Volltext Seite (XML)
Vas englische Mittionenkeer. Bei allen Niederlagen, welche die Franzosen in der letzten Zeit vor Verdun erlitten, blieb ihnen stets der Trost auf die damals noch recht geheimnisvoll angeküudigte Offensive, welche die Engländer mit ihrer „gesammelten Kraft" unter nehmen sollten. Das große englische Heer, das so blutwenig zur Entlastung der Franzosen bei Verdun tat, sollte nun nach der Darstellung der französischen Blätter ans dem Grunde so zurück haltend gewesen sein, um die in vielen Monaten aufgespeicherte Kraft nicht vorzeitig und unnütz zu zersplittern. Diese Darstellung sah soweit ganz vernünftig aus, zumal alle Anzeichen auch auf die Vorbereitung der großen Offensive hin deuteten. Schon Kitchener hatte von seinem Millionen- Lrcr gesprochen, das in der Phantasie unserer Feinde immer größer geworden war, wie vor mehr als Jahresfrist das russische Heer. Um so erstaunlicher wird alle Welt von der geringen Offcnsivkrast des englischen Heeres berührt, so weit sie sich bisher bei dem großen Massen angriff geäußert hat. Bei Beginn des Krieges war der englische Soldat ein sehr beachtens werter Gegner, wenn er auch vielleicht den großen Anforderungen, die dieser Krieg an ein Heer stellt, nicht völlig entsprach. Jetzt hat aber das englische Heer einen Mangel an Offensiv-Wert offenbart, der nicht übersehen werden kann und schon von einer großen Anzahl neutraler und englandsreundlicher Pressestimmen mit Erstaunen festgestellt wird. Alle bisherigen Vorteile, die von den englisch- französischen Bundesgenossen erreicht worden sind, kommen auf Rechnung der französischen Truppen. Nördlich der Somme, wo nach den englischen - Generalstabsberichten die eng lischen Truppen zu suchen sind. — ins besondere ans dem Abschnitt Gommecourt- La Boisselle— wurde bei dein Massenaiigriff nach der Mitteilung unserer Heeresleitung gar nichts erreicht. Die geringen Raumgewinne, die durch Zurückbiegung unserer Front erzielt worden sind, kommen auf Rechnung der fran zösischen Angriffe. Die „gesammelte Kraft" der Engländer, mit der die Franzosen ihren letzten Trumpf gegen uns ausspielen wollten, hat sich nur als sehr gering erwiesen. Die Ursachen dieser eigenartigen und über raschenden Erscheinung sind ziemlich gleichgültig. In einem holländischen Blatt wird ausgeführt, daß der Vorstoß von den Engländern geradezu als „Höflichkeitsoffensive" aufgesaßt wird, die sie zu unternehmen gezwungen waren, um den verbündeten Franzosen ihre Hilfsbereitwilligkeit zu zeigen. Ihre Opfersreudigkeit wäre dann allerdings sehr klein gewesen. Vielleicht liegt in dieser Gleichgültigkeit der Engländer gegen das Schicksal Frankreichs ein Teil des Grundes für das Versagen der englischen Truppen. Aber ausschlaggebender dürfte wohl unter allen Um ständen die alte Erfahrung sein, daß viel Sol daten noch nicht ein großes Heer sind. Als England die Zwangsrekrutierung er örterte, um das Heer zu vergrößern, wurde oft genug auf den englischen Irrtum — besonders Kitcheners — hingewiesen, daß die Anschauung falsch sei, man könne aus zusammengetrommelten Leuten in aller Schnelligkeit ein gutes Heer schaffen. Die Ehrfurcht vor der Zahl wurde au hundert Beispielen, auch aus diesem Kriege, als ftilsch dargetan. Die Engländer glaubten aber an ihre Unfehlbarkeit und sprachen unausgesetzt weiter von der Vernichtung des deutschen Heeres durch die neuen englischen Millionen. Wie die .Vernichtung" unseres Heeres ungefähr aussehen wird, davon können wir uns nach den fran zösisch-englischen „Erfolgen" in den wichtigen ersten Tagen des Durchbruchversuchs ungefähr eine Vorstellung machen. Nachdem sich schon jetzt die Stoßkraft des englischen Heeres als so gering gezeigt hat, ein Urteil, das auch durch voraussichtlich zu erwar tende weitere Masseuangriffe keine wesentliche Änderung erfahren dürfte, da der Geist der Soldaten zur Beurteilung steht, fragt es sich nun, was die Franzosen in Zukunft nach diesen Erfahrungen noch für große Hoffnungen auf die Vertreibung unserer Heere über unsere Grenzen haben dürften. Frankreich verblutet immer Cme KHge. Ls Roman von Ludwig Nohmann. (Fortsetzung.) Berg selbst wurde von dieser Katastrophe furchtbar betroffen, aber er besaß Selbstbe herrschung genug, noch nach außen hin ruhig und gleichmütig zu erscheinen. Er ging täglich zur Börse, als sei nichts geschehen; er lächelte freundlich, wenn er umdrängt und befragt wurde, und bei der Regulierung genügte er seinen Riesenverpflichtungen prompt. Das rettete sein Ansehen und hob seinen Kredit ins Ungemessene. Daheim aber brach er völlig zusammen und selbst in seinem Bureau war er seit Tagen nicht gewesen. In diese kritische Zeit siel auch das Unglück in Hainberg. Als Berg in der Zeitung las, was dort oben auf dem Eichsfeld Fürchterliches geschehen, brach er taumelnd in einem Sessel zusammen, und dann hatte er Stunden nötig, um mit dem neuen Un-'Uck einigermaßen fertig zu werden. Dann sandte er das Tele gramm an Horst und dann auch sprach er mit seiner Tochter über Ingens Zukunft. Marie griff den Gedanken, Inge kommen zu lassen, mit großer Lebhaftigkeit auf. Sie hatte bis dahin kaum eine Anhnung von der Existenz des Mädchens gehabt; aber sie empfand tiefes Mitleid mit ihrem Geschick und brannte förmlich darauf, zu helfen. Und dann kam auch noch ein anderes hinzu: Maris stand gesellschaftlich fast ganz vereinsamt da. Der inhaltslose Durch- schnitlsverkehr Halle rhr nie behagt, sie ging mehr, und alle bisherigen Opfer konnten nicht die geringste Änderung zugunsten der Fran zosen bringen. Im Gegenteil! Vor Verdun erleiden sie weiter Niederlage auf Niederlage. In manchen neutralen Blättern wird denn auch erklärt, die englisch-französische Offensive an der deutschen Westfront sei ein letzter Ver such des Vierverbaudes, das Schicksal des Krieges zu wenden. In der holländischen Presse meint man, daß nach dem voraussichtlichen Scheitern dieses Versuches die Zeit für die Friedensver mittlung gekommen sei. In Deutschland gibt man sich keinen überschwenglichen Hoffnungen hin; aber wir sind sicher, daß der Friede bald kommen muß, falls es nur davon abhängt, daß unsre feldgraue Mauer unerschütterlich bleibt. verschiedene Uriegrnachrichten. Die Westoffensive der letzte Versuch? Im Laufe einer Unterredung mit mehreren Mitgliedern der Zweiten Kammer und einigen holländischen Diplomaten über die voraussicht liche Kriegsdauer und die Friedens - aussich 1 en erklärten die Herren, die allge meine Ansicht in holländischen Diplomatenkreijen ginge dahin, daß die jetzigen Anstrengungen der Franzosen vor Verdun und der Engländer an der Westfront der letzte große Versuch seien, eine Entscheidung herbeizuführen, und daß man bald nach Schluß der Offensive damit rechnen könne, daß Friedensvermittler in Tätigkeit träten. Aus der Unterredung ging auch hervor, daß man bestimmt glaubt, der Friedensschluß werde im Haag stattfiuden. * Die deutschen Maschinengewehre. In einem Bericht der englischen Blätter über die Ereignisse an der Westfront heißt es u. a.: „Die Mannschaften an den deutschen Maschinen gewehren starben, allein sie ergaben sich nicht. Gern blieben sie zurück, nachdem ihre letzten Kameraden gefallen waren, um ihren' tod bringenden Hagel Zu verbreiten. Niemals heben sie die Hände hoch. Welchen Schaden einige Leute von solcher Tüchtigkeit ihren Gegnern zuzufügen vermögen, zeigte sich bei dem Vormarsch der Gordon-Hochländer auf Mametz. Nur 120 Schritt trennten sie von einer deutschen Grabeulinie. Allein in dem Augenblick, wo das englische Sperrfeuer auf hörte, rückten die Deutschen ihre Maschinen gewehre heran und übergossen die Hochländer mit einem sürchterlichen Regen. Es hatte das besondere Unglück gehabt, auf die eine Ma schinengewehrabteilung zu stoßen, die in Mametz bereit war, sobald die englischen Mannschaften sich anschickteu, ihre Gräben zu verlassen. * Eine deutsche Gegenoffensive in Sicht? Die ,Daily News' meldet aus Paris: Es liegen Anzeichen vor, daß die deutsche Heeres leitung Vorbereitungen zu einer kräftigenGegenoffensive trifft. Trotz dem hat man auf englischer Seite die Überzeu gung, daß der Feind auf keinem einzigen Abschnitt der jetzigen Kampffront die moralischen und Physi schen Kräfte der Engländer übertreffen kann. Man ist deshalb vollkommen bereit, nicht allein allen Ereignissen die Spitze zu bieten, sondern die Soldaten warten sogar mit Ungeduld, auf die weitere Entwicklung der Kämpfe. Die franzö sischen und englischen Volkslieder ertönen längs der Laufgraben, jedoch auch die Deutschen sind eifrig mit dem Singen ihrer Soldatenlieder be schäftigt. Man ist davon überzeugt, daß die Kämpfe an der Somme nur die Einleitung zu größeren Dingen bedeuten, die sich binnen kurzem auch über die nördlichen Frontabschnitte hinüber erstrecken werden. * Die englischen Truppen an der russischen Front. Der Kriegsberichterstatter des ,Rußkoje Slowo' berichtet aus dem Hauptquartier des Oberkommandierenden der Süd-Westfront über die Ankunft der englischen Hilfstruppen. Von Moskau kommend, traf dieser Tage im Haupt quartier der Armee Brussilow eine englische Panzerautomobiltruppe ein, die für gernes ihre eigenen Wege und es kam ihr auch gar nicht darauf an, gelegentlich den Leuten Wahrheiten zu sagen, die eben doch niemand gerne hören mochte. Die Gesellschaft vergalt ihr indes redlich. Es wurden allerlei unbestimmte Gerüchte über Mieze Berg kolportiert und immer wieder aufgefrischt und es gab sogar Eltern, die den Umgang ihrer Töchter mit Marie sehr un gern sahen. Marie merkte das bald rind dies batte zur Folge, daß sie nur noch entschiedener ihre eigenen Wege ging, daß sie unzweideutig zu erkennen gab, wie wenig ihr an dem Urteil der Leute gelegen sei. Aber dann kamen doch auch Stunden, in denen sie sich völlig vereinsamt fühlte und dann suchte sie nach Menschen, an die sie sich inniger an lehnen konnte. Die fand sie natürlich allemal und dann entspann sich regelmäßig eine mit geradezu leidenschaftlicher Innigkeit gepflegtes Freundschaftsverhältnis; aber allemal sah sie dann auch schnell auf den Grund und schwere Enttäuschungen und neue Vereinsamung waren die Folge. Eine Enttäuschung dieser Art hatte sie gerade jetzt überwunden, und die Sehnsucht nach einer Freundin, deren Freundschaft sie voll vertrauen dürfe, war besonders stark, als Berg ihr nahe legte, Inge kommen Zu lassen. Was sie dann an Inge schrieb, das war wirtlich tief empfunden und ehrlich gedacht. Dann ging sie daran, Inge ein behagliches Heim zu bereiten. Sie sollte sich wohl fühlen in dem schönen Frankfurt und in dem vor nehmen Hause an der Taunusanlage, sie sollte bald wieder lachen lernen und ganz gewiß den Dienst an der russischen Front bestimmt ist. Sie besteht aus insgesamt 2000 Mann, Unteroffizieren und Offizieren. Unter den Mann schaften befinden sich auch Schottländer. Mallen lpeilung. In Berlin hat eine von der Zentralstelle für Volkswohlfahrt einberufene Konferenz getagt, in der kommunale Vertreter das Problem der Massenspeisung nach der grundsätzlichen, wie nach der technischen Seite erörterten. Die Verhand lung war äußerst lehrreich, weil nicht Theorien, sondern praktische Erfahrungen ausgetauscht wurden, und weil mehrere der Debatteredner bereits auf Erfolge Hinweisen konnten, die anderswv noch zu erreichen sind, — und aus die Mittel, mit denen sie erreicht werden können und tatsächlich erreicht wurden. Das Ob ist ja bei der Massenspeisung über haupt kein Problem mehr — nur das Wie. Daß die Massenspeisung bei der gegebenen Er nährungslage eine dringende Notwendigkeit ge worden ist, bestreitet niemand. Je schwieriger die Beschaffung einzelner wichtiger Nahrungs mittel — durch ihre Teuerung sowohl wie durch die Knappheit der verfügbaren Mengen —- für den Privathaushalt, vor allem für den wirt schaftlich Schwächeren wird, umso wichtiger ist die Darbietung von Mahlzeiten, die für die er reichbare Mindestgeldsumme die erreichbare Höchstsumme von Nährwerten zur Verfügung stellen. Die Bedeutung der Massenspeisung beschränkt sich, wie die Dinge heute liegen, nicht auf das wirtschaftliche, sie erstreckt sich — und zwar in sehr starkem Maße — auch auf das volks hygienische Gebiet. Schon im Frieden litt ja die Ernährung bei uns vielfach unter unratio neller Auswahl und mangelhafter Zubereitung der Nahrungswittel, Zeitmangel, Unkenntnis und Bequemlichkeit führten dazu, daß der Nährwert der Mahlzeiten keineswegs dem entsprach, was man bei zweckmäßiger, sachkundiger Verwendung der ausgewandten Geldsumme erhalten konnte. In Zukunft werden wir diese Verluste durch bessere und allgemeinere hauswirt- schaftliche Schulung zu verkleinern suchen müssen. Wir konnten sie im Frieden immerhin tragen, weil ja innerhalb der Kaufkraft der einzelnen Haushaltungen wenigstens die Mengen unbeschränkt verfügbar waren. Heute ist das nicht mehr der Fall, heute ist ferner jede Nährwerteinheit außerordentlich im Preise gestiegen, und aus beiden Gründen fällt heute jede Unzweckmäßigkeit in der Wahl der Nah rungsmittel und in der Gestaltung der Mahl zeiten ungleich schwerer ins Gewicht. Das Interesse der Volksgesundheit verlangt darum von den Städten eifrige Pflege und möglichste Ausdehnung der Massenspeisung — der Volks gesundheit, die das wichtigste Kapital der deut schen Zukunft ist. Vorläufig steht die Massenspeisung noch in ihren Anfängen. Wenn in Hamburg 17—20°/» der Bevölkerung an der Versorgung durch Zentral küchen teilnehmen, so ist das an sich ein äußerst stattliches Ergebnis. Aber es läßt immerhin noch weite Entwicklungsmöglichkeiten offen. Unter den 80—83°/o, die der Massenspeisung bisher ferngeblieben sind, finden sich sicherlich noch sehr viele, für die die Teilnahme nicht bloß eine sehr erwünschte wirtschaftliche Erleichterung, sondern auch eine erhebliche Verbesserung ihres physiologischen Ernährungszustandes mit sich brächte. All' diese Kreise gilt es durch syste matische Aufklärung allmählich für die Massen speisung zu gewinnen. Das geht nicht von heute auf morgen, soll es mich gar nicht, weil doch die technische Ausdehnung der Zentral küchen mit ihrer Inanspruchnahme Schritt halten muß. Die Massenspeisung soll gewiß keine Zwangsspeisung sein, aber sie sollte die Tendenz haben, zuguterletzt alle zu umfassen, deren freie, private Ernährnng hinter dem, was sie bieten kann, Zurückbleiben muß. politilcke Kunälckau. Deutschland. *Nach einem Bericht der »Kölnischen Zeitung' hat sich in Berlin unter dem Vorsitz des Fürsten wollte sie der neuen Freundin alle Schatten aus der Seele bannen. — — Nun fuhren sie im bequemen,. offenen Wagen zur Bahn. Berg „ leWe sich - müde in die Polster zurück, auf seinem bleichen Gesicht aber lag das freundliche Lächeln, ohne das man ihn kaum jemals sah, und er mutzte ungezählte Male grüßend den Hut lüften, während sie so dahinsuhren. Die ersten leisen Dämmerschatten lagerten bereits in der mächtigen Halle des Hauptbahn hofes, als der Kasseler Schnellzug einfuhr. Horst hatte auf besonderen Wunsch des Herrn Berg von Kassel aus die Nummer des Wagens und den Buchstaben des Abteils telegraphisch ge meldet und so war das Auffinden und Erkennen für beide Teile leicht. Marie nahm Inge in Empfang, die, ein wenig befangen von dem gewaltigen Leben und Treiben ringsum, verwirrt aus dem Wagen ge stiegen war. Sie umarmte und küßte das junge Mädchen und dann suchte sie Inges Augen. „Herzlich — herzlich willkommen!" sagte sie bewegt. „Ich sreue mich, Sie bei mir zu haben und Sie sollen sehen — nun wird noch alles gut —" Horst hatte den alten Herrn, der ihm grüßend entgegentrat, ernst und prüfend angesehen. Aber die schlanke Gestalt mit den: grauen Haupt- und Barthaar machte einen ungewöhnlich sympathischen Eindruck, und Horst fand den Ge danken geradezu absurd, daß dieser Mann, der ihn so frei und offen ansah, zum Verräter an seinem Vater geworden sein sollte. So schüttelte Wedel eine große Zahl von Männern der Wissenschaft, der Industrie, des Handels und der ländlichen Berufe zu einem deutschen Nationalausschuß Zusammengefunden, der sich zur Aufgabe gestellt hat, unter Fsrn- haltung von allen Einseitigkeiten ein einheitliches Verständnis des deutschen Volkes sür einen ehrenvollen, die gesicherte Zukunft des Reiches verbürgenden Fried ensschluß zu wecken. *Das Kriegsernährungsamt hat 700 000 ZentnerZucker für Einmachezwecke beschafft, die von den Gemeinden unter Berück sichtigung des Bedarfs der Haushaltungen ver teilt werden können. Um diese erhebliche Menge freizumachen, mutzte auf die Vorräte an Roh-- Zucker zurückgegriffen werden, die im Besitz der Bezugsvereinigung sür deutsche Landwirte und der Gemeinden für Futterzwecke vorhanden waren. Von Mitte Oktober ab wird bereits Zucker aus der neuen Ernte zur Verfügung stehen. * In dem Prozeß gegen den Neichstags- abgeordneten Dr. Liebknecht wegen ver suchten Kriegsverrats haben der Gerichtsherr und der Angeklagte Berufung eingelegt. Die Verhandlung in der zweiten Instanz vor dem Oberkriegsgericht wird voraussichtlich An fang August stattfinden. England. * Uber neue Unruhen in Irland wissen holländische Blätter aus zuverlässiger Quelle zu berichten. Danach haben in den letzten Tagen in Dublin und anderen Städten große »Kundgebungen sür Sir Roger Casement stattgefunden. Es kam in Dublin zu blutigen Zusammenstößen. Eine unbekannte irländische Gesellschaft, wahrscheinlich die Reste der Sinn- Fein-Leute, ließ überall Aufrufe verteilen, in denen die Irländer aufgefordert werden, an dem Tage, an welchem England das. Todes urteil an Sir Roger Casement vollstrecken sollte, jeden Engländer auf irländischem Boden un barmherzig niederzumachen. Italien. *Der ehemalige Ministerpräsident Gio litti erklärte in einer Unterredung,- Deutsch land und Italien hätten immer gemeinsame Interessen gehabt und es sei sonderbar, daß einige Politiker jetzt die Kriegserklärung an Deutschland verlangten. Dieser Krieg wäre ein Verbrechen gegen Italien. Ferner wandte sich der Minister gegen das Bestreben Serbiens zum Meer und meinte, die Adria müsse ein italienisches Gewässer werden. Belgien. * Reuters Agentur wird amtlich ermächtigt, zu erklären, daß die Behauptung, in belgischen Kreisen bestehe eine Bewegung zugunsten der Einverleibung holländischen Ge bietes, die von der belgischen Regierung unterstützt werde, durchaus unbegründet ist. Weder die belgische, noch die englische und fran zösische Regierung habe jemals eine Bewegung oder Pläne begünstigt oder ermutigt, die von Holland Gebietsabtretungen fordern oder Holland dazu zwingen wollen. Balkanstaaten. *Der letzte Teil der Bulgarien reise, der deutschen Abgeordneten, die Donaufahrt von Rustschuk nach Belgrad, zeigte eine reizvolle Stromlandschaft, deren Glanzpunkt das Eiserne Tor und die folgende Stromenge war. Wie ein starker Nachklang der voran gegangenen Festlichkeiten berührte die begeisterte Begrüßung mit Fahnen, Musik, Hurras und Blumenspenden in allen Donauorten von Sistow bis Milanowatz. Beim Abendessen auf dem Luxusdampfer „Sofia" stattete Abgeordneter v. Heydebrand den innigen Dank an den Organisator der Reise, Generalkommissar Tscha- praschikow, ab und bemerkte, er glaube, daß Tschapraschikow den schönsten Lohn in dem Be wußtsein finde, seinem Vaterlande genützt zu haben, indem er durch den so glänzenden Ver lauf der Reise die Beziehungen zwischen Bul garien und Deutschland noch enger gestaltet habe. Von der Grenze wurden Begrüßungs telegramme an den Zaren, die Sobranje uud Radoslawow gesandt. er denn kräftig die Hand, die Berg ihm dar geboten haste. „Ich bin Ihnen unendlich, dankbar für di« große Güte, mit der Sie unS in diesen schweren Tagen.entgegengekommen sind," sagte er warm. „Aber ich bitte — es ist doch selbstverständ lich!" Die Stimme des alten Herrn klang rauh und vielleicht ein wenig befangen. «Wenn der Anlaß nicht ein so tief trauriger wäre, dann möchte ich Ihnen fast sagen, daß es mich glück lich macht, Sie kennen zu lernen." Marie trat mit Inge zu den Herren heran und sie bot Horst freimütig die Hand, während Herr Berg sich zu Inge wandte. „Es ist lieb, Herr Bornemann, daß Sie Ihre Schwester zu uns herbegleitet haben. Sie werden, so hoffe ich, die Überzeugung mit fort nehmen, daß sie gut bei uns aufgehoben ist." Wie sie so vor ihm stand, sah sie ungemein reizvoll aus: eine elegante, ein wenig zur Fülle neigende Brünette, mit ausdrucksvollen, dabei pikanten Zügen und sprechenden dunklen Augen. Horst war ein wenig verwirrt — durch ihre Erscheinung und durch den Freimut, mit dem sie von dem Zweck seiner Reise als von etwas Selbstverständlichem sprach. „Mein gnämges Fräulein," sagte er un- sicher, „es wäre undankbar, wollte ich daran auch nur einen Augenblick zweifeln " Der Bahnsteig hatte sich allgemach geleert und so schritten auch sie langsam zum Kopf perron hin, nachdem der Diener mit der Be sorgung des Gepäcks beauftragt worden war. In dem großen Lause Bergs, das tief in