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Ottendorfer Zeitung Bezugs-preis: vierteljährlich 1,20 Mk. frei ins b^us t In öer Lcschäftsstelle abgeholt 1 Pili.» Einzelne Numwer IO pfg. j Erscheint Dienstag, Donnerstag unö k Lonnabenä Nachmittag. l Unterkaltungz- und Bnreigeblcitt Knzeigen-Preis: - Die einspaltige Zeile ober öeren Naum! . 13 pfg. Neklamen Sie einspaltige Petit-s zeile oäer Seren Baum 30 pfg. r ' 8ei belangreichen Aufträgen u.Ivieöer-! Holungen entsprechen Ser Nabatt. l Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie üen abwechselnö wöchentlich erscheinenden illustrierten Beilagen ,Felö unö Latten" unö .Deutsche Moöe unö hanöarbeit". Druck unö Verlag von Hermann Kühle, Ottenöorf-Okrilla. Nummer 82 Mittwoch, den j2. Juli sW verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Lrotz-Okrilla. §5. Jahrgang Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Die hiesigen Einwohner, welche Gänse haben wollen, werden hiermit ausgefordert, dieses sofort, spätestens bis 11. Juli im Gemeindeamt anzumelden. Es sind polnische Magerqänse Das Stück kostet 7,50 Mk. Der Preis kann aber auch ein höherer sein. Die Besteller der Gänse sind verpflichtet, auch diese dann ab zunehmen, wenn der Preis höher als 7,50 Mk. ist. Eine Bestellung der Gänse kann jedoch nur erfolgen, wenn mindesten« 1000 Stück bestellt werden. Ottendorf-Moritzdorf, am 10. Juli 1916. — Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. — Immer stärker wird dec Druck gegen die Fronten der Mittelmächte. Die letzten Reserven werden überall herangeholt, damit die Entscheidung sällt. Trotzdem unsere Feinde gegen uns M und erbittert ihre An griffe fortsetzen, haben sie in den letzten Tagen doch kaum wesentliche Erfolge errungen. Im allgemeinen ist die Lage unveründert. Die Engländer hahen wiederholt heftige An griffe angesetzt, namentlich zwilchen Ov llers und Longueoal, aber keine Fortschritte erzielt. Zur Unterstützung ihrer Truppen hatten sie vor den Angriffen wiederum sehr reichlich Gas abblasen lassen, das jedoch durch unsere Abwehrmaßregeln erfolglos verpuffen mußte. Selbstverständlich sind die Kämpfe hier noch lange nicht abgeschloffen. Im Gegenteil, es hat den Anschein, als ob an dieser Stelle neue Vorbereitungen für bevorstehende heftige Kämpfe getroffen werden. Sehr starke An griffe gegen das Troneswäldchen wurden ab geichlagen. Nördlich der Somme ist bei den Franzosen keine Veränderung zu verzeichnen. Die hier gegenwärtig herrschende Ruhe wird aber auch nur vorübergehend sein. Südlich der Somme sind die Franzosen seht tätig gewesen. Hier gelang es ihnen durch einen überraschenden Handstreich sich in den Besitz des Dorfes Biaches hart westlich Pcronne zu setzen. Damit ist.der Keil in die deutsche Front allerdings weiter vorgetrieben Ob sich unsere Feinde hier werden halten können, steht dahin. Denn die großen Nach teile, die neben den Vorteilen einer Keil- stellung innewohnen, geben häufig gute Ge legenheit für erfolgreiche Gegenangriffe, und gerade die Gegenangriffe der Deutschen waren in den letzten Tagen von gutem Erfolge be gleitet. Durch einen solchen Angriff wurde die von den Franzosen besetzte Höhe bei La Maisonnette südlich Biache wieder erobert. Auch da» Dorf Barleux, dessen sich die Fran- zosen bei ihrem Vorstöße gegen Peronne be« mächt gt hatten, mußte von ihnen wieder ge räumt werden. Während vor Belloy am Sonntag kaum Kämpfe stattfanden, wurden zwischen Barleux und Belloy wiederholte heftige französische Angriffe am Sonntag durch Gegenangriffe zurückgeschlagen. Ein bei EsüLe beabsichtigter französischer Vorstoß wurde rechtzeitig bemerkt und konnte durch deutsches Sperrfeuer niedergehalten werden Vor Verdun haben sich die Franzosen am Sonntag nach ihren am 8. dieses Monats erlittenenen schweren Verlusten zu keinen neuen Angüssen aufrassen können. Selbst verständlich wird auch dort fortgesetzt weiter gekämpft. An den übrigen Teilen der West front ist es ruhig. — Nach einer Mitteilung, die dem „Berliner Tageblatt" aus dem österreichi ch-ungarischen Knegspresseauartier zugeht, hat Linsingen seine neue Front am Stochoö, 40 Kilometer weiter weltlich, eingenommen. Die Mitteilung be sagt: „Nach der Zurücknahme seiner Truppen aus dem Siyrbogen von Czartorysk und Rafalowka hat der linke Flügel der Heeres gruppe Linsingen hinter dem breiten insel reichen Sumpfland des Stochod Flusses, 24 Kilometer östlich Kowel, neue Stellungen be zogen. Die Russen rückten parallel zur Bahn linie Sarny Kowel gegen den Stochod- abschnitt zwischen den Gemeinden Czerwiszcze und Bulewicze nach Die Russen versuchten gegenüber dem großen Dorf Siobychwa den Stochod zu forcieren, wurden aber daran ge- hindert. Flußaufwärts halten deutsche und österreichisch-ungarische Regimenter die Front verbindung zwischen Stochod und Styrknie aufrecht und schlugen auf dem Frontbogen vor Luck die Gegenangriffe der achten rus sischen A mee Kaledir ab. Nordöstlich Dubno bombardierten österre chisch ungarische Flieger Gehöfte, die dem feindlichen Korpsstab als Quartier dienen, worauf dieser auf allen Dächern Rote Kreuz-Flaggen hissen ließ. In den Waldkarpathen haben die österreichisch ungarischen Truppen Pflanzer-Baltins ihre Stellung hinter den großen Pruthbogen ver legt, worauf der Feind die Eisenbahnstation Mikuliczyn besetzte. In der Bukowina ge wannen die Oesterreicher und Ungarn das Dorf Bceaza, zwischen Kimpolung und dem Dorf Moldawa zurück und damit den Ueber- gang über den Moldawasluß, — Der „Frankst. Ztg." zufolge wird aus Stockholm gemeldet: „Rjetsch" schildert einen furchtbaren Angriff acht deutscher Aeroplane auf den Dünaburger Festungsbereich. Um >/,3 Uhr nachts erschienen die Aeroplane über der Stadt. Die ganze Luft war von fürchterlichem Geheul erfüllt. Stundenlang kreuzten die deutschen Flieger über dem Festungsbereich. Bombe auf Bombe fiel, Das russische Abwehrfeuer war uuwirksam. Zwei russische Tauben stiegen auf, vermochten aber das deutsche Geschwader nicht weg zujagen. Das stundenlange Bombardement war das Schlimmste für das an den Krieg gewohnte Dünaburg. Die deutschen Aeroplane suchten auch die Festung Rowno auf, wo sie den Bahnhof bombardierten und bei einem viertelstündigen Bombardement auch mehrfach Milttär'peicher trafen. OertUcheS und TächpscheS. Ottendorf-Vkrilla, p. Juli Wü. — Wegen Kriegswucher verhandelte am Montag die fünfte Srraikammer unter Vorsitz des Landgerichtsdireklors Schmidt gegen den 33 Jahre alten Gasthofsbesitzer, Fleischer und Viehhändler Arno Fnedrich Pietzsch in Lomnitz bei Radeberg, sowie gegen den 52 Jahre alten Fleischer und Viehkommissionär Karl Reinhold Renkewitz in Dresden-Mickten. Die Angeklagten sind beschuldigt, am 21 Februar d. I während des Viehmarktes auf dem Dresdner Schlacht- hos sechs Kühe, die Pietzsch während der Zeit vom 18. bis 20. Februar d. I. für 2310 Mk. käuflich erworben, für 3594 Mk. weiteroerkauft, hierdurch aber Preise ge fordert zu haben, die mit Rücksicht aus die gesamten Verhältnisse und besonders der Marktlage einen übermäßigen Gewinn ent halten. Pietzsch kaust bei Gutsbesitzern in der Umgegend von Dresden Vieh auf und überläßt es dann dem Mitangeklagten Renkew'tz zum kommisstonsweisen Weiter verkauf. Der Angeklagte Pietzsch zahlt für den Zentner durchschnittlich 60 Mk. Renke witz verlangte dann von dem Großfleischer Zschiedrich in Wilschdorf 80 Mk. für den Zentn-r. Zschiedrich bot 78 Mk. Der bei dem Handel anwesende Angeklagte Pietzsch gab die Kühe für diesen Preis. Da un gefähr 300 Mark Spesen in Abrechnung kommen, so bleibt bet diesem Geschäft für Pietzsch immer noch ein Gewinn von 984 Mark. Pietzsch gab an, er habe die Kühe sehr billig eingekauft. Renkewitz will nicht wissen, was Pietzsch für die Kühe bezahlt hat Nach dem Gutachten der Sachver- ständigen Angermann und Richter enthalten die erlangten Preise einen hohen Gewinn, der als unzulä'sig bezeichnet werden müsse. Das Gericht hielt den Schuldbeweis sür erbracht und verurteilte deshalb auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. Juli 19 >5 Pietzsch zu 1 Woche Gefängnis und 500 Mark Geldstrafe oder noch weiteren 50 Tagen Gefängnis, Renkcwitz zu 300 Mk. Geldstrafe oder 30 Tagen Gefängnis. Königsbrück. Entwichen ist in der Nacht vom Sonntag zum Montag ein russischer Kriegsgefangener von einem Ar beitskommundo in Cunnersdorf bei Rade burg. Er trägt die Nummer 10 708. Des- gleichen entwich in derselben Nacht ein serbischer Kriegsgefangener von einem Ar- beitskommando in Dresden. Er führt d'e Nummer 2540. Leipzig. Am Sonnabend abend ver breitete sich hier die Kunde von einem Raubmordversuch, der am Nachmittag in dem Grundstücke Promenadenstraße Nr. 3 an dem Inhaber des dort gelegenen Zigarrengeschäftes, Herrn August Holz, be gangen worden ist. Leider hat es der Täter vermocht, seinem Opfer solche schwere Verletzungen beizubringen, daß an dem Auskommen des Verletzten gezweifelt werden muß Nach den Feststellungen hat ein Unbekannter dem hinter dem Ladentische stehenden Herrn Holz mit einem Hammer von der Vorderseite des Ladentisches aus mehrere lebensgefährliche Hammerschläge über den Kopf betgebracht. Als Täter kommt em Unbekannter, 20-24 Jahre alt mittelgroß, etwa 1,6b Meter, schlank, hageres Gesicht, hellgelber Sommerüberzier, Klemmer in Frage. Die Nachforschungen und Er- örterungen zur Aufklärung der schändlichen Bluttat nnren mit allen Mitteln von der Kriminalpolizei fortgesetzt worden, als durch die Meldung einer im Nordteil der Stadt wohnenden Frau Licht in die Sache kam. Sie verdächtigte einen jungen Menschen, auf den die gegebene Beschreibung des Täters gut paßte. Es konnte weiter noch zweifelsfrei festgestellt werden, daß der Täter in dem am 22. September 1898 in Leipzig geborenen, also noch nicht 18 Jahre alten Schneidergehilfen Walther Böhme zu suchen war. Als der junge Verbrecher am Sonntag vormittag gegen »/z12 Uhr die Wohnung seiner Wirtsleute ahnungslos wieder aussuchte, wurde er sofort von Kriminalbeamten festgehallen und dem Polizeiamt zugeführt. Es war der dringend verdächtigte Böhme. Ohne ein Zeichen der Reue gestand der gefährliche Bursche seine Tat ein. Er gab zu, das Verbrechen be reits seit Freilag geplant und lediglich zwecks Erlangung von Geldmitteln aus geführt zu haben. Böhme wurde alsbald nach seiner Verhaftung dem schwerverletzten Zigarrenhändler Holz im Krankenhaus gegenübergestellt, der jetzt nach wieder- gekehrtem Bewußtsein in ihm bestimmt den Täter erkannte. Der Zustand des Ver letzten gibt jetzt Hoffnung auf Besserung. — Brehms Tierleben. Allgemeine Kunde des Tierreichs. 13 Bände. Mit über 2000 Abbildungen im Text und auf mehr als 500 Tafeln in Farbendruck, Kupferätzung und Holzschnitt sowie 13 Karten. Vierte vollständig neubearbeitete Auflage, heraus gegeben von Prof. Dr. Otto zur Straffen. Band XII: Die Säugetiere. Neubearbeitet von Ludwig Heck und Max Hilzheimer. Dritter Teil. Mit 52 Abbildungen im Text, 17 farbigen und 4 schwarzen Tafeln sowie 25 Doppeltafeln mit 146 Ab bildungen. In Halbleder gebunden 12 Mark Berlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien. Der XII Band deS neuen „Brehm" ent hält die Raubtiere und Sirenen, welche Hilzheimer, die Wale, Elefanten, Klipp- ichtteser und Unpaarhufer, die Heck be arbeitet hat. Hilzheimer hat namentlich unserem beliebtesten und Verbreitesten Haus tiere, dem Hunde und seinen Verwandten, eindringende Studien gewidmet. Die Wale stellt Heck als vollkommen zu Wassertieren umgewandelte Säugetiere ganz unter den modernen Gesichtspunkt dieser weitgetriebnen Anpassung. Dem wissenschaftlich wie wirt schaftlich gleichwichtigen Elefanten hat Heck hier eine Monographie gewidmet, die auf der Höhe des Tages steht. Das gleiche trifft zu für die Unpaarhufer, insbesondere das P erd und seine nächsten Verwandten. Das ist um so dankenswerter, als dieses edle Tier eine neue Darstellung im „Brehm" so nölig hatte wie kein anderes, zumal sich über seine Abstammung, vorgeschichtliche und geschichtliche Entwicklung wie über die moderne Gestaltung seiner Rassen eine Fülle von Stoff angehäuft hatte, die einen völligen Umschwung bedeutet. Das in der Einleitung zum ersten Säugetierbande ge gebene Versprechen, sowohl Hund als Pferd auch bildlich so darzustellen, daß auch Kenner und Züchter zufrieden sein sollten, wurde durch die Wiedergabe von Bildern typischer Sieger von maßgebenden Aus stellungen eingelöst. Welche Fülle von photographischen Tafeln überhaupt! Es werden allein 16, in der Regel je 6 Figuren enthaltende Tafeln Raubtiere geboten, darunter auch Natururkunden, wie Hyäne am Aase, schwimmender Eisbär, Zebras in der Steppe usw. Ueberraschende Bilder zur Jungenpflege und zu den Schwimm- bewegungen der Wale bringt die Tafel „Wale I". Die Farbentafeln dieses Bandes prächtige Blätter allermeist von Kuhnerts Hand, zeigen diesen weitgereisten Künstler in voller Beherrschung seines afrikanischen LiebltngSfeldes: sein Maffailöwe, sein Hyänenhund, sein Spitzohreleiant und sein Spitznashorn sind gewiß hervorragende Leistungen moderner Tiermalerei. Würdig reihen sich ihnen Silberfuchs, Zobel und Vielfraß von Watagin, ferner der Wolf von Wysotski, das Heldentier der Indianer- geschichte, der Grizzlybär von RungiuS und nicht zuletzt Meier Frieses Eisbär an. Weisen wir nun noch darauf hin, daß es Heck in immer steigendem Maße verstanden hat, bei aller Wissenschaftlichkeit den rechten Ton einer leichtflüssigen, oft auch von Humor gewürzten Darstellung zu treffen, so darf dieser dritte Band als ein würdiger Nachfolger der mit so viel Beifall aus genommenen beiden ersten Säugelierbände gelten. empfiehlt H. Rühle, Buchhaudlg.