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Was soll Deutschland zahlen? Das Endringen in Lausanne. Lausanne, 4. Juli. Die vertraulichen Verhand lungen zwischen den Gläubiger machten über die deutschen Gegenäußerungen zu dem Eläubiger- vorschlag begannen heute bereits in den frühen Morgen stunden. Es fand zunächst eine Unterredung zwischen Mac donald und GermainMartin statt, an die sich eine geheime Sitzung der fünf Eläubigermächte anschloß. Man vertritt in maßgebenden englischen Kreisen die Auffassung, daß die von Deutschland verlangte völlige Streichung des Teiles 8 des Versailler Vertrages (der Tri bute und Kriegsschuldlüge) zu erreichen sei, weiter, daß in der Frage des Zusammenhanges zwischen den interalliierten Schulden und der Tributfrage der deutsche Standpunkt Be rücksichtigung finden könnte, ja, daß auch ein Entgegen kommen in der Frage der entgiiltigen Bedingungen für die Ausgabe der Bonds und der finanziellen Beteiligung Deutschlands an der Wiederaufbaukasse möglich sei. Jedoch stößt die endgültige Festsetzung -er Höhe dieser finanziellen Beteiligung Deutschlands auf große Schwierigkeiten, da die französische Regierung an der bisherigen Höchstgrenze von vier Milliarden festhält und es nach englischer Auffassung außerordentlich schwierig ist, die französische Negierung von dieser Höchstgrenze herabzudringen. Man befürchtet in englischen Kreisen, daß eine weitere Ver minderung dieser Summe neue außerordentlich ernste Schwierigkeiten für dasKabinett Herriot schaffen könnte. Nur dem energischen Eingreifen des Ministerpräsidenten Macdonald sei es gelungen, die ursprünglichen Forderungen Frankreichs von 23 Milliarden auf vier Milliarden herabzusetzen. Die weitere Ver mittlertätigkeit Macdonalds in dieser Frage stoße auf große Schwierigkeiten, da bis jetzt mit ungewöhn licher Schärfe und Hartnäckigkeit alle bisherigen Vermittlungsvorschläge deutscherseits ab- gelehnt worden seien und daher die Vermittlungs tätigkeit Macdonalds jetzt nahezu erschöpft sei. Jedoch ist diese englische Darstellung der Lage zweifel los rein taktisch zu bewerten. Die Engländer haben offen bar die Absicht, einen Druck auf die deutsche Regierung aus- zuüben. Der Endkampf um die vollständige Regelung der Tributfrage hat damit in voller Schärfe eingesetzt. Heute nachmittag die nächste Besprechung mit Papen. Lausanne, 4. Juli. Der englische Ministerpräsident Macdonald erklärte heute vormittag nach dem Schluß der Sitzung der fünf Gläubigermächte, die Verhand lungen seien außerordentlich schwierig und mühsam und erforderten viel Geduld und Arbeit auf allen Seiten. Er müsse unter allen Umständen am Donnerstag abend nach London zurückkehren, da seine Anwesenheit zu der Vorbereitung zur Ottawaer Konferenz unerläßlich sei. Herriot werde gleich nach seiner Rück kehr eine Unterredung mit ihm haben. Macdonald erklärte dann weiter, er wäre sehr müde von den schwierigen und langwierigen Verhandlungen und müsse sich jetzt zunächst einige Stunden ausruhen. Die nächste Besprechung zwischen Macdonald und dem Reichskanz ler ist für den Nachmittag vorgesehen. Ferner wird Mac donald die Vertreter von Ungarn und Bulgarien emp fangen, die nach Lausanne zu einer endgültigen Regelung der osteuropäischen Tributfrage berufen worden sind. Der deutsche Standpunkt in Lausanne schriftlich dargelegt. Lausanne, 4. Juli. Reichskanzler v. Papen hat heute vormittag durch Legationsrat Thomsen dem Präsiden ten der Konferenz Macdonald ein Schreiben überreichen lassen, in dem der Standpunkt der deutschen Abordnung zu dem Gläubigervorschlag schriftlich dargelegt wird. Das Schreiben enthält eine zusammenfassende Darstellung der Auffassung, die die deutschen Vertreter in den Verhandlun gen der letzten Tage dem Gläubigervorschlag gegenüber dar gelegt haben und umschreibt noch einmal den grundsätzlichen deutschen Standpunkt in den zur Verhandlung stehenden Hauptfragen. WimMen W das MM tzmivl Paris, 3. Juli. Ministerpräsident Herriot hatte am Sonntagabend eine lange Unterredung mit dem Präsiden ten des Finanzausschusses der Kammer Malvy sowie mit dem Eeneralberichterstatter Lemoureut über das Finanzprogramm, das am Montagnachmittag in der Kam mer beraten werden soll. Als Malvy auf die Abänderungs anträge hinwies, die vom Finanzausschuß in der Nacht zum Sonntag angenommen worden sind, erklärte Herriot, daß er sich mit dem ursprünglichen Programm der Regie rung eng verbunden fühle und alles daransetzen werde, das Programm in der Kammer zur Annahme zu bringen. Am Montag vormittag wird im Außenministerium ein Ka binettsrat stattfinden, in dem die äußerst kritische Lage des Kabinetts beraten werden soll. Herriots Rückkehr nach Lausanne verzögert? Paris, 4. Juli. Die Rückkehrdesfranzösischen Ministerpräsidenten nach Lausanne, die ur sprünglich auf Dienstag festgelegt war, ist durch die inner- politischen Schwierigkeiten, denen sich die Regierung infolge der ablehnenden Haltung des Finanzausschusses gegenüber dem Finanzprogramm gegenübersieht, fraglich ge worden. Die Beratungen dieses Programms sollten ursprünglich heute nachmittag in der Kammer stattfinden. Dazu wäre es jedoch notwendig gewesen, daß der Bericht des Eeneralberichterstatters 24 Stunden vorher, d. h. am Sonn tag morgen im „Journal" offiziell erscheint. Dies war jedoch infolge der Einstellung des Finanzausschusses weder am Sonntag noch am Montag der Fall. Herriot hat noch keinen festen Entschluß gefaßt, sondern erklärt, daß er an gesichts der innerpolitischen Schwierigkeiten keinerlei Vor aussagen machen könne. Inzwischen wendet sich die „Ere Nouvelle", die in gewissem Sinne als Regierungsorgan angesehen werden kann, scharf gegen die Haltung des Finanzausschusses und der etwa 20 radikalsozialistischen Mitglieder dieses Ausschusses, die für die Annahme der Gegenvorschläge verantwortlich gemacht werden. 4. Deutscher Reichskriegertag. Dortmund, 3. Juli. Die alte Reichs- und Hansestadt Dortmund hat aus Anlaß des 4. Deutschen Reichskrieger tages, zu dem an hunderttausend ehemalige Soldaten aus allen Gauen des Reiches erwartet werden, reichen Flaggen schmuck angelegt. Unzählige Fahnen, Wimpel und Gir landen geben ihr ein farbenfreudiges Bild. Auf den Straßen und Plätzen der Altstadt und namentlich auf den Anmarschstraßsn zur Westfalenhalle und zum Stadion herrscht bewegtes Treiben. Ueberall sieht man die ehema ligen Krieger mit ihren Vereinsmützen und Abzeichen. Als gegen 1.30 Ahr die Reichswehr in einem Sonderzuge ein traf, herrschte am Bahnhof ein lebensgefährliches Gedränge, so daß die Polizei alle Hände voll zu tun hatte, die Ord nung aufrecht zu erhalten. Die Soldaten zogen, von der Menge freudig begrüßt, mit klingendem Spiel zur Kronen burg und brachten um 3 Uhr die alten Regimentsfahnen der westfälischen Regimenter zum Festsaal des alten Rathauses, wo sie bis zur Parade am Sonntag ein würdiges Unter kommen fanden. Dortmund, 3. Juli. Im Rahmen der Veranstaltungen des 4. Deutschen Reichskriegertages fand am Sonnabend abend in der dichtgefüllten Westfalenhalle ein Empfangs abend statt, zu dem zahlreiche Vertreter der alten Armee und der Reichswehr erschienen waren. Der erste Präsident des Kyffhäuserbundes, General von Horn, erklärte in seiner Festrede, das Ziel des Bundes sei, einen einheitlich geschlossenen . nationalen Willen zu schaffen, nicht durch partei mäßigen, sondern durch gesinnungsmäßigen Zusammen 20) (Nachdruck verboten.) Peterka atmet jetzt ruhiger, die Lider werden ihm schwer. „Das Mädchen", denkt er noch einmal. „Das Mädchen! Achtmal vierundzwanzig Stunden." Seine Gedanken verwirren sich. Es geschieht das, was er schon nicht mehr erwartet hat: er fällt in Schlaf, in festen, tiefen, traumlosen Schlas. Als Peterka zwei Stunden später ins Frühstücks zimmer tritt, findet er Süchtig auch anwesend. Süchtig ist ein kleiner, niagerer Mensch, der ungemein zierlich und harmlos aussieht. Er hat schwarzes, straffgescheiteltes Haar; seine Augen, deren Ausdruck schwer zu bestimmen ist, sind hinter gewölbten Brillengläsern verborgen. Au seiner langen, gepflegten Hand, die gerade das Ei auf klopft, funkelt ein Solitär. Süchtig bemerkt Peterka nicht früher, als bis er dicht vor ihm steht. Möglicherweise gibt er sich auch nur den Anschein, ihn nicht zu bemerken. Als Peterkas breiter Schatten über den Tisch fällt, bewegt Süchtig den Kopf und läßt für einen Augenblick sein Ei in Ruhe. „Morgen, Peterka", sagt er gemütlich. „Sieht man Sie auch mal wieder? Ich hatte angenommen, daß Sie in Hamburg wären." Seine Ruhe hat etwas Verblüffendes. Es ist jetzt über ein Jahr her, daß Süchtig und Peterka sich Auge in Auge gegenübergestanden haben, und es ist nicht zu leugnen, daß Süchtig inzwischen gewaltige Fortschritte gemacht hat. Er hat ein neues Nervenmittel heraus gebracht, an das die Welt glaubt; er ist mächtig geworden; er hat vor einigen Monaten die Chemischen Werke in Burg mit seinem Betriebe vereinigt und sitzt da, wie die Spinne in ihrem Netz, jeden Augenblick bereit, es über Lorenz Peterka zu werfen. Peterka steht hinter seinem Stuhle, die Hände fest um die Lehne gekrampft. „Hütten Sie das angenommen?" fragt er in ruhigem Tone. „Dann muß das Brenneckes Schuld sein. Dann hat Brennecke Sie eben falsch informiert." Peterka hat seinen ersten Hieb geführt und beobachtet gespannt die Wirkung. Aber Süchtig scheint keineswegs ge troffen zu sein. Süchtig lacht nur; er hat eine breite un angenehme Art des Lachens, wobei er den Mund ziemlich wekt öffnet und gelbgerauchte Zähne sichtbar werden läßt. „Brennecke? Sie tun dem armen Brennecke unrecht, Peterka. Ich kenne Brennecke von früher her; ich habe ihm mal vorübergehend aus der Verlegenheit geholfen." „Er hat Sie also schon angerufen!" bemerkt Peterka trocken. „Nun gut. Nun, meinetwegen." Süchtig betrachtet ihn einen Augenblick scharf durch die gewölbten Brillengläser und widmet sich dann wieder seinem Ei. „Sie hätten Mr. Strickland jetzt nicht verlassen sollen, Peterka. Es war eine Unklugheit von Ihnen. Aber Sie sind eben leider kein Diplomat. Sie hätten diese Angelegen heit mit Chikago erst zu einem befriedigenden Abschluß bringen sollen. Aber wollen Sie sich nicht setzen? Dars ich Ihnen Kaffee bringen lassen?" „Nein — danke. Nein — einen Augenblick noch!" sagt Peterka, den Kellner durch eine Handbewegung von sich scheuchend. „Was soll das?" fragt er rauh und brutal und von einer quälenden Atemnot bedrängt. „Was wollen Sie damit sagen, Süchtig?" Der andere ist endlich mit seinem Ei fertig geworden. „Nicht viel", meint er gemütlich und legt die zu sammengeknüllte Frühstücksserviette auf das Tischchen zurück. „Vielleicht nur einen wohlgemeinten Rat, lieber Peterka. Ich weiß, daß Sie sich neuerdings in — gewissen Schwierigkeiten befinden. Der Bankerott des Bankhauses Berger u. Co. hat Sie einigermaßen mitgenommen, nicht wahr?" Jetzt lächelt Peterka. Er lächelt wie ein Mensch, der aus dem Dickicht kommt und endlich einen bekannten Weg vor sich auftauchen sieht. „Beunruhigen Sie sich meinetwegen nicht —" ant wortet er sarkastisch. „Beunruhigen Sie sich auch nicht, wenn Mr. Strickland ein wenig früher als beabsichtigt in die Staaten zurückkehrt. Ich bemerkte schon vorhin, daß Herr Brennecke Ihnen gegenüber nicht in allen Punkten zuverlässig gewesen zu sein scheint. Vielleicht war er auch nur nicht genügend orientiert." Die Augen hinter den gewölbten Brillengläsern blinzeln unruhig. Süchtig gibt keine Antwort. „Wenn es Ihnen recht ist, möchte ich nun doch an - Ihrem Tische Platz nehmen", sagt Peterka in plötzlich emporschnellender Laune und winkt dem Kellner. Peterka hat nach dem Frühstück ein langes Telephon gespräch mit Hamburg. Er erfährt, daß Mr. Strickland schluß in einer großen deutschen Front zur Lösung der Lebens- und Schicksalsfragen der Nation. General v. Horn verlas darauf ein an den Reichskanzler abgesandtes Telegramm, in dem die im Kyffhäuferbund vereinigten drei Millionen ehemaliger deutscher Soldaten von ihrem 4. Reichskriegertag aus die Erwartung aus sprechen, daß de Regierung und deutsche Abordnung in Lau sanne an den verbrieften Rechten und Forderungen des deutschen Volkes festhalten. Sodann trafen die Staffeln der Kyffhäuser-Jugend ein, die die Urkunden mit den Grüßen aus allen Gauen des Vaterlandes überbrachten. Ferner wurden Huldigungstelegramme an den Kaiser, den Generalfeldmarschall von Hindenburg sowie zahlreiche tele graphisch eingegangene Grüße verlesen, u. a. vom Reichs präsidenten, vom Kaiser, vom Kronprinzen und vom Kron prinz Ruprecht. Den Abschluß bildete eine große Kund gebung mit anschließendem Zapfenstreich und Gebet. Dortmund, 3. Juli. Der dritte Tag des Reichskrieger tages wurde am Sonntag vormittag mit einer kirchlichen Erinnerungsfeier für die Gefallenen im Stadion eingeleitet, bei der Geistliche beider Konfessionen sprachen. Der offizielle Festakt begann um 14.30 Uhr. Weit über 100 000 Krieger mit mehreren Fahnen und zahlreichen Musisikkapellen standen Kopf an Kopf, während das umliegende Gelände von einer riesigen Menschenmenge gefüllt war. Für die Vundesführer und die geladenen Gäste war ein besonderer Platz reserviert MelMWs M.-WW in l)On. Dessau, 3. Juli. Das Mitteldeutsche NS.-Treffen in Dessau vereinigte etwa 20 000 SA.- und SS.-Leute in der anhaltischen Landeshauptstadt, zu denen sich noch etwa 3000 Festteilnehmer gesellten. Der Fackelzug mit etwa 3000 Fackelträgern, der durch die Stadt führte, und auch das Ar beiterviertel berührte, ging ohne jeden Zwischenfall von- statten. Von der Treppe des Rathauses aus hielt der Gau leiter, Reichstagsabgeordneter Loeper, eine Ansprache an die Menge, in der er ein Bekenntnis der Liebe zum deutschen Vaterlande, zur Disziplin und zu Adolf Hitler ablegte. SA.- und SS.-Aufmarsch in München. München, 3. Juli. Der anläßlich des oberbayrischen Gautages der NSDAP, veranstaltete Aufmarsch von 12 000 Mann SA. und SS. in den Straßen Münchens ging am Sonntag störungslos vor sich. Adolf Hitler der mit Haupt mann Röhm und dem Stab erschienen war, nahm die Parade der SA. und SS. ab. Im Paradeschritt zogen die Viererreihen unter den Klängen der Musikkapelle mit zum Gruß erhobener Hand vorbei. Hitler stand in seinem Auto und erwiderte mit ausgestreckter Hand den Gruß. Ein Ton filmwagen von Fox tönender Wochenschau und zahlreiche Photographen hatten sich eingefunden, um die Szene fest zuhalten. . Die SA.- und SS.-Eruppen waren vielfach mit Blumen geschmückt und trugen ihre Kriegsauszeichnungen. Während die SA.-Leute vielfach noch nicht eingekleidet waren, und anstelle des Braunhemdes ein weißes Hemd mit der schwerzen Hitlerkrawatte und der roten Armbinde trugen, rückte die SS. in einheitlicher schwarzer Uniform mit Braunhemd und der schwarzen Totenkopfmütze an. Auch die Hitler-Jugend war im Zuge vertreten. Der Vorbei marsch vor Hitler dauerte anderthalb Stunden. Kundgebung der Eisernen Front in München. München, 3. Juli. Am Sonntag veranstaltete hier auch die Eiserne Front einen Demonstrationszug, der sich vom Südwesten der Stadt nach dem östlichen Stadtteil bewegte. Der Zug, der mehrere tausend Teilnehmer zählte, wurde von Kraftfahrern eröffnet. Dann folgten Abteilungen des Reichsbanners in Uniform, Musikkapellen, Trommler- und Pfeiferkorps, die Arbeitersportvereine und die Arbeiter jugend. Den Schluß bildete eine Gruppe der Roten Stu denten. Außerordentlich zahlreich waren rote Fahnen mit den weißen drei Pfeilen, dem Zeichen der Eisernen Front, vertreten. Auch wurden viele rote Transparente mitgeführt. Der Vorbeimarsch des Zuges, in dem auch viele Teilnehmer von auswärts marschierten, dauerte etwa eineinhalb Stun den und verlief ohne Zwischenfall. heute morgen ein günstig lautendes Kabel aus Chikago erhalten hat. Mr. Strickland ist im Begriffe, sich an Bord zu begeben; man merkt es seiner etwas kehlig klingenden Stimme an, daß er Eile hat, aber doch in vorzüglicher Laune ist. Er ist der Meinung, daß die Verhandlungen Zeit in Anspruch nehmen würden — es sind noch ein paar strittige Punkte vorhanden, die allmählich geklärt werden müssen; er wird sofort nach seiner Ankunft in Chikago einen ausführlichen, streng geheimzuhaltenden Bericht senden. Peterka tritt rasch und elastisch aus der Telephonzelle. „Nunalso. Ich hole es schon -"denkt er,als müsse ersich selbst beruhigen. „Schließlich habe ich durch die Entdeckung von Brenneckes Perräterei einen gehörigen Vorsprung vor Süchtig gewonnen. Und was die Verluste bei Berger u. Co. anbetrifft —" Sein Gesicht wird ernst. Er ist schon wieder am Rechnen. Vielleicht ließe sich bis zum Abschluß des Vertrages ein Arrangement mit Lewinski treffen. Er rechnet noch, als er schon vor der Halle steht und ails den Lift wartet. Die Halle ist um diese Zeit fast leer. Nur ein großer, sonderbar aussehcnder Herr sitzt unweit des Lifts in einem Klubsessel. Er ist über ein Notizbuch gebeugt, das er sinken läßt, als Peterka vorübergeht. Der Mann hat ein schwammiges, weißes Gesicht ohne Brauen und Wimpern; seine schmalen stechenden Augen wandern hinter Peterka her, der eben hinter der Lifttür verschwindet. Etwas später kommt Süchtig die Treppe vom ersten Stockwerk herunter „Morgen, Griesinger", nickt er nachlässig. „Freut mich, daß Sie so pünktlich sind." Griesinger läßt sein Notizbuch in die Tasche gleiten. „War das eben nicht Herr Peterka?" fragt er sehr wach und anfmerksam. „Wohnt er jetzt hier im Hotel?" „Wieso? Was wollen Sie von Peterka? Kennt er Sie etwa?" Griesinger zieht die haarlosen Wülste über den Äuglein in die Höhe. „Woher sollte er mich kennen? Ich habe vor ein paar Jahren sein Bild in einer Zeitschrift gesehen und mir das Signalement gemerkt. Ich besitze ein gutes Gedächtnis für solche Dinge." „Das ist gut. Das ist immerhin etwas", lächelt Süchtig beruhigt. „Ich habe nämlich einige Geschäfte für Sie in Bereitschaft, bei denen Ihnen ein gutes Gedächtnis von einein gewissen Nutzen sein kann." (Fortsetzung folgt.)