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Ottendorfer Zeitung i >— a Bezugspreis: vtertrljShrlich v^o Mark frei ins Haus. In der Geschäftsstelle abgcholt viertel- jährlich ; Mk. Einzelne Nummer w pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. 11 0 UntertmktungA- unä Änzeigebkatt rlnzeißenPrei»: Lür die kletnspalttge «der deren Raum ,« pfg. — Im RtAameMI für die kletnspaltige Petit-Zelle re pfß. Nnsei-enannahme bi» ,s Uhr mtMy». S,ll»-e-Mchr nach vereint«nestz. wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel »ad Waadel^ „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Or»L mi- Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Gkrill-,. verantwortlich fiir di« Redaktion H. Rühle in Sroß-GkiSa. Nunlmec Mittwoch, den 26. November s2. Jahrgang AmrLieher Leit. Viehzählung betr. Verordnungsgemäß ist in gleicher Weise wie im Vorjahre am 1. Dezember d. I. eine beschränkte Viehzählung vorzunehmen. Durch Umfrage bei den einzelnen Viehbesitzern werden am genannten Tage die gesamten vorhandenen Pferde, Rrnder, Schweine, Schafe und Ziegen gezählt werden. Die Viehbesitzer werden ersucht, den mit der Zählung beauftragten Herren die erforderlichen Auskünfte bereitwUÜgst zu erteilen. Ottendorf - Moritzdorf, den 25. November 1913. Der Grmeindevorstand. Oertliches und Sächsisches. Vttendorf-Gkrilla, 25. November WZ- — Der Tag der großen Pilgerfahrt nach dem Friedhof« ist vorüber, daS Fest der Toten ist in üblicher Weise begangen worden. Zahlreich sind die Menschen am Eonnabeud und Sonntag hinaus ge- wandert, die einen um ihrer Pietät für unvergessene Tote Rechnung tragend, die andern einfach aus Schaulust, aus Neugier, um „schone" Gräber zu sehen, sich an dem Schmuck zu ergötzen, der etwas unendlich trauriges verbirgt. Ein freundlicher Herbst- lag gab dem Ganzen eine versöhnlich wirkende Stimmung und trug vielleicht mir dazu bei, daß mancher Herve Schmerz Trost und Linderung sand und die Er innerung an unsere Toten friedlicher und ruhiger genaltete. Allgemein konnte man bei dem starken Besuche unserer Friedhöfe die Ueberzeugung mir sortnehmen, daß tue schöne Sitte unferec Vorfahren, an diesem einem Tage alles andere hinter dem weihe vollen Geoanten an unsere Loten zuruck treten zu lassen, trotz der rauhen Pfade nnsires modernen Lebens, noch lange nicht im Schwinden begriffen ist. Es ist eine alte Lehre, daß der Tod die Menschen gleich macht, — am Totenfest macht er auch die Lebenden beinahe gleich. Massen- gefühle, Massenslimmungen sind es, die alle beherrschen, die hierher gezogen sind, gleichviel ob arm oder reich. Gefühle des ernten Gedenkens — manchen mit Vor- würfen schüttelnd, manchem freundliche Erinnerungsbilder schenkend, manchem den Trost gewährend: Warte nur, balde ruhest du auch! Und dann als gleich starkes Atassengefühl das ernste Vorausdenken, das Luch-selbst-Wlederfinden und das Wiedersinden der andern, der Lebenden — der Fremdgewordenen. Nicht einmal das Wechnachl^sest wirkt so stark aus das Zu- sammenschmieden der Famitlenbande wie das Sichwledersinden an den Gräbern. Auch harre Herzen werden hier weich, Ent- siemoungen schmelzen dahin — ein milder Friede erfüllt die Menschen und treibt sie ju allen guten Entschlüssen. Hier im An gesicht der Graber ruhen Zwietracht und ^igenbrödelei, hier winkt unserem Weg ein gemeinschaftliches Ziel, hier schlägt eine gemeinschaftliche Trauer iyr Band um uns, hier weicht da» Geschäftliche dem Mensch- ^chen, yrer fchäml sich keiner vor dem ändern, seinen Tränen freien Lauf zu lassrn. Und hier stehen wir alle vor dem tälfelyaften Bild, dessen Schleier noch keiner gehoben yal. Wir erinnern uns wieder der merkwürdigen Stunde, da kalt und starr vor uns lag, was eben noch lebte Und cumeie. Und wir begreifen eS noch sMmer inchi, daß dieses Leven nicht mehr ch, nie mehr sein wird, daß da unten Fleisch und Blut von uns liegt — nein, längst, langst nicht mehr liegt. Eine Er leichterung dünkt es uns dann, daß sie uns la nur vocang.gangen sind den,elven Weg den auch wir gehen werden. Wie eine ferne Melodie aus dem Süden klingt es traumhaft an unsere Seele: Warte nur, balde ruhest auch duI . . . Herrlich waren die meisten Gräber geschmückt, nur an den ganz allen, den eseuüberspannten mit den eingesunkenen Kreuzen blieb eS still. Hier ruhen die wirklich Toten, — und an jedem Grabe wird es späier einmal so still werden. Ueberall aber, wo liebevolle Hände arbeiten, da leben die Verstorbenen noch im Gedächtnis der Menschen, ja sie wirken noch auf deren Gedanken und Schicksale ein, — und sie wirken meistens zum Guten. Das ist der seltsame Segen des Totenfestes. Klotzsche. Der zweite Eisenbahnviadukl über den N-fselgrund ist nunmehr fertig, gestellt und bereits mit einem Eijengeländer versehen worden. Dresden. Ein Unglückssall trug sich in der Nacht zum Sonntag unter eigenartigen Umständen m dem Grundstück Pillmtzer Straße 61 in Nieberpoyritz zu. Als einige Hausbewohner Gasgeruch auf oer Treppe be merkten, der aus der Wohnung einer 69 Jahre allen Overpostjekrelärswilwe drang, veranlaßte man die Oeffnung der Tür zu der Wohnung oer Frau. Alan fand oie Witwe und ihren Hand iol in der Schlaskammer. Wie die be hördliche Untersuchung ergeben Hal, hatte der Hund, ohne daß es demerli worden war, in oer Küche den Schlauch zum Gaskochapparal adgestreisl, sodaß das Gas ausstcömte. — Nach Unterschlagung von Postgeldern ist jeu dem 18. November der am 10. Juni 1888 in Döhlen bei Dresden geoorene Unter- offizier Paul Emil Töpfer von der 5. Kom pagnie des 177. Infanterieregiments geflohen. Lie Militärbehörde, die hinter dem Flüchtigen einen Steckbrief erlassen hat, vermutet, daß er sich nach der Schweiz gewandt hat. — Eine unangenehme Entdeckung machte am Totensonntag ein Dresdner Bamuspestor. Äls er seinem aus dem Hochplateau Cosstvaude- Ooermarlha gelegenen Landhaus einen Besuch avslalleie, fand er darin alles erbrochen und verwüstet. Von der Polizei wurde eine fünf- löpfige Bande zum Test noch schulpflichtiger Liebe ermittelt, die in Cossebaude wohnen und noch in anoeren Landhäusern gleiche Taren verüblen. — Verhaftet wurde am Sonnabend von der Gendarmeriebllgade Briesnitz in einem aus Mrrbitzer Flur gelegenen Wemvergyause der 28 jährige, vielfach vorbestrafte Gelegenheits arbeiter Hermann Büttner aus Oberpesterwitz wegen verschiedener schwerer Diebstähle. In der Briesnitzer OctSzelle zerriß sich Büttner leine Kleidung vollständig, sodaß er von der Polizei erst wieder neu eingekleidet werden mußt«, ehe er der Dresdner Staatsanwaltschaft zugesührt werden konnte. Großerkmannsdorf. Der Gasthof zum Ecdgericht, welcher am Sonnabend ver steigert wurde, ist von der früheren Besitzerin Frau verw. Sickert erstanden worden. Meißen. Aus der zu a Rittergut Gaucr nitz gehörigen Schäferei geriet die in den 40 er Jahren stehende KocbmacherSehesrau Ranft aus Constappel am Sonnabend in das Ge triebe einer Dampfdreschmaschine. Ehe jedoch die Maschine zum Stillstand gebracht werden konnte, waren ihr der Kopf und der linke Arm zermalmt worden. Großenhain. Ein verwegener Einbruchs- diebslahl wurde nachts in der hiesigen Superiatendentur ausgesührt. Vermutlich haben sich die Diebe abends in das Gebäude entschließen lassen und sind in der Nacht durch Einschlagen der Türfüllung in die Psarramtsexpedmon eingedrungen, wobei ihnen über 100 Mark Bargeld in die Hände fielen. Der herbeigerufene Polizeihund aus Radebeul nahm die Spur bis in die Nähe des Bahn hofes auf. Eö ist aber bis jetzt noch nicht gelungen, die Diebe zu erreichen. Bodenbach. Die jüngste Felssturz katastrophe am Weiher hat nunmehr ein Menschenopfer gefordert. Die in dem durch den Felssturz am meisten betroffenen Haufe deö Herrn Lampe wohnhafte 59 Jahre alte Witwe Bertha Teufel ist tm hiesigen Kranken- Hause ihren Verletzungen erlegen. Lommatzsch. Lie Kirche in Leuben, die für eine der schönsten Dorfkirchen Sachsens gilt, ist mit einer elektrischen Beleuchtungs anlage ausgestattet worden. Mutzschen. Am Sonntag früh gegen 5 Uhr brannten die Scheune, ein Seiten gebäude und ein Anbau am Wohnhause des Gutsbesitzers und Gemeindevorstandes I. Feist in Böhlitz vollständig nieder. Die Entstehungs ursache ist unbekannt. Chemnitz. Auf eigenartige Weise ver unglückte in einem Hause am Holzmarlt das 16 jährige Dienstmädchen Elsa Erna Römer. Das Mädchen saß bei offener Gasflamme am geöffneten Fenster. Die Zugluft löschte die Flamme aus, so daß etwas Gas ausströmle. Das Mädchen wurde dadurch betäubt und siel vom Stuhle. Beim Fall riß die Unglückliche von der Gasleitung den Schlauch ab, so daß das Gas nunmehr voll ausströmte. Das Mädchen wurde tot aufgesunden. — Einen Raubüberjall führte am Sonntag abend gegen 11 Uhr auf der Zwickauerstraße der 20 Jahre alle Schuhmacher Hans Schmidt auf den stellvertretenden Kassierer des hiesigen Tyalialheaters aus. Gr entriß ihm oie Akten tasche, in der er Geld oermulete und ergriff damit die Flucht. Siraßenpassanten gelang es jedoch, den Burschen, der früher als Logen schließer an dem genannten Theater tätig war lestzunehmen und der Polizei zu übergeben. Leipzig. In der Tauchaer Straße wurde eine Frau von einem Radfahrer von hinten angesayren und umger,isstn. Unglücklicherweise schlug die Frau so heftig mit dem Kopte aus das Slraßenpflaster auf, daß sie eine schwere Gehirnerschütterung daoontrug und an deren Folgen bald darauf im Krankenhauje starb. Der rücksichtslose Radfahrer konnte bis jetzt noch nicht ermittelt werden. Johanngeorgenstadt. Am Sonnabend abend brannte das Wohnhaus des Bau unternehmers Lein am Schützensteig« nieder. Lie EnlsteyungSuljacht des Brandes ist noch unbekannt. Brrh ms Tierle ben. Allgemeine Kunde des Tierreichs. 13 Bände. Mit über 2000 Abbildungen im Text und auf mehr als 500 Tafeln in Farbendruck, Kupfer- ätzung und Holzschnitt sowie 13 Karlen. Vierte, vollständig neubearbeieele Auflage, herausgegeven von Pros, vr. Otto zur Strassen. Band V: Lurche und Kriechtiere. Neubearbeitet von Franz Werner. Zweiter Teil. Mil 113 Aoolloungen im Text, 19 farbigen und 18 schwarzen Tafeln sowie 28 Loppeltufetn nach Photographien und 2 Kartenbeilagen. In Halbleder gebunden Preis 12 Mark. Der jüngst erschienene Band des neuen „Brehm", der die Eidechsen, Chamäleons und Schlangen behandelt, bringt die Abteilung der Lurche und Kriechtiere zum Abschluß. Der Band wird besonders für Aquarien- und Terrarienbesitzer eine große Freude sein; eine reiche Fundgrube für ihr forschendes Suchen ist hier aufgetan: 188 Eidechsenarten (gegen 53 in den vorigen Auflagen) 20 Chamäleon arten (gegen 1) und 232 Schlangenarten (gegen 85) sind beschrieben, noch mehr sind genannt. In erster Linie sind die deutschen Arten berücksichtigt, dann die übrigen europä ischen, die wichtigsten Formen der deutschen Kolonien und schließlich eine Auswahl der jenigen, von denen bezüglich der Lebensweise, der Fortpflanzung, der Farbe oder Gestalt etwas Besonderes zu sagen war. Und wieviel neue Arten werden im Bilde gezeigt I Allein aus den Tafeln nach Photographien könnt« man einen ganzen Bilveratlas zusammenstellin. Von den Textbildern sind die besten alten ge blieben, eine Fülle neuer ist dazugekommen. Die farbenprächtigsten Tiere stad bunt wieder gegeben, ebenso die Kreuzotter, und zwar Männchen und Weibchen nebeneinander; eine sehr wichtige und dankenswerte Beigabe. Fast alle neuen Schlangenbilder sind von. W. Heubach, der auch in diesem Band wieder Hervorragendes geleistet hat. Von dem Wenigen, was Wilhelm Kuhnert beisteuerte, sind die Tafeln „Perleidechse" und „Netz schlange" glänzend gelungen. Den rechten Hintergruud erhalten solche prächtige Bilder aber erst durch den neuen Wernerfchen Text. Aus umfassender eigener znm Teil auf großen Reisen gesammelter Erfahrung schöpfend und in der neuesten Literatur jo heimisch wie unter seinen Tieren, deren er unzählige selbst pflegte, hat es dieser Zoologe von all-n Brehm- Autoren bis jetzt vielleicht am besten verstanden neuen Wein in alte Schläuche zu füllen. Wir haben den „Brehm" vor uns wie ehedem, und doch spürt man aus Schritt und Tritt die bessernde Hand des kundigen Gelehrten, aus dessen Schreibtisch die neuesten Forschungs ergebnisse sich lückeulos zusammenfanden. Ein Blick in das Autorenregister sagt neben der systematischen Uebersicht dem Kundigen schnell genug, welche Arbeit hier geleistet worden ist, Die Verbreitungskarten am Schlüsse sind ebenfalls vollständig erneuert und auf die doppelte Zahl gebracht worden. Schlachtviehmarkt zu Dresden am 24. November 1913. Aus- trieb Stück Tiergattung Marktpreis für bd Lx Lebend- Schlacht- Gewicht 125 Ochsen 36-54 76-99 323 Bullen 42—51 81 -97 263 Kalben und Kühe 35-52 75-95 247 Kälber 52-66 98-108 813 Schafe 40—52 77—102 2222 Schweine 49—57 67—75