, staatsmännische» »nd politischen, ein Moltke vom militärischen Standpunkte ans als entschie den nolhwcndig, während sich die Opposition znmcist immer wieder darauf steifte, daß die Regelung der Friedcnspräsenz- stärke von den, jeweiligen Reichstag abhängig gemacht wer de» müsse. Gerade aber diese Forderung mußte die Ncgier- nug entschieden zurückwcisc», und wen» sie hierbei besonders die heterogene Zusammensetzung der Ncichslagömehrhcit be tonte, so können ihr die Ergebnisse von der Abstimmung vom 14. Januar »ur recht geben. Die oben charakterisirtc Haltung der Socialdemocratcii, Polen, Welfen nnd Elsässer bei der Abstimmung beweist, wie sehr die Ncgicrnng Recht hatte, die Festsetzung der Hecrcsstärke nicht von so ausge sprochenen rcichsfcindlichen Elementen, dann im Weiteren überhaupt nicht von einer so heterogenen Pnrlamcntsmchrhcit abhängig zn machen und der Appell an die Nation erscheint unter diesen Umständen als eine unabweisbare Nolhwcudig- kcit. Der Ausgang dcö bevorstehenden heiße» Wahlkampfes wird zeige», ob der oppositionelle Fractionögcist auch bereits tief in die Wähler cingedrnngc», oder ob er doch noch nicht stark genug ist, die Nation in ihrem Glaube», daß alle ein seitige» Parlcibeslrcbungcn und engherzigen Fractiouörück. sichten den höchsten Interessen des Vaterlandes untergeordnet werden müssen, zn erschüttern! Einen Tag nach der Neichstagöanflösnng ist in Berlin der preußische Landtag zu seiner neuen Session ziisammcn- getrctcn. Wider Erwarten erwähnt aber die Thronrede die NcichStagsanflösnug gar nicht, wie denn die Rede überhaupt sehr nüchtern nud sehr kurz gehalten ist. Sie betont, daß das vorhergegangene wie daö laufende Rechnungsjahr be friedigende Ergebnisse gezeitigt hätten. Das nächste Etats jahr erfordert zum Ausgleich 28 7? Millionen Mark Au- leihe. Unter de» migekündigten Vorlagen befiudcu sich solche über einige Eisenbahn-Verstaatlichungen und ein weiterer kirchcnpolilischcr Gesetzentwurf, die Beziehungen Preußcuö zur Curie werden als sehr befriedigende geschildert. Der Staatöhauöhaltsctnt für 1887/88, der dem Landtage zugleich zngcgaugcn ist, schließt in Einuahmcii mit 1,288,258,307 M., in dem Ordinarium der Ausgaben mit 33596684 M. ab, zusammen demnach mit 1316717307 M. Eö crgicbt sich ei» Fehlbetrag von 28459000 M., der also nach der Thron rede dnrch eine Anleihe gedeckt werden soll. In BrcSlan findet am 20. d. M. eine Sitzung dcö Domcapitcls statt, nm die Liste der Candidatcu für den erledigten fürstbischöflicheu Sitz festzustelle». Am vergangenen Donnerstag, den 13 Januar, ist in den Ländern dcö griechisch katholischen Glaubens das Neu jahrsfest begangen worden. Es verlautet nichts von politi schen Aenßcrnugen bei den diplomatischen NenjahrSempfüngen an diesen Höfen, mich die Gratnlationöconr beim Czarcn scheint ohneAnspielnngen ans die allgemeine Lage vorübergegaugcn zn sein. Es ist dies eigentlich zu bedauern, denn vielleicht hätte da die Welt erfahren, ob der Kaiser von Rußland wirklich von so friedfertigen nnd versöhnlichen Gesinnungei! erfüllt ist, als neuerliche Gerüchte wissen wollen. Denselben zufolge werde die bulgarische Frage, Dank der Initiative des Czareu, demnächst wieder in diplomatischen Fluß kom men nnd seien diesmal die Aussichten für eine friedliche Verständigung erfolgverheißendcr. Für das Vorhandensein friedlicherer Dispositionen in Petersburg scheint neben diesen noch unbestätigten Gerüchten aber in der That die Mission